schlechten Studenten, die den menschlichen [?] Professor hintergehen, und ihn gegen die bessern hart machen, so kan ich mir das ganze Phänomen erklären. Demun[geachtet] geben Sie Ihre Hofnung nicht auf; ich werd' alle diese Schwierigkeiten überwinden, ich kan [?] sie zum Teil; allein ich brauch' es auch nicht. Hier komm' ich auf das5 Räthsel, dessen Auflösung Sie so begierig erwarteten, und welches ich meiner M[ama] nur dunkel angegeben. Allein iezt ist's eben so wenig noch aufgelöst; nur soviel [?] kan ich Ihnen sagen, daß es weder ein Stipendium, noch einen Tisch, noch eine Informazion, noch sonst davon etwas betrift. Es betrift etwas, daß [!] Sie gar nicht ver-10 muten, daß [!] ich Ihnen noch nicht sagen kan, bis der Ausgang meiner Erwartung entspricht. Soviel davon. --
Sonst bin ich noch wolauf. Die leipziger Luft behagt mir, die Stad gefält mir auch mer, und die Gegend wird mir angenemer; besonders seitdem [ich] gewisse Gärten habe kennen lernen. Sie werden Sich es [!]15 noch erinnern an die Orte, wo das Auge und die Zunge so reizend befriedigt wird. -- Aber wissen Sie was mich eigentlich zum Fleis [17]antreibt? -- Grade das, was Sie in Ihrem Briefe gesagt -- meine Mama. Ich bin ihr's schuldig, einen Teil ihres Lebens zu versüssen, da sie den andern so elend hingebracht hat; und ihr den Verlust, den sie20 durch den Tod meines Vaters erlitten, durch meine Hülfe [zu] mindern; es ist meine Pflicht, etwas zum Glük meiner Brüder beizutragen -- Wäre dies nicht, so würden meine Studien anders sein, ich würde nur das bearbeiten, was mir gefiele, für was ich Kräfte fülte; wäre dies nicht, so würd' ich nie in meinem Leben ein -- öffentliches Amt an-25 nemen. Das komt Ihnen vielleicht wunderbar vor; allein kenten Sie die ganze [?] Verfassung, in die mich meine Lag' in der Welt, die Be- schaffenheit [?] meiner Sele, die sonderbaren Gänge meines Schik- sals gesezt haben, so würd' Ihnen das vernünftig vorkommen. Aber nichts ist mir unangenemer als die Nachricht von der Faulheit meiner30 Brüder. Ich weis kein andres Mittel als Ihre Schärfe. Tun Sie's, ich bitte Sie, und lassen Sie ihnen die Strafe ihrer Faulheit hart, oft überheftig [?] fülen. Es ist besser, wenn sie sich über eine Ungerech- tigkeit zu beklagen [haben], die an ihrem Bukel ausgeübt wird, als über eine Ungerechtigkeit, die sie an ihrem eignen Glük ausüben. Aber noch35 ein Mittel! Ich wolte meinen Brüdern alle Monate etwas Geld schikken, um sie zum Fleis anzureizen; unter der Bedingung, wenn sie ein kleines
ſchlechten Studenten, die den menſchlichen [?] Profeſſor hintergehen, und ihn gegen die beſſern hart machen, ſo kan ich mir das ganze Phänomen erklären. Demun[geachtet] geben Sie Ihre Hofnung nicht auf; ich werd’ alle dieſe Schwierigkeiten überwinden, ich kan [?] ſie zum Teil; allein ich brauch’ es auch nicht. Hier komm’ ich auf das5 Räthſel, deſſen Auflöſung Sie ſo begierig erwarteten, und welches ich meiner M[ama] nur dunkel angegeben. Allein iezt iſt’s eben ſo wenig noch aufgelöſt; nur ſoviel [?] kan ich Ihnen ſagen, daß es weder ein Stipendium, noch einen Tiſch, noch eine Informazion, noch ſonſt davon etwas betrift. Es betrift etwas, daß [!] Sie gar nicht ver-10 muten, daß [!] ich Ihnen noch nicht ſagen kan, bis der Ausgang meiner Erwartung entſpricht. Soviel davon. —
Sonſt bin ich noch wolauf. Die leipziger Luft behagt mir, die Stad gefält mir auch mer, und die Gegend wird mir angenemer; beſonders ſeitdem [ich] gewiſſe Gärten habe kennen lernen. Sie werden Sich es [!]15 noch erinnern an die Orte, wo das Auge und die Zunge ſo reizend befriedigt wird. — Aber wiſſen Sie was mich eigentlich zum Fleis [17]antreibt? — Grade das, was Sie in Ihrem Briefe geſagt — meine Mama. Ich bin ihr’s ſchuldig, einen Teil ihres Lebens zu verſüſſen, da ſie den andern ſo elend hingebracht hat; und ihr den Verluſt, den ſie20 durch den Tod meines Vaters erlitten, durch meine Hülfe [zu] mindern; es iſt meine Pflicht, etwas zum Glük meiner Brüder beizutragen — Wäre dies nicht, ſo würden meine Studien anders ſein, ich würde nur das bearbeiten, was mir gefiele, für was ich Kräfte fülte; wäre dies nicht, ſo würd’ ich nie in meinem Leben ein — öffentliches Amt an-25 nemen. Das komt Ihnen vielleicht wunderbar vor; allein kenten Sie die ganze [?] Verfaſſung, in die mich meine Lag’ in der Welt, die Be- ſchaffenheit [?] meiner Sele, die ſonderbaren Gänge meines Schik- ſals geſezt haben, ſo würd’ Ihnen das vernünftig vorkommen. Aber nichts iſt mir unangenemer als die Nachricht von der Faulheit meiner30 Brüder. Ich weis kein andres Mittel als Ihre Schärfe. Tun Sie’s, ich bitte Sie, und laſſen Sie ihnen die Strafe ihrer Faulheit hart, oft überheftig [?] fülen. Es iſt beſſer, wenn ſie ſich über eine Ungerech- tigkeit zu beklagen [haben], die an ihrem Bukel ausgeübt wird, als über eine Ungerechtigkeit, die ſie an ihrem eignen Glük ausüben. Aber noch35 ein Mittel! Ich wolte meinen Brüdern alle Monate etwas Geld ſchikken, um ſie zum Fleis anzureizen; unter der Bedingung, wenn ſie ein kleines
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[16/0038]
ſchlechten Studenten, die den menſchlichen [?] Profeſſor hintergehen,
und ihn gegen die beſſern hart machen, ſo kan ich mir das ganze
Phänomen erklären. Demun[geachtet] geben Sie Ihre Hofnung nicht
auf; ich werd’ alle dieſe Schwierigkeiten überwinden, ich kan [?] ſie
zum Teil; allein ich brauch’ es auch nicht. Hier komm’ ich auf das 5
Räthſel, deſſen Auflöſung Sie ſo begierig erwarteten, und welches ich
meiner M[ama] nur dunkel angegeben. Allein iezt iſt’s eben ſo wenig
noch aufgelöſt; nur ſoviel [?] kan ich Ihnen ſagen, daß es weder ein
Stipendium, noch einen Tiſch, noch eine Informazion, noch ſonſt
davon etwas betrift. Es betrift etwas, daß [!] Sie gar nicht ver- 10
muten, daß [!] ich Ihnen noch nicht ſagen kan, bis der Ausgang meiner
Erwartung entſpricht. Soviel davon. —
Sonſt bin ich noch wolauf. Die leipziger Luft behagt mir, die Stad
gefält mir auch mer, und die Gegend wird mir angenemer; beſonders
ſeitdem [ich] gewiſſe Gärten habe kennen lernen. Sie werden Sich es [!] 15
noch erinnern an die Orte, wo das Auge und die Zunge ſo reizend
befriedigt wird. — Aber wiſſen Sie was mich eigentlich zum Fleis
antreibt? — Grade das, was Sie in Ihrem Briefe geſagt — meine
Mama. Ich bin ihr’s ſchuldig, einen Teil ihres Lebens zu verſüſſen,
da ſie den andern ſo elend hingebracht hat; und ihr den Verluſt, den ſie 20
durch den Tod meines Vaters erlitten, durch meine Hülfe [zu] mindern;
es iſt meine Pflicht, etwas zum Glük meiner Brüder beizutragen —
Wäre dies nicht, ſo würden meine Studien anders ſein, ich würde nur
das bearbeiten, was mir gefiele, für was ich Kräfte fülte; wäre dies
nicht, ſo würd’ ich nie in meinem Leben ein — öffentliches Amt an- 25
nemen. Das komt Ihnen vielleicht wunderbar vor; allein kenten Sie
die ganze [?] Verfaſſung, in die mich meine Lag’ in der Welt, die Be-
ſchaffenheit [?] meiner Sele, die ſonderbaren Gänge meines Schik-
ſals geſezt haben, ſo würd’ Ihnen das vernünftig vorkommen. Aber
nichts iſt mir unangenemer als die Nachricht von der Faulheit meiner 30
Brüder. Ich weis kein andres Mittel als Ihre Schärfe. Tun Sie’s, ich
bitte Sie, und laſſen Sie ihnen die Strafe ihrer Faulheit hart, oft
überheftig [?] fülen. Es iſt beſſer, wenn ſie ſich über eine Ungerech-
tigkeit zu beklagen [haben], die an ihrem Bukel ausgeübt wird, als über
eine Ungerechtigkeit, die ſie an ihrem eignen Glük ausüben. Aber noch 35
ein Mittel! Ich wolte meinen Brüdern alle Monate etwas Geld ſchikken,
um ſie zum Fleis anzureizen; unter der Bedingung, wenn ſie ein kleines
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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