und streitende Testamente auf einmal machen? Denn die Todesgefahr, (die ia auf dem Bet auch ist,) kan ihm nur in Betref der Solennitäten Privilegien geben und weiter keine; diese müssen sich also auf etwas anders stüzen.
Deine Abhandlung über die c. prod. oder vielmehr über die c. über-5 haupt hab ich erst zweimal gelesen und mus also mein Wort halb brechen halb halten -- solche Halbierungen sind der eigentliche Schlüssel und Archäus zu allen Sünden und man hält mit der einen Hand Got und mit der andern den Teufel. -- Ich sehe immer mehr, daß das römische Recht aus nichts zu lernen ist als aus der Geschichte des10 römischen Rechts. Du hast Recht, daß blos die metaphorische Ein- mengung der insania die c. p. schwierig macht, da man einen Ver- schwender mit weniger Fikzion einen Minorennen als einen Unsinnigen nennen kan; und die Kuratel bleibt die nämliche. Zweitens ists -- 123/4 .... Also über acht Tag.15
Bring bald etwas.
370. An Renate Wirth in Hof.
[Kopie][Schwarzenbach, 10. (?) April 1791]
Ich bin so vol Freude über Ihr Portrait, daß ich sie auf keine andre Art werde [?] ausdrücken können als auf eine dumme. Bei ieder20 Zeile beriech' ich das Geschenk, das mir den Frühling gab, der mir schrieb. Sie sind schuld, daß meine Prophezeiung des entwölkten Himmels wenigstens für mich eintrift.
[349]371. An Kommissionsrat Vogel in Schwarzenbach.
[Kopie][Schwarzenbach, 23. April 1791]25
Am Osterheil[igen]abend.
An Festtagen brauchen die gemeinen Leute Gnaden- und Purgier- mittel. Sie lassen da sich absolvieren, bekehren und zur Ader -- am h. Abend lassen sie ihren Gläubigern zur Ader. 6 Geldschnepper wollen mich Osterlam abschlachten. Auch hab' ich ausser den apokryphischen30 Beuteln den kanonischen Klingelbeutel zu füllen -- pädagogisches Traktament -- daß Sie nicht länger bös sind als bis um 10 Uhr, denn um 11 komm' ich, um zu fragen, ob Sie den Feiertag so vergnügt durchlebt und durchschrieben [wie Ihr etc.]
und ſtreitende Teſtamente auf einmal machen? Denn die Todesgefahr, (die ia auf dem Bet auch iſt,) kan ihm nur in Betref der Solennitäten Privilegien geben und weiter keine; dieſe müſſen ſich alſo auf etwas anders ſtüzen.
Deine Abhandlung über die c. prod. oder vielmehr über die c. über-5 haupt hab ich erſt zweimal geleſen und mus alſo mein Wort halb brechen halb halten — ſolche Halbierungen ſind der eigentliche Schlüſſel und Archäus zu allen Sünden und man hält mit der einen Hand Got und mit der andern den Teufel. — Ich ſehe immer mehr, daß das römiſche Recht aus nichts zu lernen iſt als aus der Geſchichte des10 römiſchen Rechts. Du haſt Recht, daß blos die metaphoriſche Ein- mengung der insania die c. p. ſchwierig macht, da man einen Ver- ſchwender mit weniger Fikzion einen Minorennen als einen Unſinnigen nennen kan; und die Kuratel bleibt die nämliche. Zweitens iſts — 12¾ .... Alſo über acht Tag.15
Bring bald etwas.
370. An Renate Wirth in Hof.
[Kopie][Schwarzenbach, 10. (?) April 1791]
Ich bin ſo vol Freude über Ihr Portrait, daß ich ſie auf keine andre Art werde [?] ausdrücken können als auf eine dumme. Bei ieder20 Zeile beriech’ ich das Geſchenk, das mir den Frühling gab, der mir ſchrieb. Sie ſind ſchuld, daß meine Prophezeiung des entwölkten Himmels wenigſtens für mich eintrift.
[349]371. An Kommiſſionsrat Vogel in Schwarzenbach.
[Kopie][Schwarzenbach, 23. April 1791]25
Am Oſterheil[igen]abend.
An Feſttagen brauchen die gemeinen Leute Gnaden- und Purgier- mittel. Sie laſſen da ſich abſolvieren, bekehren und zur Ader — am h. Abend laſſen ſie ihren Gläubigern zur Ader. 6 Geldſchnepper wollen mich Oſterlam abſchlachten. Auch hab’ ich auſſer den apokryphiſchen30 Beuteln den kanoniſchen Klingelbeutel zu füllen — pädagogiſches Traktament — daß Sie nicht länger bös ſind als bis um 10 Uhr, denn um 11 komm’ ich, um zu fragen, ob Sie den Feiertag ſo vergnügt durchlebt und durchſchrieben [wie Ihr ꝛc.]
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(die ia auf dem Bet auch iſt,) kan ihm nur in Betref der Solennitäten
Privilegien geben und weiter keine; dieſe müſſen ſich alſo auf etwas
anders ſtüzen.
Deine Abhandlung über die c. prod. oder vielmehr über die c. über- 5
haupt hab ich erſt zweimal geleſen und mus alſo mein Wort halb
brechen halb halten — ſolche Halbierungen ſind der eigentliche
Schlüſſel und Archäus zu allen Sünden und man hält mit der einen
Hand Got und mit der andern den Teufel. — Ich ſehe immer mehr, daß
das römiſche Recht aus nichts zu lernen iſt als aus der Geſchichte des 10
römiſchen Rechts. Du haſt Recht, daß blos die metaphoriſche Ein-
mengung der insania die c. p. ſchwierig macht, da man einen Ver-
ſchwender mit weniger Fikzion einen Minorennen als einen Unſinnigen
nennen kan; und die Kuratel bleibt die nämliche. Zweitens iſts —
12¾ .... Alſo über acht Tag. 15
Bring bald etwas.
370. An Renate Wirth in Hof.
[Schwarzenbach, 10. (?) April 1791]
Ich bin ſo vol Freude über Ihr Portrait, daß ich ſie auf keine
andre Art werde [?] ausdrücken können als auf eine dumme. Bei ieder 20
Zeile beriech’ ich das Geſchenk, das mir den Frühling gab, der mir
ſchrieb. Sie ſind ſchuld, daß meine Prophezeiung des entwölkten
Himmels wenigſtens für mich eintrift.
371. An Kommiſſionsrat Vogel in Schwarzenbach.
[Schwarzenbach, 23. April 1791] 25
Am Oſterheil[igen]abend.
An Feſttagen brauchen die gemeinen Leute Gnaden- und Purgier-
mittel. Sie laſſen da ſich abſolvieren, bekehren und zur Ader — am
h. Abend laſſen ſie ihren Gläubigern zur Ader. 6 Geldſchnepper wollen
mich Oſterlam abſchlachten. Auch hab’ ich auſſer den apokryphiſchen 30
Beuteln den kanoniſchen Klingelbeutel zu füllen — pädagogiſches
Traktament — daß Sie nicht länger bös ſind als bis um 10 Uhr, denn
um 11 komm’ ich, um zu fragen, ob Sie den Feiertag ſo vergnügt
durchlebt und durchſchrieben [wie Ihr ꝛc.]
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/356>, abgerufen am 25.07.2024.
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