... Ich sehe Sie heute noch und zwar vor dem Essen, um recht viel[286] mit Ihnen zu reden, auch hoffe ich Briefe mitzubringen, die Sie erfreuen und Ihre betrübte Seele erquicken werden. Meine längsten5 Reden aber mit Ihnen erscheinen mir immer nur wie die kürzesten, so wie meine längsten Briefe nur wie Billete.
O das alte Jahr gehe mit schönen Stunden der Liebe hinunter, und das neue bringe neue und immer grössere hervor. Wir sind in keinem mehr so oft beisammen: darum wollen wir die Zeit durch das Herz10 verlängern und uns inniger halten und lieben, je seltner wir uns sehen ...
Ewig Ihr Jean Paul
498. An Christian Otto.15
[Hof, 1796? 1797?]
Mit dem grösten Vergnügen und Verdrus hab' ich diese Urthel- Samlung im lezten Fache der Kommode angetroffen. Nims nur nicht übel. -- Sage meinem Bruder, was du machst?
499. An Christian Otto.20
[Hof, 1. Jan. 1797. Sonntag]
Guten Morgen und gutes Jahr! Eben deswegen schick' ich dir meinen Senior. Heute bekömst du noch 2mal so viel bis [auf] einen Appendix des Appendix, den ich erst korrigiere, und die Vorrede, die ich erst mache. Dieser Appendix ist bei weitem nicht so wie der an den25 Belustigungen sondern schlechter; man kans aber keiner Materie vorher ansehen ob sie ergiebig ist oder nicht. -- Dan hämmere und präg' ich am Hesperus. Ich solte mich durch solche kleine Schreibereien gar nicht so lang von meiner längsten entfernen lassen. Wenn ich hinüber komme, kanst du mir etwan Nr. 18 von Wieland aussuchen.30
500. An Christian Otto.
[Hof, 3. Jan. 1797]
Hier hast du das Ende. Wenns mir einfält, mach' ich heute die Vorrede und bringe sie abends. Das schöne Papier bedeutet weiter
*497. An Amöne Herold.
[Hof, 31. Dez. 1796?]
... Ich ſehe Sie heute noch und zwar vor dem Eſſen, um recht viel[286] mit Ihnen zu reden, auch hoffe ich Briefe mitzubringen, die Sie erfreuen und Ihre betrübte Seele erquicken werden. Meine längſten5 Reden aber mit Ihnen erſcheinen mir immer nur wie die kürzeſten, ſo wie meine längſten Briefe nur wie Billete.
O das alte Jahr gehe mit ſchönen Stunden der Liebe hinunter, und das neue bringe neue und immer gröſſere hervor. Wir ſind in keinem mehr ſo oft beiſammen: darum wollen wir die Zeit durch das Herz10 verlängern und uns inniger halten und lieben, je ſeltner wir uns ſehen ...
Ewig Ihr Jean Paul
498. An Chriſtian Otto.15
[Hof, 1796? 1797?]
Mit dem gröſten Vergnügen und Verdrus hab’ ich dieſe Urthel- Samlung im lezten Fache der Kommode angetroffen. Nims nur nicht übel. — Sage meinem Bruder, was du machſt?
499. An Chriſtian Otto.20
[Hof, 1. Jan. 1797. Sonntag]
Guten Morgen und gutes Jahr! Eben deswegen ſchick’ ich dir meinen Senior. Heute bekömſt du noch 2mal ſo viel bis [auf] einen Appendix des Appendix, den ich erſt korrigiere, und die Vorrede, die ich erſt mache. Dieſer Appendix iſt bei weitem nicht ſo wie der an den25 Beluſtigungen ſondern ſchlechter; man kans aber keiner Materie vorher anſehen ob ſie ergiebig iſt oder nicht. — Dan hämmere und präg’ ich am Heſperus. Ich ſolte mich durch ſolche kleine Schreibereien gar nicht ſo lang von meiner längſten entfernen laſſen. Wenn ich hinüber komme, kanſt du mir etwan Nr. 18 von Wieland ausſuchen.30
500. An Chriſtian Otto.
[Hof, 3. Jan. 1797]
Hier haſt du das Ende. Wenns mir einfält, mach’ ich heute die Vorrede und bringe ſie abends. Das ſchöne Papier bedeutet weiter
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[Hof, 31. Dez. 1796?]
... Ich ſehe Sie heute noch und zwar vor dem Eſſen, um recht viel
mit Ihnen zu reden, auch hoffe ich Briefe mitzubringen, die Sie
erfreuen und Ihre betrübte Seele erquicken werden. Meine längſten 5
Reden aber mit Ihnen erſcheinen mir immer nur wie die kürzeſten, ſo
wie meine längſten Briefe nur wie Billete.
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O das alte Jahr gehe mit ſchönen Stunden der Liebe hinunter, und
das neue bringe neue und immer gröſſere hervor. Wir ſind in keinem
mehr ſo oft beiſammen: darum wollen wir die Zeit durch das Herz 10
verlängern und uns inniger halten und lieben, je ſeltner wir uns
ſehen ...
Ewig Ihr
Jean Paul
498. An Chriſtian Otto. 15
[Hof, 1796? 1797?]
Mit dem gröſten Vergnügen und Verdrus hab’ ich dieſe Urthel-
Samlung im lezten Fache der Kommode angetroffen. Nims nur
nicht übel. — Sage meinem Bruder, was du machſt?
499. An Chriſtian Otto. 20
[Hof, 1. Jan. 1797. Sonntag]
Guten Morgen und gutes Jahr! Eben deswegen ſchick’ ich dir
meinen Senior. Heute bekömſt du noch 2mal ſo viel bis [auf] einen
Appendix des Appendix, den ich erſt korrigiere, und die Vorrede, die
ich erſt mache. Dieſer Appendix iſt bei weitem nicht ſo wie der an den 25
Beluſtigungen ſondern ſchlechter; man kans aber keiner Materie vorher
anſehen ob ſie ergiebig iſt oder nicht. — Dan hämmere und präg’ ich
am Heſperus. Ich ſolte mich durch ſolche kleine Schreibereien gar nicht
ſo lang von meiner längſten entfernen laſſen. Wenn ich hinüber
komme, kanſt du mir etwan Nr. 18 von Wieland ausſuchen. 30
500. An Chriſtian Otto.
[Hof, 3. Jan. 1797]
Hier haſt du das Ende. Wenns mir einfält, mach’ ich heute die
Vorrede und bringe ſie abends. Das ſchöne Papier bedeutet weiter
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/300>, abgerufen am 16.02.2025.
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