Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958.

Bild:
<< vorherige Seite
286. An Christian Otto.

Du schüttelst ja den ganzen Erkentnisbaum über meinem Kopfe ab.
Um den restierenden Jahrgang bitt ich dich, nämlich St. 10, 11, 12.

287. An Christian Otto.[174]5

Sei gut und gieb meinem Bruder die ästhetische nux von Helfrecht,
weil sie heute in der Klasse aufgebissen wird. Du thätest mir einen
Gefallen wenn du mir die "Vision" ungefähr morgen früh geben
köntest, weil ich die 2te Hälfte umzubauen habe.10

288. An Christian Otto.

Ich hab' es meistens umgeschrieben und überal dein rügendes
Urtheil befolgt, um es deines nachsichtigen wenn auch nicht würdig,
doch würdiger zu machen. -- Um 8 Uhr sol es auf die Post für15
Emanuel, weil der es schwerlich gedrukt zu lesen bekömt. Ich frage
dich nur, ob diese dritte Durchsicht deine Arbeiten nicht stöhrt: denn
es hätte Zeit bis zur Wiederkunft von Emanuel. Für deinen Antheil
an meinen Sachen hast du doch den Lohn des Bewustseins, daß in der
Welt wenigstens kleine Sachen, wie meine sind, besser werden.20

Und schicke mir nachher die Westen etc. muster mit.

289. An Emanuel.

Guter!

Bayreuth d. 96 -- solten Sie heute schreiben, um das Monath25
vom Tage zu trennen. "4. 5. 96." ist 4 oder 5 das Monath? -- In
der Freundschaft giebt es keine Vorrede mehr: man darf darin das
Wichtigste im Scherz und den Scherz als Wichtigkeit sagen.

Wenn wir glauben, daß wir jemand etwas schicken, was für seine
Seele ist: so lieben wir ihn eben darum mehr. Ja oft lieben wir ihn30
darum mehr, weil wir etwas von ihm fodern. Ich und Sie, mein
Lieber, werden uns immer fester umarmen, je öfter wir zusammen-
kommen. Im Anfang einer Bekantschaft drükt man mehr Liebe aus als
man hat; in der Mitte derselben 10000 etc. mal weniger als man hat.

12 Jean Paul Briefe. II.
286. An Chriſtian Otto.

Du ſchüttelſt ja den ganzen Erkentnisbaum über meinem Kopfe ab.
Um den reſtierenden Jahrgang bitt ich dich, nämlich St. 10, 11, 12.

287. An Chriſtian Otto.[174]5

Sei gut und gieb meinem Bruder die äſthetiſche nux von Helfrecht,
weil ſie heute in der Klaſſe aufgebiſſen wird. Du thäteſt mir einen
Gefallen wenn du mir die „Vision“ ungefähr morgen früh geben
könteſt, weil ich die 2te Hälfte umzubauen habe.10

288. An Chriſtian Otto.

Ich hab’ es meiſtens umgeſchrieben und überal dein rügendes
Urtheil befolgt, um es deines nachſichtigen wenn auch nicht würdig,
doch würdiger zu machen. — Um 8 Uhr ſol es auf die Poſt für15
Emanuel, weil der es ſchwerlich gedrukt zu leſen bekömt. Ich frage
dich nur, ob dieſe dritte Durchſicht deine Arbeiten nicht ſtöhrt: denn
es hätte Zeit bis zur Wiederkunft von Emanuel. Für deinen Antheil
an meinen Sachen haſt du doch den Lohn des Bewuſtſeins, daß in der
Welt wenigſtens kleine Sachen, wie meine ſind, beſſer werden.20

Und ſchicke mir nachher die Weſten ꝛc. muſter mit.

289. An Emanuel.

Guter!

Bayreuth d. 96 — ſolten Sie heute ſchreiben, um das Monath25
vom Tage zu trennen. „4. 5. 96.“ iſt 4 oder 5 das Monath? — In
der Freundſchaft giebt es keine Vorrede mehr: man darf darin das
Wichtigſte im Scherz und den Scherz als Wichtigkeit ſagen.

Wenn wir glauben, daß wir jemand etwas ſchicken, was für ſeine
Seele iſt: ſo lieben wir ihn eben darum mehr. Ja oft lieben wir ihn30
darum mehr, weil wir etwas von ihm fodern. Ich und Sie, mein
Lieber, werden uns immer feſter umarmen, je öfter wir zuſammen-
kommen. Im Anfang einer Bekantſchaft drükt man mehr Liebe aus als
man hat; in der Mitte derſelben 10000 ꝛc. mal weniger als man hat.

12 Jean Paul Briefe. II.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0190" n="177"/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>286. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 13. April 1796]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Du &#x017F;chüttel&#x017F;t ja den ganzen Erkentnisbaum über meinem Kopfe ab.<lb/>
Um den re&#x017F;tierenden Jahrgang bitt ich dich, nämlich St. 10, 11, 12.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>287. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd2_174">[174]</ref></note><lb n="5"/>
</head>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 14. April 1796]</hi> </dateline><lb/>
        <p>Sei gut und gieb meinem Bruder die ä&#x017F;theti&#x017F;che <hi rendition="#aq">nux</hi> von Helfrecht,<lb/>
weil &#x017F;ie heute in der Kla&#x017F;&#x017F;e aufgebi&#x017F;&#x017F;en wird. Du thäte&#x017F;t mir einen<lb/>
Gefallen wenn du mir die <hi rendition="#aq">&#x201E;Vision&#x201C;</hi> ungefähr morgen früh geben<lb/>
könte&#x017F;t, weil ich die 2<hi rendition="#sup">te</hi> Hälfte umzubauen habe.<lb n="10"/>
</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>288. An <hi rendition="#g">Chri&#x017F;tian Otto.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof] d. 15 Apr. 96.</hi> </dateline><lb/>
        <p>Ich hab&#x2019; es mei&#x017F;tens umge&#x017F;chrieben und überal dein rügendes<lb/>
Urtheil befolgt, um es deines nach&#x017F;ichtigen wenn auch nicht würdig,<lb/>
doch würdiger zu machen. &#x2014; Um 8 Uhr &#x017F;ol es auf die Po&#x017F;t für<lb n="15"/> <hi rendition="#aq">Emanuel,</hi> weil der es &#x017F;chwerlich gedrukt zu le&#x017F;en bekömt. Ich frage<lb/>
dich nur, ob die&#x017F;e dritte Durch&#x017F;icht deine Arbeiten nicht &#x017F;töhrt: denn<lb/>
es hätte Zeit bis zur Wiederkunft von Emanuel. Für deinen Antheil<lb/>
an meinen Sachen ha&#x017F;t du doch den Lohn des Bewu&#x017F;t&#x017F;eins, daß in der<lb/>
Welt wenig&#x017F;tens kleine Sachen, wie meine &#x017F;ind, be&#x017F;&#x017F;er werden.<lb n="20"/>
</p>
        <p>Und &#x017F;chicke mir nachher die We&#x017F;ten &#xA75B;c. mu&#x017F;ter mit.</p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>289. An <hi rendition="#g">Emanuel.</hi></head><lb/>
        <byline> <hi rendition="#aq"> <hi rendition="#g">Citissime</hi> </hi> </byline>
        <dateline> <hi rendition="#right">[Hof, 15. April 1796. Freitag]</hi> </dateline><lb/>
        <opener>
          <salute> <hi rendition="#et">Guter!</hi> </salute>
        </opener><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">Bayreuth d. <formula notation="TeX">\frac{15}{IV}</formula></hi> 96 &#x2014; &#x017F;olten Sie heute &#x017F;chreiben, um das Monath<lb n="25"/>
vom Tage zu trennen. &#x201E;4. 5. 96.&#x201C; i&#x017F;t 4 oder 5 das Monath? &#x2014; In<lb/>
der Freund&#x017F;chaft giebt es keine Vorrede mehr: man darf darin das<lb/>
Wichtig&#x017F;te im Scherz und den Scherz als Wichtigkeit &#x017F;agen.</p><lb/>
        <p>Wenn wir glauben, daß wir jemand etwas &#x017F;chicken, was für &#x017F;eine<lb/>
Seele i&#x017F;t: &#x017F;o lieben wir ihn eben darum mehr. Ja oft lieben wir ihn<lb n="30"/>
darum mehr, weil wir etwas von ihm fodern. Ich und Sie, mein<lb/>
Lieber, werden uns immer fe&#x017F;ter umarmen, je öfter wir zu&#x017F;ammen-<lb/>
kommen. Im Anfang einer Bekant&#x017F;chaft drükt man mehr Liebe aus als<lb/>
man hat; in der Mitte der&#x017F;elben 10000 &#xA75B;c. mal weniger als man hat.</p><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">12 Jean Paul Briefe. <hi rendition="#aq">II.</hi></fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[177/0190] 286. An Chriſtian Otto. [Hof, 13. April 1796] Du ſchüttelſt ja den ganzen Erkentnisbaum über meinem Kopfe ab. Um den reſtierenden Jahrgang bitt ich dich, nämlich St. 10, 11, 12. 287. An Chriſtian Otto. 5 [Hof, 14. April 1796] Sei gut und gieb meinem Bruder die äſthetiſche nux von Helfrecht, weil ſie heute in der Klaſſe aufgebiſſen wird. Du thäteſt mir einen Gefallen wenn du mir die „Vision“ ungefähr morgen früh geben könteſt, weil ich die 2te Hälfte umzubauen habe. 10 288. An Chriſtian Otto. [Hof] d. 15 Apr. 96. Ich hab’ es meiſtens umgeſchrieben und überal dein rügendes Urtheil befolgt, um es deines nachſichtigen wenn auch nicht würdig, doch würdiger zu machen. — Um 8 Uhr ſol es auf die Poſt für 15 Emanuel, weil der es ſchwerlich gedrukt zu leſen bekömt. Ich frage dich nur, ob dieſe dritte Durchſicht deine Arbeiten nicht ſtöhrt: denn es hätte Zeit bis zur Wiederkunft von Emanuel. Für deinen Antheil an meinen Sachen haſt du doch den Lohn des Bewuſtſeins, daß in der Welt wenigſtens kleine Sachen, wie meine ſind, beſſer werden. 20 Und ſchicke mir nachher die Weſten ꝛc. muſter mit. 289. An Emanuel. Citissime[Hof, 15. April 1796. Freitag] Guter! Bayreuth d. [FORMEL] 96 — ſolten Sie heute ſchreiben, um das Monath 25 vom Tage zu trennen. „4. 5. 96.“ iſt 4 oder 5 das Monath? — In der Freundſchaft giebt es keine Vorrede mehr: man darf darin das Wichtigſte im Scherz und den Scherz als Wichtigkeit ſagen. Wenn wir glauben, daß wir jemand etwas ſchicken, was für ſeine Seele iſt: ſo lieben wir ihn eben darum mehr. Ja oft lieben wir ihn 30 darum mehr, weil wir etwas von ihm fodern. Ich und Sie, mein Lieber, werden uns immer feſter umarmen, je öfter wir zuſammen- kommen. Im Anfang einer Bekantſchaft drükt man mehr Liebe aus als man hat; in der Mitte derſelben 10000 ꝛc. mal weniger als man hat. 12 Jean Paul Briefe. II.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T15:02:06Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T15:02:06Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/190
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/190>, abgerufen am 25.11.2024.