Zeltens Haus eine kleine Stube gemiethet bekommen, wo ich zu Ihnen im Schlafrok ab und zu gehen könte. Doch bis Ostern ist noch lange. -- Der Ovid ist in Töpen; ich hab ihn selbst den Örthel einpakken sehen. Die Kammerrätin Örthlin weis ihn nur nicht von andern Büchern zu unterscheiden; aber der Örthel wird ihr's schon noch einmal schreiben. --5 Was den Kaffee anbetrift, so wolt' ich Ihnen ihn gern schikken; aber -- nicht daß ich ihn nicht herauszubringen wüste, wie Sie schreiben -- sondern ich kan ihn nicht kaufen. Mein Geldmangel ist so gros wie der Ihrige. Ich borg' halt darauf los. Und kan nicht anders. Wenn nur mein Mittel anschlägt, wie ich hoffe; aber freilich ist es nicht so gleich10 geschnelt. Höchstens in vier Wochen ist es mit meinem Mittel ent- schieden, und da weis ich gewis, ob ich Geld habe oder nicht. -- Über- haupt hat mir der Rektor in Schwarzenbach lauter Lügen von Leipzig weisgemacht, und wenn ich mir nicht selbst zu helfen gedächte, so wür- de[n] mir wol keine Informazionen helfen, weil man keine kriegt. --15 Nur gut daß ich völlig gesund bin. Ist Samuel von den Blattern wie- der besser? Und wie stehts denn mit meinen Brüdern? was wird denn aus ihnen? vielleicht nichts. Sehen Sie doch, daß wenigstens Gotlieb wo ankömt; er ist ia schon so alt. Lassen Sie [ihn] ia nicht studiren. Wer nicht viele Gaben hat, der lasse es unterwegens, wenn er kein20 Geld hat. -- Was Ihre Bücher anbelangt, so geben Sie sie dem Vierling wieder, er wird sie schon annehmen; aber freilich müssen Sie sie ihm nicht so theuer verkaufen, als er sie meinem seligen Vatter verkauft hat. Lassen Sie etwas nach, und so wird er sie annehmen. Leben Sie wol. Schreiben Sie bald und kümmern Sie sich nicht so25 gar sehr, da Sie mit allem Ihrem Kummer nichts geändert und immer der Gesundheit geschadet haben. Ich bin
Ihr [Spaltenumbruch]Leipzig den Dienstag [Juli?] 1782.30 [Spaltenumbruch]ghs. Sohn J. P. F. Richter
P. S. Keinen Mangel an Papier hab' ich nicht. Aber warum sol ich auf Einen Bogen schreiben, was auf einen Viertelsbogen geht.
29. An Frau Richter in Hof.[50]
Sie liessen mich auf Ihre Antwort lange hoffen, aber was noch [Lücke] umsonst gehoft haben. Ihr Brief ist so leer an Trost für mich,35
Zeltens Haus eine kleine Stube gemiethet bekommen, wo ich zu Ihnen im Schlafrok ab und zu gehen könte. Doch bis Oſtern iſt noch lange. — Der Ovid iſt in Töpen; ich hab ihn ſelbſt den Örthel einpakken ſehen. Die Kammerrätin Örthlin weis ihn nur nicht von andern Büchern zu unterſcheiden; aber der Örthel wird ihr’s ſchon noch einmal ſchreiben. —5 Was den Kaffee anbetrift, ſo wolt’ ich Ihnen ihn gern ſchikken; aber — nicht daß ich ihn nicht herauszubringen wüſte, wie Sie ſchreiben — ſondern ich kan ihn nicht kaufen. Mein Geldmangel iſt ſo gros wie der Ihrige. Ich borg’ halt darauf los. Und kan nicht anders. Wenn nur mein Mittel anſchlägt, wie ich hoffe; aber freilich iſt es nicht ſo gleich10 geſchnelt. Höchſtens in vier Wochen iſt es mit meinem Mittel ent- ſchieden, und da weis ich gewis, ob ich Geld habe oder nicht. — Über- haupt hat mir der Rektor in Schwarzenbach lauter Lügen von Leipzig weisgemacht, und wenn ich mir nicht ſelbſt zu helfen gedächte, ſo wür- de[n] mir wol keine Informazionen helfen, weil man keine kriegt. —15 Nur gut daß ich völlig geſund bin. Iſt Samuel von den Blattern wie- der beſſer? Und wie ſtehts denn mit meinen Brüdern? was wird denn aus ihnen? vielleicht nichts. Sehen Sie doch, daß wenigſtens Gotlieb wo ankömt; er iſt ia ſchon ſo alt. Laſſen Sie [ihn] ia nicht ſtudiren. Wer nicht viele Gaben hat, der laſſe es unterwegens, wenn er kein20 Geld hat. — Was Ihre Bücher anbelangt, ſo geben Sie ſie dem Vierling wieder, er wird ſie ſchon annehmen; aber freilich müſſen Sie ſie ihm nicht ſo theuer verkaufen, als er ſie meinem ſeligen Vatter verkauft hat. Laſſen Sie etwas nach, und ſo wird er ſie annehmen. Leben Sie wol. Schreiben Sie bald und kümmern Sie ſich nicht ſo25 gar ſehr, da Sie mit allem Ihrem Kummer nichts geändert und immer der Geſundheit geſchadet haben. Ich bin
Ihr [Spaltenumbruch]Leipzig den Dienſtag [Juli?] 1782.30 [Spaltenumbruch]ghſ. Sohn J. P. F. Richter
P. S. Keinen Mangel an Papier hab’ ich nicht. Aber warum ſol ich auf Einen Bogen ſchreiben, was auf einen Viertelsbogen geht.
29. An Frau Richter in Hof.[50]
Sie lieſſen mich auf Ihre Antwort lange hoffen, aber was noch [Lücke] umſonſt gehoft haben. Ihr Brief iſt ſo leer an Troſt für mich,35
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0070"n="47"/>
Zeltens Haus eine kleine Stube gemiethet bekommen, wo ich zu Ihnen<lb/>
im Schlafrok ab und zu gehen könte. Doch bis Oſtern iſt noch lange. —<lb/>
Der Ovid iſt in Töpen; ich hab ihn ſelbſt den Örthel einpakken ſehen.<lb/>
Die Kammerrätin Örthlin weis ihn nur nicht von andern Büchern zu<lb/>
unterſcheiden; aber der Örthel wird ihr’s ſchon noch einmal ſchreiben. —<lbn="5"/>
Was den Kaffee anbetrift, ſo wolt’ ich Ihnen ihn gern ſchikken; aber —<lb/>
nicht daß ich ihn nicht herauszubringen wüſte, wie Sie ſchreiben —<lb/>ſondern ich kan ihn nicht kaufen. Mein Geldmangel iſt ſo gros wie der<lb/>
Ihrige. Ich borg’ halt darauf los. Und kan nicht anders. Wenn nur<lb/>
mein Mittel anſchlägt, wie ich hoffe; aber freilich iſt es nicht ſo gleich<lbn="10"/>
geſchnelt. Höchſtens in vier Wochen iſt es mit meinem Mittel ent-<lb/>ſchieden, und da weis ich gewis, ob ich Geld habe oder nicht. — Über-<lb/>
haupt hat mir der Rektor in Schwarzenbach lauter Lügen von Leipzig<lb/>
weisgemacht, und wenn ich mir nicht ſelbſt zu helfen gedächte, ſo wür-<lb/>
de<metamark>[</metamark>n<metamark>]</metamark> mir wol keine Informazionen helfen, weil man keine kriegt. —<lbn="15"/>
Nur gut daß ich völlig geſund bin. Iſt Samuel von den Blattern wie-<lb/>
der beſſer? Und wie ſtehts denn mit meinen Brüdern? was wird denn<lb/>
aus ihnen? vielleicht nichts. Sehen Sie doch, daß wenigſtens Gotlieb<lb/>
wo ankömt; er iſt ia ſchon ſo alt. Laſſen Sie <metamark>[</metamark>ihn<metamark>]</metamark> ia nicht ſtudiren.<lb/>
Wer nicht viele Gaben hat, der laſſe es unterwegens, wenn er kein<lbn="20"/>
Geld hat. — Was Ihre Bücher anbelangt, ſo geben Sie ſie dem<lb/>
Vierling wieder, er wird ſie ſchon annehmen; aber freilich müſſen Sie<lb/>ſie ihm nicht ſo theuer verkaufen, als er ſie meinem ſeligen Vatter<lb/>
verkauft hat. Laſſen Sie etwas nach, und ſo wird er ſie annehmen.<lb/>
Leben Sie wol. Schreiben Sie bald und kümmern Sie ſich nicht ſo<lbn="25"/>
gar ſehr, da Sie mit allem Ihrem Kummer nichts geändert und<lb/>
immer der Geſundheit geſchadet haben. Ich bin</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">Ihr</hi><lb/><cb/><date><hirendition="#left">Leipzig den Dienſtag<lb/><metamark>[</metamark>Juli?<metamark>]</metamark> 1782.<lbn="30"/></hi></date><cb/><hirendition="#right">ghſ. Sohn<lb/>
J. P. F. Richter</hi></salute></closer><lb/><postscript><p>P. S. Keinen Mangel an Papier hab’ ich nicht. Aber warum ſol<lb/>
ich auf Einen Bogen ſchreiben, was auf einen Viertelsbogen geht.</p></postscript></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>29. An <hirendition="#g">Frau Richter in Hof.</hi><noteplace="right"><reftarget="1922_Bd#_50">[50]</ref></note></head><lb/><p>Sie lieſſen mich auf Ihre Antwort lange hoffen, aber was noch<lb/><hirendition="#aq"><metamark>[</metamark><hirendition="#i">Lücke</hi><metamark>]</metamark></hi> umſonſt gehoft haben. Ihr Brief iſt ſo leer an Troſt für mich,<lbn="35"/><lb/></p></div></body></text></TEI>
[47/0070]
Zeltens Haus eine kleine Stube gemiethet bekommen, wo ich zu Ihnen
im Schlafrok ab und zu gehen könte. Doch bis Oſtern iſt noch lange. —
Der Ovid iſt in Töpen; ich hab ihn ſelbſt den Örthel einpakken ſehen.
Die Kammerrätin Örthlin weis ihn nur nicht von andern Büchern zu
unterſcheiden; aber der Örthel wird ihr’s ſchon noch einmal ſchreiben. — 5
Was den Kaffee anbetrift, ſo wolt’ ich Ihnen ihn gern ſchikken; aber —
nicht daß ich ihn nicht herauszubringen wüſte, wie Sie ſchreiben —
ſondern ich kan ihn nicht kaufen. Mein Geldmangel iſt ſo gros wie der
Ihrige. Ich borg’ halt darauf los. Und kan nicht anders. Wenn nur
mein Mittel anſchlägt, wie ich hoffe; aber freilich iſt es nicht ſo gleich 10
geſchnelt. Höchſtens in vier Wochen iſt es mit meinem Mittel ent-
ſchieden, und da weis ich gewis, ob ich Geld habe oder nicht. — Über-
haupt hat mir der Rektor in Schwarzenbach lauter Lügen von Leipzig
weisgemacht, und wenn ich mir nicht ſelbſt zu helfen gedächte, ſo wür-
de[n] mir wol keine Informazionen helfen, weil man keine kriegt. — 15
Nur gut daß ich völlig geſund bin. Iſt Samuel von den Blattern wie-
der beſſer? Und wie ſtehts denn mit meinen Brüdern? was wird denn
aus ihnen? vielleicht nichts. Sehen Sie doch, daß wenigſtens Gotlieb
wo ankömt; er iſt ia ſchon ſo alt. Laſſen Sie [ihn] ia nicht ſtudiren.
Wer nicht viele Gaben hat, der laſſe es unterwegens, wenn er kein 20
Geld hat. — Was Ihre Bücher anbelangt, ſo geben Sie ſie dem
Vierling wieder, er wird ſie ſchon annehmen; aber freilich müſſen Sie
ſie ihm nicht ſo theuer verkaufen, als er ſie meinem ſeligen Vatter
verkauft hat. Laſſen Sie etwas nach, und ſo wird er ſie annehmen.
Leben Sie wol. Schreiben Sie bald und kümmern Sie ſich nicht ſo 25
gar ſehr, da Sie mit allem Ihrem Kummer nichts geändert und
immer der Geſundheit geſchadet haben. Ich bin
Ihr
Leipzig den Dienſtag
[Juli?] 1782. 30
ghſ. Sohn
J. P. F. Richter
P. S. Keinen Mangel an Papier hab’ ich nicht. Aber warum ſol
ich auf Einen Bogen ſchreiben, was auf einen Viertelsbogen geht.
29. An Frau Richter in Hof.
Sie lieſſen mich auf Ihre Antwort lange hoffen, aber was noch
[Lücke] umſonſt gehoft haben. Ihr Brief iſt ſo leer an Troſt für mich, 35
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/70>, abgerufen am 17.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.