Wasser*) und thue (des Geschmaks wegen) Zucker hinein: so hat er einen kühlenden Trank und weiter braucht er nichts. Wasser mit Weinessig kan er jezt trinken; und ein laues Fusbad nehmen. Der Rhabarber war in jedem Fal recht. -- Abend[s] komm ich so.
[323]589. An Christian Otto.5
[Hof, 16. April 1797. Ostersonntag]
Sei doch so gut und schicke mir, wenn du jezt kanst, den 3ten Theil von Müllers Bekentnissen.
(*)590. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Kopie, z. T. Konzept][Hof, 17. April 1797]10
[In der Mitte der Messe werde ich -- wenn das Wetter so schön ist wie meine Aussicht -- nach Leipzig eilen -- dan bekommen Sie den ersten Brief von mir. --] vor der weiten lichten Natur. Ich möchte Ihnen die Stellen meiner Jugendträume zeigen, um in diese wieder einzuschlummern. Eine magische Ebene und auf ihr der Frühling und15 auf beiden Sie -- [Gegen Sie allein sündige ich am wenigsten durch Schweigen. Ihnen sage ich alle] Geringfügigkeit[en] meines Schiksals; [z. B. ein Magister auf der Universität Erlang lieset über meine Aufsäze ein ästhetisches Kolleg.] -- Ihre einzige Ermattung ist der Wahn, sie zu haben. [Ihrer Seele fehlt nicht das Feuer der vorigen20 Zeit, sondern nur der Gegenstand desselben, darum verglüht sie in sich selber. -- Wie kan Ihre feste Seele an mir verzagen? -- Ihre Briefe befestigen mich.] H[erder] schick[e] mir aus seinem Hause ein Blat, es wird mir ein Oelblat, ein Palm- und Rosenblat sein. An Lavater gefält mir nichts als seine Physiognomik und seine Physio-25 gnomie, stat einer zu gespanten Phantasie würd' ich ihm eine zu schlaffe vorwerfen. Schwäche ist die sumpfige Quelle seiner Gebrechen.
591. An Christian Otto.
[Hof, 19. April 1797]
Nichts! der Schwindel ist das Kind des Gewitters und der Erbe des30 Fiebers. Morgen ist ihm besser. Höchstens kan er sich ein Glas Bier abbrechen, wenig sizen und Abends ein warmes Fusbad mit Salz nehmen und nicht mehr reden als der Dolwezel.
*) ists zu bitter, nim mehr Wasser.
Waſſer*) und thue (des Geſchmaks wegen) Zucker hinein: ſo hat er einen kühlenden Trank und weiter braucht er nichts. Waſſer mit Weineſſig kan er jezt trinken; und ein laues Fusbad nehmen. Der Rhabarber war in jedem Fal recht. — Abend[s] komm ich ſo.
[323]589. An Chriſtian Otto.5
[Hof, 16. April 1797. Oſterſonntag]
Sei doch ſo gut und ſchicke mir, wenn du jezt kanſt, den 3ten Theil von Müllers Bekentniſſen.
(*)590. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Kopie, z. T. Konzept][Hof, 17. April 1797]10
[In der Mitte der Meſſe werde ich — wenn das Wetter ſo ſchön iſt wie meine Ausſicht — nach Leipzig eilen — dan bekommen Sie den erſten Brief von mir. —] vor der weiten lichten Natur. Ich möchte Ihnen die Stellen meiner Jugendträume zeigen, um in dieſe wieder einzuſchlummern. Eine magiſche Ebene und auf ihr der Frühling und15 auf beiden Sie — [Gegen Sie allein ſündige ich am wenigſten durch Schweigen. Ihnen ſage ich alle] Geringfügigkeit[en] meines Schikſals; [z. B. ein Magiſter auf der Univerſität Erlang lieſet über meine Aufſäze ein äſthetiſches Kolleg.] — Ihre einzige Ermattung iſt der Wahn, ſie zu haben. [Ihrer Seele fehlt nicht das Feuer der vorigen20 Zeit, ſondern nur der Gegenſtand deſſelben, darum verglüht ſie in ſich ſelber. — Wie kan Ihre feſte Seele an mir verzagen? — Ihre Briefe befeſtigen mich.] H[erder] ſchick[e] mir aus ſeinem Hauſe ein Blat, es wird mir ein Oelblat, ein Palm- und Roſenblat ſein. An Lavater gefält mir nichts als ſeine Phyſiognomik und ſeine Phyſio-25 gnomie, ſtat einer zu geſpanten Phantaſie würd’ ich ihm eine zu ſchlaffe vorwerfen. Schwäche iſt die ſumpfige Quelle ſeiner Gebrechen.
591. An Chriſtian Otto.
[Hof, 19. April 1797]
Nichts! der Schwindel iſt das Kind des Gewitters und der Erbe des30 Fiebers. Morgen iſt ihm beſſer. Höchſtens kan er ſich ein Glas Bier abbrechen, wenig ſizen und Abends ein warmes Fusbad mit Salz nehmen und nicht mehr reden als der Dolwezel.
*) iſts zu bitter, nim mehr Waſſer.
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Weineſſig kan er jezt trinken; und ein laues Fusbad nehmen. Der
Rhabarber war in jedem Fal recht. — Abend[s] komm ich ſo.
589. An Chriſtian Otto. 5
[Hof, 16. April 1797. Oſterſonntag]
Sei doch ſo gut und ſchicke mir, wenn du jezt kanſt, den 3ten Theil
von Müllers Bekentniſſen.
(*)590. An Charlotte von Kalb in Weimar.
[Hof, 17. April 1797] 10
[In der Mitte der Meſſe werde ich — wenn das Wetter ſo ſchön iſt
wie meine Ausſicht — nach Leipzig eilen — dan bekommen Sie den
erſten Brief von mir. —] vor der weiten lichten Natur. Ich möchte
Ihnen die Stellen meiner Jugendträume zeigen, um in dieſe wieder
einzuſchlummern. Eine magiſche Ebene und auf ihr der Frühling und 15
auf beiden Sie — [Gegen Sie allein ſündige ich am wenigſten durch
Schweigen. Ihnen ſage ich alle] Geringfügigkeit[en] meines Schikſals;
[z. B. ein Magiſter auf der Univerſität Erlang lieſet über meine
Aufſäze ein äſthetiſches Kolleg.] — Ihre einzige Ermattung iſt der
Wahn, ſie zu haben. [Ihrer Seele fehlt nicht das Feuer der vorigen 20
Zeit, ſondern nur der Gegenſtand deſſelben, darum verglüht ſie in
ſich ſelber. — Wie kan Ihre feſte Seele an mir verzagen? — Ihre
Briefe befeſtigen mich.] H[erder] ſchick[e] mir aus ſeinem Hauſe ein
Blat, es wird mir ein Oelblat, ein Palm- und Roſenblat ſein. An
Lavater gefält mir nichts als ſeine Phyſiognomik und ſeine Phyſio- 25
gnomie, ſtat einer zu geſpanten Phantaſie würd’ ich ihm eine zu
ſchlaffe vorwerfen. Schwäche iſt die ſumpfige Quelle ſeiner Gebrechen.
591. An Chriſtian Otto.
[Hof, 19. April 1797]
Nichts! der Schwindel iſt das Kind des Gewitters und der Erbe des 30
Fiebers. Morgen iſt ihm beſſer. Höchſtens kan er ſich ein Glas Bier
abbrechen, wenig ſizen und Abends ein warmes Fusbad mit Salz
nehmen und nicht mehr reden als der Dolwezel.
*) iſts zu bitter, nim mehr Waſſer.
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 322. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/338>, abgerufen am 30.07.2024.
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