Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Nuz-Anwendung. Alle die -- dieser Einladungs-Predigt folgen -- und zur Geselschaft tretten Cloeter [359]Da es mir scheint: daß nach den Anmerkungen des Herrn Amts Verwalters Vogel Wo nicht verdammt, doch wenigstens unartig sind die, die nicht einmal ihren20 V[öl]k[e]l An der Bircken-Seeligkeit nehme ich Antheil, und würde sie doppelt nehmen, H[a]rt[un]g Feez Wächter Fried. Richter30 379. An Renate Wirth. Schwarzenbach den 17 Jun. 1791 [Freitag].Mademoiselle, Da der Himmel iezt um 5 Uhr seinen Schleier von Wolken-Gaze Nuz-Anwendung. Alle die — dieſer Einladungs-Predigt folgen — und zur Geſelſchaft tretten Cloeter [359]Da es mir ſcheint: daß nach den Anmerkungen des Herrn Amts Verwalters Vogel Wo nicht verdammt, doch wenigſtens unartig ſind die, die nicht einmal ihren20 V[öl]k[e]l An der Bircken-Seeligkeit nehme ich Antheil, und würde ſie doppelt nehmen, H[a]rt[un]g Feez Wächter Fried. Richter30 379. An Renate Wirth. Schwarzenbach den 17 Jun. 1791 [Freitag].Mademoiſelle, Da der Himmel iezt um 5 Uhr ſeinen Schleier von Wolken-Gaze <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0366" n="340"/> <div> <head> <hi rendition="#smaller"> <hi rendition="#c">Nuz-Anwendung.</hi> </hi> </head><lb/> <p rendition="#smaller">Alle die — dieſer Einladungs-Predigt folgen — und zur Geſelſchaft tretten<lb/> wollen, müſſen ſich drei Lehren daraus ziehen. 1) <hi rendition="#g">Äuſerlichen Anſtand</hi> —<lb/> beſonders im Stehen — Gehen — Sprechen — Lachen — Tanzen. ꝛc. 2) <hi rendition="#g">Ent-<lb/> haltung</hi> des Weins und der Liebe. ꝛc. Die dritte und lezte aber iſt die Wichtigſte:<lb n="5"/> <hi rendition="#g">Trau—Schau—Wem.</hi> ꝛc. Die beiden erſten ſollen in der nächſten Birken-<lb/> Zuſammenkunft <hi rendition="#aq">ad Oculos demonstrirt</hi> werden — die dritte aber iſt ſchlimm genug<lb/> für mich — den Birkeninſpektor: denn wenn der Teufel ſeine Leute fort iaget, und<lb/> ſie ſich ſo dann ungebethen und ungeſuchet in ein anderes Geſchäft dringen; ſo kan<lb/> ieder ſchon ſelbſt das Angenehme davon einſehen. Zeit und Raum machen, daß ich<lb n="10"/> den Beweiſ ſchuldig bleiben mus.</p><lb/> <p> <hi rendition="#right #smaller">Cloeter</hi> </p><lb/> <p rendition="#smaller"><note place="left"><ref target="1922_Bd#_359">[359]</ref></note>Da es mir ſcheint: daß nach den Anmerkungen des Herrn Amts Verwalters<lb/> Clöter die neu zuerrichtende Birkengeſellſchaft vorzüglich von ſehr groſen Nuzzen<lb/> für unſern vortreflichen Herrn Edukationsrath Richter ſein muß; ſo unterſchreib’<lb n="15"/> ich mit doppelten Vergnügen, weil mir das Leibes und Seelen Heil dieſes mir ſo<lb/> lieben Manns nicht wenig am Herzen liegt. Übrigens erlaub’ ich mir nur die einzige<lb/> Anmerkung — daß wir ſogleich am nechſten Mitwoch anfangen möchten.</p><lb/> <p> <hi rendition="#right #smaller">Vogel</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#smaller">Wo nicht verdammt, doch wenigſtens unartig ſind die, die nicht einmal ihren<lb n="20"/> Bogen Pappier beſchneiden, auf den ſie an vornehme Herrn ſchreiben. Ich will<lb/> deſto artiger ſein und ſogleich ſubſkribiren.</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#right #smaller">V<metamark>[</metamark>öl<metamark>]</metamark>k<metamark>[</metamark>e<metamark>]</metamark>l</hi> </p><lb/> <p> <hi rendition="#smaller">An der Bircken-Seeligkeit nehme ich Antheil, und würde ſie doppelt nehmen,<lb/> wenn die in dem Billard ſtark geſchafene Breche durch geſchickte Werkmeiſter<lb n="25"/> ausgebeßert würde. Ich trage zu der Ausbeßerung meinen Antheil bey.</hi> </p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#right #smaller">H<metamark>[</metamark>a<metamark>]</metamark>rt<metamark>[</metamark>un<metamark>]</metamark>g<lb/> Feez<lb/> Wächter</hi><lb/> <hi rendition="#right">Fried. Richter<lb n="30"/> </hi> </salute> </closer> </div> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>379. An <hi rendition="#g">Renate Wirth.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right">Schwarzenbach den 17 Jun. 1791 <metamark>[</metamark>Freitag<metamark>]</metamark>.</hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Mademoiſelle,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Da der Himmel iezt um 5 Uhr ſeinen Schleier von Wolken-Gaze<lb/> auseinanderſchlägt: ſo kan ich ihn ſehen und beſchreiben. Ich mag aber<lb n="35"/> nicht — ich wil Ihnen blos eine Reiſebeſchreibung meines Hauſierens<lb/> nach einer Frau mitbringen; denn ich war ausdrüklich im Mond, in der<lb/> Sonne, im Abendſtern, um mir eine zu holen. Es war aber in keinem<lb/> Planeten eine für mich zu haben, es müſte denn auf dieſer Erde noch<lb/> ſein.<lb n="40"/> </p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [340/0366]
Nuz-Anwendung.
Alle die — dieſer Einladungs-Predigt folgen — und zur Geſelſchaft tretten
wollen, müſſen ſich drei Lehren daraus ziehen. 1) Äuſerlichen Anſtand —
beſonders im Stehen — Gehen — Sprechen — Lachen — Tanzen. ꝛc. 2) Ent-
haltung des Weins und der Liebe. ꝛc. Die dritte und lezte aber iſt die Wichtigſte: 5
Trau—Schau—Wem. ꝛc. Die beiden erſten ſollen in der nächſten Birken-
Zuſammenkunft ad Oculos demonstrirt werden — die dritte aber iſt ſchlimm genug
für mich — den Birkeninſpektor: denn wenn der Teufel ſeine Leute fort iaget, und
ſie ſich ſo dann ungebethen und ungeſuchet in ein anderes Geſchäft dringen; ſo kan
ieder ſchon ſelbſt das Angenehme davon einſehen. Zeit und Raum machen, daß ich 10
den Beweiſ ſchuldig bleiben mus.
Cloeter
Da es mir ſcheint: daß nach den Anmerkungen des Herrn Amts Verwalters
Clöter die neu zuerrichtende Birkengeſellſchaft vorzüglich von ſehr groſen Nuzzen
für unſern vortreflichen Herrn Edukationsrath Richter ſein muß; ſo unterſchreib’ 15
ich mit doppelten Vergnügen, weil mir das Leibes und Seelen Heil dieſes mir ſo
lieben Manns nicht wenig am Herzen liegt. Übrigens erlaub’ ich mir nur die einzige
Anmerkung — daß wir ſogleich am nechſten Mitwoch anfangen möchten.
[359]
Vogel
Wo nicht verdammt, doch wenigſtens unartig ſind die, die nicht einmal ihren 20
Bogen Pappier beſchneiden, auf den ſie an vornehme Herrn ſchreiben. Ich will
deſto artiger ſein und ſogleich ſubſkribiren.
V[öl]k[e]l
An der Bircken-Seeligkeit nehme ich Antheil, und würde ſie doppelt nehmen,
wenn die in dem Billard ſtark geſchafene Breche durch geſchickte Werkmeiſter 25
ausgebeßert würde. Ich trage zu der Ausbeßerung meinen Antheil bey.
H[a]rt[un]g
Feez
Wächter
Fried. Richter 30
379. An Renate Wirth.
Schwarzenbach den 17 Jun. 1791 [Freitag].
Mademoiſelle,
Da der Himmel iezt um 5 Uhr ſeinen Schleier von Wolken-Gaze
auseinanderſchlägt: ſo kan ich ihn ſehen und beſchreiben. Ich mag aber 35
nicht — ich wil Ihnen blos eine Reiſebeſchreibung meines Hauſierens
nach einer Frau mitbringen; denn ich war ausdrüklich im Mond, in der
Sonne, im Abendſtern, um mir eine zu holen. Es war aber in keinem
Planeten eine für mich zu haben, es müſte denn auf dieſer Erde noch
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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