Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.

Bild:
<< vorherige Seite

"geleitet bis in die Nacht des Alters hin: so sol am Morgen der
"Ewigkeit ihr Schimmer wie morgendlicher Mondschimmer er-
"blassen und eine neue Sonne sol sie hier mit einem neuen Paradies
"und einem neuen Morgen anstralen."

Der gute Genius siegte und sie flogen mit einander auf die Erde5
nieder, gehasset und begleitet vom bösen Genius ....

O du, für die ich dieses schrieb, denk' an mich und an dieses Blat --
und wenn einmal meine Stimme, über der Erde entfernt, oder unter
ihr verstumt, nicht mehr zu dir reicht: so höre sie auf diesem Blatte --[337]
und wenn einmal mein fortgewandertes oder ausgemodertes Auge10
nicht mehr sieht, ob du glüklich bist: so werde nie unglüklich.

Fried. Richter
354. An Wagner.
[Kopie]

C'est toujours Vous qui donnes et c'est moi qui demande. En15
lecteur reculant comme les Juifs je vous prie etc. -- Tous mes
voeux anniversaires sont pour celui qui realise si bien les miens
et de qui la bibliotheque et la tete contiennent tant d'esprit.
Pardonnes sa demande, sa liberte, son Patois et son griffonnage
au Secretaire de l'enfer.
20

355. An Buchhändler Göschen in Leipzig.

p. p.

Es wird einerlei sein, ob ich mich an Sie oder an den schottischen
Meister aller schönen Künste mit der Bitte wende, der Thalia diesen25
Aufsaz zu geben, wenn sie anders neben ihre Vignetten und Altar-
blätter Schliesquadrätgen stellen mag. Mir ists darum nicht einerlei,
weil ich Ihnen schon vor einem Jahre für den Brief danken wolte, den
Sie mir vor einem Jahre geschrieben: ich werde von Monat zu
Monat immer mehr Ihrer Meinung und die Zeit wischt am besten30
die Täuschungen der Eigenliebe wie des Kummers weg. Hätte das
Publikum mehrere Buchhändler von soviel Geschmak: so hätt' es
selber einen bessern; denn beide verderben einander wechselseitig. --

Sie würden mir eine Gefälligkeit erweisen, wenn Sie mir die

„geleitet bis in die Nacht des Alters hin: ſo ſol am Morgen der
„Ewigkeit ihr Schimmer wie morgendlicher Mondſchimmer er-
„blaſſen und eine neue Sonne ſol ſie hier mit einem neuen Paradies
„und einem neuen Morgen anſtralen.“

Der gute Genius ſiegte und ſie flogen mit einander auf die Erde5
nieder, gehaſſet und begleitet vom böſen Genius ....

O du, für die ich dieſes ſchrieb, denk’ an mich und an dieſes Blat —
und wenn einmal meine Stimme, über der Erde entfernt, oder unter
ihr verſtumt, nicht mehr zu dir reicht: ſo höre ſie auf dieſem Blatte —[337]
und wenn einmal mein fortgewandertes oder ausgemodertes Auge10
nicht mehr ſieht, ob du glüklich biſt: ſo werde nie unglüklich.

Fried. Richter
354. An Wagner.
[Kopie]

C’est toujours Vous qui donnés et c’est moi qui demande. En15
lecteur reculant comme les Juifs je vous prie etc. — Tous mes
voeux anniversaires sont pour celui qui réalise si bien les miens
et de qui la bibliotheque et la tête contiennent tant d’esprit.
Pardonnés sa demande, sa liberté, son Patois et son griffonnage
au Secrétaire de l’enfer.
20

355. An Buchhändler Göſchen in Leipzig.

p. p.

Es wird einerlei ſein, ob ich mich an Sie oder an den ſchottiſchen
Meiſter aller ſchönen Künſte mit der Bitte wende, der Thalia dieſen25
Aufſaz zu geben, wenn ſie anders neben ihre Vignetten und Altar-
blätter Schliesquadrätgen ſtellen mag. Mir iſts darum nicht einerlei,
weil ich Ihnen ſchon vor einem Jahre für den Brief danken wolte, den
Sie mir vor einem Jahre geſchrieben: ich werde von Monat zu
Monat immer mehr Ihrer Meinung und die Zeit wiſcht am beſten30
die Täuſchungen der Eigenliebe wie des Kummers weg. Hätte das
Publikum mehrere Buchhändler von ſoviel Geſchmak: ſo hätt’ es
ſelber einen beſſern; denn beide verderben einander wechſelſeitig. —

Sie würden mir eine Gefälligkeit erweiſen, wenn Sie mir die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="letter" n="1">
        <p><pb facs="#f0345" n="319"/>
&#x201E;geleitet bis in die Nacht des Alters hin: &#x017F;o &#x017F;ol am Morgen der<lb/>
&#x201E;Ewigkeit ihr Schimmer wie morgendlicher Mond&#x017F;chimmer er-<lb/>
&#x201E;bla&#x017F;&#x017F;en und eine neue Sonne &#x017F;ol &#x017F;ie hier mit einem neuen Paradies<lb/>
&#x201E;und einem neuen Morgen an&#x017F;tralen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der gute Genius &#x017F;iegte und &#x017F;ie flogen mit einander auf die Erde<lb n="5"/>
nieder, geha&#x017F;&#x017F;et und begleitet vom bö&#x017F;en Genius ....</p><lb/>
        <p>O du, für die ich die&#x017F;es &#x017F;chrieb, denk&#x2019; an mich und an die&#x017F;es Blat &#x2014;<lb/>
und wenn einmal meine Stimme, über der Erde entfernt, oder unter<lb/>
ihr ver&#x017F;tumt, nicht mehr zu dir reicht: &#x017F;o höre &#x017F;ie auf die&#x017F;em Blatte &#x2014;<note place="right"><ref target="1922_Bd#_337">[337]</ref></note><lb/>
und wenn einmal mein fortgewandertes oder ausgemodertes Auge<lb n="10"/>
nicht mehr &#x017F;ieht, ob du glüklich bi&#x017F;t: &#x017F;o werde nie unglüklich.</p><lb/>
        <closer>
          <salute> <hi rendition="#right">Fried. Richter</hi> </salute>
        </closer>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>354. An <hi rendition="#g">Wagner.</hi></head><lb/>
        <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note>
        <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Schwarzenbach, 3. Jan. 1791<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/>
        <p> <hi rendition="#aq">C&#x2019;est toujours Vous qui donnés et c&#x2019;est moi qui demande. En<lb n="15"/>
lecteur reculant comme les Juifs je vous prie etc. &#x2014; Tous mes<lb/>
voeux anniversaires sont pour celui qui réalise si bien les miens<lb/>
et de qui la bibliotheque et la tête contiennent tant d&#x2019;esprit.<lb/>
Pardonnés sa demande, sa liberté, son Patois et son griffonnage<lb/>
au Secrétaire de l&#x2019;enfer.</hi> <lb n="20"/>
        </p>
      </div><lb/>
      <div type="letter" n="1">
        <head>355. An <hi rendition="#g">Buchhändler Gö&#x017F;chen in Leipzig.</hi></head><lb/>
        <dateline> <hi rendition="#right">Hof den 13 Jenn. 1791.</hi> </dateline><lb/>
        <opener>
          <salute> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">p. p.</hi> </hi> </salute>
        </opener><lb/>
        <p>Es wird einerlei &#x017F;ein, ob ich mich an Sie oder an den &#x017F;chotti&#x017F;chen<lb/>
Mei&#x017F;ter aller &#x017F;chönen Kün&#x017F;te mit der Bitte wende, der <hi rendition="#aq">Thalia</hi> die&#x017F;en<lb n="25"/>
Auf&#x017F;az zu geben, wenn &#x017F;ie anders neben ihre Vignetten und Altar-<lb/>
blätter Schliesquadrätgen &#x017F;tellen mag. Mir i&#x017F;ts darum nicht einerlei,<lb/>
weil ich Ihnen &#x017F;chon vor einem Jahre für den Brief danken wolte, den<lb/>
Sie mir vor einem Jahre ge&#x017F;chrieben: ich werde von Monat zu<lb/>
Monat immer mehr Ihrer Meinung und die Zeit wi&#x017F;cht am be&#x017F;ten<lb n="30"/>
die Täu&#x017F;chungen der Eigenliebe wie des Kummers weg. Hätte das<lb/>
Publikum mehrere Buchhändler von &#x017F;oviel Ge&#x017F;chmak: &#x017F;o hätt&#x2019; es<lb/>
&#x017F;elber einen be&#x017F;&#x017F;ern; denn beide verderben einander wech&#x017F;el&#x017F;eitig. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Sie würden mir eine Gefälligkeit erwei&#x017F;en, wenn Sie mir die<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[319/0345] „geleitet bis in die Nacht des Alters hin: ſo ſol am Morgen der „Ewigkeit ihr Schimmer wie morgendlicher Mondſchimmer er- „blaſſen und eine neue Sonne ſol ſie hier mit einem neuen Paradies „und einem neuen Morgen anſtralen.“ Der gute Genius ſiegte und ſie flogen mit einander auf die Erde 5 nieder, gehaſſet und begleitet vom böſen Genius .... O du, für die ich dieſes ſchrieb, denk’ an mich und an dieſes Blat — und wenn einmal meine Stimme, über der Erde entfernt, oder unter ihr verſtumt, nicht mehr zu dir reicht: ſo höre ſie auf dieſem Blatte — und wenn einmal mein fortgewandertes oder ausgemodertes Auge 10 nicht mehr ſieht, ob du glüklich biſt: ſo werde nie unglüklich. [337] Fried. Richter 354. An Wagner. [Schwarzenbach, 3. Jan. 1791] C’est toujours Vous qui donnés et c’est moi qui demande. En 15 lecteur reculant comme les Juifs je vous prie etc. — Tous mes voeux anniversaires sont pour celui qui réalise si bien les miens et de qui la bibliotheque et la tête contiennent tant d’esprit. Pardonnés sa demande, sa liberté, son Patois et son griffonnage au Secrétaire de l’enfer. 20 355. An Buchhändler Göſchen in Leipzig. Hof den 13 Jenn. 1791. p. p. Es wird einerlei ſein, ob ich mich an Sie oder an den ſchottiſchen Meiſter aller ſchönen Künſte mit der Bitte wende, der Thalia dieſen 25 Aufſaz zu geben, wenn ſie anders neben ihre Vignetten und Altar- blätter Schliesquadrätgen ſtellen mag. Mir iſts darum nicht einerlei, weil ich Ihnen ſchon vor einem Jahre für den Brief danken wolte, den Sie mir vor einem Jahre geſchrieben: ich werde von Monat zu Monat immer mehr Ihrer Meinung und die Zeit wiſcht am beſten 30 die Täuſchungen der Eigenliebe wie des Kummers weg. Hätte das Publikum mehrere Buchhändler von ſoviel Geſchmak: ſo hätt’ es ſelber einen beſſern; denn beide verderben einander wechſelſeitig. — Sie würden mir eine Gefälligkeit erweiſen, wenn Sie mir die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-11-22T14:52:17Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-11-22T14:52:17Z)

Weitere Informationen:

Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).

Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/345
Zitationshilfe: Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/345>, abgerufen am 22.11.2024.