zu Büchern erhalte, so daß ich sterbe, ohne nur die Hälfte meiner Satiren, Reflexionen etc. der Welt gelassen zu haben. Blos der Eigen- nuz meiner Liebhaberei für deine Briefe verdoppelte bisher meine an dich (nämlich relativ gegen andere Korrespondenten, denen ich den 3ten, 4ten Brief beantworte).5
Ach lebe du wohl, mein Geliebter! Wenn ich dich und deine edle Sophie sehen werde, wird mein Herz in die Thränen der Liebe und der Freude überströmen. Liebt euch immer so! werd' ich denken, aber die überfülte Brust wird es nicht sagen können!
Richter10
N. S. O treibe doch an Beigang [!], daß er mir Lesebücher und meine Rechnung schikt.
N. S. Ich lese jezt den Paul[lus] Septim[ius] von Bouterwek und finde einen so reinen festen Umris der kritischen Philosophie von so- vielen Schönheiten des Dialogs und der Phantasie berahmet, daß mich15 das Urtheil der L[itteratur] Zeitung erzürnt. Wenn er mich beneidet, so betrifts nicht den Werth sondern das Glük, da er offenbar als Autor nur den erstern gehabt.
664. An Christian Otto.
[Hof, 19. Juli 1797]20
Morgen zu früh komm ich dir in der Kühle und im schönern Wetter nach und gehe mit dir zurük, wenn du es thust. Aber ich glaube nicht, daß du heute in diesem schwülen Fegefeuer, das noch dazu zu einer Ge-[353] witter Hölle zu werden droht, gehen wirst. -- Ach Eger und alle Örter helfen mir nichts, da mich meine traurige Nachbarschaft mit lauter25 Besorgnissen festbindet.
665. An Christian Otto.
[Hof, 19. Juli 1797]
Ich denke je früher je besser: um 61/2 Uhr wil ich halb fertig sein und die andere Hälfte dazu thun, wenn du kömst. Kömst du eher30 oder später, ists mir recht. Freilich müssen wir wieder an einem Morgen fort.
zu Büchern erhalte, ſo daß ich ſterbe, ohne nur die Hälfte meiner Satiren, Reflexionen ꝛc. der Welt gelaſſen zu haben. Blos der Eigen- nuz meiner Liebhaberei für deine Briefe verdoppelte bisher meine an dich (nämlich relativ gegen andere Korreſpondenten, denen ich den 3ten, 4ten Brief beantworte).5
Ach lebe du wohl, mein Geliebter! Wenn ich dich und deine edle Sophie ſehen werde, wird mein Herz in die Thränen der Liebe und der Freude überſtrömen. Liebt euch immer ſo! werd’ ich denken, aber die überfülte Bruſt wird es nicht ſagen können!
Richter10
N. S. O treibe doch an Beigang [!], daß er mir Leſebücher und meine Rechnung ſchikt.
N. S. Ich leſe jezt den Paul[lus] Septim[ius] von Bouterwek und finde einen ſo reinen feſten Umris der kritiſchen Philoſophie von ſo- vielen Schönheiten des Dialogs und der Phantaſie berahmet, daß mich15 das Urtheil der L[itteratur] Zeitung erzürnt. Wenn er mich beneidet, ſo betrifts nicht den Werth ſondern das Glük, da er offenbar als Autor nur den erſtern gehabt.
664. An Chriſtian Otto.
[Hof, 19. Juli 1797]20
Morgen zu früh komm ich dir in der Kühle und im ſchönern Wetter nach und gehe mit dir zurük, wenn du es thuſt. Aber ich glaube nicht, daß du heute in dieſem ſchwülen Fegefeuer, das noch dazu zu einer Ge-[353] witter Hölle zu werden droht, gehen wirſt. — Ach Eger und alle Örter helfen mir nichts, da mich meine traurige Nachbarſchaft mit lauter25 Beſorgniſſen feſtbindet.
665. An Chriſtian Otto.
[Hof, 19. Juli 1797]
Ich denke je früher je beſſer: um 6½ Uhr wil ich halb fertig ſein und die andere Hälfte dazu thun, wenn du kömſt. Kömſt du eher30 oder ſpäter, iſts mir recht. Freilich müſſen wir wieder an einem Morgen fort.
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[351/0367]
zu Büchern erhalte, ſo daß ich ſterbe, ohne nur die Hälfte meiner
Satiren, Reflexionen ꝛc. der Welt gelaſſen zu haben. Blos der Eigen-
nuz meiner Liebhaberei für deine Briefe verdoppelte bisher meine an
dich (nämlich relativ gegen andere Korreſpondenten, denen ich den
3ten, 4ten Brief beantworte). 5
Ach lebe du wohl, mein Geliebter! Wenn ich dich und deine edle
Sophie ſehen werde, wird mein Herz in die Thränen der Liebe und der
Freude überſtrömen. Liebt euch immer ſo! werd’ ich denken, aber die
überfülte Bruſt wird es nicht ſagen können!
Richter 10
N. S. O treibe doch an Beigang [!], daß er mir Leſebücher und
meine Rechnung ſchikt.
N. S. Ich leſe jezt den Paul[lus] Septim[ius] von Bouterwek und
finde einen ſo reinen feſten Umris der kritiſchen Philoſophie von ſo-
vielen Schönheiten des Dialogs und der Phantaſie berahmet, daß mich 15
das Urtheil der L[itteratur] Zeitung erzürnt. Wenn er mich beneidet,
ſo betrifts nicht den Werth ſondern das Glük, da er offenbar als Autor
nur den erſtern gehabt.
664. An Chriſtian Otto.
[Hof, 19. Juli 1797] 20
Morgen zu früh komm ich dir in der Kühle und im ſchönern Wetter
nach und gehe mit dir zurük, wenn du es thuſt. Aber ich glaube nicht,
daß du heute in dieſem ſchwülen Fegefeuer, das noch dazu zu einer Ge-
witter Hölle zu werden droht, gehen wirſt. — Ach Eger und alle Örter
helfen mir nichts, da mich meine traurige Nachbarſchaft mit lauter 25
Beſorgniſſen feſtbindet.
[353]
665. An Chriſtian Otto.
[Hof, 19. Juli 1797]
Ich denke je früher je beſſer: um 6½ Uhr wil ich halb fertig ſein
und die andere Hälfte dazu thun, wenn du kömſt. Kömſt du eher 30
oder ſpäter, iſts mir recht. Freilich müſſen wir wieder an einem
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/367>, abgerufen am 30.07.2024.
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