Auch war es gestern keine üble Laune -- warlich ich war froh -- weswegen ich nicht hinaufkam, sondern der kleine Nachgeschmak Ihres gestrigen -- Scheins war Ursache. --
Vergeben Sie, theuerste Freundin, das öde Geschmiere, das von der Eile -- und von der Erschöpfung durch Morgenarbeiten -- und5 von der Stärkung durch Essen -- seine Farben nahm. Mit immer wachsender Hochachtung
Ihr alter Freund Richter10
26. An Dr.Joerdens in Hof.
[Kopie][Hof, 3. Okt. 1794]
Ich habe für meine Einmischung in eine fremde Sache keine Ent- schuldigung als die Menschenliebe, die mich aufmuntert mich an die Ihrige zu wenden, um ihm eine bessere Lage zu verschaffen als er ohne15 Ihre Güte hoffen darf. R[olsch], den sein Herr verstösset, der eben so sehr mit seinen Kentnissen als Gelde geizt, hat mehr Lernbegierde als sein Herr Lehrbegierde -- fragte mehr als andere antworten -- Jezt am Ende 3 leerer Jahre, wo er aus dem chirurgischen Schildknappen- stande zu kommen hofte, wartet troz der Bezahlung noch ein 4tes auf[17]20 ihn, in dem er von seinem Hern sich [nicht mehr] Belehrung versprechen darf als im vorigen. -- Und dan würde Sie Ihre eigne Menschen- freundlichkeit stärker bereden, als ich könte, dem verlassenen Jüngling das 4te Novizenjahr zu schenken und es bei dem gewöhnlichen Triennium bewenden zu lassen. Ihr eignes Herz wird die wolwollende25 Vorbitte des meinigen entschuldigen.
27. An Christian Otto.
[Hof, Okt. 1794?]
Stehe mir, sei so gut, 1 Buch feines Papier käuflich ab, weil ich morgen gutes zu actis Sanctorum für meine Kinder brauche. Damit30 es dich nicht stöhre, bestelle meinen Bruder wieder hin. -- Auch sei so gut und sage deinem Albrecht, er sol Mitleiden haben und dem armen Rolsch nur manchmal einen Bogen zuwenden. Gute Nacht! --
Auch war es geſtern keine üble Laune — warlich ich war froh — weswegen ich nicht hinaufkam, ſondern der kleine Nachgeſchmak Ihres geſtrigen — Scheins war Urſache. —
Vergeben Sie, theuerſte Freundin, das öde Geſchmiere, das von der Eile — und von der Erſchöpfung durch Morgenarbeiten — und5 von der Stärkung durch Eſſen — ſeine Farben nahm. Mit immer wachſender Hochachtung
Ihr alter Freund Richter10
26. An Dr.Joerdens in Hof.
[Kopie][Hof, 3. Okt. 1794]
Ich habe für meine Einmiſchung in eine fremde Sache keine Ent- ſchuldigung als die Menſchenliebe, die mich aufmuntert mich an die Ihrige zu wenden, um ihm eine beſſere Lage zu verſchaffen als er ohne15 Ihre Güte hoffen darf. R[olſch], den ſein Herr verſtöſſet, der eben ſo ſehr mit ſeinen Kentniſſen als Gelde geizt, hat mehr Lernbegierde als ſein Herr Lehrbegierde — fragte mehr als andere antworten — Jezt am Ende 3 leerer Jahre, wo er aus dem chirurgiſchen Schildknappen- ſtande zu kommen hofte, wartet troz der Bezahlung noch ein 4tes auf[17]20 ihn, in dem er von ſeinem Hern ſich [nicht mehr] Belehrung verſprechen darf als im vorigen. — Und dan würde Sie Ihre eigne Menſchen- freundlichkeit ſtärker bereden, als ich könte, dem verlaſſenen Jüngling das 4te Novizenjahr zu ſchenken und es bei dem gewöhnlichen Triennium bewenden zu laſſen. Ihr eignes Herz wird die wolwollende25 Vorbitte des meinigen entſchuldigen.
27. An Chriſtian Otto.
[Hof, Okt. 1794?]
Stehe mir, ſei ſo gut, 1 Buch feines Papier käuflich ab, weil ich morgen gutes zu actis Sanctorum für meine Kinder brauche. Damit30 es dich nicht ſtöhre, beſtelle meinen Bruder wieder hin. — Auch ſei ſo gut und ſage deinem Albrecht, er ſol Mitleiden haben und dem armen Rolſch nur manchmal einen Bogen zuwenden. Gute Nacht! —
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Auch war es geſtern keine üble Laune — warlich ich war froh —
weswegen ich nicht hinaufkam, ſondern der kleine Nachgeſchmak
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Vergeben Sie, theuerſte Freundin, das öde Geſchmiere, das von
der Eile — und von der Erſchöpfung durch Morgenarbeiten — und 5
von der Stärkung durch Eſſen — ſeine Farben nahm. Mit immer
wachſender Hochachtung
Ihr
alter Freund
Richter 10
26. An Dr. Joerdens in Hof.
[Hof, 3. Okt. 1794]
Ich habe für meine Einmiſchung in eine fremde Sache keine Ent-
ſchuldigung als die Menſchenliebe, die mich aufmuntert mich an die
Ihrige zu wenden, um ihm eine beſſere Lage zu verſchaffen als er ohne 15
Ihre Güte hoffen darf. R[olſch], den ſein Herr verſtöſſet, der eben ſo
ſehr mit ſeinen Kentniſſen als Gelde geizt, hat mehr Lernbegierde als
ſein Herr Lehrbegierde — fragte mehr als andere antworten — Jezt
am Ende 3 leerer Jahre, wo er aus dem chirurgiſchen Schildknappen-
ſtande zu kommen hofte, wartet troz der Bezahlung noch ein 4tes auf 20
ihn, in dem er von ſeinem Hern ſich [nicht mehr] Belehrung verſprechen
darf als im vorigen. — Und dan würde Sie Ihre eigne Menſchen-
freundlichkeit ſtärker bereden, als ich könte, dem verlaſſenen Jüngling
das 4te Novizenjahr zu ſchenken und es bei dem gewöhnlichen
Triennium bewenden zu laſſen. Ihr eignes Herz wird die wolwollende 25
Vorbitte des meinigen entſchuldigen.
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27. An Chriſtian Otto.
[Hof, Okt. 1794?]
Stehe mir, ſei ſo gut, 1 Buch feines Papier käuflich ab, weil ich
morgen gutes zu actis Sanctorum für meine Kinder brauche. Damit 30
es dich nicht ſtöhre, beſtelle meinen Bruder wieder hin. — Auch
ſei ſo gut und ſage deinem Albrecht, er ſol Mitleiden haben und
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Nacht! —
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/34>, abgerufen am 17.02.2025.
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