Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.Aber der ohnmächtige Mensch mus wünschen, so wie die in Leiber Jean Paul Fr. Richter 53. An Christian Otto.10 [Hof, 8. Jan. 1795]Lieber Otto, Ich wil dir heute abends eine kleine Lese Freude machen. A[möne] hat 54. An Joh. Georg Herold in Hof. [Kopie][Hof, 8. Jan. 1795]Ich bleibe Ihnen, so wie andre Dinge, so auch Briefe schuldig.30 Aber der ohnmächtige Menſch mus wünſchen, ſo wie die in Leiber Jean Paul Fr. Richter 53. An Chriſtian Otto.10 [Hof, 8. Jan. 1795]Lieber Otto, Ich wil dir heute abends eine kleine Leſe Freude machen. A[möne] hat 54. An Joh. Georg Herold in Hof. [Kopie][Hof, 8. Jan. 1795]Ich bleibe Ihnen, ſo wie andre Dinge, ſo auch Briefe ſchuldig.30 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0055" n="46"/> <p>Aber der ohnmächtige Menſch mus wünſchen, ſo wie die in Leiber<lb/> eingeſenkte eingemauerte Seele fremde Hüllen in der Liebe berühren<lb/> mus — und ich wünſche Ihnen, edelſte Freundin, die jezt wie ein in die<lb/> Ewigkeit zurükgegangner Frühling vor mir blüht, alles, alles, alles<lb/> was die wärmſte Freundſchaft wünſchen kan — du ewiges Schikſal gieb<lb n="5"/> ihrem Auge andere Thränen als bisher und ihr nach Beſſerung<lb/> ſchlagendes Herz ruhe ſanft und ſtil an einem andern aus, an und in<lb/> dem mein eignes wohnt.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Jean Paul</hi> Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>53. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><lb n="10"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 8. Jan. 1795]</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Lieber Otto,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Ich wil dir heute abends eine kleine Leſe Freude machen. A[möne] hat<lb/> mir gegen mein Tagebuch ihres doch gegeben und ſich auf meine Ent-<lb/> haltung von verbotenen Stellen ſo ſehr verlaſſen wie ich mich auf ihre:<lb n="15"/> zu unſerer doppelten Enthaltſamkeit ſol noch deine ſtoſſen. Lies alſo<lb/><hi rendition="#g">nicht</hi> im Tagebuch den 1 Februar — den 4<hi rendition="#sup">ten</hi> F. — 6<hi rendition="#sup">ten</hi> F. — den<lb/><note place="left"><ref target="1922_Bd2_39">[39]</ref></note>23 März — den 1 Septemb. — 12 Nov. — 9 Dezemb. — und mit<lb/> dem 12<hi rendition="#sup">ten</hi> fängſt du wieder an und lieſeſt hinaus, wo du die 2 lezten<lb/> Seiten, weil ſie’s ſo wolte von mir gefüllet findeſt. — Auch hab ich<lb n="20"/> mir noch ein Blat, an einem Konzertabend geſchrieben, für dich geben<lb/> laſſen: die Perſon, die ſie darin an ihre Mutter erinnert, iſt die alte<lb/> Köhlerin. — Abends komm ich mit dem Exzerptenbuch und verlange —<lb/> jezt bitt ich dich <hi rendition="#g">recht dringend</hi> darum — meine Rechnung. Auch gieb<lb/> mir 3 oder 4 rtl. weil die Stühle ſo viel fraſſen und ich den Dukaten<lb n="25"/> nicht annagen wil. — Lies das kleine Blat und meine Antwort darauf<lb/><hi rendition="#g">nach</hi> dem Tagebuch.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>54. An <hi rendition="#g">Joh. Georg Herold in Hof.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 8. Jan. 1795]</hi> </dateline><lb/> <p>Ich bleibe Ihnen, ſo wie andre Dinge, ſo auch Briefe ſchuldig.<lb n="30"/> Dieſer iſt keiner. Da heute der Ladenvater oder die Gevatterſchafts-<lb/> handwerkslade in mein Diogenes Fas einkriecht, ꝛc. Ich bitte Sie<lb/> vierſizig oder in 1 Original und 3 Kopien — oder in einer beſſern<lb/> Metapher als Sonne unter [?] den 3 nächſten Planeten oder ohne alle<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [46/0055]
Aber der ohnmächtige Menſch mus wünſchen, ſo wie die in Leiber
eingeſenkte eingemauerte Seele fremde Hüllen in der Liebe berühren
mus — und ich wünſche Ihnen, edelſte Freundin, die jezt wie ein in die
Ewigkeit zurükgegangner Frühling vor mir blüht, alles, alles, alles
was die wärmſte Freundſchaft wünſchen kan — du ewiges Schikſal gieb 5
ihrem Auge andere Thränen als bisher und ihr nach Beſſerung
ſchlagendes Herz ruhe ſanft und ſtil an einem andern aus, an und in
dem mein eignes wohnt.
Jean Paul Fr. Richter
53. An Chriſtian Otto. 10
[Hof, 8. Jan. 1795]
Lieber Otto,
Ich wil dir heute abends eine kleine Leſe Freude machen. A[möne] hat
mir gegen mein Tagebuch ihres doch gegeben und ſich auf meine Ent-
haltung von verbotenen Stellen ſo ſehr verlaſſen wie ich mich auf ihre: 15
zu unſerer doppelten Enthaltſamkeit ſol noch deine ſtoſſen. Lies alſo
nicht im Tagebuch den 1 Februar — den 4ten F. — 6ten F. — den
23 März — den 1 Septemb. — 12 Nov. — 9 Dezemb. — und mit
dem 12ten fängſt du wieder an und lieſeſt hinaus, wo du die 2 lezten
Seiten, weil ſie’s ſo wolte von mir gefüllet findeſt. — Auch hab ich 20
mir noch ein Blat, an einem Konzertabend geſchrieben, für dich geben
laſſen: die Perſon, die ſie darin an ihre Mutter erinnert, iſt die alte
Köhlerin. — Abends komm ich mit dem Exzerptenbuch und verlange —
jezt bitt ich dich recht dringend darum — meine Rechnung. Auch gieb
mir 3 oder 4 rtl. weil die Stühle ſo viel fraſſen und ich den Dukaten 25
nicht annagen wil. — Lies das kleine Blat und meine Antwort darauf
nach dem Tagebuch.
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54. An Joh. Georg Herold in Hof.
[Hof, 8. Jan. 1795]
Ich bleibe Ihnen, ſo wie andre Dinge, ſo auch Briefe ſchuldig. 30
Dieſer iſt keiner. Da heute der Ladenvater oder die Gevatterſchafts-
handwerkslade in mein Diogenes Fas einkriecht, ꝛc. Ich bitte Sie
vierſizig oder in 1 Original und 3 Kopien — oder in einer beſſern
Metapher als Sonne unter [?] den 3 nächſten Planeten oder ohne alle
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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