Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Niemand als ich weiß, was in seinem Kopf und Herzen, die nun auf 409. An Amöne Herold in Hof. Schwarzenbach d. 15 Oct. 1792.Mademoiselle, Der Jean Paul wäre gar zu undankbar, wenn er, da er immer nur Ich bin und bleibe, so lange meines etwas taugt25 Ihr gehorsamster Diener Fr. Richter N. S. Verzeihen Sie daß ich eilig im Schreiben und nicht eilig im 410. An Kommissionsrat Vogel in Schwarzenbach.30 [Kopie][Schwarzenbach, 15. Okt. 1792]Ich danke Ihnen für den juristischen Froschlaich; und ich bin froh, Niemand als ich weiß, was in ſeinem Kopf und Herzen, die nun auf 409. An Amöne Herold in Hof. Schwarzenbach d. 15 Oct. 1792.Mademoiſelle, Der Jean Paul wäre gar zu undankbar, wenn er, da er immer nur Ich bin und bleibe, ſo lange meines etwas taugt25 Ihr gehorſamſter Diener Fr. Richter N. S. Verzeihen Sie daß ich eilig im Schreiben und nicht eilig im 410. An Kommiſſionsrat Vogel in Schwarzenbach.30 [Kopie][Schwarzenbach, 15. Okt. 1792]Ich danke Ihnen für den juriſtiſchen Froſchlaich; und ich bin froh, <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0394" n="367"/> Niemand als ich weiß, was in ſeinem Kopf und Herzen, die nun auf<lb/> immer hier der Sargdeckel und die Töpener Kirche überdekt, für<lb/> Tugenden und Kentniſſe und Knoſpen und Blüten verborgen lagen.<lb/> Sehen Sie, ſo ſieht man, eh man 30 Jahre alt iſt, die Lieblinge unſers<note place="right"><ref target="1922_Bd#_386">[386]</ref></note><lb/> Innern einſinken — ſo ſteht vor dem verarmenden Menſch ein Grab<lb n="5"/> ums andre auf und der Greis ſieht die Sonne blos hinter Todten-<lb/> hügeln auf und untergehen. O was ſchadet es, daß im Alter der<lb/> Menſch mit ſeinen zertrümmerten Ohren und Augen wenig mehr<lb/> empfindet: er hört und ſieht doch die eingegrabnen Vertrauten ſeiner<lb/> Jugendtage nimmer.<lb n="10"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>409. An <hi rendition="#g">Amöne Herold in Hof.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">Schwarzenbach <hi rendition="#aq">d. 15 Oct.</hi> 1792.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Mademoiſelle,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Der <hi rendition="#aq">Jean Paul</hi> wäre gar zu undankbar, wenn er, da er immer nur<lb/> bekömt und Sie immer nur geben, nicht wenigſtens eine Dankadreſſe<lb n="15"/> gäbe für die rekrutierten und für die abgedankten Noten. Ich wünſche,<lb/> daß mir die Komponiſten ſo gefallen wie die Lieferantin derſelben oder<lb/> wie die heutige es ſo gut meinende Sonne, die — gleich dem Ge-<lb/> ſchlecht, das man mit ihr vergleicht — vor ihrem Winter und ihrem<lb/> Umwölken den heitern Nachſommer vorausſchikt. — Der Himmel<lb n="20"/> möge Ihnen für alles einen Athem, den Sie ſo gut anwenden Sie<lb/> mögen ſingen oder reden (wenigſtens mit mir), ohne Stiche geben und<lb/> Ihre Lungenflügeln <metamark>[</metamark>!<metamark>]</metamark> ſo geſund wie das Herz iſt machen, das ſie ein-<lb/> faſſen und verhüllen.</p><lb/> <p>Ich bin und bleibe, ſo lange meines etwas taugt<lb n="25"/> </p> <closer> <salute> <hi rendition="#right">Ihr gehorſamſter Diener<lb/> Fr. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>N. S. Verzeihen Sie daß ich eilig im Schreiben und nicht eilig im<lb/> Schicken war. 100,000,000,000,000 Empfehlungen.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>410. An <hi rendition="#g">Kommiſſionsrat Vogel in Schwarzenbach.</hi><lb n="30"/> </head> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach, 15. Okt. 1792<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>Ich danke Ihnen für den juriſtiſchen Froſchlaich; und ich bin froh,<lb/> daß jezt da die Staare <metamark>[</metamark>!<metamark>]</metamark> ſich in dem Teiche zum Winterſchlafe nieder-<lb/> legen, noch einer da iſt.</p> </div><lb/> </body> </text> </TEI> [367/0394]
Niemand als ich weiß, was in ſeinem Kopf und Herzen, die nun auf
immer hier der Sargdeckel und die Töpener Kirche überdekt, für
Tugenden und Kentniſſe und Knoſpen und Blüten verborgen lagen.
Sehen Sie, ſo ſieht man, eh man 30 Jahre alt iſt, die Lieblinge unſers
Innern einſinken — ſo ſteht vor dem verarmenden Menſch ein Grab 5
ums andre auf und der Greis ſieht die Sonne blos hinter Todten-
hügeln auf und untergehen. O was ſchadet es, daß im Alter der
Menſch mit ſeinen zertrümmerten Ohren und Augen wenig mehr
empfindet: er hört und ſieht doch die eingegrabnen Vertrauten ſeiner
Jugendtage nimmer. 10
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409. An Amöne Herold in Hof.
Schwarzenbach d. 15 Oct. 1792.
Mademoiſelle,
Der Jean Paul wäre gar zu undankbar, wenn er, da er immer nur
bekömt und Sie immer nur geben, nicht wenigſtens eine Dankadreſſe 15
gäbe für die rekrutierten und für die abgedankten Noten. Ich wünſche,
daß mir die Komponiſten ſo gefallen wie die Lieferantin derſelben oder
wie die heutige es ſo gut meinende Sonne, die — gleich dem Ge-
ſchlecht, das man mit ihr vergleicht — vor ihrem Winter und ihrem
Umwölken den heitern Nachſommer vorausſchikt. — Der Himmel 20
möge Ihnen für alles einen Athem, den Sie ſo gut anwenden Sie
mögen ſingen oder reden (wenigſtens mit mir), ohne Stiche geben und
Ihre Lungenflügeln [!] ſo geſund wie das Herz iſt machen, das ſie ein-
faſſen und verhüllen.
Ich bin und bleibe, ſo lange meines etwas taugt 25
Ihr gehorſamſter Diener
Fr. Richter
N. S. Verzeihen Sie daß ich eilig im Schreiben und nicht eilig im
Schicken war. 100,000,000,000,000 Empfehlungen.
410. An Kommiſſionsrat Vogel in Schwarzenbach. 30
[Schwarzenbach, 15. Okt. 1792]
Ich danke Ihnen für den juriſtiſchen Froſchlaich; und ich bin froh,
daß jezt da die Staare [!] ſich in dem Teiche zum Winterſchlafe nieder-
legen, noch einer da iſt.
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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