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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

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Ihnen am künftigen Montag, höchstens Dienstag mündlich. Am[330]
Donnerstag zieh' ich vom Zelt aus. Meine fette Successorin mus sich
mit mir trösten, da wir ja beide im abnehmenden Mond einziehen.
Sagen Sie ihr indes, daß ein Einzug nach dem Volmond alsdan nicht
den geringsten Nachtheil bringt, wenn man im zunehmenden Licht nur5
irgend etwas ins neue Haus hineinschaft, etwa einen Muf, eine
Fischpfanne, oder Schuhbürste -- es ist dan so viel als wäre man schon
mit Sak und Pak darin. Ich habe deswegen zu Hause hinterlassen, daß
mein Bruder eine neue 1/2 Klafter Holz sogleich im neuen Logis ab-
laden lässet.10

Ihr schöner Brief verdiente eine Antwort, die Ihnen vielleicht mein
Emanuel giebt. Lebe wohl, gute Seele! Wenn die Freude es ver-
gisset, dein wundes Herz zu bewegen und zu bewohnen: so schicke sie
wenigstens die Liebe, damit diese die schöne Stelle beseze und er-
wärme! Lebe wohl!15

Richter


605. An Friedrich von Oertel in Leipzig.

Wilkommen, Lieber! Das Erste was ich in Hof schreibe, ist dieses
Blat. 14 volle Tage bracht ich in Bayreuth im Hause meines ge-20
liebten Emanuels zu, und ausser seinem Hause in den sanften Zirkeln
der blühenden und duftenden Natur, und in den feinen Zirkeln ge-
bildeter Leute, die meine Freunde, wenigstens meine Leser sind. Die
Welle, die mein geworfner Dintentropfen macht, dehnet sich immer
weiter aus, besonders unter den höhern Klassen. Schon darum geb'25
ich auf keine Bouterweksche oder Rezensenten Injurie Antwort: ich
mache sie nur dadurch bekanter und dauerhafter, erangle bos-
hafte Erwiederungen, beweise meinen Freunden, was sie schon
glaubten, und meinen Feinden, was sie nie glauben und sondere selber
aus der Leber meines innern Menschen zuviel Galle ab. Nur zweien30
Injurien würd' ich antworten: ewigen (z. B. wenn Schiller förmliche
schriebe) und solchen, die mein Herz antasten. --

Lasse mich alles unter einander werfen!

Gleim schrieb an Buchhändler Lübek um die 2 neuen Bände des
Titans und siehe Siegel, Handschrift, Briefform, alles ist von --35

Ihnen am künftigen Montag, höchſtens Dienſtag mündlich. Am[330]
Donnerſtag zieh’ ich vom Zelt aus. Meine fette Succeſſorin mus ſich
mit mir tröſten, da wir ja beide im abnehmenden Mond einziehen.
Sagen Sie ihr indes, daß ein Einzug nach dem Volmond alsdan nicht
den geringſten Nachtheil bringt, wenn man im zunehmenden Licht nur5
irgend etwas ins neue Haus hineinſchaft, etwa einen Muf, eine
Fiſchpfanne, oder Schuhbürſte — es iſt dan ſo viel als wäre man ſchon
mit Sak und Pak darin. Ich habe deswegen zu Hauſe hinterlaſſen, daß
mein Bruder eine neue ½ Klafter Holz ſogleich im neuen Logis ab-
laden läſſet.10

Ihr ſchöner Brief verdiente eine Antwort, die Ihnen vielleicht mein
Emanuel giebt. Lebe wohl, gute Seele! Wenn die Freude es ver-
giſſet, dein wundes Herz zu bewegen und zu bewohnen: ſo ſchicke ſie
wenigſtens die Liebe, damit dieſe die ſchöne Stelle beſeze und er-
wärme! Lebe wohl!15

Richter


605. An Friedrich von Oertel in Leipzig.

Wilkommen, Lieber! Das Erſte was ich in Hof ſchreibe, iſt dieſes
Blat. 14 volle Tage bracht ich in Bayreuth im Hauſe meines ge-20
liebten Emanuels zu, und auſſer ſeinem Hauſe in den ſanften Zirkeln
der blühenden und duftenden Natur, und in den feinen Zirkeln ge-
bildeter Leute, die meine Freunde, wenigſtens meine Leſer ſind. Die
Welle, die mein geworfner Dintentropfen macht, dehnet ſich immer
weiter aus, beſonders unter den höhern Klaſſen. Schon darum geb’25
ich auf keine Bouterweksche oder Rezenſenten Injurie Antwort: ich
mache ſie nur dadurch bekanter und dauerhafter, erangle bos-
hafte Erwiederungen, beweiſe meinen Freunden, was ſie ſchon
glaubten, und meinen Feinden, was ſie nie glauben und ſondere ſelber
aus der Leber meines innern Menſchen zuviel Galle ab. Nur zweien30
Injurien würd’ ich antworten: ewigen (z. B. wenn Schiller förmliche
ſchriebe) und ſolchen, die mein Herz antaſten. —

Laſſe mich alles unter einander werfen!

Gleim ſchrieb an Buchhändler Lübek um die 2 neuen Bände des
Titans und ſiehe Siegel, Handſchrift, Briefform, alles iſt von —35

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[329/0345] Ihnen am künftigen Montag, höchſtens Dienſtag mündlich. Am Donnerſtag zieh’ ich vom Zelt aus. Meine fette Succeſſorin mus ſich mit mir tröſten, da wir ja beide im abnehmenden Mond einziehen. Sagen Sie ihr indes, daß ein Einzug nach dem Volmond alsdan nicht den geringſten Nachtheil bringt, wenn man im zunehmenden Licht nur 5 irgend etwas ins neue Haus hineinſchaft, etwa einen Muf, eine Fiſchpfanne, oder Schuhbürſte — es iſt dan ſo viel als wäre man ſchon mit Sak und Pak darin. Ich habe deswegen zu Hauſe hinterlaſſen, daß mein Bruder eine neue ½ Klafter Holz ſogleich im neuen Logis ab- laden läſſet. 10 [330]Ihr ſchöner Brief verdiente eine Antwort, die Ihnen vielleicht mein Emanuel giebt. Lebe wohl, gute Seele! Wenn die Freude es ver- giſſet, dein wundes Herz zu bewegen und zu bewohnen: ſo ſchicke ſie wenigſtens die Liebe, damit dieſe die ſchöne Stelle beſeze und er- wärme! Lebe wohl! 15 Richter 605. An Friedrich von Oertel in Leipzig. Hof d. 10 Mai 97 [Mittwoch]. Wilkommen, Lieber! Das Erſte was ich in Hof ſchreibe, iſt dieſes Blat. 14 volle Tage bracht ich in Bayreuth im Hauſe meines ge- 20 liebten Emanuels zu, und auſſer ſeinem Hauſe in den ſanften Zirkeln der blühenden und duftenden Natur, und in den feinen Zirkeln ge- bildeter Leute, die meine Freunde, wenigſtens meine Leſer ſind. Die Welle, die mein geworfner Dintentropfen macht, dehnet ſich immer weiter aus, beſonders unter den höhern Klaſſen. Schon darum geb’ 25 ich auf keine Bouterweksche oder Rezenſenten Injurie Antwort: ich mache ſie nur dadurch bekanter und dauerhafter, erangle bos- hafte Erwiederungen, beweiſe meinen Freunden, was ſie ſchon glaubten, und meinen Feinden, was ſie nie glauben und ſondere ſelber aus der Leber meines innern Menſchen zuviel Galle ab. Nur zweien 30 Injurien würd’ ich antworten: ewigen (z. B. wenn Schiller förmliche ſchriebe) und ſolchen, die mein Herz antaſten. — Laſſe mich alles unter einander werfen! Gleim ſchrieb an Buchhändler Lübek um die 2 neuen Bände des Titans und ſiehe Siegel, Handſchrift, Briefform, alles iſt von — 35

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/345>, abgerufen am 22.11.2024.