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Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.

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Niemand als ich weiß, was in seinem Kopf und Herzen, die nun auf
immer hier der Sargdeckel und die Töpener Kirche überdekt, für
Tugenden und Kentnisse und Knospen und Blüten verborgen lagen.
Sehen Sie, so sieht man, eh man 30 Jahre alt ist, die Lieblinge unsers[386]
Innern einsinken -- so steht vor dem verarmenden Mensch ein Grab5
ums andre auf und der Greis sieht die Sonne blos hinter Todten-
hügeln auf und untergehen. O was schadet es, daß im Alter der
Mensch mit seinen zertrümmerten Ohren und Augen wenig mehr
empfindet: er hört und sieht doch die eingegrabnen Vertrauten seiner
Jugendtage nimmer.10

409. An Amöne Herold in Hof.

Mademoiselle,

Der Jean Paul wäre gar zu undankbar, wenn er, da er immer nur
bekömt und Sie immer nur geben, nicht wenigstens eine Dankadresse15
gäbe für die rekrutierten und für die abgedankten Noten. Ich wünsche,
daß mir die Komponisten so gefallen wie die Lieferantin derselben oder
wie die heutige es so gut meinende Sonne, die -- gleich dem Ge-
schlecht, das man mit ihr vergleicht -- vor ihrem Winter und ihrem
Umwölken den heitern Nachsommer vorausschikt. -- Der Himmel20
möge Ihnen für alles einen Athem, den Sie so gut anwenden Sie
mögen singen oder reden (wenigstens mit mir), ohne Stiche geben und
Ihre Lungenflügeln [!] so gesund wie das Herz ist machen, das sie ein-
fassen und verhüllen.

Ich bin und bleibe, so lange meines etwas taugt25

Ihr gehorsamster Diener
Fr. Richter

N. S. Verzeihen Sie daß ich eilig im Schreiben und nicht eilig im
Schicken war. 100,000,000,000,000 Empfehlungen.

410. An Kommissionsrat Vogel in Schwarzenbach.30
[Kopie]

Ich danke Ihnen für den juristischen Froschlaich; und ich bin froh,
daß jezt da die Staare [!] sich in dem Teiche zum Winterschlafe nieder-
legen, noch einer da ist.

Niemand als ich weiß, was in ſeinem Kopf und Herzen, die nun auf
immer hier der Sargdeckel und die Töpener Kirche überdekt, für
Tugenden und Kentniſſe und Knoſpen und Blüten verborgen lagen.
Sehen Sie, ſo ſieht man, eh man 30 Jahre alt iſt, die Lieblinge unſers[386]
Innern einſinken — ſo ſteht vor dem verarmenden Menſch ein Grab5
ums andre auf und der Greis ſieht die Sonne blos hinter Todten-
hügeln auf und untergehen. O was ſchadet es, daß im Alter der
Menſch mit ſeinen zertrümmerten Ohren und Augen wenig mehr
empfindet: er hört und ſieht doch die eingegrabnen Vertrauten ſeiner
Jugendtage nimmer.10

409. An Amöne Herold in Hof.

Mademoiſelle,

Der Jean Paul wäre gar zu undankbar, wenn er, da er immer nur
bekömt und Sie immer nur geben, nicht wenigſtens eine Dankadreſſe15
gäbe für die rekrutierten und für die abgedankten Noten. Ich wünſche,
daß mir die Komponiſten ſo gefallen wie die Lieferantin derſelben oder
wie die heutige es ſo gut meinende Sonne, die — gleich dem Ge-
ſchlecht, das man mit ihr vergleicht — vor ihrem Winter und ihrem
Umwölken den heitern Nachſommer vorausſchikt. — Der Himmel20
möge Ihnen für alles einen Athem, den Sie ſo gut anwenden Sie
mögen ſingen oder reden (wenigſtens mit mir), ohne Stiche geben und
Ihre Lungenflügeln [!] ſo geſund wie das Herz iſt machen, das ſie ein-
faſſen und verhüllen.

Ich bin und bleibe, ſo lange meines etwas taugt25

Ihr gehorſamſter Diener
Fr. Richter

N. S. Verzeihen Sie daß ich eilig im Schreiben und nicht eilig im
Schicken war. 100,000,000,000,000 Empfehlungen.

410. An Kommiſſionsrat Vogel in Schwarzenbach.30
[Kopie]

Ich danke Ihnen für den juriſtiſchen Froſchlaich; und ich bin froh,
daß jezt da die Staare [!] ſich in dem Teiche zum Winterſchlafe nieder-
legen, noch einer da iſt.

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[367/0394] Niemand als ich weiß, was in ſeinem Kopf und Herzen, die nun auf immer hier der Sargdeckel und die Töpener Kirche überdekt, für Tugenden und Kentniſſe und Knoſpen und Blüten verborgen lagen. Sehen Sie, ſo ſieht man, eh man 30 Jahre alt iſt, die Lieblinge unſers Innern einſinken — ſo ſteht vor dem verarmenden Menſch ein Grab 5 ums andre auf und der Greis ſieht die Sonne blos hinter Todten- hügeln auf und untergehen. O was ſchadet es, daß im Alter der Menſch mit ſeinen zertrümmerten Ohren und Augen wenig mehr empfindet: er hört und ſieht doch die eingegrabnen Vertrauten ſeiner Jugendtage nimmer. 10 [386] 409. An Amöne Herold in Hof. Schwarzenbach d. 15 Oct. 1792. Mademoiſelle, Der Jean Paul wäre gar zu undankbar, wenn er, da er immer nur bekömt und Sie immer nur geben, nicht wenigſtens eine Dankadreſſe 15 gäbe für die rekrutierten und für die abgedankten Noten. Ich wünſche, daß mir die Komponiſten ſo gefallen wie die Lieferantin derſelben oder wie die heutige es ſo gut meinende Sonne, die — gleich dem Ge- ſchlecht, das man mit ihr vergleicht — vor ihrem Winter und ihrem Umwölken den heitern Nachſommer vorausſchikt. — Der Himmel 20 möge Ihnen für alles einen Athem, den Sie ſo gut anwenden Sie mögen ſingen oder reden (wenigſtens mit mir), ohne Stiche geben und Ihre Lungenflügeln [!] ſo geſund wie das Herz iſt machen, das ſie ein- faſſen und verhüllen. Ich bin und bleibe, ſo lange meines etwas taugt 25 Ihr gehorſamſter Diener Fr. Richter N. S. Verzeihen Sie daß ich eilig im Schreiben und nicht eilig im Schicken war. 100,000,000,000,000 Empfehlungen. 410. An Kommiſſionsrat Vogel in Schwarzenbach. 30 [Schwarzenbach, 15. Okt. 1792] Ich danke Ihnen für den juriſtiſchen Froſchlaich; und ich bin froh, daß jezt da die Staare [!] ſich in dem Teiche zum Winterſchlafe nieder- legen, noch einer da iſt.

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T14:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T14:52:17Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




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Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 367. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/394>, abgerufen am 25.11.2024.