Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.Die Blätter der Blumenstüke sollen eine kleine Unterlage gegen -- Leben Sie wohl, mein Lieber, grüssen Sie Schäfer. Jezt ver- Richter25 473. An Dr. Ellrodt in Bayreuth. [Kopie][Hof, 2. Dez. 1796]wenn Sie jezt das Buch anfassen, gesegnete Malzeit oder gute 474. An Christian Otto.[278]30 [Hof, 2. Dez. 1796]Hier ist, Lieber, das Paquet für Emanuel. Du kanst das Schreiben Die Blätter der Blumenstüke ſollen eine kleine Unterlage gegen — Leben Sie wohl, mein Lieber, grüſſen Sie Schäfer. Jezt ver- Richter25 473. An Dr. Ellrodt in Bayreuth. [Kopie][Hof, 2. Dez. 1796]wenn Sie jezt das Buch anfaſſen, geſegnete Malzeit oder gute 474. An Chriſtian Otto.[278]30 [Hof, 2. Dez. 1796]Hier iſt, Lieber, das Paquet für Emanuel. Du kanſt das Schreiben <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0292" n="277"/> <p>Die Blätter der <hi rendition="#aq">Blumenstüke</hi> ſollen eine kleine Unterlage gegen<lb/> die Stacheln des Ziliziums ſein, das wir alle tragen. Könte man nur<lb/> die Menſchen froh machen, ſo wären ſie auch gut: das Volk beglücken,<lb/> heiſſet es verbeſſern und alle Sünden deſſelben entſtehen aus der<lb/> Armuth. Höher hinauf vollends macht der wachſende Kontraſt —<lb n="5"/> da die Verfeinerung zugleich die Empfindlichkeit und die Marter-<lb/> inſtrumente, zugleich die bürgerlichen Abgründe und die idealiſchen<lb/> Höhen vergröſſert — die Erde ſo verworren, daß die Tugend auf ihr<lb/> noch leichter zu finden iſt als das Glük. Ich möchte alſo — und wil —<lb/> mit meinen litterariſchen Eintagsfliegen den Menſchen lauter Ruhe-<lb n="10"/> ſtätten zeigen noch vor der tiefſten — ſie mit den Thoren verſöhnen<lb/> auf Koſten der Thorheiten — ihnen in allen Ständen nicht nur Freu-<lb/> den, ſondern auch Tugenden (ſogar ein Miniſter wäre zu beiden, wenn<lb/> er ſich anſtrengte, fähig) und in der Armuth nicht nur, ſondern auch im<lb/> Reichthum dieſen, und am Ende auf der Erde zwei Himmel zeigen, den<lb n="15"/> jezigen und den künftigen. Meine <hi rendition="#aq">Blumenst[üke]</hi> ſollen den Frohſin in<lb/> der Armuth malen: meine Behauptungen kommen <hi rendition="#g">nach</hi> meinen<lb/> Erfahrungen und immer hat die Zeit, wo ich einmal am ärmſten war,<lb/> einen unausſprechlichen Reiz für mich. Die Alten ſuchten ihr Glük in<lb/><hi rendition="#g">Grundſäzen,</hi> die Neuern in <hi rendition="#g">Empfindungen;</hi> aber da jene nur ein<lb n="20"/> <hi rendition="#g">kleines</hi> geben, und dieſe nur ein <hi rendition="#g">unſtätes:</hi> ſo hilft nur ihre Ver-<lb/> einigung, die der <hi rendition="#g">Dauer</hi> mit der <hi rendition="#g">Gröſſe.</hi></p><lb/> <p>— Leben Sie wohl, mein Lieber, grüſſen Sie Schäfer. Jezt ver-<lb/> geben Sie mir mein — künftiges Schweigen.</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Richter</hi> <lb n="25"/> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>473. An <hi rendition="#g">Dr. Ellrodt in Bayreuth.</hi></head><lb/> <note type="editorial">[Kopie]</note> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 2. Dez. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>wenn Sie jezt das Buch anfaſſen, geſegnete Malzeit oder gute<lb/> Nacht.</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>474. An <hi rendition="#g">Chriſtian Otto.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd2_278">[278]</ref></note><lb n="30"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 2. Dez. 1796]</hi> </dateline><lb/> <p>Hier iſt, Lieber, das Paquet für <hi rendition="#aq">Emanuel.</hi> Du kanſt das Schreiben<lb/> dabei leſen, wenn es dir der Mühe werth dünkt. Jezt ſtehen dir nur<lb/> noch 2 ägyptiſche Plagen bevor. Ich brauch es erſt vor 8 wieder.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [277/0292]
Die Blätter der Blumenstüke ſollen eine kleine Unterlage gegen
die Stacheln des Ziliziums ſein, das wir alle tragen. Könte man nur
die Menſchen froh machen, ſo wären ſie auch gut: das Volk beglücken,
heiſſet es verbeſſern und alle Sünden deſſelben entſtehen aus der
Armuth. Höher hinauf vollends macht der wachſende Kontraſt — 5
da die Verfeinerung zugleich die Empfindlichkeit und die Marter-
inſtrumente, zugleich die bürgerlichen Abgründe und die idealiſchen
Höhen vergröſſert — die Erde ſo verworren, daß die Tugend auf ihr
noch leichter zu finden iſt als das Glük. Ich möchte alſo — und wil —
mit meinen litterariſchen Eintagsfliegen den Menſchen lauter Ruhe- 10
ſtätten zeigen noch vor der tiefſten — ſie mit den Thoren verſöhnen
auf Koſten der Thorheiten — ihnen in allen Ständen nicht nur Freu-
den, ſondern auch Tugenden (ſogar ein Miniſter wäre zu beiden, wenn
er ſich anſtrengte, fähig) und in der Armuth nicht nur, ſondern auch im
Reichthum dieſen, und am Ende auf der Erde zwei Himmel zeigen, den 15
jezigen und den künftigen. Meine Blumenst[üke] ſollen den Frohſin in
der Armuth malen: meine Behauptungen kommen nach meinen
Erfahrungen und immer hat die Zeit, wo ich einmal am ärmſten war,
einen unausſprechlichen Reiz für mich. Die Alten ſuchten ihr Glük in
Grundſäzen, die Neuern in Empfindungen; aber da jene nur ein 20
kleines geben, und dieſe nur ein unſtätes: ſo hilft nur ihre Ver-
einigung, die der Dauer mit der Gröſſe.
— Leben Sie wohl, mein Lieber, grüſſen Sie Schäfer. Jezt ver-
geben Sie mir mein — künftiges Schweigen.
Richter 25
473. An Dr. Ellrodt in Bayreuth.
[Hof, 2. Dez. 1796]
wenn Sie jezt das Buch anfaſſen, geſegnete Malzeit oder gute
Nacht.
474. An Chriſtian Otto. 30
[Hof, 2. Dez. 1796]
Hier iſt, Lieber, das Paquet für Emanuel. Du kanſt das Schreiben
dabei leſen, wenn es dir der Mühe werth dünkt. Jezt ſtehen dir nur
noch 2 ägyptiſche Plagen bevor. Ich brauch es erſt vor 8 wieder.
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(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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