So werden wir wol am Scheidewege des Pythagoräischen Y aus- einanderlaufen, wenn du nicht meinen Rath befolgst, am Sontag nach Arzberg zu -- fahren von Selb aus. Morgen *) mus ich gehen, (und den Montag wiederkommen) da ich mir die Schulversäumungen für mehrere Reisen aufheben und damit sparen mus. Aus demselben Grunde kan ich auch Morgen nicht nach Selb, um das noch dazu ein ganz anderes abhaltendes Altargeländer für mich steht.
163. An Christian Otto.10
[Hof, 11. Sept. 1795. Freitag]
Lesen must du es, das versteht sich; und wärs auch erst nach dem Donnerstag. Das Mitnehmen war halber Spas und nur 1/4 Frage. -- Unsere Reiseroute bleibt also entzwei. Die Gegend um Arzberg ist so schön, daß du jeden fremden Plan leicht in meinen verwandeln und15 eine Kutsche hinbereden köntest.
164. An Christian Otto.
[Hof, 15. Sept. 1795. Dienstag]
Hier! -- Aber du thust mir den grösten Gefallen, wenn du mir es recht bald und vor dem Donnerstag zurükgiebst. Zu ändern wirds darin20 nicht viel geben, da es nicht in meiner Manier -- die der Stof ver- wehrte -- gearbeitet ist und da ich immer noch in den Vorzimmern der Hauptsache herumschleiche. Bei[ge]legtes Blat ist eine Fortsezung von diesem und sol von dir, damit mein Urtheil nicht deinem vorgreift, erst nach der Lesung des Mspts aufgesiegelt werden.25
165. An Christian Otto.[105]
[Hof] d. 15. Sept. 95.
Solche zugesiegelte lettres de cachet wolt ich jedem Mpt mitgeben; aber ich dachte allemal, du machst doch das Buch nicht besser als es ist. Mich indessen stelt es doch besser dar, wenn ich sage, daß mich die30
*) Auch darum mus ichs, um auszuruhen von meinen biographischen Belusti-5 gungen, womit ich 10 Schreibbogen wieder volgemacht, die Mitwochs fortmüssen. Und hier ist neuer Jammer wie du die liesest, da du 10 Bögen nicht gern einstecken wirst: sonst korrigiert' ich sie heute durch. Kömst du denn nicht vor Mitwochs wieder?
162. An Chriſtian Otto.
[Hof, 11. Sept. 1795. Freitag]
So werden wir wol am Scheidewege des Pythagoräiſchen Y aus- einanderlaufen, wenn du nicht meinen Rath befolgſt, am Sontag nach Arzberg zu — fahren von Selb aus. Morgen *) mus ich gehen, (und den Montag wiederkommen) da ich mir die Schulverſäumungen für mehrere Reiſen aufheben und damit ſparen mus. Aus demſelben Grunde kan ich auch Morgen nicht nach Selb, um das noch dazu ein ganz anderes abhaltendes Altargeländer für mich ſteht.
163. An Chriſtian Otto.10
[Hof, 11. Sept. 1795. Freitag]
Leſen muſt du es, das verſteht ſich; und wärs auch erſt nach dem Donnerſtag. Das Mitnehmen war halber Spas und nur ¼ Frage. — Unſere Reiſeroute bleibt alſo entzwei. Die Gegend um Arzberg iſt ſo ſchön, daß du jeden fremden Plan leicht in meinen verwandeln und15 eine Kutſche hinbereden könteſt.
164. An Chriſtian Otto.
[Hof, 15. Sept. 1795. Dienstag]
Hier! — Aber du thuſt mir den gröſten Gefallen, wenn du mir es recht bald und vor dem Donnerſtag zurükgiebſt. Zu ändern wirds darin20 nicht viel geben, da es nicht in meiner Manier — die der Stof ver- wehrte — gearbeitet iſt und da ich immer noch in den Vorzimmern der Hauptſache herumſchleiche. Bei[ge]legtes Blat iſt eine Fortſezung von dieſem und ſol von dir, damit mein Urtheil nicht deinem vorgreift, erſt nach der Leſung des Mſpts aufgeſiegelt werden.25
165. An Chriſtian Otto.[105]
[Hof] d. 15. Sept. 95.
Solche zugeſiegelte lettres de cachet wolt ich jedem Mpt mitgeben; aber ich dachte allemal, du machſt doch das Buch nicht beſſer als es iſt. Mich indeſſen ſtelt es doch beſſer dar, wenn ich ſage, daß mich die30
*) Auch darum mus ichs, um auszuruhen von meinen biographiſchen Beluſti-5 gungen, womit ich 10 Schreibbogen wieder volgemacht, die Mitwochs fortmüſſen. Und hier iſt neuer Jammer wie du die lieſeſt, da du 10 Bögen nicht gern einſtecken wirſt: ſonſt korrigiert’ ich ſie heute durch. Kömſt du denn nicht vor Mitwochs wieder?
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162. An Chriſtian Otto.
[Hof, 11. Sept. 1795. Freitag]
So werden wir wol am Scheidewege des Pythagoräiſchen Y aus-
einanderlaufen, wenn du nicht meinen Rath befolgſt, am Sontag nach
Arzberg zu — fahren von Selb aus. Morgen *) mus ich gehen, (und
den Montag wiederkommen) da ich mir die Schulverſäumungen für
mehrere Reiſen aufheben und damit ſparen mus. Aus demſelben
Grunde kan ich auch Morgen nicht nach Selb, um das noch dazu ein
ganz anderes abhaltendes Altargeländer für mich ſteht.
163. An Chriſtian Otto. 10
[Hof, 11. Sept. 1795. Freitag]
Leſen muſt du es, das verſteht ſich; und wärs auch erſt nach dem
Donnerſtag. Das Mitnehmen war halber Spas und nur ¼ Frage.
— Unſere Reiſeroute bleibt alſo entzwei. Die Gegend um Arzberg iſt
ſo ſchön, daß du jeden fremden Plan leicht in meinen verwandeln und 15
eine Kutſche hinbereden könteſt.
164. An Chriſtian Otto.
[Hof, 15. Sept. 1795. Dienstag]
Hier! — Aber du thuſt mir den gröſten Gefallen, wenn du mir es
recht bald und vor dem Donnerſtag zurükgiebſt. Zu ändern wirds darin 20
nicht viel geben, da es nicht in meiner Manier — die der Stof ver-
wehrte — gearbeitet iſt und da ich immer noch in den Vorzimmern der
Hauptſache herumſchleiche. Bei[ge]legtes Blat iſt eine Fortſezung von
dieſem und ſol von dir, damit mein Urtheil nicht deinem vorgreift, erſt
nach der Leſung des Mſpts aufgeſiegelt werden. 25
165. An Chriſtian Otto.
[Hof] d. 15. Sept. 95.
Solche zugeſiegelte lettres de cachet wolt ich jedem Mpt mitgeben;
aber ich dachte allemal, du machſt doch das Buch nicht beſſer als es iſt.
Mich indeſſen ſtelt es doch beſſer dar, wenn ich ſage, daß mich die 30
*) Auch darum mus ichs, um auszuruhen von meinen biographiſchen Beluſti- 5
gungen, womit ich 10 Schreibbogen wieder volgemacht, die Mitwochs fortmüſſen.
Und hier iſt neuer Jammer wie du die lieſeſt, da du 10 Bögen nicht gern einſtecken
wirſt: ſonſt korrigiert’ ich ſie heute durch. Kömſt du denn nicht vor Mitwochs wieder?
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T15:02:06Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 2. Berlin, 1958, S. 109. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe02_1958/120>, abgerufen am 30.07.2024.
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