Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.Frau und den 2 Töchtern nichts, wovon die eine der Gräfin Moltke Bringe der guten Brüningk ein Bouquet vol Wünsche und meinen Ach ich trete gerade von jeder Reise beklommen in meine leere Stube, 126. An Dr. Fischer in Jena. Leipzig d. 7. Sept. 98.Meine Reise, die den 22. Aug. durch Jena nach Weimar gieng, ver- d. 8. Sept. Eben erhalt' ich Ihren zweiten. Das Schiksal entschuldigt den Ge- Dieser Appendix wird Ihnen die Zurechtweisung des Publikums, Bis in die Mitte des Oktobers bleib' ich in Leipzig; und ich werde Frau und den 2 Töchtern nichts, wovon die eine der Gräfin Moltke Bringe der guten Brüningk ein Bouquet vol Wünſche und meinen Ach ich trete gerade von jeder Reiſe beklommen in meine leere Stube, 126. An Dr. Fiſcher in Jena. Leipzig d. 7. Sept. 98.Meine Reiſe, die den 22. Aug. durch Jena nach Weimar gieng, ver- d. 8. Sept. Eben erhalt’ ich Ihren zweiten. Das Schikſal entſchuldigt den Ge- Dieſer Appendix wird Ihnen die Zurechtweiſung des Publikums, Bis in die Mitte des Oktobers bleib’ ich in Leipzig; und ich werde <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0107" n="98"/> Frau und den 2 Töchtern nichts, wovon die eine der Gräfin Moltke<lb/> ähnlich ſieht und die andere etwas unbeſchreiblich Poetiſches im Leben<lb/> und im Auge hat, das wie Herman ſeines, mit geſenktem Kopfe,<lb/> ſinnend und verdekt aufblikt und welches meine Werke oft nas-<lb/> gemacht. Alle Salzherren, — z. B. Salinendirektoren, Salzdirektoren<lb n="5"/> (wie Reichard) Salzfaktoren und Salzreviſoren — haben ihr Schönes.</p><lb/> <p>Bringe der guten Brüningk ein Bouquet vol Wünſche und meinen<lb/> Dank für ihren Brief.</p><lb/> <p>Ach ich trete gerade von jeder Reiſe beklommen in meine leere Stube,<lb/> aus der ich ſchon, wegen dieſer iſolierenden Empfindung allein, aus-<lb n="10"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd3_107">[107]</ref></note>ziehen müſte nach <hi rendition="#aq">Weimar.</hi> Was mein guter Gotlieb ſchreibt, thut<lb/> mir ſehr weh. Der Verlaſſene und der Verlorne, der mich ſo wenig<lb/> kent und der nicht erräth, daß ich bei ſeiner Ankunft mehr wär’ er-<lb/> ſchüttert worden als er ſelber, komt vor mich in jedem Traum — o<lb/> wenn er wüſte, wie leicht ſeine harte Zukunft umzuändern wäre.<lb n="15"/> </p> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>126. An <hi rendition="#g">Dr. Fiſcher in Jena.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Leipzig</hi> d. 7. Sept. 98.</hi> </dateline><lb/> <p>Meine Reiſe, die den 22. Aug. durch Jena nach Weimar gieng, ver-<lb/> zögerte dieſen Brief und hätte Ew. Wohlgeboren den Ihrigen er-<lb/> ſparen können.<lb n="20"/> </p> <div n="2"> <dateline> <hi rendition="#right">d. 8. Sept.</hi> </dateline><lb/> <p>Eben erhalt’ ich Ihren zweiten. Das Schikſal entſchuldigt den Ge-<lb/> brauch, den Sie von Ihrer Vermuthung meiner Theilnahme machten.<lb/> Aber ſo wohl meine Moralität als meine Verbindlichkeit gegen das<lb/> Publikum verbieten mir, mich einen Herausgeber zu nennen, indes ich<lb n="25"/> keiner bin; denn ein Approbator und Durchſeher iſt noch keiner. Allein<lb/> ich wil, um meine ſympathetiſchen und Ihre litterariſchen Wünſche in<lb/> etwas zu ſtillen, einen Appendix von Briefen dazu machen. Sie können<lb/> dan auf dem Titel es anzeigen. Ja ſogar eine Vorrede würd’ ich<lb/> machen, wenn ich das Mſpt geleſen und — bewundert hätte.<lb n="30"/> </p> <p>Dieſer Appendix wird Ihnen die Zurechtweiſung des Publikums,<lb/> dem Sie mich als Herausgeber ankündigten, leichter machen.</p><lb/> <p>Bis in die Mitte des Oktobers bleib’ ich in <hi rendition="#aq">Leipzig;</hi> und ich werde<lb/> mit Vergnügen Ihre nähere Bekantſchaft machen. Möge das reiche und<lb/> doch oft karge Schikſal die Wunden, die Ihnen die Inhumanität der<lb n="35"/> </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [98/0107]
Frau und den 2 Töchtern nichts, wovon die eine der Gräfin Moltke
ähnlich ſieht und die andere etwas unbeſchreiblich Poetiſches im Leben
und im Auge hat, das wie Herman ſeines, mit geſenktem Kopfe,
ſinnend und verdekt aufblikt und welches meine Werke oft nas-
gemacht. Alle Salzherren, — z. B. Salinendirektoren, Salzdirektoren 5
(wie Reichard) Salzfaktoren und Salzreviſoren — haben ihr Schönes.
Bringe der guten Brüningk ein Bouquet vol Wünſche und meinen
Dank für ihren Brief.
Ach ich trete gerade von jeder Reiſe beklommen in meine leere Stube,
aus der ich ſchon, wegen dieſer iſolierenden Empfindung allein, aus- 10
ziehen müſte nach Weimar. Was mein guter Gotlieb ſchreibt, thut
mir ſehr weh. Der Verlaſſene und der Verlorne, der mich ſo wenig
kent und der nicht erräth, daß ich bei ſeiner Ankunft mehr wär’ er-
ſchüttert worden als er ſelber, komt vor mich in jedem Traum — o
wenn er wüſte, wie leicht ſeine harte Zukunft umzuändern wäre. 15
[107]
126. An Dr. Fiſcher in Jena.
Leipzig d. 7. Sept. 98.
Meine Reiſe, die den 22. Aug. durch Jena nach Weimar gieng, ver-
zögerte dieſen Brief und hätte Ew. Wohlgeboren den Ihrigen er-
ſparen können. 20
d. 8. Sept.
Eben erhalt’ ich Ihren zweiten. Das Schikſal entſchuldigt den Ge-
brauch, den Sie von Ihrer Vermuthung meiner Theilnahme machten.
Aber ſo wohl meine Moralität als meine Verbindlichkeit gegen das
Publikum verbieten mir, mich einen Herausgeber zu nennen, indes ich 25
keiner bin; denn ein Approbator und Durchſeher iſt noch keiner. Allein
ich wil, um meine ſympathetiſchen und Ihre litterariſchen Wünſche in
etwas zu ſtillen, einen Appendix von Briefen dazu machen. Sie können
dan auf dem Titel es anzeigen. Ja ſogar eine Vorrede würd’ ich
machen, wenn ich das Mſpt geleſen und — bewundert hätte. 30
Dieſer Appendix wird Ihnen die Zurechtweiſung des Publikums,
dem Sie mich als Herausgeber ankündigten, leichter machen.
Bis in die Mitte des Oktobers bleib’ ich in Leipzig; und ich werde
mit Vergnügen Ihre nähere Bekantſchaft machen. Möge das reiche und
doch oft karge Schikſal die Wunden, die Ihnen die Inhumanität der 35
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:05:42Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |