Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Ich habe noch eine Bitte, eine Frage, und eine Wetterprophe- Die Bitte -- um Antwort auf Vormittag. Die Frage -- ob Sie heute irgendwo zu finden sind? Die Prophezeiung -- daß der Mond einen Hof haben wird.5 Ich habe die Ehre mit grosser Hochachtung zu sein Deroselben gehors. Diener Fr. Richter 433. An Renate Wirth.10 Bayreuth d. 4 Jul. 1793 [Donnerstag].Liebe Freundin, Ich fahre in einem Freudenmeer auf und ab und seh' darin weder [408]Aus Neustadt send' ich Ihnen erst einen Brief, der gescheut und15 Eine Violine neben mir -- die stat auf Schafsdärmern [!] auf Ich wil auf den Hauptpunkt kommen: dieser Brief sol die Zucker-20 Es ist so: Die kleine Flotowin ist schön -- himlisch -- eben so unschuldig als Jezt wil ich aber recht vernünftig alles von vorn anfangen. Ich Ich habe die Ehre mit besond[rer] Hochachtung zu verharren Deroselben gehors. Diener J. P. F. Richter35 Ich habe noch eine Bitte, eine Frage, und eine Wetterprophe- Die Bitte — um Antwort auf Vormittag. Die Frage — ob Sie heute irgendwo zu finden ſind? Die Prophezeiung — daß der Mond einen Hof haben wird.5 Ich habe die Ehre mit groſſer Hochachtung zu ſein Deroſelben gehorſ. Diener Fr. Richter 433. An Renate Wirth.10 Bayreuth d. 4 Jul. 1793 [Donnerstag].Liebe Freundin, Ich fahre in einem Freudenmeer auf und ab und ſeh’ darin weder [408]Aus Neuſtadt ſend’ ich Ihnen erſt einen Brief, der geſcheut und15 Eine Violine neben mir — die ſtat auf Schafsdärmern [!] auf Ich wil auf den Hauptpunkt kommen: dieſer Brief ſol die Zucker-20 Es iſt ſo: Die kleine Flotowin iſt ſchön — himliſch — eben ſo unſchuldig als Jezt wil ich aber recht vernünftig alles von vorn anfangen. Ich Ich habe die Ehre mit beſond[rer] Hochachtung zu verharren Deroſelben gehorſ. Diener J. P. F. Richter35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0416" n="388"/> <p>Ich habe noch eine Bitte, eine Frage, und eine Wetterprophe-<lb/> zeiung.</p><lb/> <p>Die Bitte — um Antwort auf Vormittag.</p><lb/> <p>Die Frage — ob Sie heute irgendwo zu finden ſind?</p><lb/> <p>Die Prophezeiung — daß der Mond einen Hof haben wird.<lb n="5"/> </p> <p>Ich habe die Ehre mit groſſer Hochachtung zu ſein</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Deroſelben<lb/> gehorſ. Diener<lb/> Fr. Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>433. An <hi rendition="#g">Renate Wirth.</hi><lb n="10"/> </head> <byline> <hi rendition="#left">Eilig</hi> </byline> <dateline> <hi rendition="#right"><hi rendition="#aq">Bayreuth d. 4 Jul.</hi> 1793 <metamark>[</metamark>Donnerstag<metamark>]</metamark>.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Liebe Freundin,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Ich fahre in einem Freudenmeer auf und ab und ſeh’ darin weder<lb/> Himmel noch Erde mehr. —</p><lb/> <p><note place="left"><ref target="1922_Bd#_408">[408]</ref></note>Aus Neuſtadt ſend’ ich Ihnen erſt einen Brief, der geſcheut und<lb n="15"/> lang iſt, welches beides ſein Verfaſſer iſt. —</p><lb/> <p>Eine Violine neben mir — die ſtat auf Schafsdärmern <metamark>[</metamark>!<metamark>]</metamark> auf<lb/> Aether zu ſpielen ſcheint — ſezt meinen Brief in Muſik und geigt mir<lb/> meine Gedanken vor. —</p><lb/> <p>Ich wil auf den Hauptpunkt kommen: dieſer Brief ſol die Zucker-<lb n="20"/> zange ſein, womit ich einen von Ihnen herauslange. —</p><lb/> <p>Es iſt ſo:</p><lb/> <p>Die kleine Flotowin iſt ſchön — himliſch — eben ſo unſchuldig als<lb/> beſcheiden — eben ſo gut gebildet im Geſichte als im Geiſte — ſie<lb/> iſt …<lb n="25"/> </p> <p>Jezt wil ich aber recht vernünftig alles von vorn anfangen. Ich<lb/> trug demnach vorgeſtern Ihren Brief hin — und als ſelbige nicht<lb/> zu Hauſe war: gab ich ihn nicht her — ſondern kam geſtern damit wieder<lb/> und gab ihn her, als ſelbige von Mehringer hergerufen wurde. Gleich<lb/> darauf trat auch der Prediger Müller aus Kulmbach ein. Dan trat<lb n="30"/> er wieder ab und ich auch, aber eine Stunde ſpäter und aus wars.</p><lb/> <p>Ich habe die Ehre mit beſond<metamark>[</metamark>rer<metamark>]</metamark> Hochachtung zu verharren</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Deroſelben<lb/> gehorſ. Diener<lb/> J. P. F. Richter<lb n="35"/> </hi> </salute> </closer><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [388/0416]
Ich habe noch eine Bitte, eine Frage, und eine Wetterprophe-
zeiung.
Die Bitte — um Antwort auf Vormittag.
Die Frage — ob Sie heute irgendwo zu finden ſind?
Die Prophezeiung — daß der Mond einen Hof haben wird. 5
Ich habe die Ehre mit groſſer Hochachtung zu ſein
Deroſelben
gehorſ. Diener
Fr. Richter
433. An Renate Wirth. 10
EiligBayreuth d. 4 Jul. 1793 [Donnerstag].
Liebe Freundin,
Ich fahre in einem Freudenmeer auf und ab und ſeh’ darin weder
Himmel noch Erde mehr. —
Aus Neuſtadt ſend’ ich Ihnen erſt einen Brief, der geſcheut und 15
lang iſt, welches beides ſein Verfaſſer iſt. —
[408]
Eine Violine neben mir — die ſtat auf Schafsdärmern [!] auf
Aether zu ſpielen ſcheint — ſezt meinen Brief in Muſik und geigt mir
meine Gedanken vor. —
Ich wil auf den Hauptpunkt kommen: dieſer Brief ſol die Zucker- 20
zange ſein, womit ich einen von Ihnen herauslange. —
Es iſt ſo:
Die kleine Flotowin iſt ſchön — himliſch — eben ſo unſchuldig als
beſcheiden — eben ſo gut gebildet im Geſichte als im Geiſte — ſie
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Jezt wil ich aber recht vernünftig alles von vorn anfangen. Ich
trug demnach vorgeſtern Ihren Brief hin — und als ſelbige nicht
zu Hauſe war: gab ich ihn nicht her — ſondern kam geſtern damit wieder
und gab ihn her, als ſelbige von Mehringer hergerufen wurde. Gleich
darauf trat auch der Prediger Müller aus Kulmbach ein. Dan trat 30
er wieder ab und ich auch, aber eine Stunde ſpäter und aus wars.
Ich habe die Ehre mit beſond[rer] Hochachtung zu verharren
Deroſelben
gehorſ. Diener
J. P. F. Richter 35
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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