Leben Sie froh, mein Theuerer, mein Freund, mein Unverges- licher!
Richter
389. An Puphka in Hof.
[Kopie][Hof, 26. (?) Aug. 1796]5
Es ist nichts süsser als eine Thräne abzutroknen -- oder die der Freude zu erregen. Mein Wunsch, daß Sie auf dem klassischen Boden, [237]wo die grünende Natur so erhaben steht und die menschliche so niedrig, sich an den Bergen und Meeren für die untergesunknen Römer ent- schädigen. Kommen Sie bald aus dem Paradiese der Natur in die10 Schädelstätte, wo Sie stat der Wärme des Klimas die der Freund- schaft finden.
390. An Renate Otto.
[Hof, August (?) 1796]
In diesem Buch ist 1 Aufsaz von mir, der eine langsame und un-15 unterbrochene Lesung begehrt. Emanuel und Elrodt schrieben ihn sich ab, eh' er gedrukt war. -- Ich bitte Sie, Theuere, um den Borg jenes Briefes, den ich Ihnen nach dem langen Trennen geschrieben -- Sie haben gestern durch eine gewisse Handlung ordentlich mein Herz in Ihres gezogen -- mögen sie mit einander in allen ihren Nerven ver-20 wachsen und kein Grif des Schiksals reisse sie blutig aus einander! -- Leben Sie wohl, Theuerste!
R.
391. An Christian Otto.
[Hof, 28. Aug. 1796. Sonntag]25
Du wirst am Ende die Gewissenhaftigkeit so weit treiben, daß du den Inhalt der Bücher wie der Briefe ohne Erlaubnis der Autoren nicht weiter sagen wirst. -- Giebs ohne zu fragen. -- Ich komme; und gehe dan nach Schwarzenbach, welches ich melde, wenn du einen Entschlus bis dorthin fassen wilst.30
392. An Engelhardt in Bayreuth.
[Kopie][Hof, 29. Aug. 1796]
Ich wünschte Ihr Philanthropin wäre so gros wie eine Kaserne. -- sie sind einer moralischen Tutel eben so bedürftig als werth. In beiden
Leben Sie froh, mein Theuerer, mein Freund, mein Unverges- licher!
Richter
389. An Puphka in Hof.
[Kopie][Hof, 26. (?) Aug. 1796]5
Es iſt nichts ſüſſer als eine Thräne abzutroknen — oder die der Freude zu erregen. Mein Wunſch, daß Sie auf dem klaſſiſchen Boden, [237]wo die grünende Natur ſo erhaben ſteht und die menſchliche ſo niedrig, ſich an den Bergen und Meeren für die untergeſunknen Römer ent- ſchädigen. Kommen Sie bald aus dem Paradieſe der Natur in die10 Schädelſtätte, wo Sie ſtat der Wärme des Klimas die der Freund- ſchaft finden.
390. An Renate Otto.
[Hof, Auguſt (?) 1796]
In dieſem Buch iſt 1 Aufſaz von mir, der eine langſame und un-15 unterbrochene Leſung begehrt. Emanuel und Elrodt ſchrieben ihn ſich ab, eh’ er gedrukt war. — Ich bitte Sie, Theuere, um den Borg jenes Briefes, den ich Ihnen nach dem langen Trennen geſchrieben — Sie haben geſtern durch eine gewiſſe Handlung ordentlich mein Herz in Ihres gezogen — mögen ſie mit einander in allen ihren Nerven ver-20 wachſen und kein Grif des Schikſals reiſſe ſie blutig aus einander! — Leben Sie wohl, Theuerſte!
R.
391. An Chriſtian Otto.
[Hof, 28. Aug. 1796. Sonntag]25
Du wirſt am Ende die Gewiſſenhaftigkeit ſo weit treiben, daß du den Inhalt der Bücher wie der Briefe ohne Erlaubnis der Autoren nicht weiter ſagen wirſt. — Giebs ohne zu fragen. — Ich komme; und gehe dan nach Schwarzenbach, welches ich melde, wenn du einen Entſchlus bis dorthin faſſen wilſt.30
392. An Engelhardt in Bayreuth.
[Kopie][Hof, 29. Aug. 1796]
Ich wünſchte Ihr Philanthropin wäre ſo gros wie eine Kaſerne. — ſie ſind einer moraliſchen Tutel eben ſo bedürftig als werth. In beiden
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Leben Sie froh, mein Theuerer, mein Freund, mein Unverges-
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Richter
389. An Puphka in Hof.
[Hof, 26. (?) Aug. 1796] 5
Es iſt nichts ſüſſer als eine Thräne abzutroknen — oder die der
Freude zu erregen. Mein Wunſch, daß Sie auf dem klaſſiſchen Boden,
wo die grünende Natur ſo erhaben ſteht und die menſchliche ſo niedrig,
ſich an den Bergen und Meeren für die untergeſunknen Römer ent-
ſchädigen. Kommen Sie bald aus dem Paradieſe der Natur in die 10
Schädelſtätte, wo Sie ſtat der Wärme des Klimas die der Freund-
ſchaft finden.
[237]
390. An Renate Otto.
[Hof, Auguſt (?) 1796]
In dieſem Buch iſt 1 Aufſaz von mir, der eine langſame und un- 15
unterbrochene Leſung begehrt. Emanuel und Elrodt ſchrieben ihn ſich
ab, eh’ er gedrukt war. — Ich bitte Sie, Theuere, um den Borg jenes
Briefes, den ich Ihnen nach dem langen Trennen geſchrieben — Sie
haben geſtern durch eine gewiſſe Handlung ordentlich mein Herz in
Ihres gezogen — mögen ſie mit einander in allen ihren Nerven ver- 20
wachſen und kein Grif des Schikſals reiſſe ſie blutig aus einander! —
Leben Sie wohl, Theuerſte!
R.
391. An Chriſtian Otto.
[Hof, 28. Aug. 1796. Sonntag] 25
Du wirſt am Ende die Gewiſſenhaftigkeit ſo weit treiben, daß du
den Inhalt der Bücher wie der Briefe ohne Erlaubnis der Autoren
nicht weiter ſagen wirſt. — Giebs ohne zu fragen. — Ich komme; und
gehe dan nach Schwarzenbach, welches ich melde, wenn du einen
Entſchlus bis dorthin faſſen wilſt. 30
392. An Engelhardt in Bayreuth.
[Hof, 29. Aug. 1796]
Ich wünſchte Ihr Philanthropin wäre ſo gros wie eine Kaſerne. —
ſie ſind einer moraliſchen Tutel eben ſo bedürftig als werth. In beiden
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/252>, abgerufen am 30.07.2024.
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