Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Goethe. Sie wirken schön auf meinen Titan, aber nicht als Väter Richter N B Studieren Sie nie Nachts. 223. An Böttiger. [Weimar, 12. oder 13. März 1799]Hier sendet Ihnen Wieland mit Empfehlung, Dank und Versprechen10 R. 224. An Christian Otto.15 Weimar d. 13 März 99.Mein guter lieber Otto! Ich wolte, ich hätte meinen wilden Brief Goethe. Sie wirken ſchön auf meinen Titan, aber nicht als Väter Richter N B Studieren Sie nie Nachts. 223. An Böttiger. [Weimar, 12. oder 13. März 1799]Hier ſendet Ihnen Wieland mit Empfehlung, Dank und Verſprechen10 R. 224. An Chriſtian Otto.15 Weimar d. 13 März 99.Mein guter lieber Otto! Ich wolte, ich hätte meinen wilden Brief <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0178" n="164"/><hi rendition="#aq">Goethe.</hi> Sie wirken ſchön auf meinen <hi rendition="#aq">Titan,</hi> aber nicht als Väter<lb/> ſondern als Lehrer, nicht als plaſtiſche Formen dieſer Pflanze ſondern<lb/> als reifende Sonnen. — Leben Sie froh, mein Guter! Ich könte Ihnen<lb/> ſo lange erzählen als ein epiſches Gedicht zum Leſen Zeit nehmen ſol,<lb/> nämlich 24 Stunden.<lb n="5"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p><hi rendition="#aq">N B</hi> Studieren Sie nie Nachts.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>223. An <hi rendition="#g">Böttiger.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">[Weimar, 12. oder 13. März 1799]</hi> </dateline><lb/> <p>Hier ſendet Ihnen <hi rendition="#aq">Wieland</hi> mit Empfehlung, Dank und Verſprechen<lb n="10"/> des nachfolgenden Reſtes die Mondsſchrift [!]. — Wir waren beide<lb/> ſo heiter wie der Himmel. Wäre das Wetterglas in keiner zweideutigen<lb/> Bewegung: ſo macht’ ich mir eine nach <hi rendition="#aq">Gotha.</hi> Addio!</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>224. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><lb n="15"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Weimar</hi> d. 13 März 99.</hi> </dateline><lb/> <p>Mein guter lieber Otto! Ich wolte, ich hätte meinen wilden Brief<lb/> noch im — Kopfe. 1) Dich anlangend, ſo iſt in meiner ganzen Seele<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd3_182">[182]</ref></note>nicht ein Gedanke, in meinem Herzen kein Blutstropfen, der nicht mit<lb/> deinetwegen warm wäre. Ich bitte dich, laſſe von deiner dir zu ge-<lb n="20"/> wöhnlichen Zeichendeuterei ab, die nie bei mir eintrift. Und weiſt<lb/> du nicht, daß ich dir alles geradezu, auf einmal ſage? Ich gebe dir,<lb/> aber nicht du mir moraliſche, wenn auch nicht freundſchaftliche<lb/> Blöſen. Aber unſere Freundſchaft hat hoff ich einen Boden, dem Erd-<lb/> ſtöſſe nichts thun. Es ſchmerzet mich, Bruder, daß meine Unbeſonnen-<lb n="25"/> heit dich ſo verwundet hat. — Auch die Hiobsklage über das Leben<lb/> iſt nur leider mit meinen biographiſchen Farbenklekſen hingeworfen.<lb/> Du irreſt dich über meine Gegenwart, die eben und hel iſt; ich klagte<lb/> vielmehr über die zertretene Vergangenheit; der Gedanke des Kriegs,<lb/> meines Bruders, der jezigen Frechheit trat noch dazu. Begegnet iſt mir<lb n="30"/> gar nichts jezt als ein zu gutes Leben. — Hätt’ ich nur eine Frau: ſo<lb/> fragt’ ich nach dem Eſſen, nach dem Gelde und nach 100 andern Dingen<lb/> etwas. — Das übrige mündlich! In dich ſchneidet leider jeder Spinnen-<lb/> faden zu tief ein; ich habe einen Kallus und bliebe ſogar heiter, hätt’<lb/> ich jene ſeltene Brief-Minute den ganzen Tag. —<lb n="35"/> </p> </div> </body> </text> </TEI> [164/0178]
Goethe. Sie wirken ſchön auf meinen Titan, aber nicht als Väter
ſondern als Lehrer, nicht als plaſtiſche Formen dieſer Pflanze ſondern
als reifende Sonnen. — Leben Sie froh, mein Guter! Ich könte Ihnen
ſo lange erzählen als ein epiſches Gedicht zum Leſen Zeit nehmen ſol,
nämlich 24 Stunden. 5
Richter
N B Studieren Sie nie Nachts.
223. An Böttiger.
[Weimar, 12. oder 13. März 1799]
Hier ſendet Ihnen Wieland mit Empfehlung, Dank und Verſprechen 10
des nachfolgenden Reſtes die Mondsſchrift [!]. — Wir waren beide
ſo heiter wie der Himmel. Wäre das Wetterglas in keiner zweideutigen
Bewegung: ſo macht’ ich mir eine nach Gotha. Addio!
R.
224. An Chriſtian Otto. 15
Weimar d. 13 März 99.
Mein guter lieber Otto! Ich wolte, ich hätte meinen wilden Brief
noch im — Kopfe. 1) Dich anlangend, ſo iſt in meiner ganzen Seele
nicht ein Gedanke, in meinem Herzen kein Blutstropfen, der nicht mit
deinetwegen warm wäre. Ich bitte dich, laſſe von deiner dir zu ge- 20
wöhnlichen Zeichendeuterei ab, die nie bei mir eintrift. Und weiſt
du nicht, daß ich dir alles geradezu, auf einmal ſage? Ich gebe dir,
aber nicht du mir moraliſche, wenn auch nicht freundſchaftliche
Blöſen. Aber unſere Freundſchaft hat hoff ich einen Boden, dem Erd-
ſtöſſe nichts thun. Es ſchmerzet mich, Bruder, daß meine Unbeſonnen- 25
heit dich ſo verwundet hat. — Auch die Hiobsklage über das Leben
iſt nur leider mit meinen biographiſchen Farbenklekſen hingeworfen.
Du irreſt dich über meine Gegenwart, die eben und hel iſt; ich klagte
vielmehr über die zertretene Vergangenheit; der Gedanke des Kriegs,
meines Bruders, der jezigen Frechheit trat noch dazu. Begegnet iſt mir 30
gar nichts jezt als ein zu gutes Leben. — Hätt’ ich nur eine Frau: ſo
fragt’ ich nach dem Eſſen, nach dem Gelde und nach 100 andern Dingen
etwas. — Das übrige mündlich! In dich ſchneidet leider jeder Spinnen-
faden zu tief ein; ich habe einen Kallus und bliebe ſogar heiter, hätt’
ich jene ſeltene Brief-Minute den ganzen Tag. — 35
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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