Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.künftige Meinige gar nichts sparen, ewig mich anstrengen, und mir [109]Aus deinem Schweigen schlos ich dein Verreisen. R.10 Schicke den Brief kurz vor Abgang der Post hin, weil er sonst ge- 131. An Karoline Herder. Leipzig d. 26. Sept. 1798.Verehrteste Freundin! Aus meiner gebohnten und plattierten15 Aber, Verehrteste, alle von Ihnen geschenkte Rosen- und Ernte- Das erste mal in meinem Leben war meine zweite Begeisterung stärker künftige Meinige gar nichts ſparen, ewig mich anſtrengen, und mir [109]Aus deinem Schweigen ſchlos ich dein Verreiſen. R.10 Schicke den Brief kurz vor Abgang der Poſt hin, weil er ſonſt ge- 131. An Karoline Herder. Leipzig d. 26. Sept. 1798.Verehrteſte Freundin! Aus meiner gebohnten und plattierten15 Aber, Verehrteſte, alle von Ihnen geſchenkte Roſen- und Ernte- Das erſte mal in meinem Leben war meine zweite Begeiſterung ſtärker <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="100"/> künftige Meinige gar nichts ſparen, ewig mich anſtrengen, und mir<lb/> verſagen, damit er ſchwelge? — Er hat mir, da er ſich eine Uhr gekauft<lb/> worauf er 3 <hi rendition="#aq">Car.</hi> (auf der andern Seite ſteht 2) bekam, mithin mehr<lb/> mitgenommen als 200 rtl. — Ich finde viele Unwahrſcheinlichkeiten<lb/> und Widerſprüche. Er könte ja eben mit dem Kaufman ſich verabredet<lb n="5"/> haben. Lies, frankiere und ſiegle den Brief. Du kanſt es ſagen wem du<lb/> wilſt. Nim aber ſonſt keinen handelnden Antheil daran. Ich bin feſt zu<lb/> dem beſtimt, was ich ihm hier ſchreibe.</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd3_109">[109]</ref></note>Aus deinem Schweigen ſchlos ich dein Verreiſen.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">R.</hi> <lb n="10"/> </salute> </closer> <postscript> <p>Schicke den Brief kurz vor Abgang der Poſt hin, weil er ſonſt ge-<lb/> leſen wird.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>131. An <hi rendition="#g">Karoline Herder.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Leipzig d. 26. Sept.</hi> 1798.</hi> </dateline><lb/> <p>Verehrteſte Freundin! Aus meiner gebohnten und plattierten<lb n="15"/> Gegend und — Kaufmanſchaft ſchick’ ich Ihnen gern noch einen Brief,<lb/> weil ich in <hi rendition="#aq">Weimar</hi> jedes Vergnügen haben kan, nur nicht das, an<lb/> Sie zu ſchreiben. Ich erſchrecke oft freudig und verſchämt, wenn ich die<lb/> frohen Stunden bei Ihnen, dieſe unbezahlten Gaben, zähle und wäge;<lb/> und jezt in der Nüchternheit von meinem Reiſe-Taumel komt es mir<lb n="20"/> oft vor, Ihre und meine Hand that ſich zu häufig auf, Ihre gebende<lb/> und meine nehmende.</p><lb/> <p>Aber, Verehrteſte, alle von Ihnen geſchenkte Roſen- und Ernte-<lb/> ſtunden würd’ ich in der begeiſternden Minute wiederholen, worin ich<lb/> einmal in <hi rendition="#aq">Weimar</hi> mein Herz ſchöner und ſtärker ausdrücken dürfte als<lb n="25"/> in Worten; und worin mir ein holder Genius eine Handlung ver-<lb/> gönte. —</p><lb/> <p>Das erſte mal in meinem Leben war meine zweite Begeiſterung ſtärker<lb/> als meine erſte; und warum ſol ichs Ihnen denn nicht herausſagen,<lb/> daß ich — der immer mehr in den <hi rendition="#g">fernen</hi> Sonnen nur <hi rendition="#g">nahe</hi> zer-<lb n="30"/> trümmerte verkalkte vulkaniſche Erden antrift — meine ſo belogne<lb/> Seele endlich an einer groſſen herlichen Ausnahme erquicke? Ach der<lb/> Geiſt, den das Schikſal Ihrem auf ewig zugeſelt, wird nicht genug<lb/> errathen und geehrt — kaum von ſich — dieſer durchgötterte Menſch,<lb/> deſſen Bruſt im Aether ſteht und nur deſſen Fus in der Erdenluft und<lb n="35"/> der nicht die Blätter des Erkentnisbaumes, nicht die Zweige, ſondern<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0109]
künftige Meinige gar nichts ſparen, ewig mich anſtrengen, und mir
verſagen, damit er ſchwelge? — Er hat mir, da er ſich eine Uhr gekauft
worauf er 3 Car. (auf der andern Seite ſteht 2) bekam, mithin mehr
mitgenommen als 200 rtl. — Ich finde viele Unwahrſcheinlichkeiten
und Widerſprüche. Er könte ja eben mit dem Kaufman ſich verabredet 5
haben. Lies, frankiere und ſiegle den Brief. Du kanſt es ſagen wem du
wilſt. Nim aber ſonſt keinen handelnden Antheil daran. Ich bin feſt zu
dem beſtimt, was ich ihm hier ſchreibe.
Aus deinem Schweigen ſchlos ich dein Verreiſen.
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R. 10
Schicke den Brief kurz vor Abgang der Poſt hin, weil er ſonſt ge-
leſen wird.
131. An Karoline Herder.
Leipzig d. 26. Sept. 1798.
Verehrteſte Freundin! Aus meiner gebohnten und plattierten 15
Gegend und — Kaufmanſchaft ſchick’ ich Ihnen gern noch einen Brief,
weil ich in Weimar jedes Vergnügen haben kan, nur nicht das, an
Sie zu ſchreiben. Ich erſchrecke oft freudig und verſchämt, wenn ich die
frohen Stunden bei Ihnen, dieſe unbezahlten Gaben, zähle und wäge;
und jezt in der Nüchternheit von meinem Reiſe-Taumel komt es mir 20
oft vor, Ihre und meine Hand that ſich zu häufig auf, Ihre gebende
und meine nehmende.
Aber, Verehrteſte, alle von Ihnen geſchenkte Roſen- und Ernte-
ſtunden würd’ ich in der begeiſternden Minute wiederholen, worin ich
einmal in Weimar mein Herz ſchöner und ſtärker ausdrücken dürfte als 25
in Worten; und worin mir ein holder Genius eine Handlung ver-
gönte. —
Das erſte mal in meinem Leben war meine zweite Begeiſterung ſtärker
als meine erſte; und warum ſol ichs Ihnen denn nicht herausſagen,
daß ich — der immer mehr in den fernen Sonnen nur nahe zer- 30
trümmerte verkalkte vulkaniſche Erden antrift — meine ſo belogne
Seele endlich an einer groſſen herlichen Ausnahme erquicke? Ach der
Geiſt, den das Schikſal Ihrem auf ewig zugeſelt, wird nicht genug
errathen und geehrt — kaum von ſich — dieſer durchgötterte Menſch,
deſſen Bruſt im Aether ſteht und nur deſſen Fus in der Erdenluft und 35
der nicht die Blätter des Erkentnisbaumes, nicht die Zweige, ſondern
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(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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