Als Dankpsalme für Ihre Vater- und Muttersorge um mich, send ich Ihnen alle die Briefe, die ich bekommen, und das Medaillon, das ich mir von Oertels Schwester in Leipzig als ein elendes Geschenk für5 unsere Renate kaufen lies. Suchen Sie mir auf Abends Amönens Briefe aus. -- Ich komme gewis, ob ich gleich von 121/2 Uhr bis 7 im Kropfischen Hause wohne. Sie leihen mir wohl, da Sie mir immer soviel schenken, ein Paraplüie! Zulezt brauch' ich noch Flügel des Pflasters wegen, da man sich gegen Himmel und Erde heute zugleich10 zu schüzen hat. Leben Sie wohl, Guter. Zwei, gewis einer unter diesen Briefen wird Ihren Augen einen Himmel und zwar mit der heutigen Gestalt desselben geben.
R.
2. Billet.15
N. 1. schrieb ich vor Ihrem. Ich werde mich um 4 Uhr aus dem Kropf[ischen] Hause reissen auf mein Ehrenwort. Alle [!] meinen pränumerierten schriftlichen Dank vor dem mündlichen an Ihre genia- lische Sappho! --
427. An Renate Otto.20
Bayreuth d. 11 Okt. 1796.
So oft ich eintunken wil für Sie, geliebte Schwester, klopfen Leute an. -- Aber vor allen Dingen ein Wort über die Schachtel! Es ist ein[e] jämmerliche Gabe darin, die ich Ihnen ans Herz hängen wil noch ausser meinem. Ich wolte mit etwas Prächtigen, in Hof Uner-25 hörten und Ungesehenen bei Ihnen anlangen und gab den Auftrag des Kaufs Oertels Schwester und jezt steigt das Ding ans Land -- ich wünsche, daß Fr. v. Oertel schöner ist als ihr Kauf. Ins Medaillon müssen in die Hinterseite einige Wehwammen von meinem Kopfe: polstern Sie sie mit meinem Haare und tragen dan die Haarseite aus-30 wärts gekehrt. --
Was ists? Meinen guten Willen verkennen Sie doch nicht. -- --
[252]Eben hab' ich Ihren aus Ihrem edelsten Herzblute geschöpften Brief wieder gelesen. Er bewegt mich tiefer und schmerzlicher und froher als irgend einer, den Sie mir je schrieben. Welches Schiksal könte mein35 Ich so auseinanderreissen und zerstören, daß Ihr Bild darin aus-
[251]426. An Emanuel.
[Bayreuth, 11. Okt. 1796]
Als Dankpſalme für Ihre Vater- und Mutterſorge um mich, ſend ich Ihnen alle die Briefe, die ich bekommen, und das Medaillon, das ich mir von Oertels Schweſter in Leipzig als ein elendes Geſchenk für5 unſere Renate kaufen lies. Suchen Sie mir auf Abends Amönens Briefe aus. — Ich komme gewis, ob ich gleich von 12½ Uhr bis 7 im Kropfiſchen Hauſe wohne. Sie leihen mir wohl, da Sie mir immer ſoviel ſchenken, ein Paraplüie! Zulezt brauch’ ich noch Flügel des Pflaſters wegen, da man ſich gegen Himmel und Erde heute zugleich10 zu ſchüzen hat. Leben Sie wohl, Guter. Zwei, gewis einer unter dieſen Briefen wird Ihren Augen einen Himmel und zwar mit der heutigen Geſtalt deſſelben geben.
R.
2. Billet.15
N. 1. ſchrieb ich vor Ihrem. Ich werde mich um 4 Uhr aus dem Kropf[iſchen] Hauſe reiſſen auf mein Ehrenwort. Alle [!] meinen pränumerierten ſchriftlichen Dank vor dem mündlichen an Ihre genia- liſche Sappho! —
427. An Renate Otto.20
Bayreuth d. 11 Okt. 1796.
So oft ich eintunken wil für Sie, geliebte Schweſter, klopfen Leute an. — Aber vor allen Dingen ein Wort über die Schachtel! Es iſt ein[e] jämmerliche Gabe darin, die ich Ihnen ans Herz hängen wil noch auſſer meinem. Ich wolte mit etwas Prächtigen, in Hof Uner-25 hörten und Ungeſehenen bei Ihnen anlangen und gab den Auftrag des Kaufs Oertels Schweſter und jezt ſteigt das Ding ans Land — ich wünſche, daß Fr. v. Oertel ſchöner iſt als ihr Kauf. Ins Medaillon müſſen in die Hinterſeite einige Wehwammen von meinem Kopfe: polſtern Sie ſie mit meinem Haare und tragen dan die Haarſeite aus-30 wärts gekehrt. —
Was iſts? Meinen guten Willen verkennen Sie doch nicht. — —
[252]Eben hab’ ich Ihren aus Ihrem edelſten Herzblute geſchöpften Brief wieder geleſen. Er bewegt mich tiefer und ſchmerzlicher und froher als irgend einer, den Sie mir je ſchrieben. Welches Schikſal könte mein35 Ich ſo auseinanderreiſſen und zerſtören, daß Ihr Bild darin aus-
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[252/0267]
426. An Emanuel.
[Bayreuth, 11. Okt. 1796]
Als Dankpſalme für Ihre Vater- und Mutterſorge um mich, ſend
ich Ihnen alle die Briefe, die ich bekommen, und das Medaillon, das
ich mir von Oertels Schweſter in Leipzig als ein elendes Geſchenk für 5
unſere Renate kaufen lies. Suchen Sie mir auf Abends Amönens Briefe
aus. — Ich komme gewis, ob ich gleich von 12½ Uhr bis 7 im
Kropfiſchen Hauſe wohne. Sie leihen mir wohl, da Sie mir immer
ſoviel ſchenken, ein Paraplüie! Zulezt brauch’ ich noch Flügel des
Pflaſters wegen, da man ſich gegen Himmel und Erde heute zugleich 10
zu ſchüzen hat. Leben Sie wohl, Guter. Zwei, gewis einer unter dieſen
Briefen wird Ihren Augen einen Himmel und zwar mit der heutigen
Geſtalt deſſelben geben.
R.
2. Billet. 15
N. 1. ſchrieb ich vor Ihrem. Ich werde mich um 4 Uhr aus dem
Kropf[iſchen] Hauſe reiſſen auf mein Ehrenwort. Alle [!] meinen
pränumerierten ſchriftlichen Dank vor dem mündlichen an Ihre genia-
liſche Sappho! —
427. An Renate Otto. 20
Bayreuth d. 11 Okt. 1796.
So oft ich eintunken wil für Sie, geliebte Schweſter, klopfen Leute
an. — Aber vor allen Dingen ein Wort über die Schachtel! Es iſt
ein[e] jämmerliche Gabe darin, die ich Ihnen ans Herz hängen wil
noch auſſer meinem. Ich wolte mit etwas Prächtigen, in Hof Uner- 25
hörten und Ungeſehenen bei Ihnen anlangen und gab den Auftrag des
Kaufs Oertels Schweſter und jezt ſteigt das Ding ans Land — ich
wünſche, daß Fr. v. Oertel ſchöner iſt als ihr Kauf. Ins Medaillon
müſſen in die Hinterſeite einige Wehwammen von meinem Kopfe:
polſtern Sie ſie mit meinem Haare und tragen dan die Haarſeite aus- 30
wärts gekehrt. —
Was iſts? Meinen guten Willen verkennen Sie doch nicht. — —
Eben hab’ ich Ihren aus Ihrem edelſten Herzblute geſchöpften
Brief wieder geleſen. Er bewegt mich tiefer und ſchmerzlicher und froher
als irgend einer, den Sie mir je ſchrieben. Welches Schikſal könte mein 35
Ich ſo auseinanderreiſſen und zerſtören, daß Ihr Bild darin aus-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/267>, abgerufen am 30.07.2024.
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