kommen und mein bewegtes Herz wird dir Glük wünschen; aber meine Lippe wird es nicht können und wird sich nicht bewegen -- deine Seele ist in meiner, meine ist in deiner ... Wenn dein Jahr um die spielende Erde herumgeflattert ist, mögest du sagen: wir haben uns oft verkant und nie vergessen und mein Freund ist noch bei mir. Ja ich bleibe der5 deinige. Ich liebe dich herzlich und wenn ich dich morgen wieder sehe, werd' ich nichts denken als ich liebe dich herzlich.
-- Den Funken dieses Feuers durch Kritik zerdrücken.
*520. An Heinrich von Spangenberg in Gera.
[Hof, Anfang Febr. 1797]10
... Das Werk wird stärker werden, denn der Teig schwilt mir unter dem Knäten.
[297]521. An Christian Otto.
[Hof, 3. Febr. 1797. Freitag]
Das bewuste Logis ist nicht die Ultima sondern Penultima, wenn15 nicht Antepenultima. Eben hat mich die Frohnmaderin (eine Schnei- derin gegen über) aufgegriffen, die mir, da der Penultima-Hausherr Soldner aus ihren 2 untern Stuben auszieht, die 2 obern Stuben, wovon eine eine prächtige Aussicht nach hinten haben sol, räumen wil. Am Sontage wollen wir es besehen. 16 fl. (stat der vorgeblichen 20)20 giebt jede im Adler[schen] Logis.
522. An Christian Otto.
[Hof, 4. Febr. 1797]
Denke dir meine Qual, bis ich aus den untereinandergeworfenen Gliedern der zerlegten Statue die wahre Gestalt zusammengesezt25 [hatte]. Die Rezension über Fichte ist zu lang und ernst für [eine] Monatsschrift. Das gegen Lichtenberg nehmen die Leute aus Furcht nicht an. Kurz ich gäbe [an] deiner Stelle die 3 Aufsäze und noch ein P[aar] unter einem sonderbaren Titel dem Sommer zum -- Verlage. Thu' es. Überhaupt mit Monatsschriften ists nichts, so giengs mir und30 dir. Ich habe früherer Zeiten an der Jubelpforte des Merkurs -- an dem Schafthore des Berl[inischen] Archivs -- an der Flügelthür des Pandämonium des Museums angeklopft -- kein Teufel lies mich
kommen und mein bewegtes Herz wird dir Glük wünſchen; aber meine Lippe wird es nicht können und wird ſich nicht bewegen — deine Seele iſt in meiner, meine iſt in deiner ... Wenn dein Jahr um die ſpielende Erde herumgeflattert iſt, mögeſt du ſagen: wir haben uns oft verkant und nie vergeſſen und mein Freund iſt noch bei mir. Ja ich bleibe der5 deinige. Ich liebe dich herzlich und wenn ich dich morgen wieder ſehe, werd’ ich nichts denken als ich liebe dich herzlich.
— Den Funken dieſes Feuers durch Kritik zerdrücken.
*520. An Heinrich von Spangenberg in Gera.
[Hof, Anfang Febr. 1797]10
... Das Werk wird ſtärker werden, denn der Teig ſchwilt mir unter dem Knäten.
[297]521. An Chriſtian Otto.
[Hof, 3. Febr. 1797. Freitag]
Das bewuſte Logis iſt nicht die Ultima ſondern Penultima, wenn15 nicht Antepenultima. Eben hat mich die Frohnmaderin (eine Schnei- derin gegen über) aufgegriffen, die mir, da der Penultima-Hausherr Soldner aus ihren 2 untern Stuben auszieht, die 2 obern Stuben, wovon eine eine prächtige Ausſicht nach hinten haben ſol, räumen wil. Am Sontage wollen wir es beſehen. 16 fl. (ſtat der vorgeblichen 20)20 giebt jede im Adler[ſchen] Logis.
522. An Chriſtian Otto.
[Hof, 4. Febr. 1797]
Denke dir meine Qual, bis ich aus den untereinandergeworfenen Gliedern der zerlegten Statue die wahre Geſtalt zuſammengeſezt25 [hatte]. Die Rezenſion über Fichte iſt zu lang und ernſt für [eine] Monatsſchrift. Das gegen Lichtenberg nehmen die Leute aus Furcht nicht an. Kurz ich gäbe [an] deiner Stelle die 3 Aufſäze und noch ein P[aar] unter einem ſonderbaren Titel dem Sommer zum — Verlage. Thu’ es. Überhaupt mit Monatsſchriften iſts nichts, ſo giengs mir und30 dir. Ich habe früherer Zeiten an der Jubelpforte des Merkurs — an dem Schafthore des Berl[iniſchen] Archivs — an der Flügelthür des Pandämonium des Muſeums angeklopft — kein Teufel lies mich
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[296/0311]
kommen und mein bewegtes Herz wird dir Glük wünſchen; aber meine
Lippe wird es nicht können und wird ſich nicht bewegen — deine Seele
iſt in meiner, meine iſt in deiner ... Wenn dein Jahr um die ſpielende
Erde herumgeflattert iſt, mögeſt du ſagen: wir haben uns oft verkant
und nie vergeſſen und mein Freund iſt noch bei mir. Ja ich bleibe der 5
deinige. Ich liebe dich herzlich und wenn ich dich morgen wieder ſehe,
werd’ ich nichts denken als ich liebe dich herzlich.
— Den Funken dieſes Feuers durch Kritik zerdrücken.
*520. An Heinrich von Spangenberg in Gera.
[Hof, Anfang Febr. 1797] 10
... Das Werk wird ſtärker werden, denn der Teig ſchwilt mir unter
dem Knäten.
521. An Chriſtian Otto.
[Hof, 3. Febr. 1797. Freitag]
Das bewuſte Logis iſt nicht die Ultima ſondern Penultima, wenn 15
nicht Antepenultima. Eben hat mich die Frohnmaderin (eine Schnei-
derin gegen über) aufgegriffen, die mir, da der Penultima-Hausherr
Soldner aus ihren 2 untern Stuben auszieht, die 2 obern Stuben,
wovon eine eine prächtige Ausſicht nach hinten haben ſol, räumen wil.
Am Sontage wollen wir es beſehen. 16 fl. (ſtat der vorgeblichen 20) 20
giebt jede im Adler[ſchen] Logis.
522. An Chriſtian Otto.
[Hof, 4. Febr. 1797]
Denke dir meine Qual, bis ich aus den untereinandergeworfenen
Gliedern der zerlegten Statue die wahre Geſtalt zuſammengeſezt 25
[hatte]. Die Rezenſion über Fichte iſt zu lang und ernſt für [eine]
Monatsſchrift. Das gegen Lichtenberg nehmen die Leute aus Furcht
nicht an. Kurz ich gäbe [an] deiner Stelle die 3 Aufſäze und noch ein
P[aar] unter einem ſonderbaren Titel dem Sommer zum — Verlage.
Thu’ es. Überhaupt mit Monatsſchriften iſts nichts, ſo giengs mir und 30
dir. Ich habe früherer Zeiten an der Jubelpforte des Merkurs — an
dem Schafthore des Berl[iniſchen] Archivs — an der Flügelthür des
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/311>, abgerufen am 16.02.2025.
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