Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.lichen Nachtigallin fast zersungen. -- Rezept zu einem schönen Abend: 435. An Renate Wirth.[411]10 Neustadt a. d. Aisch d. 7 Jul. 1793 [Sonntag].Liebe Freundin, Ich seze voraus, daß Sie meinen ersten Brief beantworten, und d. 9ten Jul. Während den Unterbrechungen meines Briefs kam Ihrer. Die20 Um meinen Brief an die Ottoin nicht zu wiederhohlen und um Am Freitag giengen wir aus Baireuth, assen und sassen unterwegs30 lichen Nachtigallin faſt zerſungen. — Rezept zu einem ſchönen Abend: 435. An Renate Wirth.[411]10 Neustadt a. d. Aisch d. 7 Jul. 1793 [Sonntag].Liebe Freundin, Ich ſeze voraus, daß Sie meinen erſten Brief beantworten, und d. 9ten Jul. Während den Unterbrechungen meines Briefs kam Ihrer. Die20 Um meinen Brief an die Ottoin nicht zu wiederhohlen und um Am Freitag giengen wir aus Baireuth, aſſen und ſaſſen unterwegs30 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0419" n="391"/> lichen Nachtigallin faſt <hi rendition="#g">zerſ</hi>ungen. — Rezept zu einem ſchönen Abend:<lb/><hi rendition="#aq">R.</hi> d. h. nim einige Schok Fröſche und thue ſie in einen Teich und laſſe<lb/> ſie quaken — thue einige 20 Perſonen in den Garten, ſtreue als bunten<lb/> Streuzucker eine Handvol Johanniswürmgen — decke es mit dem<lb/> groſſen blauen Himmel zu und laſſe es wol ſieden und kochen und ſieh<lb n="5"/> um 12 Uhr darnach: ſo wirſt du einen herlichen Abend haben, der<lb/> kurz vor dem Schlafengehen genommen, dich ſehr ſtärkt und die Träume<lb/> befödert. — Das Land mit ſeinen Bäumen hinter der Abendſonne<lb/> ſieht wie ein Damenhut vol Blumen hinter einem Kronleuchter. —</p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>435. An <hi rendition="#g">Renate Wirth.</hi><note place="right"><ref target="1922_Bd#_411">[411]</ref></note><lb n="10"/> </head> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Neustadt a. d. Aisch d. 7 Jul.</hi> 1793 <metamark>[</metamark>Sonntag<metamark>]</metamark>.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Liebe Freundin,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Ich ſeze voraus, daß Sie meinen erſten Brief beantworten, und<lb/> zimmere ſchon den zweiten. Nur iſt die Dinte ſo gelb wie ich — die<lb/> Huſaren-Parade trabt neben mir — ihr montiertes Orcheſter trom-<lb n="15"/> petet neben mir — ich habe Kopfſchmerzen und Zufriedenheit:<lb/> welche närriſche Nachbarſchaft für einen Menſchen, der nach Hof<lb/> ſchreibt! …</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div> <dateline> <hi rendition="#right"> <hi rendition="#aq">d. 9<hi rendition="#sup">ten</hi> Jul.</hi> </hi> </dateline><lb/> <p>Während den Unterbrechungen meines Briefs kam Ihrer. Die<lb n="20"/> Seufzer eines ſchönen Herzens ſind gleichſam der Athem und der<lb/> Aether für das meinige. Ich athmete Ihre Gedanken ein — aber es<lb/> ſind ihrer ſo wenige und … kurz gerade ſo viel Wärme die meinigen<lb/> zuviel haben, ſo viel ziehen Sie den Ihrigen ab. — Ich danke Ihnen<lb/> noch für die Pünktlichkeit und für Ihre Gefälligkeit gegen meine<lb n="25"/> närriſche Bitte.</p><lb/> <p>Um meinen Brief an die Ottoin nicht zu wiederhohlen und um<lb/> meinen mündlichen Erzählungen etwas übrig zu laſſen, flatter’ ich über<lb/> das meiſte Hiſtoriſche hinweg.</p><lb/> <p>Am Freitag giengen wir aus Baireuth, aſſen und ſaſſen unterwegs<lb n="30"/> fünf Stunden und kamen doch abends in Bayersdorf (d. h. nach einem<lb/> Weg von 14 Stunden) an; und am Sonabend nachmittags in<lb/> Neuſtadt — Morgen (Mitwochs) fahren wir <hi rendition="#g">Nachts</hi> um 10 oder 11<lb/> oder 12 Uhr (um den Himmel ſo gut zu genieſſen wie die Erde) nach<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [391/0419]
lichen Nachtigallin faſt zerſungen. — Rezept zu einem ſchönen Abend:
R. d. h. nim einige Schok Fröſche und thue ſie in einen Teich und laſſe
ſie quaken — thue einige 20 Perſonen in den Garten, ſtreue als bunten
Streuzucker eine Handvol Johanniswürmgen — decke es mit dem
groſſen blauen Himmel zu und laſſe es wol ſieden und kochen und ſieh 5
um 12 Uhr darnach: ſo wirſt du einen herlichen Abend haben, der
kurz vor dem Schlafengehen genommen, dich ſehr ſtärkt und die Träume
befödert. — Das Land mit ſeinen Bäumen hinter der Abendſonne
ſieht wie ein Damenhut vol Blumen hinter einem Kronleuchter. —
435. An Renate Wirth. 10
Neustadt a. d. Aisch d. 7 Jul. 1793 [Sonntag].
Liebe Freundin,
Ich ſeze voraus, daß Sie meinen erſten Brief beantworten, und
zimmere ſchon den zweiten. Nur iſt die Dinte ſo gelb wie ich — die
Huſaren-Parade trabt neben mir — ihr montiertes Orcheſter trom- 15
petet neben mir — ich habe Kopfſchmerzen und Zufriedenheit:
welche närriſche Nachbarſchaft für einen Menſchen, der nach Hof
ſchreibt! …
d. 9ten Jul.
Während den Unterbrechungen meines Briefs kam Ihrer. Die 20
Seufzer eines ſchönen Herzens ſind gleichſam der Athem und der
Aether für das meinige. Ich athmete Ihre Gedanken ein — aber es
ſind ihrer ſo wenige und … kurz gerade ſo viel Wärme die meinigen
zuviel haben, ſo viel ziehen Sie den Ihrigen ab. — Ich danke Ihnen
noch für die Pünktlichkeit und für Ihre Gefälligkeit gegen meine 25
närriſche Bitte.
Um meinen Brief an die Ottoin nicht zu wiederhohlen und um
meinen mündlichen Erzählungen etwas übrig zu laſſen, flatter’ ich über
das meiſte Hiſtoriſche hinweg.
Am Freitag giengen wir aus Baireuth, aſſen und ſaſſen unterwegs 30
fünf Stunden und kamen doch abends in Bayersdorf (d. h. nach einem
Weg von 14 Stunden) an; und am Sonabend nachmittags in
Neuſtadt — Morgen (Mitwochs) fahren wir Nachts um 10 oder 11
oder 12 Uhr (um den Himmel ſo gut zu genieſſen wie die Erde) nach
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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