meiner Seele mitten [in] der komischen Arbeit der Entschlus, ihre Hand anzunehmen, wie ein Sturm auf. --
Apropos! Der sphragistischen Zufälle wegen wil ich künftig folgendeNB. Chiffern brauchen:
Arche bedeutet Göthe --5
Taube die Herzogin --
H. Geist die verwittibte
Pegasus Herder
Nachtigal sie
Osterlam Herzog.10
Ach ich komme nie dazu -- als in Hof -- dir mein Herz aufzublättern. Nur Einmal wenn ich dich in meinem Siz der Seeligen hätte! Du köntest wohl; aber du thusts nicht aus zu grossem Stolz und zu grosser Bescheidenheit. -- Drinnen bei euch hab' ich dan des Guten auf einmal zuviel; und hier wäre die blosse Friz schon etwas für meine Erinne-15 rungen. Im künftigen Jahr komm ich im Frühling und im Herbst. Es ist ein Kazen- oder doch Gemsensprung.
Ach hier wenn ich dich hätte, unter den Meinigen, vor Herder, in[142] meiner alten Stube und könte so zugleich strömen und trinken. Dieses Blat wird deinen Geburtstag antreffen; aber diese drückende Kluft20 zwischen dem Tage und dem Wunsch, und dan wieder zwischen der Erinnerung und ihrer Ankunft! O wär er doch nur 11/2 Monate früher, so müst ich ihn mit und neben dir feiern, mein theuerer Christian, es würde uns wohl alle beide zu tief erregen -- ach was thät' es bei mir, wenn ich nur über die gesunde Unschädlichkeit deines25 zu hoch wogenden Herzens gewisser wäre. Nein, wir werden doch nicht ganz glüklich, bis wir einander jede Woche sehen können. Aus meinem Kopfe ist manches, aus meiner Brust gar nichts gewichen was der Liebe und Freundschaft gehört. O du Guter! feier' ihn, deinen Neujahrs- tag fröhlig, und nicht zu sehr weinend, an dem Herzen unserer Freundin.30 -- Jezt gut! Ich kan an dich und meine Mutter nie lange mit troknen Augen denken. Schlaf wohl!
d. 1 Dec. Heute send ichs auf die Post.*) Gegen den herlichen Abend bei Herder konte die Retoude nicht recht aufkommen. Ich fand aber
*) erst den 2ten, weil Herder den Jakobi hatte.35
meiner Seele mitten [in] der komiſchen Arbeit der Entſchlus, ihre Hand anzunehmen, wie ein Sturm auf. —
Apropos! Der ſphragiſtiſchen Zufälle wegen wil ich künftig folgendeNB. Chiffern brauchen:
Arche bedeutet Göthe —5
Taube die Herzogin —
H. Geiſt die verwittibte
Pegaſus Herder
Nachtigal ſie
Oſterlam Herzog.10
Ach ich komme nie dazu — als in Hof — dir mein Herz aufzublättern. Nur Einmal wenn ich dich in meinem Siz der Seeligen hätte! Du könteſt wohl; aber du thuſts nicht aus zu groſſem Stolz und zu groſſer Beſcheidenheit. — Drinnen bei euch hab’ ich dan des Guten auf einmal zuviel; und hier wäre die bloſſe Friz ſchon etwas für meine Erinne-15 rungen. Im künftigen Jahr komm ich im Frühling und im Herbſt. Es iſt ein Kazen- oder doch Gemſenſprung.
Ach hier wenn ich dich hätte, unter den Meinigen, vor Herder, in[142] meiner alten Stube und könte ſo zugleich ſtrömen und trinken. Dieſes Blat wird deinen Geburtstag antreffen; aber dieſe drückende Kluft20 zwiſchen dem Tage und dem Wunſch, und dan wieder zwiſchen der Erinnerung und ihrer Ankunft! O wär er doch nur 1½ Monate früher, ſo müſt ich ihn mit und neben dir feiern, mein theuerer Chriſtian, es würde uns wohl alle beide zu tief erregen — ach was thät’ es bei mir, wenn ich nur über die geſunde Unſchädlichkeit deines25 zu hoch wogenden Herzens gewiſſer wäre. Nein, wir werden doch nicht ganz glüklich, bis wir einander jede Woche ſehen können. Aus meinem Kopfe iſt manches, aus meiner Bruſt gar nichts gewichen was der Liebe und Freundſchaft gehört. O du Guter! feier’ ihn, deinen Neujahrs- tag fröhlig, und nicht zu ſehr weinend, an dem Herzen unſerer Freundin.30 — Jezt gut! Ich kan an dich und meine Mutter nie lange mit troknen Augen denken. Schlaf wohl!
d. 1 Dec. Heute ſend ichs auf die Poſt.*) Gegen den herlichen Abend bei Herder konte die Retoude nicht recht aufkommen. Ich fand aber
*) erſt den 2ten, weil Herder den Jakobi hatte.35
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meiner Seele mitten [in] der komiſchen Arbeit der Entſchlus, ihre
Hand anzunehmen, wie ein Sturm auf. —
Apropos! Der ſphragiſtiſchen Zufälle wegen wil ich künftig folgende
Chiffern brauchen:
NB.
Arche bedeutet Göthe — 5
Taube die Herzogin —
H. Geiſt die verwittibte
Pegaſus Herder
Nachtigal ſie
Oſterlam Herzog. 10
Ach ich komme nie dazu — als in Hof — dir mein Herz aufzublättern.
Nur Einmal wenn ich dich in meinem Siz der Seeligen hätte! Du
könteſt wohl; aber du thuſts nicht aus zu groſſem Stolz und zu groſſer
Beſcheidenheit. — Drinnen bei euch hab’ ich dan des Guten auf einmal
zuviel; und hier wäre die bloſſe Friz ſchon etwas für meine Erinne- 15
rungen. Im künftigen Jahr komm ich im Frühling und im Herbſt. Es
iſt ein Kazen- oder doch Gemſenſprung.
Ach hier wenn ich dich hätte, unter den Meinigen, vor Herder, in
meiner alten Stube und könte ſo zugleich ſtrömen und trinken. Dieſes
Blat wird deinen Geburtstag antreffen; aber dieſe drückende Kluft 20
zwiſchen dem Tage und dem Wunſch, und dan wieder zwiſchen der
Erinnerung und ihrer Ankunft! O wär er doch nur 1½ Monate
früher, ſo müſt ich ihn mit und neben dir feiern, mein theuerer
Chriſtian, es würde uns wohl alle beide zu tief erregen — ach was
thät’ es bei mir, wenn ich nur über die geſunde Unſchädlichkeit deines 25
zu hoch wogenden Herzens gewiſſer wäre. Nein, wir werden doch nicht
ganz glüklich, bis wir einander jede Woche ſehen können. Aus meinem
Kopfe iſt manches, aus meiner Bruſt gar nichts gewichen was der
Liebe und Freundſchaft gehört. O du Guter! feier’ ihn, deinen Neujahrs-
tag fröhlig, und nicht zu ſehr weinend, an dem Herzen unſerer Freundin. 30
— Jezt gut! Ich kan an dich und meine Mutter nie lange mit troknen
Augen denken. Schlaf wohl!
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d. 1 Dec. Heute ſend ichs auf die Poſt. *) Gegen den herlichen Abend
bei Herder konte die Retoude nicht recht aufkommen. Ich fand aber
*) erſt den 2ten, weil Herder den Jakobi hatte. 35
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/137>, abgerufen am 29.07.2024.
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