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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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dein erkältetes beraubtes Leben treten. Die Dichtkunst schliesse dein
wundes Herz oder wieg' es doch sanft.

147. An Thieriot in Leipzig.

Ich hätte nichts dagegen, lieber Thieriot, wenn Ihr Brief so lang5
wäre wie die longimetrische Bratwurst in Königsberg --, bei seinem
Inhalt. Schnel- und Briefschreiben ist dem Studium der Leichtigkeit
dienlicher als Langsam- und Bücherschreiben. Also nur so fort! -- Nur
trachten Sie, ausserhalb der Schreibstunde, nach Wahrheit und Stof;
nach dem Gebäude früher als der Säulenordnung.10

Dieser Brief hat wieder 2 Bitten: die erste ist, zu Kaufman
Schreinert in der Petersstrasse zu gehen (es ist ein kleiner buklicher
aber alter Freund von mir) und ihn um das Kinder-Taschenbuch
("Aehrenlese", glaub ich, noch betitelt), das ich ihm geliehen zu bitten
und ihm Grüsse zu bringen -- die zweite, bei Beigang sich das 34te15
Stük der Rintelschen theolog. Annalen, worin eine treffende Rezension
meines Kampanerthals steht, für mich geben zu lassen und mir beide
Bücher, ohne Franko, zu senden. Im Kinderbuch stehen 2 Aufsäze
von mir, die ich neu umgiessen wil. -- Vergeben Sie mir, redlicher
warmer Jüngling, diese Plagereien. --20

Die Berlepsch, wie überhaupt die höheren Weiber, sind keine
Charaden und Endreime, womit man in Einem Besuche fertig ist.

Schrieb ich weniger eilig: so malt' ich Ihnen meine 60 Himmel
(in jeder Stunde) -- meine Verhältnisse und Freunde -- und alles
wornach ich mich so lange gesehnt.25

Der Himmel -- und zwar ein jonischer -- wache über Ihr
Blühen!

Richter

Sie schicken alles geradezu an mich.

148. An Buchhändler Feind in Leipzig.[125]
30

Ich dank' Ihnen von ganzen [!] Herzen für Ihre zu liebe Sorge
um mich, lieber Herr Feind. Dieses Mobiliarvermögen verdient kaum
einen Brief oder eine Emballage; lassen Sie ihm, wenn Sie können,
eine kleine Stelle bis auf ein Fuhrwerk des Zufals.

Die 2 Kisten werden Sie die Güte haben mir zu senden.35

dein erkältetes beraubtes Leben treten. Die Dichtkunſt ſchlieſſe dein
wundes Herz oder wieg’ es doch ſanft.

147. An Thieriot in Leipzig.

Ich hätte nichts dagegen, lieber Thieriot, wenn Ihr Brief ſo lang5
wäre wie die longimetriſche Bratwurſt in Königsberg —, bei ſeinem
Inhalt. Schnel- und Briefſchreiben iſt dem Studium der Leichtigkeit
dienlicher als Langſam- und Bücherſchreiben. Alſo nur ſo fort! — Nur
trachten Sie, auſſerhalb der Schreibſtunde, nach Wahrheit und Stof;
nach dem Gebäude früher als der Säulenordnung.10

Dieſer Brief hat wieder 2 Bitten: die erſte iſt, zu Kaufman
Schreinert in der Petersſtraſſe zu gehen (es iſt ein kleiner buklicher
aber alter Freund von mir) und ihn um das Kinder-Taſchenbuch
(„Aehrenleſe“, glaub ich, noch betitelt), das ich ihm geliehen zu bitten
und ihm Grüſſe zu bringen — die zweite, bei Beigang ſich das 34te15
Stük der Rintelſchen theolog. Annalen, worin eine treffende Rezenſion
meines Kampanerthals ſteht, für mich geben zu laſſen und mir beide
Bücher, ohne Franko, zu ſenden. Im Kinderbuch ſtehen 2 Aufſäze
von mir, die ich neu umgieſſen wil. — Vergeben Sie mir, redlicher
warmer Jüngling, dieſe Plagereien. —20

Die Berlepsch, wie überhaupt die höheren Weiber, ſind keine
Charaden und Endreime, womit man in Einem Beſuche fertig iſt.

Schrieb ich weniger eilig: ſo malt’ ich Ihnen meine 60 Himmel
(in jeder Stunde) — meine Verhältniſſe und Freunde — und alles
wornach ich mich ſo lange geſehnt.25

Der Himmel — und zwar ein joniſcher — wache über Ihr
Blühen!

Richter

Sie ſchicken alles geradezu an mich.

148. An Buchhändler Feind in Leipzig.[125]
30

Ich dank’ Ihnen von ganzen [!] Herzen für Ihre zu liebe Sorge
um mich, lieber Herr Feind. Dieſes Mobiliarvermögen verdient kaum
einen Brief oder eine Emballage; laſſen Sie ihm, wenn Sie können,
eine kleine Stelle bis auf ein Fuhrwerk des Zufals.

Die 2 Kiſten werden Sie die Güte haben mir zu ſenden.35

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[111/0120] dein erkältetes beraubtes Leben treten. Die Dichtkunſt ſchlieſſe dein wundes Herz oder wieg’ es doch ſanft. 147. An Thieriot in Leipzig. Plus quam citissime.Weimar d. 2 Nov. 98. Ich hätte nichts dagegen, lieber Thieriot, wenn Ihr Brief ſo lang 5 wäre wie die longimetriſche Bratwurſt in Königsberg —, bei ſeinem Inhalt. Schnel- und Briefſchreiben iſt dem Studium der Leichtigkeit dienlicher als Langſam- und Bücherſchreiben. Alſo nur ſo fort! — Nur trachten Sie, auſſerhalb der Schreibſtunde, nach Wahrheit und Stof; nach dem Gebäude früher als der Säulenordnung. 10 Dieſer Brief hat wieder 2 Bitten: die erſte iſt, zu Kaufman Schreinert in der Petersſtraſſe zu gehen (es iſt ein kleiner buklicher aber alter Freund von mir) und ihn um das Kinder-Taſchenbuch („Aehrenleſe“, glaub ich, noch betitelt), das ich ihm geliehen zu bitten und ihm Grüſſe zu bringen — die zweite, bei Beigang ſich das 34te 15 Stük der Rintelſchen theolog. Annalen, worin eine treffende Rezenſion meines Kampanerthals ſteht, für mich geben zu laſſen und mir beide Bücher, ohne Franko, zu ſenden. Im Kinderbuch ſtehen 2 Aufſäze von mir, die ich neu umgieſſen wil. — Vergeben Sie mir, redlicher warmer Jüngling, dieſe Plagereien. — 20 Die Berlepsch, wie überhaupt die höheren Weiber, ſind keine Charaden und Endreime, womit man in Einem Beſuche fertig iſt. Schrieb ich weniger eilig: ſo malt’ ich Ihnen meine 60 Himmel (in jeder Stunde) — meine Verhältniſſe und Freunde — und alles wornach ich mich ſo lange geſehnt. 25 Der Himmel — und zwar ein joniſcher — wache über Ihr Blühen! Richter Sie ſchicken alles geradezu an mich. 148. An Buchhändler Feind in Leipzig. Weimar d. 2 Nov. 98. 30 Ich dank’ Ihnen von ganzen [!] Herzen für Ihre zu liebe Sorge um mich, lieber Herr Feind. Dieſes Mobiliarvermögen verdient kaum einen Brief oder eine Emballage; laſſen Sie ihm, wenn Sie können, eine kleine Stelle bis auf ein Fuhrwerk des Zufals. Die 2 Kiſten werden Sie die Güte haben mir zu ſenden. 35

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/120>, abgerufen am 09.11.2024.