Ich habe noch eine Bitte, eine Frage, und eine Wetterprophe- zeiung.
Die Bitte -- um Antwort auf Vormittag.
Die Frage -- ob Sie heute irgendwo zu finden sind?
Die Prophezeiung -- daß der Mond einen Hof haben wird.5
Ich habe die Ehre mit grosser Hochachtung zu sein
Deroselben gehors. Diener Fr. Richter
433. An Renate Wirth.10
Eilig
Bayreuth d. 4 Jul. 1793 [Donnerstag].
Liebe Freundin,
Ich fahre in einem Freudenmeer auf und ab und seh' darin weder Himmel noch Erde mehr. --
[408]Aus Neustadt send' ich Ihnen erst einen Brief, der gescheut und15 lang ist, welches beides sein Verfasser ist. --
Eine Violine neben mir -- die stat auf Schafsdärmern [!] auf Aether zu spielen scheint -- sezt meinen Brief in Musik und geigt mir meine Gedanken vor. --
Ich wil auf den Hauptpunkt kommen: dieser Brief sol die Zucker-20 zange sein, womit ich einen von Ihnen herauslange. --
Es ist so:
Die kleine Flotowin ist schön -- himlisch -- eben so unschuldig als bescheiden -- eben so gut gebildet im Gesichte als im Geiste -- sie ist ...25
Jezt wil ich aber recht vernünftig alles von vorn anfangen. Ich trug demnach vorgestern Ihren Brief hin -- und als selbige nicht zu Hause war: gab ich ihn nicht her -- sondern kam gestern damit wieder und gab ihn her, als selbige von Mehringer hergerufen wurde. Gleich darauf trat auch der Prediger Müller aus Kulmbach ein. Dan trat30 er wieder ab und ich auch, aber eine Stunde später und aus wars.
Ich habe die Ehre mit besond[rer] Hochachtung zu verharren
Deroselben gehors. Diener J. P. F. Richter35
Ich habe noch eine Bitte, eine Frage, und eine Wetterprophe- zeiung.
Die Bitte — um Antwort auf Vormittag.
Die Frage — ob Sie heute irgendwo zu finden ſind?
Die Prophezeiung — daß der Mond einen Hof haben wird.5
Ich habe die Ehre mit groſſer Hochachtung zu ſein
Deroſelben gehorſ. Diener Fr. Richter
433. An Renate Wirth.10
Eilig
Bayreuth d. 4 Jul. 1793 [Donnerstag].
Liebe Freundin,
Ich fahre in einem Freudenmeer auf und ab und ſeh’ darin weder Himmel noch Erde mehr. —
[408]Aus Neuſtadt ſend’ ich Ihnen erſt einen Brief, der geſcheut und15 lang iſt, welches beides ſein Verfaſſer iſt. —
Eine Violine neben mir — die ſtat auf Schafsdärmern [!] auf Aether zu ſpielen ſcheint — ſezt meinen Brief in Muſik und geigt mir meine Gedanken vor. —
Ich wil auf den Hauptpunkt kommen: dieſer Brief ſol die Zucker-20 zange ſein, womit ich einen von Ihnen herauslange. —
Es iſt ſo:
Die kleine Flotowin iſt ſchön — himliſch — eben ſo unſchuldig als beſcheiden — eben ſo gut gebildet im Geſichte als im Geiſte — ſie iſt …25
Jezt wil ich aber recht vernünftig alles von vorn anfangen. Ich trug demnach vorgeſtern Ihren Brief hin — und als ſelbige nicht zu Hauſe war: gab ich ihn nicht her — ſondern kam geſtern damit wieder und gab ihn her, als ſelbige von Mehringer hergerufen wurde. Gleich darauf trat auch der Prediger Müller aus Kulmbach ein. Dan trat30 er wieder ab und ich auch, aber eine Stunde ſpäter und aus wars.
Ich habe die Ehre mit beſond[rer] Hochachtung zu verharren
Deroſelben gehorſ. Diener J. P. F. Richter35
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Ich habe noch eine Bitte, eine Frage, und eine Wetterprophe-
zeiung.
Die Bitte — um Antwort auf Vormittag.
Die Frage — ob Sie heute irgendwo zu finden ſind?
Die Prophezeiung — daß der Mond einen Hof haben wird. 5
Ich habe die Ehre mit groſſer Hochachtung zu ſein
Deroſelben
gehorſ. Diener
Fr. Richter
433. An Renate Wirth. 10
EiligBayreuth d. 4 Jul. 1793 [Donnerstag].
Liebe Freundin,
Ich fahre in einem Freudenmeer auf und ab und ſeh’ darin weder
Himmel noch Erde mehr. —
Aus Neuſtadt ſend’ ich Ihnen erſt einen Brief, der geſcheut und 15
lang iſt, welches beides ſein Verfaſſer iſt. —
[408]
Eine Violine neben mir — die ſtat auf Schafsdärmern [!] auf
Aether zu ſpielen ſcheint — ſezt meinen Brief in Muſik und geigt mir
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Ich wil auf den Hauptpunkt kommen: dieſer Brief ſol die Zucker- 20
zange ſein, womit ich einen von Ihnen herauslange. —
Es iſt ſo:
Die kleine Flotowin iſt ſchön — himliſch — eben ſo unſchuldig als
beſcheiden — eben ſo gut gebildet im Geſichte als im Geiſte — ſie
iſt … 25
Jezt wil ich aber recht vernünftig alles von vorn anfangen. Ich
trug demnach vorgeſtern Ihren Brief hin — und als ſelbige nicht
zu Hauſe war: gab ich ihn nicht her — ſondern kam geſtern damit wieder
und gab ihn her, als ſelbige von Mehringer hergerufen wurde. Gleich
darauf trat auch der Prediger Müller aus Kulmbach ein. Dan trat 30
er wieder ab und ich auch, aber eine Stunde ſpäter und aus wars.
Ich habe die Ehre mit beſond[rer] Hochachtung zu verharren
Deroſelben
gehorſ. Diener
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 388. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/416>, abgerufen am 25.07.2024.
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