Ich bitte dich um die Bitte bei deiner Schwester -- in Sachen der Leinwand -- und um die neueste Litteraturzeitung, wenn du sie bis abends um 8 Uhr entbehren kanst.5
731. An Christian Otto.
[Hof, 27. Okt. 1797]
Wer wolte mich hindern, da ichs jezt weis. Ich komme schon.
732. An Joh. Georg Herold.
[Kopie][Hof, 28. Okt. 1797]10
Sie werden einem aus so vielen Erinnerungen und Trennungen zusammengesezten Schmerz die stumme Flucht vergeben -- ach welchen Abschied ich nähme, er würde immer stum sein. Und nun wend' ich mein nasses Auge weg von Ihnen. Das Schiksal mache Ihre Zukunft zu meiner Vergangenheit --15
733. An Karoline Herold.
[Kopie][Hof, 28. Okt. 1797]
wo wir idealischer nur in dem Wunsche und im glänzenden Traum der Vergangenheit beisammenleben und nicht mehr scheiden. Es ist besser es sind 16 Meilen zwischen uns als Ein Gedanke.20
[387]734. An Renate und Christoph Otto.
[Hof] Sonabends 28 Okt. 97.
Meine ewige Freundin!
Wir haben uns nicht mehr gesehen. Mein Leben ist hier geschlossen, aber meine Liebe nicht. Du theuere Seele, ich wil dich künftig wärmer25 lieben. Die ewig blühenden Tage unsers Zusammenlebens vergehen nur mit dem Herzen, das sie erschuf und genos. Sage mir künftig alle deine Freuden und alle deine Wunden und mache mir es leichter, mich für die stumme Flucht zu trösten, die mir meine Qualen des Scheidens abzwangen. Und auch du mein guter Christoph lebe glüklich und liebe30 mich fort und vergieb mir, wo ich dich kränkte. Lebt wohl! ihr Ge- liebten mit euern Kindern!
Richter
730. An Chriſtian Otto.
[Hof, 26. Okt. 1797]
Ich bitte dich um die Bitte bei deiner Schweſter — in Sachen der Leinwand — und um die neueſte Litteraturzeitung, wenn du ſie bis abends um 8 Uhr entbehren kanſt.5
731. An Chriſtian Otto.
[Hof, 27. Okt. 1797]
Wer wolte mich hindern, da ichs jezt weis. Ich komme ſchon.
732. An Joh. Georg Herold.
[Kopie][Hof, 28. Okt. 1797]10
Sie werden einem aus ſo vielen Erinnerungen und Trennungen zuſammengeſezten Schmerz die ſtumme Flucht vergeben — ach welchen Abſchied ich nähme, er würde immer ſtum ſein. Und nun wend’ ich mein naſſes Auge weg von Ihnen. Das Schikſal mache Ihre Zukunft zu meiner Vergangenheit —15
733. An Karoline Herold.
[Kopie][Hof, 28. Okt. 1797]
wo wir idealiſcher nur in dem Wunſche und im glänzenden Traum der Vergangenheit beiſammenleben und nicht mehr ſcheiden. Es iſt beſſer es ſind 16 Meilen zwiſchen uns als Ein Gedanke.20
[387]734. An Renate und Chriſtoph Otto.
[Hof] Sonabends 28 Okt. 97.
Meine ewige Freundin!
Wir haben uns nicht mehr geſehen. Mein Leben iſt hier geſchloſſen, aber meine Liebe nicht. Du theuere Seele, ich wil dich künftig wärmer25 lieben. Die ewig blühenden Tage unſers Zuſammenlebens vergehen nur mit dem Herzen, das ſie erſchuf und genos. Sage mir künftig alle deine Freuden und alle deine Wunden und mache mir es leichter, mich für die ſtumme Flucht zu tröſten, die mir meine Qualen des Scheidens abzwangen. Und auch du mein guter Chriſtoph lebe glüklich und liebe30 mich fort und vergieb mir, wo ich dich kränkte. Lebt wohl! ihr Ge- liebten mit euern Kindern!
Richter
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[386/0407]
730. An Chriſtian Otto.
[Hof, 26. Okt. 1797]
Ich bitte dich um die Bitte bei deiner Schweſter — in Sachen der
Leinwand — und um die neueſte Litteraturzeitung, wenn du ſie bis
abends um 8 Uhr entbehren kanſt. 5
731. An Chriſtian Otto.
[Hof, 27. Okt. 1797]
Wer wolte mich hindern, da ichs jezt weis. Ich komme ſchon.
732. An Joh. Georg Herold.
[Hof, 28. Okt. 1797] 10
Sie werden einem aus ſo vielen Erinnerungen und Trennungen
zuſammengeſezten Schmerz die ſtumme Flucht vergeben — ach
welchen Abſchied ich nähme, er würde immer ſtum ſein. Und nun
wend’ ich mein naſſes Auge weg von Ihnen. Das Schikſal mache Ihre
Zukunft zu meiner Vergangenheit — 15
733. An Karoline Herold.
[Hof, 28. Okt. 1797]
wo wir idealiſcher nur in dem Wunſche und im glänzenden Traum
der Vergangenheit beiſammenleben und nicht mehr ſcheiden. Es iſt
beſſer es ſind 16 Meilen zwiſchen uns als Ein Gedanke. 20
734. An Renate und Chriſtoph Otto.
[Hof] Sonabends 28 Okt. 97.
Meine ewige Freundin!
Wir haben uns nicht mehr geſehen. Mein Leben iſt hier geſchloſſen,
aber meine Liebe nicht. Du theuere Seele, ich wil dich künftig wärmer 25
lieben. Die ewig blühenden Tage unſers Zuſammenlebens vergehen
nur mit dem Herzen, das ſie erſchuf und genos. Sage mir künftig alle
deine Freuden und alle deine Wunden und mache mir es leichter, mich
für die ſtumme Flucht zu tröſten, die mir meine Qualen des Scheidens
abzwangen. Und auch du mein guter Chriſtoph lebe glüklich und liebe 30
mich fort und vergieb mir, wo ich dich kränkte. Lebt wohl! ihr Ge-
liebten mit euern Kindern!
Richter
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/407>, abgerufen am 16.02.2025.
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