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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959.

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Schuhen nach Leipzig trage -- Grüsse deinen Albrecht, deinen lieben
herzlichen Albrecht und deine Schwester und alle -- und die Kranke,
wenn sie nicht bleich ist -- und dich. Wie komt es, daß ich Euch alle
immer mehr liebe, je besser ich es habe und je mehr ich andere Liebende
und Geliebte finde?5


Morgen bin ich in Leipzig. Ich mag dir gern von jeder Stazion
schreiben. Es wil mir nicht beifallen, daß du es je auf deinen Reisen
eben so gemacht. -- Es ist als ob sich in dir meine ganze Vergangen-
heit und meine ganze Verwandschaft konzentrierte; darum mus ich10
dir, oft im Aerger über deinen horror litterarum, schreiben.

Beiliegende Note gegen Schlegel steht in einer umgearbeiteten[106]
Satire: Beschreibung der öffentlichen und Privatbibliotheken im
Pfardorf Volranz. Der Zusammenhang ist: ich klage über die deutsche
Vernachlässigung der Makulatur -- frische Morhofs guten Rath15
wieder auf, daß man jede vor dem Verbrauch der Orts Obrigkeit solte
zeigen müssen -- führe selber den Schwanz an, der an einem papiernen
Drachen aus meinen eignen Teufels Papieren gepappet war -- und
komme auf Schlegel.

Ich hätte dir freilich noch 100 Anekdoten zu erzählen; aber das mus20
in deiner Stube geschehen.

Gieb allen meinen lieben Ladenschwestern der "Bundeslade" Grüsse
und Dank. Ich danke dir für die zu gute Sorgfalt und Mühe gegen
Hennings.

Adieu! und nun nim die Feder! Dein nächster Brief wird lang aus-25
fallen; aber es wird nichts sein als was ich erwarte.

R.

Daß die Berlepsch nach Schotland geht: hat sie aller Welt gesagt;
also ist mein Schweigen vorbei und deines auch; und nun frage die
Leute, ob sie glauben, daß die Stollen unsers Ehebettes von Weimar30
bis nach den Hebriden reichen.




Ich kam doch erst heute an, weil die Hardenberg[sche] Familie in
Weissenfels mich gestern bei den Mittags- und Abendsessen behielt.
Der Alte war nicht da, er ist Salinendirektor; aber das schadete seiner35

7 Jean Paul Briefe. III.

Schuhen nach Leipzig trage — Grüſſe deinen Albrecht, deinen lieben
herzlichen Albrecht und deine Schweſter und alle — und die Kranke,
wenn ſie nicht bleich iſt — und dich. Wie komt es, daß ich Euch alle
immer mehr liebe, je beſſer ich es habe und je mehr ich andere Liebende
und Geliebte finde?5


Morgen bin ich in Leipzig. Ich mag dir gern von jeder Stazion
ſchreiben. Es wil mir nicht beifallen, daß du es je auf deinen Reiſen
eben ſo gemacht. — Es iſt als ob ſich in dir meine ganze Vergangen-
heit und meine ganze Verwandſchaft konzentrierte; darum mus ich10
dir, oft im Aerger über deinen horror litterarum, ſchreiben.

Beiliegende Note gegen Schlegel ſteht in einer umgearbeiteten[106]
Satire: Beſchreibung der öffentlichen und Privatbibliotheken im
Pfardorf Volranz. Der Zuſammenhang iſt: ich klage über die deutſche
Vernachläſſigung der Makulatur — friſche Morhofs guten Rath15
wieder auf, daß man jede vor dem Verbrauch der Orts Obrigkeit ſolte
zeigen müſſen — führe ſelber den Schwanz an, der an einem papiernen
Drachen aus meinen eignen Teufels Papieren gepappet war — und
komme auf Schlegel.

Ich hätte dir freilich noch 100 Anekdoten zu erzählen; aber das mus20
in deiner Stube geſchehen.

Gieb allen meinen lieben Ladenſchweſtern der „Bundeslade“ Grüſſe
und Dank. Ich danke dir für die zu gute Sorgfalt und Mühe gegen
Hennings.

Adieu! und nun nim die Feder! Dein nächſter Brief wird lang aus-25
fallen; aber es wird nichts ſein als was ich erwarte.

R.

Daß die Berlepsch nach Schotland geht: hat ſie aller Welt geſagt;
alſo iſt mein Schweigen vorbei und deines auch; und nun frage die
Leute, ob ſie glauben, daß die Stollen unſers Ehebettes von Weimar30
bis nach den Hebriden reichen.




Ich kam doch erſt heute an, weil die Hardenberg[sche] Familie in
Weiſſenfels mich geſtern bei den Mittags- und Abendseſſen behielt.
Der Alte war nicht da, er iſt Salinendirektor; aber das ſchadete ſeiner35

7 Jean Paul Briefe. III.
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[97/0106] Schuhen nach Leipzig trage — Grüſſe deinen Albrecht, deinen lieben herzlichen Albrecht und deine Schweſter und alle — und die Kranke, wenn ſie nicht bleich iſt — und dich. Wie komt es, daß ich Euch alle immer mehr liebe, je beſſer ich es habe und je mehr ich andere Liebende und Geliebte finde? 5 Naumburg Dienſtags abends. Morgen bin ich in Leipzig. Ich mag dir gern von jeder Stazion ſchreiben. Es wil mir nicht beifallen, daß du es je auf deinen Reiſen eben ſo gemacht. — Es iſt als ob ſich in dir meine ganze Vergangen- heit und meine ganze Verwandſchaft konzentrierte; darum mus ich 10 dir, oft im Aerger über deinen horror litterarum, ſchreiben. Beiliegende Note gegen Schlegel ſteht in einer umgearbeiteten Satire: Beſchreibung der öffentlichen und Privatbibliotheken im Pfardorf Volranz. Der Zuſammenhang iſt: ich klage über die deutſche Vernachläſſigung der Makulatur — friſche Morhofs guten Rath 15 wieder auf, daß man jede vor dem Verbrauch der Orts Obrigkeit ſolte zeigen müſſen — führe ſelber den Schwanz an, der an einem papiernen Drachen aus meinen eignen Teufels Papieren gepappet war — und komme auf Schlegel. [106] Ich hätte dir freilich noch 100 Anekdoten zu erzählen; aber das mus 20 in deiner Stube geſchehen. Gieb allen meinen lieben Ladenſchweſtern der „Bundeslade“ Grüſſe und Dank. Ich danke dir für die zu gute Sorgfalt und Mühe gegen Hennings. Adieu! und nun nim die Feder! Dein nächſter Brief wird lang aus- 25 fallen; aber es wird nichts ſein als was ich erwarte. R. Daß die Berlepsch nach Schotland geht: hat ſie aller Welt geſagt; alſo iſt mein Schweigen vorbei und deines auch; und nun frage die Leute, ob ſie glauben, daß die Stollen unſers Ehebettes von Weimar 30 bis nach den Hebriden reichen. Leipzig d. 6 Sep. Ich kam doch erſt heute an, weil die Hardenberg[sche] Familie in Weiſſenfels mich geſtern bei den Mittags- und Abendseſſen behielt. Der Alte war nicht da, er iſt Salinendirektor; aber das ſchadete ſeiner 35 7 Jean Paul Briefe. III.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:05:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:05:42Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 3. Berlin, 1959, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe03_1959/106>, abgerufen am 24.11.2024.