Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.[74]40. An Frau Richter in Hof. Liebe Mama, So lange Sie mir nicht antworten, so lange schreib' ich auf keinen Ihren [Spaltenumbruch] Leipzig den 3 Mai. 1783.[Spaltenumbruch] geh. Son J. P. F. Richter Schikken Sie dieses Paket gleich an den Pfarrer in Rehau. Was 41. An Magister Gräfenhain in Leipzig. [Konzept][Leipzig, Mai 1783]Der Verfasser dieses Briefs ist die Person, über deren gestrige Auf- [74]40. An Frau Richter in Hof. Liebe Mama, So lange Sie mir nicht antworten, ſo lange ſchreib’ ich auf keinen Ihren [Spaltenumbruch] Leipzig den 3 Mai. 1783.[Spaltenumbruch] geh. Son J. P. F. Richter Schikken Sie dieſes Paket gleich an den Pfarrer in Rehau. Was 41. An Magiſter Gräfenhain in Leipzig. [Konzept][Leipzig, Mai 1783]Der Verfaſſer dieſes Briefs iſt die Perſon, über deren geſtrige Auf- <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0091" n="68"/> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head><note place="left"><ref target="1922_Bd#_74">[74]</ref></note>40. An <hi rendition="#g">Frau Richter in Hof.</hi></head><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Liebe Mama,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>So lange Sie mir nicht antworten, ſo lange ſchreib’ ich auf keinen<lb/> halben Bogen mer, ſondern nur auf kleine Blätgen, aber auch von<lb/> feinem Papier. Sie werden mich doch nicht vergeſſen haben? Oder<lb n="5"/> ſind Sie krank? oder haben Sie meinen neulichen Brief an Doppel-<lb/> maier nicht erhalten, dem ich ein ſo kleines Briefgen an Sie bei-<lb/> gelegt? ..... oder haben Sie mir gar keine Neuigkeiten zu ſchreiben?<lb/> Ich hab keine; darum nam ich ſo ein kleines Blätgen. — Wenn ich<lb/> zu Pfingſten nach Hof komme, ſo werd’ ich Ihnen nicht nur mich,<lb n="10"/> ſondern auch alte Wäſche mitbringen. Sie ſchikken ia meinen Strümp-<lb/> fen und Hemdern gar keine Rekruten nach? Ich habe keinen ganzen<lb/> Strumpf; ich laſſe wol einige flikken, aber was iſt das. Grobe Hemde<lb/> hab’ ich genug; nur nicht viel klare; und blutwenig zerriſſene Strümpfe.<lb/> — Was macht mein Samuel? Ich freue mich recht auf den kleinen<lb n="15"/> Jungen; ſagen Sie ihm doch, daß er mir ein par Zeilen ſchreibt, wenn<lb/> Sie nicht können. — Sein Sie nicht böſe, daß ich ſo luſtig bin: denn<lb/> ich ſchreibe den ganzen geſchlagnen Tag ſpashafte Bücher und da kan<lb/> es denn nicht anders kommen als daß ich auch ſpashafte Briefe ſchreibe.<lb/> Noch eins! Ich bin nicht mer in meinem alten Logis, ſondern auf den<lb n="20"/> Sommer in einen ſchönen Garten vor dem Tore gezogen. Ich bin aber<lb/> immer noch bei demſelben Hern, dem mein voriges Logis gehörte; der<lb/> Garten gehört nämlich ihm. Auf Ihren Briefen behalten Sie dem-<lb/> ungeachtet noch die alte Addreſſe bei; ſie werden mir ſchon übergeben.<lb/> — — Leben Sie wol und ſchreiben Sie nicht <metamark>[</metamark>!<metamark>]</metamark> an<lb n="25"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Ihren</hi><lb/> <cb/> <date> <hi rendition="#left">Leipzig den 3 Mai.<lb/> 1783.</hi> </date> <cb/> <hi rendition="#right">geh. Son<lb/> J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>Schikken Sie dieſes Paket gleich an den Pfarrer in Rehau. Was<lb/> macht der alte Adam, mein Bruder? Komt er zu Pfingſten auch nach<lb n="30"/> Hof? —</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>41. An <hi rendition="#g">Magiſter Gräfenhain in Leipzig.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Konzept<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Leipzig, Mai 1783<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Der Verfaſſer dieſes Briefs iſt die Perſon, über deren geſtrige Auf-<lb/> fürung Sie ſich bei H. Körner beſchwerten. Hiedurch wurde H. Körner<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0091]
40. An Frau Richter in Hof.
Liebe Mama,
So lange Sie mir nicht antworten, ſo lange ſchreib’ ich auf keinen
halben Bogen mer, ſondern nur auf kleine Blätgen, aber auch von
feinem Papier. Sie werden mich doch nicht vergeſſen haben? Oder 5
ſind Sie krank? oder haben Sie meinen neulichen Brief an Doppel-
maier nicht erhalten, dem ich ein ſo kleines Briefgen an Sie bei-
gelegt? ..... oder haben Sie mir gar keine Neuigkeiten zu ſchreiben?
Ich hab keine; darum nam ich ſo ein kleines Blätgen. — Wenn ich
zu Pfingſten nach Hof komme, ſo werd’ ich Ihnen nicht nur mich, 10
ſondern auch alte Wäſche mitbringen. Sie ſchikken ia meinen Strümp-
fen und Hemdern gar keine Rekruten nach? Ich habe keinen ganzen
Strumpf; ich laſſe wol einige flikken, aber was iſt das. Grobe Hemde
hab’ ich genug; nur nicht viel klare; und blutwenig zerriſſene Strümpfe.
— Was macht mein Samuel? Ich freue mich recht auf den kleinen 15
Jungen; ſagen Sie ihm doch, daß er mir ein par Zeilen ſchreibt, wenn
Sie nicht können. — Sein Sie nicht böſe, daß ich ſo luſtig bin: denn
ich ſchreibe den ganzen geſchlagnen Tag ſpashafte Bücher und da kan
es denn nicht anders kommen als daß ich auch ſpashafte Briefe ſchreibe.
Noch eins! Ich bin nicht mer in meinem alten Logis, ſondern auf den 20
Sommer in einen ſchönen Garten vor dem Tore gezogen. Ich bin aber
immer noch bei demſelben Hern, dem mein voriges Logis gehörte; der
Garten gehört nämlich ihm. Auf Ihren Briefen behalten Sie dem-
ungeachtet noch die alte Addreſſe bei; ſie werden mir ſchon übergeben.
— — Leben Sie wol und ſchreiben Sie nicht [!] an 25
Ihren
Leipzig den 3 Mai.
1783.
geh. Son
J. P. F. Richter
Schikken Sie dieſes Paket gleich an den Pfarrer in Rehau. Was
macht der alte Adam, mein Bruder? Komt er zu Pfingſten auch nach 30
Hof? —
41. An Magiſter Gräfenhain in Leipzig.
[Leipzig, Mai 1783]
Der Verfaſſer dieſes Briefs iſt die Perſon, über deren geſtrige Auf-
fürung Sie ſich bei H. Körner beſchwerten. Hiedurch wurde H. Körner 35
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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