nicht sorgen; ob ich wol mich um Sie sorge, und Ihnen zugleich anrate, daß Sie sich in Acht nemen und Weinessig alle Morgen entweder trinken oder räuchern. Denn nach dieser Krankheit folgt gemeiniglich das Faulfieber, und dies tödet. -- Meine Hare hab' ich mir abschneiden[45] lassen. Sie stehen mir nach dem Ausspruche meiner Freunde besser wie5 meine Frisur: denn sie sind lokkicht oder ein wenig kraus. -- Neulich glaubten wir in Hof ein Schnupftuch zu wenig zu haben; aber wir irten uns. Ich habe nur 5 Schnupftücher nach Hof gebracht; das Sechste fand ich in Leipzig. -- Was das Geld betrift, das Ihnen der Örthel herauszalen sol, so rate ich Ihnen, daß Sie sich nichts vom Örthel ab-10 ziehen und die 116 fl. herauszalen liessen. Wegen der Gelder, die Sie dem Örthel schuldig sind, können Sie eine Obligazion ausstellen und dem Örthel Ihr Gartenhaus dafür zum Unterpfand verschreiben. Ich glaube, der Örthel tut es. Denn sonst bekäme[n] Sie, nach abgerech- neten Schulden, wenig von den 116 fl. heraus, und was wolten Sie15 dan mit den par Gulden anfangen. -- Lassen Sie den Riedel in Frieden ruhen -- er ist im Grab, hassen Sie ihn nun nicht mehr. Der Tod endigt alles, auch die Feindschaft. Hat er Ihnen Unrecht getan -- nun so hat er gefehlt, wie andre Menschen. -- Ich glaube der Riedel ist weder am Merkur, noch an der Ärgernis, sondern am iezzigen20 schlechten Wetter gestorben, welches in Leipzig alle Schwindsüchtige mitnimt. In Dresden sind in Einer Woche 100 Personen begraben worden. Jezt hört es aber auf. Den Ovid wil ich mit der nächsten Post schikken. -- Ich wünsche Ihnen Besserung und bin
Ihr25 g. S. Leipzig den 27 Mai 1782.J. P. F. Richter
26. An Frau Richter in Hof.
Liebe Mama!
Ich empfieng das Geld, welches ich von Ihnen gebeten -- ich30 danken Ihnen um soviel mehr dafür, da es Ihnen soviel Mühe gekostet es zusammenzubringen. O wie gern möchte [ich] keines ver- langet haben; und wie noch lieber möchte ich Ihnen das wieder zu- stellen können und bald zustellen können, was Sie so notwendig brauchen. -- Ihre Rechnung, die Sie in Ihrem Briefe beigefügt,35 möchte nun nicht so ganz richtig sein. Denn ich habe nicht alles genante
nicht ſorgen; ob ich wol mich um Sie ſorge, und Ihnen zugleich anrate, daß Sie ſich in Acht nemen und Weineſſig alle Morgen entweder trinken oder räuchern. Denn nach dieſer Krankheit folgt gemeiniglich das Faulfieber, und dies tödet. — Meine Hare hab’ ich mir abſchneiden[45] laſſen. Sie ſtehen mir nach dem Ausſpruche meiner Freunde beſſer wie5 meine Friſur: denn ſie ſind lokkicht oder ein wenig kraus. — Neulich glaubten wir in Hof ein Schnupftuch zu wenig zu haben; aber wir irten uns. Ich habe nur 5 Schnupftücher nach Hof gebracht; das Sechſte fand ich in Leipzig. — Was das Geld betrift, das Ihnen der Örthel herauszalen ſol, ſo rate ich Ihnen, daß Sie ſich nichts vom Örthel ab-10 ziehen und die 116 fl. herauszalen lieſſen. Wegen der Gelder, die Sie dem Örthel ſchuldig ſind, können Sie eine Obligazion ausſtellen und dem Örthel Ihr Gartenhaus dafür zum Unterpfand verſchreiben. Ich glaube, der Örthel tut es. Denn ſonſt bekäme[n] Sie, nach abgerech- neten Schulden, wenig von den 116 fl. heraus, und was wolten Sie15 dan mit den par Gulden anfangen. — Laſſen Sie den Riedel in Frieden ruhen — er iſt im Grab, haſſen Sie ihn nun nicht mehr. Der Tod endigt alles, auch die Feindſchaft. Hat er Ihnen Unrecht getan — nun ſo hat er gefehlt, wie andre Menſchen. — Ich glaube der Riedel iſt weder am Merkur, noch an der Ärgernis, ſondern am iezzigen20 ſchlechten Wetter geſtorben, welches in Leipzig alle Schwindſüchtige mitnimt. In Dresden ſind in Einer Woche 100 Perſonen begraben worden. Jezt hört es aber auf. Den Ovid wil ich mit der nächſten Poſt ſchikken. — Ich wünſche Ihnen Beſſerung und bin
Ihr25 g. S. Leipzig den 27 Mai 1782.J. P. F. Richter
26. An Frau Richter in Hof.
Liebe Mama!
Ich empfieng das Geld, welches ich von Ihnen gebeten — ich30 danken Ihnen um ſoviel mehr dafür, da es Ihnen ſoviel Mühe gekoſtet es zuſammenzubringen. O wie gern möchte [ich] keines ver- langet haben; und wie noch lieber möchte ich Ihnen das wieder zu- ſtellen können und bald zuſtellen können, was Sie ſo notwendig brauchen. — Ihre Rechnung, die Sie in Ihrem Briefe beigefügt,35 möchte nun nicht ſo ganz richtig ſein. Denn ich habe nicht alles genante
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nicht ſorgen; ob ich wol mich um Sie ſorge, und Ihnen zugleich anrate,
daß Sie ſich in Acht nemen und Weineſſig alle Morgen entweder
trinken oder räuchern. Denn nach dieſer Krankheit folgt gemeiniglich
das Faulfieber, und dies tödet. — Meine Hare hab’ ich mir abſchneiden
laſſen. Sie ſtehen mir nach dem Ausſpruche meiner Freunde beſſer wie 5
meine Friſur: denn ſie ſind lokkicht oder ein wenig kraus. — Neulich
glaubten wir in Hof ein Schnupftuch zu wenig zu haben; aber wir irten
uns. Ich habe nur 5 Schnupftücher nach Hof gebracht; das Sechſte
fand ich in Leipzig. — Was das Geld betrift, das Ihnen der Örthel
herauszalen ſol, ſo rate ich Ihnen, daß Sie ſich nichts vom Örthel ab- 10
ziehen und die 116 fl. herauszalen lieſſen. Wegen der Gelder, die Sie
dem Örthel ſchuldig ſind, können Sie eine Obligazion ausſtellen und
dem Örthel Ihr Gartenhaus dafür zum Unterpfand verſchreiben. Ich
glaube, der Örthel tut es. Denn ſonſt bekäme[n] Sie, nach abgerech-
neten Schulden, wenig von den 116 fl. heraus, und was wolten Sie 15
dan mit den par Gulden anfangen. — Laſſen Sie den Riedel in
Frieden ruhen — er iſt im Grab, haſſen Sie ihn nun nicht mehr. Der
Tod endigt alles, auch die Feindſchaft. Hat er Ihnen Unrecht getan —
nun ſo hat er gefehlt, wie andre Menſchen. — Ich glaube der Riedel
iſt weder am Merkur, noch an der Ärgernis, ſondern am iezzigen 20
ſchlechten Wetter geſtorben, welches in Leipzig alle Schwindſüchtige
mitnimt. In Dresden ſind in Einer Woche 100 Perſonen begraben
worden. Jezt hört es aber auf. Den Ovid wil ich mit der nächſten Poſt
ſchikken. — Ich wünſche Ihnen Beſſerung und bin
[45]
Ihr 25
g. S.
Leipzig den 27 Mai 1782. J. P. F. Richter
26. An Frau Richter in Hof.
Liebe Mama!
Ich empfieng das Geld, welches ich von Ihnen gebeten — ich 30
danken Ihnen um ſoviel mehr dafür, da es Ihnen ſoviel Mühe
gekoſtet es zuſammenzubringen. O wie gern möchte [ich] keines ver-
langet haben; und wie noch lieber möchte ich Ihnen das wieder zu-
ſtellen können und bald zuſtellen können, was Sie ſo notwendig
brauchen. — Ihre Rechnung, die Sie in Ihrem Briefe beigefügt, 35
möchte nun nicht ſo ganz richtig ſein. Denn ich habe nicht alles genante
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/66>, abgerufen am 23.11.2024.
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