schreibe; und wenn ich nicht gute Bücher mache, so werd' ich doch bessere machen lernen. Diese Hofnung schmeichelt mir mit der Mög- lichkeit, Ihnen für Ihre Gütigkeit dankbar sein zu können. -- Vergeben Sie mir, daß ich so viel rede, und nur von mir rede: ich bin sonst kein Engländer, der sein Ich mit einem grossen Buchstaben schreibt. Sie5 gebrauchen die Adresse des vorigen Briefs: denn sie ist die meinige, und ich habe mich nur hinter meinem eignen Namen verstekt. -- Den Titel des Buchs hab' ich geändert; er heist iezt so: Grönländische Pro- zesse. Die Ursache dieser Abänderung werden Sie ebenfals aus dem halben Bogen ersehen. Ich schliesse mit der Bitte um eine baldige10 Antwort und mit der Versicherung, daß ich bin etc. -- Ich scheine Ihnen vielleicht für diesen Brief zu lustig zu sein, und wenn man die Affen für die Satirs der Alten hält, so werden Sie umgekert denken. --
31. An Frau Richter in Hof.
[Liebe] Mama!
15
Vergeben Sie mir, daß ich Ihnen erst [Lücke] wil ich sie beide auf einmal beantworten [Lücke] in Rüksicht des Örtels einen andern Weg g [Lücke] Gelde zu verhelfen. Anstat an ihn zu schreiben, wie Sie [Lücke] ihn durch eine Lüge zu hintergehen, die er sehr unwarsch[einlich fin]den würde, hab' ichs so gemacht. Ich habe dem iungen Örtel gesagt,20 daß er nach Haus schreibt, und seinem Vater sagt, daß ich das Geld, das er mir aufheben wolte, nicht brauche, weil ich mir selbst welches verdienen könte. Auf diese Weise wird er es Ihnen verabfolgen lassen. Ich weis überhaupt nicht, was der alte Örtel mir für Geld aufheben wil, da die Kapitalien ia Ihnen, und nicht mir gehören. So ists also25 besser, als wenn ich Ihrem Rathe gefolgt hätte: denn wer weis wie viel[57] Zeit vergangen wäre, bis mein Brief an den Örtel gekommen, bis das Geld an mich; und ich es endlich wieder an Sie geschikt hätte. Der iunge Örtel wird es seinem Vater auch ein wenig derb sagen. -- Wegen der Diebin, der Riesin, rathe ich Ihnen um wie viel nicht, etwas30 mit ihr anzufangen. Dies Mensch hat nun keine Ehre mehr zu ver- lieren; vielleicht sagte sie aus Bosheit alles, was sie in Rüksicht des Hausses weis, das der Grosmutter zugeschrieben worden; Sie ver- stehen mich schon. Was wollen Sie iezt neue Streitigkeiten anfangen; und es fragt sich ia noch, ob sie Ihnen Ihr Geld bezalen kan; sie wird35
4*
ſchreibe; und wenn ich nicht gute Bücher mache, ſo werd’ ich doch beſſere machen lernen. Dieſe Hofnung ſchmeichelt mir mit der Mög- lichkeit, Ihnen für Ihre Gütigkeit dankbar ſein zu können. — Vergeben Sie mir, daß ich ſo viel rede, und nur von mir rede: ich bin ſonſt kein Engländer, der ſein Ich mit einem groſſen Buchſtaben ſchreibt. Sie5 gebrauchen die Adreſſe des vorigen Briefs: denn ſie iſt die meinige, und ich habe mich nur hinter meinem eignen Namen verſtekt. — Den Titel des Buchs hab’ ich geändert; er heiſt iezt ſo: Grönländiſche Pro- zeſſe. Die Urſache dieſer Abänderung werden Sie ebenfals aus dem halben Bogen erſehen. Ich ſchlieſſe mit der Bitte um eine baldige10 Antwort und mit der Verſicherung, daß ich bin ꝛc. — Ich ſcheine Ihnen vielleicht für dieſen Brief zu luſtig zu ſein, und wenn man die Affen für die Satirs der Alten hält, ſo werden Sie umgekert denken. —
31. An Frau Richter in Hof.
[Liebe] Mama!
15
Vergeben Sie mir, daß ich Ihnen erſt [Lücke] wil ich ſie beide auf einmal beantworten [Lücke] in Rükſicht des Örtels einen andern Weg g [Lücke] Gelde zu verhelfen. Anſtat an ihn zu ſchreiben, wie Sie [Lücke] ihn durch eine Lüge zu hintergehen, die er ſehr unwarſch[einlich fin]den würde, hab’ ichs ſo gemacht. Ich habe dem iungen Örtel geſagt,20 daß er nach Haus ſchreibt, und ſeinem Vater ſagt, daß ich das Geld, das er mir aufheben wolte, nicht brauche, weil ich mir ſelbſt welches verdienen könte. Auf dieſe Weiſe wird er es Ihnen verabfolgen laſſen. Ich weis überhaupt nicht, was der alte Örtel mir für Geld aufheben wil, da die Kapitalien ia Ihnen, und nicht mir gehören. So iſts alſo25 beſſer, als wenn ich Ihrem Rathe gefolgt hätte: denn wer weis wie viel[57] Zeit vergangen wäre, bis mein Brief an den Örtel gekommen, bis das Geld an mich; und ich es endlich wieder an Sie geſchikt hätte. Der iunge Örtel wird es ſeinem Vater auch ein wenig derb ſagen. — Wegen der Diebin, der Rieſin, rathe ich Ihnen um wie viel nicht, etwas30 mit ihr anzufangen. Dies Menſch hat nun keine Ehre mehr zu ver- lieren; vielleicht ſagte ſie aus Bosheit alles, was ſie in Rükſicht des Hauſſes weis, das der Grosmutter zugeſchrieben worden; Sie ver- ſtehen mich ſchon. Was wollen Sie iezt neue Streitigkeiten anfangen; und es fragt ſich ia noch, ob ſie Ihnen Ihr Geld bezalen kan; ſie wird35
4*
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0074"n="51"/>ſchreibe; und wenn ich nicht gute Bücher mache, ſo werd’ ich doch<lb/>
beſſere machen lernen. Dieſe Hofnung ſchmeichelt mir mit der Mög-<lb/>
lichkeit, Ihnen für Ihre Gütigkeit dankbar ſein zu können. — Vergeben<lb/>
Sie mir, daß ich ſo viel rede, und nur von mir rede: ich bin ſonſt kein<lb/>
Engländer, der ſein Ich mit einem groſſen Buchſtaben ſchreibt. Sie<lbn="5"/>
gebrauchen die Adreſſe des vorigen Briefs: denn ſie iſt die meinige, und<lb/>
ich habe mich nur hinter meinem eignen Namen verſtekt. — Den Titel<lb/>
des Buchs hab’ ich geändert; er heiſt iezt ſo: <hirendition="#g">Grönländiſche Pro-<lb/>
zeſſe.</hi> Die Urſache dieſer Abänderung werden Sie ebenfals aus dem<lb/>
halben Bogen erſehen. Ich ſchlieſſe mit der Bitte um eine baldige<lbn="10"/>
Antwort und mit der Verſicherung, daß ich bin ꝛc. — Ich ſcheine<lb/>
Ihnen vielleicht für dieſen Brief zu luſtig zu ſein, und wenn man die<lb/>
Affen für die Satirs der Alten hält, ſo werden Sie umgekert denken. —</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>31. An <hirendition="#g">Frau Richter in Hof.</hi></head><lb/><opener><salute><hirendition="#et"><metamark>[</metamark>Liebe<metamark>]</metamark> Mama!</hi></salute></opener><lbn="15"/><p>Vergeben Sie mir, daß ich Ihnen erſt <hirendition="#aq"><metamark>[</metamark><hirendition="#i">Lücke</hi><metamark>]</metamark></hi> wil ich ſie beide auf<lb/>
einmal beantworten <hirendition="#aq"><metamark>[</metamark><hirendition="#i">Lücke</hi><metamark>]</metamark></hi> in Rükſicht des Örtels einen andern Weg<lb/>
g <hirendition="#aq"><metamark>[</metamark><hirendition="#i">Lücke</hi><metamark>]</metamark></hi> Gelde zu verhelfen. Anſtat an ihn zu ſchreiben, wie Sie<lb/><hirendition="#aq"><metamark>[</metamark><hirendition="#i">Lücke</hi><metamark>]</metamark></hi> ihn durch eine Lüge zu hintergehen, die er ſehr unwarſch<metamark>[</metamark>einlich<lb/>
fin<metamark>]</metamark>den würde, hab’ ichs ſo gemacht. Ich habe dem iungen Örtel geſagt,<lbn="20"/>
daß er nach Haus ſchreibt, und ſeinem Vater ſagt, daß ich das Geld,<lb/>
das er mir aufheben wolte, nicht brauche, weil ich mir ſelbſt welches<lb/>
verdienen könte. Auf dieſe Weiſe wird er es Ihnen verabfolgen laſſen.<lb/>
Ich weis überhaupt nicht, was der alte Örtel mir für Geld aufheben<lb/>
wil, da die Kapitalien ia Ihnen, und nicht mir gehören. So iſts alſo<lbn="25"/>
beſſer, als wenn ich Ihrem Rathe gefolgt hätte: denn wer weis wie viel<noteplace="right"><reftarget="1922_Bd#_57">[57]</ref></note><lb/>
Zeit vergangen wäre, bis mein Brief an den Örtel gekommen, bis das<lb/>
Geld an mich; und ich es endlich wieder an Sie geſchikt hätte. Der<lb/>
iunge Örtel wird es ſeinem Vater auch ein wenig derb ſagen. —<lb/>
Wegen der Diebin, der Rieſin, rathe ich Ihnen um wie viel nicht, etwas<lbn="30"/>
mit ihr anzufangen. Dies Menſch hat nun keine Ehre mehr zu ver-<lb/>
lieren; vielleicht ſagte ſie aus Bosheit alles, was ſie in Rükſicht des<lb/>
Hauſſes weis, das der Grosmutter zugeſchrieben worden; Sie ver-<lb/>ſtehen mich ſchon. Was wollen Sie iezt neue Streitigkeiten anfangen;<lb/>
und es fragt ſich ia noch, ob ſie Ihnen Ihr Geld bezalen kan; ſie wird<lbn="35"/><fwplace="bottom"type="sig">4*</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[51/0074]
ſchreibe; und wenn ich nicht gute Bücher mache, ſo werd’ ich doch
beſſere machen lernen. Dieſe Hofnung ſchmeichelt mir mit der Mög-
lichkeit, Ihnen für Ihre Gütigkeit dankbar ſein zu können. — Vergeben
Sie mir, daß ich ſo viel rede, und nur von mir rede: ich bin ſonſt kein
Engländer, der ſein Ich mit einem groſſen Buchſtaben ſchreibt. Sie 5
gebrauchen die Adreſſe des vorigen Briefs: denn ſie iſt die meinige, und
ich habe mich nur hinter meinem eignen Namen verſtekt. — Den Titel
des Buchs hab’ ich geändert; er heiſt iezt ſo: Grönländiſche Pro-
zeſſe. Die Urſache dieſer Abänderung werden Sie ebenfals aus dem
halben Bogen erſehen. Ich ſchlieſſe mit der Bitte um eine baldige 10
Antwort und mit der Verſicherung, daß ich bin ꝛc. — Ich ſcheine
Ihnen vielleicht für dieſen Brief zu luſtig zu ſein, und wenn man die
Affen für die Satirs der Alten hält, ſo werden Sie umgekert denken. —
31. An Frau Richter in Hof.
[Liebe] Mama! 15
Vergeben Sie mir, daß ich Ihnen erſt [Lücke] wil ich ſie beide auf
einmal beantworten [Lücke] in Rükſicht des Örtels einen andern Weg
g [Lücke] Gelde zu verhelfen. Anſtat an ihn zu ſchreiben, wie Sie
[Lücke] ihn durch eine Lüge zu hintergehen, die er ſehr unwarſch[einlich
fin]den würde, hab’ ichs ſo gemacht. Ich habe dem iungen Örtel geſagt, 20
daß er nach Haus ſchreibt, und ſeinem Vater ſagt, daß ich das Geld,
das er mir aufheben wolte, nicht brauche, weil ich mir ſelbſt welches
verdienen könte. Auf dieſe Weiſe wird er es Ihnen verabfolgen laſſen.
Ich weis überhaupt nicht, was der alte Örtel mir für Geld aufheben
wil, da die Kapitalien ia Ihnen, und nicht mir gehören. So iſts alſo 25
beſſer, als wenn ich Ihrem Rathe gefolgt hätte: denn wer weis wie viel
Zeit vergangen wäre, bis mein Brief an den Örtel gekommen, bis das
Geld an mich; und ich es endlich wieder an Sie geſchikt hätte. Der
iunge Örtel wird es ſeinem Vater auch ein wenig derb ſagen. —
Wegen der Diebin, der Rieſin, rathe ich Ihnen um wie viel nicht, etwas 30
mit ihr anzufangen. Dies Menſch hat nun keine Ehre mehr zu ver-
lieren; vielleicht ſagte ſie aus Bosheit alles, was ſie in Rükſicht des
Hauſſes weis, das der Grosmutter zugeſchrieben worden; Sie ver-
ſtehen mich ſchon. Was wollen Sie iezt neue Streitigkeiten anfangen;
und es fragt ſich ia noch, ob ſie Ihnen Ihr Geld bezalen kan; ſie wird 35
[57]
4*
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/74>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.