anzusehen als die Leute erlauben, eine Folge von der Ueberzeugung der ganzen hiesigen irdischen Bettelei, die nicht werth ist daß man sich hier um etwas anders bekümmert als um die Tugend. Ich weis nicht warum[119] mir heute das Herz so vol ist. Leben Sie wol.
Ihr ewiger Freund5 Richter
182. An Christian Otto.
[Hof, 23. Okt. 1795. Freitag]
Wie kanst du nun, Lieber, etwas anders zu mir sagen als: schicke mirs? -- Ich müste noch viele Jahre durch noch ganz andere Gefällig-10 keiten dir erweisen, ehe ich die Reihe nur da anfangen könte, wo du sie schon vor vielen Jahren angefangen. Du thust mir allemal einen Gefallen, wenn du etwas von mir verlangst. Es hat auch mit der Rükgabe keine Eile. Ich habe lieber das französische Dezimalmaas genommen.15
Mir ist nach dem äussern Himmel das Steigen des Wetterglases gewis. Lasse mirs doch sagen. Und giengest denn du morgen um 12 Uhr mit nach Arzberg?
183. An Christian Otto.
[Hof, 27. Okt. 1795]20
Nim die späte Retour nicht übel. Sage deiner Mlle Schwester, beim Wolfram neben der Kappelmühle sei zu bekommen fein fein Raffinad -- Bier: experientia teste. --
N. S. Gerade als die Biersoubrette mit einer Wasserstüze zu Bouteillen wiederkommen solte: war nichts mehr da; ich lasse obiges25 als guten Willen stehen.
184. An Christian Otto.
[Hof, Okt. 1795?]
Deine Iris sagte mir: ihr gienget zu H[erold] -- Meine, (Julie) sagte mir: ihr gienget zu Rentsch. Ich gehe zu jedem; aber wenn die30 Iris Recht hatte, so lasse mirs wieder sagen -- im andern Falle nicht.
anzuſehen als die Leute erlauben, eine Folge von der Ueberzeugung der ganzen hieſigen irdiſchen Bettelei, die nicht werth iſt daß man ſich hier um etwas anders bekümmert als um die Tugend. Ich weis nicht warum[119] mir heute das Herz ſo vol iſt. Leben Sie wol.
Ihr ewiger Freund5 Richter
182. An Chriſtian Otto.
[Hof, 23. Okt. 1795. Freitag]
Wie kanſt du nun, Lieber, etwas anders zu mir ſagen als: ſchicke mirs? — Ich müſte noch viele Jahre durch noch ganz andere Gefällig-10 keiten dir erweiſen, ehe ich die Reihe nur da anfangen könte, wo du ſie ſchon vor vielen Jahren angefangen. Du thuſt mir allemal einen Gefallen, wenn du etwas von mir verlangſt. Es hat auch mit der Rükgabe keine Eile. Ich habe lieber das franzöſiſche Dezimalmaas genommen.15
Mir iſt nach dem äuſſern Himmel das Steigen des Wetterglaſes gewis. Laſſe mirs doch ſagen. Und giengeſt denn du morgen um 12 Uhr mit nach Arzberg?
183. An Chriſtian Otto.
[Hof, 27. Okt. 1795]20
Nim die ſpäte Retour nicht übel. Sage deiner Mlle Schweſter, beim Wolfram neben der Kappelmühle ſei zu bekommen fein fein Raffinad — Bier: experientia teste. —
N. S. Gerade als die Bierſoubrette mit einer Waſſerſtüze zu Bouteillen wiederkommen ſolte: war nichts mehr da; ich laſſe obiges25 als guten Willen ſtehen.
184. An Chriſtian Otto.
[Hof, Okt. 1795?]
Deine Iris ſagte mir: ihr gienget zu H[erold] — Meine, (Julie) ſagte mir: ihr gienget zu Rentſch. Ich gehe zu jedem; aber wenn die30 Iris Recht hatte, ſo laſſe mirs wieder ſagen — im andern Falle nicht.
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anzuſehen als die Leute erlauben, eine Folge von der Ueberzeugung der
ganzen hieſigen irdiſchen Bettelei, die nicht werth iſt daß man ſich hier
um etwas anders bekümmert als um die Tugend. Ich weis nicht warum
mir heute das Herz ſo vol iſt. Leben Sie wol.
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Ihr ewiger Freund 5
Richter
182. An Chriſtian Otto.
[Hof, 23. Okt. 1795. Freitag]
Wie kanſt du nun, Lieber, etwas anders zu mir ſagen als: ſchicke
mirs? — Ich müſte noch viele Jahre durch noch ganz andere Gefällig- 10
keiten dir erweiſen, ehe ich die Reihe nur da anfangen könte, wo du ſie
ſchon vor vielen Jahren angefangen. Du thuſt mir allemal einen
Gefallen, wenn du etwas von mir verlangſt. Es hat auch mit der
Rükgabe keine Eile. Ich habe lieber das franzöſiſche Dezimalmaas
genommen. 15
Mir iſt nach dem äuſſern Himmel das Steigen des Wetterglaſes
gewis. Laſſe mirs doch ſagen. Und giengeſt denn du morgen um
12 Uhr mit nach Arzberg?
183. An Chriſtian Otto.
[Hof, 27. Okt. 1795] 20
Nim die ſpäte Retour nicht übel. Sage deiner Mlle Schweſter,
beim Wolfram neben der Kappelmühle ſei zu bekommen fein fein
Raffinad — Bier: experientia teste. —
N. S. Gerade als die Bierſoubrette mit einer Waſſerſtüze zu
Bouteillen wiederkommen ſolte: war nichts mehr da; ich laſſe obiges 25
als guten Willen ſtehen.
184. An Chriſtian Otto.
[Hof, Okt. 1795?]
Deine Iris ſagte mir: ihr gienget zu H[erold] — Meine, (Julie)
ſagte mir: ihr gienget zu Rentſch. Ich gehe zu jedem; aber wenn die 30
Iris Recht hatte, ſo laſſe mirs wieder ſagen — im andern Falle
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
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Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
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Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/134>, abgerufen am 16.02.2025.
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