hangs erhalten. Es ist als schikt' ich Ihnen aus einem Kniestük herausgeschnittene Scheiben zur Probe, oder von einem Gedichte blos die Reime. -- Da aber [?] das Werk ist wie meine baumwollene Hose, worauf ich size, wo eine aufgegangne Masche das ganze Gestrik auf- knöpft, und da der Plan so genau zusammen gebauet ist, daß wenn Sie5 im ersten Theil ein Steingen ausziehen, der ganze dritte einfält: so müssen sie alle drei miteinander aus der Presse gehen, wenn sie nicht weniger Glük machen sollen als sie könten. -- Über die Bedingungen des Verlags brauchen wir nicht einig oder uneinig zu werden: sondern wenn Sie es der Ehre des Ihrigen würdigen, so sezet sich samt dem10 Drilling der Verfasser selber auf die Post und fährt als Protektor und Schirmvogt nach Berlin. Ich wolte diese Fraktur-, Regal- und Imperialstadt schon lange sehen -- und dan machen wir alles mündlich und friedlich ab, ohne einen Tropfen Dinte zu vergiessen.
13. An Christian Otto.15
[Hof, 20. oder 21. Juli 1794]
Dein Brief, mein Lieber, hat mich so gerührt, daß ich lieber den ganzen Tag allein sein möchte draussen unter dem blauen Himmel vor Dankbarkeit und stiller Freude. Ich antworte dir darauf in einem langen Briefe. --20
Dem Herold hatt ich mich schon 2mal auf heute versprochen; aber nach dem Essen komm ich wenn und wohin du wilst. Die Frankischen wollen gern auf Zedwiz. Leb wol Guter.
14. An Christian Otto.
Hof. d. 22 Jul. 94 [Dienstag].25
Lieber Christian,
Die beste Antwort, die ich dir auf dein Schreiben hätte geben können, wäre gewesen, daß du michs hättest lesen sehen. Bis diese Minute dauert es mich, daß ich mit der Rührung, die sich aus der[7] Freude über dich, über mich und über das Schiksal zusammensezte, ins30 heroldische Haus gegangen bin und nicht ins Freie, wo der blaue Himmel eine verwandtere Nachbarschaft einer wehmüthigen Freude gewesen wäre. -- Ich weis recht gut, welchen heimlichen Antheil an deiner Kritik nicht nur deine Freundschaft sondern auch die ähnliche
hangs erhalten. Es iſt als ſchikt’ ich Ihnen aus einem Knieſtük herausgeſchnittene Scheiben zur Probe, oder von einem Gedichte blos die Reime. — Da aber [?] das Werk iſt wie meine baumwollene Hoſe, worauf ich ſize, wo eine aufgegangne Maſche das ganze Geſtrik auf- knöpft, und da der Plan ſo genau zuſammen gebauet iſt, daß wenn Sie5 im erſten Theil ein Steingen ausziehen, der ganze dritte einfält: ſo müſſen ſie alle drei miteinander aus der Preſſe gehen, wenn ſie nicht weniger Glük machen ſollen als ſie könten. — Über die Bedingungen des Verlags brauchen wir nicht einig oder uneinig zu werden: ſondern wenn Sie es der Ehre des Ihrigen würdigen, ſo ſezet ſich ſamt dem10 Drilling der Verfaſſer ſelber auf die Poſt und fährt als Protektor und Schirmvogt nach Berlin. Ich wolte dieſe Fraktur-, Regal- und Imperialſtadt ſchon lange ſehen — und dan machen wir alles mündlich und friedlich ab, ohne einen Tropfen Dinte zu vergieſſen.
13. An Chriſtian Otto.15
[Hof, 20. oder 21. Juli 1794]
Dein Brief, mein Lieber, hat mich ſo gerührt, daß ich lieber den ganzen Tag allein ſein möchte drauſſen unter dem blauen Himmel vor Dankbarkeit und ſtiller Freude. Ich antworte dir darauf in einem langen Briefe. —20
Dem Herold hatt ich mich ſchon 2mal auf heute verſprochen; aber nach dem Eſſen komm ich wenn und wohin du wilſt. Die Frankiſchen wollen gern auf Zedwiz. Leb wol Guter.
14. An Chriſtian Otto.
Hof. d. 22 Jul. 94 [Dienstag].25
Lieber Chriſtian,
Die beſte Antwort, die ich dir auf dein Schreiben hätte geben können, wäre geweſen, daß du michs hätteſt leſen ſehen. Bis dieſe Minute dauert es mich, daß ich mit der Rührung, die ſich aus der[7] Freude über dich, über mich und über das Schikſal zuſammenſezte, ins30 heroldiſche Haus gegangen bin und nicht ins Freie, wo der blaue Himmel eine verwandtere Nachbarſchaft einer wehmüthigen Freude geweſen wäre. — Ich weis recht gut, welchen heimlichen Antheil an deiner Kritik nicht nur deine Freundſchaft ſondern auch die ähnliche
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hangs erhalten. Es iſt als ſchikt’ ich Ihnen aus einem Knieſtük
herausgeſchnittene Scheiben zur Probe, oder von einem Gedichte blos
die Reime. — Da aber [?] das Werk iſt wie meine baumwollene Hoſe,
worauf ich ſize, wo eine aufgegangne Maſche das ganze Geſtrik auf-
knöpft, und da der Plan ſo genau zuſammen gebauet iſt, daß wenn Sie 5
im erſten Theil ein Steingen ausziehen, der ganze dritte einfält: ſo
müſſen ſie alle drei miteinander aus der Preſſe gehen, wenn ſie nicht
weniger Glük machen ſollen als ſie könten. — Über die Bedingungen
des Verlags brauchen wir nicht einig oder uneinig zu werden: ſondern
wenn Sie es der Ehre des Ihrigen würdigen, ſo ſezet ſich ſamt dem 10
Drilling der Verfaſſer ſelber auf die Poſt und fährt als Protektor und
Schirmvogt nach Berlin. Ich wolte dieſe Fraktur-, Regal- und
Imperialſtadt ſchon lange ſehen — und dan machen wir alles mündlich
und friedlich ab, ohne einen Tropfen Dinte zu vergieſſen.
13. An Chriſtian Otto. 15
[Hof, 20. oder 21. Juli 1794]
Dein Brief, mein Lieber, hat mich ſo gerührt, daß ich lieber den
ganzen Tag allein ſein möchte drauſſen unter dem blauen Himmel vor
Dankbarkeit und ſtiller Freude. Ich antworte dir darauf in einem
langen Briefe. — 20
Dem Herold hatt ich mich ſchon 2mal auf heute verſprochen; aber
nach dem Eſſen komm ich wenn und wohin du wilſt. Die Frankiſchen
wollen gern auf Zedwiz. Leb wol Guter.
14. An Chriſtian Otto.
Hof. d. 22 Jul. 94 [Dienstag]. 25
Lieber Chriſtian,
Die beſte Antwort, die ich dir auf dein Schreiben hätte geben
können, wäre geweſen, daß du michs hätteſt leſen ſehen. Bis dieſe
Minute dauert es mich, daß ich mit der Rührung, die ſich aus der
Freude über dich, über mich und über das Schikſal zuſammenſezte, ins 30
heroldiſche Haus gegangen bin und nicht ins Freie, wo der blaue
Himmel eine verwandtere Nachbarſchaft einer wehmüthigen Freude
geweſen wäre. — Ich weis recht gut, welchen heimlichen Antheil an
deiner Kritik nicht nur deine Freundſchaft ſondern auch die ähnliche
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/24>, abgerufen am 30.07.2024.
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