mich jezt mitten in einem sehr ungleichartigen Geschäft, um dir zu schreiben. --
Vergis meine Briefe nicht.
R.
Ich hoffe, ich habe dir 3 mal an 1 Tage etwas Liebes geschikt.5
242. An Friedrich von Oertel in Leipzig.
[Kopie][Hof, 20. Febr. 1796]
In Ihr optisches Eden für unsern Lafayette -- diesen Epami- nondas, der das Feuer des Muths mit dem stillen Licht der besonnenen Tugend vereinigt -- flog Ihnen gern meine Seele nach und gieng10 von Blume zu Blume darin, indes die unsichtbare Musik stat d[es] Zephyr[s] über die hängende glükliche Insel flos. Das musikalische Gemälde kan ich nur nach der jämmerlichen Kopie erheben, die meine Finger davon zu nehmen wissen. Fremde Musik wandt' ich nur zur Windlade der eignen an. Ich kan in meiner Seele draussen unter dem15 freien Himmel Harmonien und Melodien hören, die mich musikalisch zersezen; aber in die Finger kan ich jene so deutlich vernommenen Töne nicht heruntertreiben. Das ist der Unterschied zwischen mir und dem Talent, ich wil eines darüber befragen -- die 2 Red[en] müssen den Ueberrest Ihnen präsent[ieren] und es entschuldigen, daß das Buch ein20 Standquartier auf dem klassischen Boden Ihres Bücherbrettes sucht -- reicher Brief vol Goldadern -- Wie sanft wird es uns im Frühling thun, wenn uns -- anstat daß sonst nur Unglük die Menschen an einander treibt, wie Blizschläge, Stösse das Eisen magnetisch machen -- blos das Glük verknüpft und Blumen und Frühlingweiden und der25 sanfte Arm der neuen Natur.
243. An Joh. Georg Herold.
Rezensent der Dlle Helene zeigt dem Publikum d. h. Ihnen mit Vergnügen an, daß sie wieder die 7 Feuerproben des Fleisses auf die schönste Weise bestanden hat.30
Hof. d. 21 Febr. 1796 [Sonntag]. Richter
mich jezt mitten in einem ſehr ungleichartigen Geſchäft, um dir zu ſchreiben. —
Vergis meine Briefe nicht.
R.
Ich hoffe, ich habe dir 3 mal an 1 Tage etwas Liebes geſchikt.5
242. An Friedrich von Oertel in Leipzig.
[Kopie][Hof, 20. Febr. 1796]
In Ihr optiſches Eden für unſern Lafayette — dieſen Epami- nondas, der das Feuer des Muths mit dem ſtillen Licht der beſonnenen Tugend vereinigt — flog Ihnen gern meine Seele nach und gieng10 von Blume zu Blume darin, indes die unſichtbare Muſik ſtat d[es] Zephyr[s] über die hängende glükliche Inſel flos. Das muſikaliſche Gemälde kan ich nur nach der jämmerlichen Kopie erheben, die meine Finger davon zu nehmen wiſſen. Fremde Muſik wandt’ ich nur zur Windlade der eignen an. Ich kan in meiner Seele drauſſen unter dem15 freien Himmel Harmonien und Melodien hören, die mich muſikaliſch zerſezen; aber in die Finger kan ich jene ſo deutlich vernommenen Töne nicht heruntertreiben. Das iſt der Unterſchied zwiſchen mir und dem Talent, ich wil eines darüber befragen — die 2 Red[en] müſſen den Ueberreſt Ihnen präſent[ieren] und es entſchuldigen, daß das Buch ein20 Standquartier auf dem klaſſiſchen Boden Ihres Bücherbrettes ſucht — reicher Brief vol Goldadern — Wie ſanft wird es uns im Frühling thun, wenn uns — anſtat daß ſonſt nur Unglük die Menſchen an einander treibt, wie Blizſchläge, Stöſſe das Eiſen magnetiſch machen — blos das Glük verknüpft und Blumen und Frühlingweiden und der25 ſanfte Arm der neuen Natur.
243. An Joh. Georg Herold.
Rezenſent der Dlle Helene zeigt dem Publikum d. h. Ihnen mit Vergnügen an, daß ſie wieder die 7 Feuerproben des Fleiſſes auf die ſchönſte Weiſe beſtanden hat.30
Hof. d. 21 Febr. 1796 [Sonntag]. Richter
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mich jezt mitten in einem ſehr ungleichartigen Geſchäft, um dir zu
ſchreiben. —
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R.
Ich hoffe, ich habe dir 3 mal an 1 Tage etwas Liebes geſchikt. 5
242. An Friedrich von Oertel in Leipzig.
[Hof, 20. Febr. 1796]
In Ihr optiſches Eden für unſern Lafayette — dieſen Epami-
nondas, der das Feuer des Muths mit dem ſtillen Licht der beſonnenen
Tugend vereinigt — flog Ihnen gern meine Seele nach und gieng 10
von Blume zu Blume darin, indes die unſichtbare Muſik ſtat d[es]
Zephyr[s] über die hängende glükliche Inſel flos. Das muſikaliſche
Gemälde kan ich nur nach der jämmerlichen Kopie erheben, die meine
Finger davon zu nehmen wiſſen. Fremde Muſik wandt’ ich nur zur
Windlade der eignen an. Ich kan in meiner Seele drauſſen unter dem 15
freien Himmel Harmonien und Melodien hören, die mich muſikaliſch
zerſezen; aber in die Finger kan ich jene ſo deutlich vernommenen Töne
nicht heruntertreiben. Das iſt der Unterſchied zwiſchen mir und dem
Talent, ich wil eines darüber befragen — die 2 Red[en] müſſen den
Ueberreſt Ihnen präſent[ieren] und es entſchuldigen, daß das Buch ein 20
Standquartier auf dem klaſſiſchen Boden Ihres Bücherbrettes ſucht —
reicher Brief vol Goldadern — Wie ſanft wird es uns im Frühling
thun, wenn uns — anſtat daß ſonſt nur Unglük die Menſchen an
einander treibt, wie Blizſchläge, Stöſſe das Eiſen magnetiſch machen —
blos das Glük verknüpft und Blumen und Frühlingweiden und der 25
ſanfte Arm der neuen Natur.
243. An Joh. Georg Herold.
Rezenſent der Dlle Helene zeigt dem Publikum d. h. Ihnen mit
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/168>, abgerufen am 30.07.2024.
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