Die theuern Herd[ers] haben mir geschrieben und geschikt: lies dir aus, lasse mir aber die zerstreueten Blätter. Die Berlepsch bleibt auch heute hier.5
658. An Karoline Herold.
[Kopie][Hof, Juli 1797?]
Da die Ros[e] nirgends Figur machen kan als in einer Apotheke, so send' ich 2 blutjunge und blutrothe Juliusblüten.
659. An Christian Otto.10
[Hof, 16. oder 17. Juli 1797]
Lies die zwei Briefe nach der Ordnung ihrer Lage. -- Ein gewisser Caspar Horner aus Zürch hat mir einen sehr launigen geschrieben, den ich noch nicht durchhabe. -- Einen von Oertel darfst nur du (und das Feuer) bekommen. -- Eben kam ich an.15
660. An Wernlein in Neustadt a. d. Aisch.
[Kopie][Hof, 17. Juli 1797]
Unsre Konjunkzionen sind öfter als die der obern Planeten. Im Schulhof des Pythagoras schweigen lernen. Mir ist als säss' ich auf Auroren- und Sonnenpferden. Der Ris wird nachbluten. Ich wil20 lieber von 10 Freundinnen als von 1 Freunde scheiden, dort [ist] der Schmerz poetisch, hier äzend fressend.
[350]661. An Z. (Fürstin von Anhalt-Zerbst).
[Kopie][Hof, 17. Juli 1797]
Hätte Ihre Liebe und Ihr Zeichen derselben meine Seele weniger25 bewegt: so würd' ich Ihnen besser von der niedlichen bunten Hülse, die die steinigen schweren Kerne unsrer kleinen Freuden und Plagen um- geben sol, vorzusprechen wissen. Ich schweige über den nur grössern Blumenstaubbeutel, das doppelte Zeichen der Güte und der Kunst, weil mich jede Zeile mit der Almacht eines hohen einfachen Herzens30 innigst rührt. In meinem vergeht die mänlich-starke und weiblich- schöne Sprache des Ihrigen nicht. Warum zeigen Sie mir blos den
657. An Chriſtian Otto.
[Hof, 3. Juli 1797]
Die theuern Herd[ers] haben mir geſchrieben und geſchikt: lies dir aus, laſſe mir aber die zerſtreueten Blätter. Die Berlepsch bleibt auch heute hier.5
658. An Karoline Herold.
[Kopie][Hof, Juli 1797?]
Da die Roſ[e] nirgends Figur machen kan als in einer Apotheke, ſo ſend’ ich 2 blutjunge und blutrothe Juliusblüten.
659. An Chriſtian Otto.10
[Hof, 16. oder 17. Juli 1797]
Lies die zwei Briefe nach der Ordnung ihrer Lage. — Ein gewiſſer Caſpar Horner aus Zürch hat mir einen ſehr launigen geſchrieben, den ich noch nicht durchhabe. — Einen von Oertel darfſt nur du (und das Feuer) bekommen. — Eben kam ich an.15
660. An Wernlein in Neuſtadt a. d. Aiſch.
[Kopie][Hof, 17. Juli 1797]
Unſre Konjunkzionen ſind öfter als die der obern Planeten. Im Schulhof des Pythagoras ſchweigen lernen. Mir iſt als ſäſſ’ ich auf Auroren- und Sonnenpferden. Der Ris wird nachbluten. Ich wil20 lieber von 10 Freundinnen als von 1 Freunde ſcheiden, dort [iſt] der Schmerz poetiſch, hier äzend freſſend.
[350]661. An Z. (Fürſtin von Anhalt-Zerbſt).
[Kopie][Hof, 17. Juli 1797]
Hätte Ihre Liebe und Ihr Zeichen derſelben meine Seele weniger25 bewegt: ſo würd’ ich Ihnen beſſer von der niedlichen bunten Hülſe, die die ſteinigen ſchweren Kerne unſrer kleinen Freuden und Plagen um- geben ſol, vorzuſprechen wiſſen. Ich ſchweige über den nur gröſſern Blumenſtaubbeutel, das doppelte Zeichen der Güte und der Kunſt, weil mich jede Zeile mit der Almacht eines hohen einfachen Herzens30 innigſt rührt. In meinem vergeht die mänlich-ſtarke und weiblich- ſchöne Sprache des Ihrigen nicht. Warum zeigen Sie mir blos den
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657. An Chriſtian Otto.
[Hof, 3. Juli 1797]
Die theuern Herd[ers] haben mir geſchrieben und geſchikt: lies dir
aus, laſſe mir aber die zerſtreueten Blätter. Die Berlepsch bleibt auch
heute hier. 5
658. An Karoline Herold.
[Hof, Juli 1797?]
Da die Roſ[e] nirgends Figur machen kan als in einer Apotheke, ſo
ſend’ ich 2 blutjunge und blutrothe Juliusblüten.
659. An Chriſtian Otto. 10
[Hof, 16. oder 17. Juli 1797]
Lies die zwei Briefe nach der Ordnung ihrer Lage. — Ein gewiſſer
Caſpar Horner aus Zürch hat mir einen ſehr launigen geſchrieben, den
ich noch nicht durchhabe. — Einen von Oertel darfſt nur du (und das
Feuer) bekommen. — Eben kam ich an. 15
660. An Wernlein in Neuſtadt a. d. Aiſch.
[Hof, 17. Juli 1797]
Unſre Konjunkzionen ſind öfter als die der obern Planeten. Im
Schulhof des Pythagoras ſchweigen lernen. Mir iſt als ſäſſ’ ich auf
Auroren- und Sonnenpferden. Der Ris wird nachbluten. Ich wil 20
lieber von 10 Freundinnen als von 1 Freunde ſcheiden, dort [iſt] der
Schmerz poetiſch, hier äzend freſſend.
661. An Z. (Fürſtin von Anhalt-Zerbſt).
[Hof, 17. Juli 1797]
Hätte Ihre Liebe und Ihr Zeichen derſelben meine Seele weniger 25
bewegt: ſo würd’ ich Ihnen beſſer von der niedlichen bunten Hülſe,
die die ſteinigen ſchweren Kerne unſrer kleinen Freuden und Plagen um-
geben ſol, vorzuſprechen wiſſen. Ich ſchweige über den nur gröſſern
Blumenſtaubbeutel, das doppelte Zeichen der Güte und der Kunſt, weil
mich jede Zeile mit der Almacht eines hohen einfachen Herzens 30
innigſt rührt. In meinem vergeht die mänlich-ſtarke und weiblich-
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/364>, abgerufen am 30.07.2024.
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