du bist es und nun komt glänzend ein Edenabend vol süsser Träume, vol Liebe und Ruhe, vol vergangner und kommender Zeit und ich[12] weiche glüklich und sehnsüchtig zugleich von dem liebenden Herz, das ich so lange kenne und immer schöner. Alle neue Gestalten und neue Freunde und die ganze Zukunft können kein Herz verhüllen und ersezen,5 das ich in Hof geliebet habe, und wie warm wird der nächste Frühling meines an jedes legen. Mit welchem Entzücken werd' ich aus Ihrer Mond- und Morgenstube den Frühlingsglanz an den Alleen und die Abendglut an den Bergen sehen. -- Briefschuldner, denen ich nicht eher schreibe als bis ich ihrer bin. -- ein Kuchengarten vol weiblicher10 Gestalten -- manche sind Torten [?] mit Blumen bestekt, manche Schinken -- Eine ewige Einsamkeit -- und der Umgang mit einerlei Personen ist nichts anders -- macht einseitig, trübe, zu furchtsam, weil einerlei Freuden ermüden, zu stolz, weil man nicht jeden Maasstab des Werthes kent, und nimt die Lebenslust. Ihnen ist jedes Jahr eine15 geistige Badreise von nöthen. Dürften die Menschen als Träume kommen -- ([sie] sind etwas ähnliches) -- wie wolt' ich durch Ihren Schlummer dringen und Sie in weite blühende Ebenen führen und unter Tönen verschwinden und nachrufen: Lebe wohl und denke daran, wenn du erwachst. 10000 etc. etc. etc. etc. Grüsse.20
12. An Julie Herold.
[Kopie][Leipzig, 25. Nov. 1797]
Ihr Blätgen, das aus einem vorigen Frühling abgebrochen ist, war mit einem künftigen volgemalt. Ihre Liebe wachse gegen das Gute und die Guten.25
13. An Johann Georg Herold.
[Kopie][Leipzig, 25. Nov. 1797]
Ich fühle, was die Todten nicht fühlen, wenn man nach ihrem Scheiden ihre Sachen ordnet, ihren Nachlas besorgt und die Messe de profundis bestelt. -- Die Universalhistorie meines Ichs. -- lezte30 Nachklang der Liebe.
du biſt es und nun komt glänzend ein Edenabend vol ſüſſer Träume, vol Liebe und Ruhe, vol vergangner und kommender Zeit und ich[12] weiche glüklich und ſehnſüchtig zugleich von dem liebenden Herz, das ich ſo lange kenne und immer ſchöner. Alle neue Geſtalten und neue Freunde und die ganze Zukunft können kein Herz verhüllen und erſezen,5 das ich in Hof geliebet habe, und wie warm wird der nächſte Frühling meines an jedes legen. Mit welchem Entzücken werd’ ich aus Ihrer Mond- und Morgenſtube den Frühlingsglanz an den Alleen und die Abendglut an den Bergen ſehen. — Briefſchuldner, denen ich nicht eher ſchreibe als bis ich ihrer bin. — ein Kuchengarten vol weiblicher10 Geſtalten — manche ſind Torten [?] mit Blumen beſtekt, manche Schinken — Eine ewige Einſamkeit — und der Umgang mit einerlei Perſonen iſt nichts anders — macht einſeitig, trübe, zu furchtſam, weil einerlei Freuden ermüden, zu ſtolz, weil man nicht jeden Maasſtab des Werthes kent, und nimt die Lebensluſt. Ihnen iſt jedes Jahr eine15 geiſtige Badreiſe von nöthen. Dürften die Menſchen als Träume kommen — ([ſie] ſind etwas ähnliches) — wie wolt’ ich durch Ihren Schlummer dringen und Sie in weite blühende Ebenen führen und unter Tönen verſchwinden und nachrufen: Lebe wohl und denke daran, wenn du erwachſt. 10000 etc. etc. ꝛc. ꝛc. Grüſſe.20
12. An Julie Herold.
[Kopie][Leipzig, 25. Nov. 1797]
Ihr Blätgen, das aus einem vorigen Frühling abgebrochen iſt, war mit einem künftigen volgemalt. Ihre Liebe wachſe gegen das Gute und die Guten.25
13. An Johann Georg Herold.
[Kopie][Leipzig, 25. Nov. 1797]
Ich fühle, was die Todten nicht fühlen, wenn man nach ihrem Scheiden ihre Sachen ordnet, ihren Nachlas beſorgt und die Meſſe de profundis beſtelt. — Die Univerſalhiſtorie meines Ichs. — lezte30 Nachklang der Liebe.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0016"n="11"/>
du biſt es und nun komt glänzend ein Edenabend vol ſüſſer Träume,<lb/>
vol Liebe und Ruhe, vol vergangner und kommender Zeit und ich<noteplace="right"><reftarget="1922_Bd3_12">[12]</ref></note><lb/>
weiche glüklich und ſehnſüchtig zugleich von dem liebenden Herz, das<lb/>
ich ſo lange kenne und immer ſchöner. Alle neue Geſtalten und neue<lb/>
Freunde und die ganze Zukunft können kein Herz verhüllen und erſezen,<lbn="5"/>
das ich in Hof geliebet habe, und wie warm wird der nächſte Frühling<lb/>
meines an jedes legen. Mit welchem Entzücken werd’ ich aus Ihrer<lb/>
Mond- und Morgenſtube den Frühlingsglanz an den Alleen und die<lb/>
Abendglut an den Bergen ſehen. — Briefſchuldner, denen ich nicht<lb/>
eher ſchreibe als bis ich ihrer bin. — ein Kuchengarten vol weiblicher<lbn="10"/>
Geſtalten — manche ſind Torten [?] mit Blumen beſtekt, manche<lb/>
Schinken — Eine ewige Einſamkeit — und der Umgang mit einerlei<lb/>
Perſonen iſt nichts anders — macht einſeitig, trübe, zu furchtſam, weil<lb/>
einerlei Freuden ermüden, zu ſtolz, weil man nicht jeden Maasſtab des<lb/>
Werthes kent, und nimt die Lebensluſt. Ihnen iſt jedes Jahr eine<lbn="15"/>
geiſtige Badreiſe von nöthen. Dürften die Menſchen als Träume<lb/>
kommen — ([ſie] ſind etwas ähnliches) — wie wolt’ ich durch Ihren<lb/>
Schlummer dringen und Sie in weite blühende Ebenen führen und<lb/>
unter Tönen verſchwinden und nachrufen: Lebe wohl und denke daran,<lb/>
wenn du erwachſt. 10000 <hirendition="#aq">etc. etc.</hi>ꝛc. ꝛc. Grüſſe.<lbn="20"/></p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>12. An <hirendition="#g">Julie Herold.</hi></head><lb/><notetype="editorial">[Kopie]</note><dateline><hirendition="#right">[Leipzig, 25. Nov. 1797]</hi></dateline><lb/><p>Ihr Blätgen, das aus einem vorigen Frühling abgebrochen iſt,<lb/>
war mit einem künftigen volgemalt. Ihre Liebe wachſe gegen das Gute<lb/>
und die Guten.<lbn="25"/></p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>13. An <hirendition="#g">Johann Georg Herold.</hi></head><lb/><notetype="editorial">[Kopie]</note><dateline><hirendition="#right">[Leipzig, 25. Nov. 1797]</hi></dateline><lb/><p>Ich fühle, was die Todten nicht fühlen, wenn man nach ihrem<lb/>
Scheiden ihre Sachen ordnet, ihren Nachlas beſorgt und die Meſſe<lb/><hirendition="#aq">de profundis</hi> beſtelt. — Die Univerſalhiſtorie meines Ichs. — lezte<lbn="30"/>
Nachklang der Liebe.</p></div><lb/></body></text></TEI>
[11/0016]
du biſt es und nun komt glänzend ein Edenabend vol ſüſſer Träume,
vol Liebe und Ruhe, vol vergangner und kommender Zeit und ich
weiche glüklich und ſehnſüchtig zugleich von dem liebenden Herz, das
ich ſo lange kenne und immer ſchöner. Alle neue Geſtalten und neue
Freunde und die ganze Zukunft können kein Herz verhüllen und erſezen, 5
das ich in Hof geliebet habe, und wie warm wird der nächſte Frühling
meines an jedes legen. Mit welchem Entzücken werd’ ich aus Ihrer
Mond- und Morgenſtube den Frühlingsglanz an den Alleen und die
Abendglut an den Bergen ſehen. — Briefſchuldner, denen ich nicht
eher ſchreibe als bis ich ihrer bin. — ein Kuchengarten vol weiblicher 10
Geſtalten — manche ſind Torten [?] mit Blumen beſtekt, manche
Schinken — Eine ewige Einſamkeit — und der Umgang mit einerlei
Perſonen iſt nichts anders — macht einſeitig, trübe, zu furchtſam, weil
einerlei Freuden ermüden, zu ſtolz, weil man nicht jeden Maasſtab des
Werthes kent, und nimt die Lebensluſt. Ihnen iſt jedes Jahr eine 15
geiſtige Badreiſe von nöthen. Dürften die Menſchen als Träume
kommen — ([ſie] ſind etwas ähnliches) — wie wolt’ ich durch Ihren
Schlummer dringen und Sie in weite blühende Ebenen führen und
unter Tönen verſchwinden und nachrufen: Lebe wohl und denke daran,
wenn du erwachſt. 10000 etc. etc. ꝛc. ꝛc. Grüſſe. 20
[12]
12. An Julie Herold.
[Leipzig, 25. Nov. 1797]
Ihr Blätgen, das aus einem vorigen Frühling abgebrochen iſt,
war mit einem künftigen volgemalt. Ihre Liebe wachſe gegen das Gute
und die Guten. 25
13. An Johann Georg Herold.
[Leipzig, 25. Nov. 1797]
Ich fühle, was die Todten nicht fühlen, wenn man nach ihrem
Scheiden ihre Sachen ordnet, ihren Nachlas beſorgt und die Meſſe
de profundis beſtelt. — Die Univerſalhiſtorie meines Ichs. — lezte 30
Nachklang der Liebe.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/16>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.