hören.1) Ich bin mir der Bedenklichkeit einer solchen Verquickung von Kopie und Konzept, von Handschrift und Druck bewußt; eine rein- liche Lösung war aber im vorliegenden Falle kaum möglich, und die eckigen Klammern sowie die Sternchen vor den Überschriften sind ja Warnungszeichen genug, diesen Briefen mit aller gebotenen Vorsicht zu begegnen. --
Wie im vorigen Bande sind auch in diesem gegenüber der früheren Ausgabe von 1922 nur wenige Briefe ganz neu hinzugekommen (Nr. 7, 411, 541, 695), viele aber zum erstenmal nach den Hand- schriften wiedergegeben.2) Dies hat sich besonders bei den Briefen an Amöne Herold, von denen ein großer Teil in der Kunst- und Alter- tümersammlung der Feste Koburg sich gefunden hat, als ergiebig erwiesen. Der schon früher gehegte Verdacht, daß sich diese Briefe bei der von der Adressatin selber besorgten Veröffentlichung im 4. Bande des Briefwechsels mit Christian Otto (1833) viele Ver- änderungen gefallen lassen mußten, hat sich über Erwarten bestätigt. Amöne hat nicht nur, was ja begreiflich ist, manche allzu intime Stellen weggelassen, sondern auch vieles aus eigner Erfindung abgeändert oder zugefügt und dabei ihr eignes Licht nicht unter den Scheffel gestellt. So hat sie z. B. den langen sie betreffenden Brief Jean Pauls an Otto vom 13. Februar 1791 (Nr. 3) in einen an sich selber verwandelt. Bei den Briefen an sie, die in Ermangelung der Handschriften auch jetzt noch nach dem alten Druck wieder- gegeben werden mußten, ist daher, soweit sie nicht durch Jean Pauls Kopien gesichert werden, höchste Vorsicht geboten.
Das Verzeichnis der Briefe an Jean Paul konnte ebenfalls um mehrere neu aufgetauchte Stücke vermehrt werden (Nr. 86, 137, 143a, 173a, 186a, 234). Von den Tafelbeilagen sind neu hinzu- gekommen das vom Goethe- u. Schiller-Archiv in Weimar freund- lichst gestattete Faksimile des Briefs an Goethe (Nr. 5) und die Bildnisse von Schiller und Julie von Krüdener. Anstelle des früheren Porträts der Charlotte von Kalb ist ein im Marbacher Schiller-
1) Leider fehlen gerade aus diesen Jahren auch viele Briefe Charlottens an Jean Paul, mit deren Hilfe sich die Försterschen Ergänzungen am besten hätten nachprüfen lassen.
hören.1) Ich bin mir der Bedenklichkeit einer ſolchen Verquickung von Kopie und Konzept, von Handſchrift und Druck bewußt; eine rein- liche Löſung war aber im vorliegenden Falle kaum möglich, und die eckigen Klammern ſowie die Sternchen vor den Überſchriften ſind ja Warnungszeichen genug, dieſen Briefen mit aller gebotenen Vorſicht zu begegnen. —
Wie im vorigen Bande ſind auch in dieſem gegenüber der früheren Ausgabe von 1922 nur wenige Briefe ganz neu hinzugekommen (Nr. 7, 411, 541, 695), viele aber zum erſtenmal nach den Hand- ſchriften wiedergegeben.2) Dies hat ſich beſonders bei den Briefen an Amöne Herold, von denen ein großer Teil in der Kunſt- und Alter- tümerſammlung der Feſte Koburg ſich gefunden hat, als ergiebig erwieſen. Der ſchon früher gehegte Verdacht, daß ſich dieſe Briefe bei der von der Adreſſatin ſelber beſorgten Veröffentlichung im 4. Bande des Briefwechſels mit Chriſtian Otto (1833) viele Ver- änderungen gefallen laſſen mußten, hat ſich über Erwarten beſtätigt. Amöne hat nicht nur, was ja begreiflich iſt, manche allzu intime Stellen weggelaſſen, ſondern auch vieles aus eigner Erfindung abgeändert oder zugefügt und dabei ihr eignes Licht nicht unter den Scheffel geſtellt. So hat ſie z. B. den langen ſie betreffenden Brief Jean Pauls an Otto vom 13. Februar 1791 (Nr. 3) in einen an ſich ſelber verwandelt. Bei den Briefen an ſie, die in Ermangelung der Handſchriften auch jetzt noch nach dem alten Druck wieder- gegeben werden mußten, iſt daher, ſoweit ſie nicht durch Jean Pauls Kopien geſichert werden, höchſte Vorſicht geboten.
Das Verzeichnis der Briefe an Jean Paul konnte ebenfalls um mehrere neu aufgetauchte Stücke vermehrt werden (Nr. 86, 137, 143a, 173a, 186a, 234). Von den Tafelbeilagen ſind neu hinzu- gekommen das vom Goethe- u. Schiller-Archiv in Weimar freund- lichſt geſtattete Fakſimile des Briefs an Goethe (Nr. 5) und die Bildniſſe von Schiller und Julie von Krüdener. Anſtelle des früheren Porträts der Charlotte von Kalb iſt ein im Marbacher Schiller-
1) Leider fehlen gerade aus dieſen Jahren auch viele Briefe Charlottens an Jean Paul, mit deren Hilfe ſich die Förſterſchen Ergänzungen am beſten hätten nachprüfen laſſen.
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[VII/0006]
hören. 1) Ich bin mir der Bedenklichkeit einer ſolchen Verquickung von
Kopie und Konzept, von Handſchrift und Druck bewußt; eine rein-
liche Löſung war aber im vorliegenden Falle kaum möglich, und
die eckigen Klammern ſowie die Sternchen vor den Überſchriften
ſind ja Warnungszeichen genug, dieſen Briefen mit aller gebotenen
Vorſicht zu begegnen. —
Wie im vorigen Bande ſind auch in dieſem gegenüber der früheren
Ausgabe von 1922 nur wenige Briefe ganz neu hinzugekommen
(Nr. 7, 411, 541, 695), viele aber zum erſtenmal nach den Hand-
ſchriften wiedergegeben. 2) Dies hat ſich beſonders bei den Briefen an
Amöne Herold, von denen ein großer Teil in der Kunſt- und Alter-
tümerſammlung der Feſte Koburg ſich gefunden hat, als ergiebig
erwieſen. Der ſchon früher gehegte Verdacht, daß ſich dieſe Briefe
bei der von der Adreſſatin ſelber beſorgten Veröffentlichung im
4. Bande des Briefwechſels mit Chriſtian Otto (1833) viele Ver-
änderungen gefallen laſſen mußten, hat ſich über Erwarten beſtätigt.
Amöne hat nicht nur, was ja begreiflich iſt, manche allzu intime
Stellen weggelaſſen, ſondern auch vieles aus eigner Erfindung
abgeändert oder zugefügt und dabei ihr eignes Licht nicht unter den
Scheffel geſtellt. So hat ſie z. B. den langen ſie betreffenden Brief
Jean Pauls an Otto vom 13. Februar 1791 (Nr. 3) in einen an
ſich ſelber verwandelt. Bei den Briefen an ſie, die in Ermangelung
der Handſchriften auch jetzt noch nach dem alten Druck wieder-
gegeben werden mußten, iſt daher, ſoweit ſie nicht durch Jean Pauls
Kopien geſichert werden, höchſte Vorſicht geboten.
Das Verzeichnis der Briefe an Jean Paul konnte ebenfalls um
mehrere neu aufgetauchte Stücke vermehrt werden (Nr. 86, 137,
143a, 173a, 186a, 234). Von den Tafelbeilagen ſind neu hinzu-
gekommen das vom Goethe- u. Schiller-Archiv in Weimar freund-
lichſt geſtattete Fakſimile des Briefs an Goethe (Nr. 5) und die
Bildniſſe von Schiller und Julie von Krüdener. Anſtelle des früheren
Porträts der Charlotte von Kalb iſt ein im Marbacher Schiller-
1) Leider fehlen gerade aus dieſen Jahren auch viele Briefe Charlottens an
Jean Paul, mit deren Hilfe ſich die Förſterſchen Ergänzungen am beſten hätten
nachprüfen laſſen.
2) Nr. 3, 35, 47, 51, 74, 80a, 81, 119, 152, 213, 217, 224, 238, 252 (zum
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. VII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/6>, abgerufen am 07.07.2024.
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