ehelichen Werks, [ein] apokryphisches Kind; das Glüksrad mahlt für ihn lauter Amben und Ternen hervor. -- Ich wünsche mir nicht Glük zu meinem nüchternen Kopf, indes du deinen in einem Zechgelag vol mathematischer etc. Kentnisse vol bekömst. Ich werde mir von dir (ausser in Sachen, die über deinen mehr als 180° habenden [?]5 Horizont liegen) versprechen lassen, daß du mir alzeit Recht giebst, damit ich mit dir disputiren kan ..... Reinhard [?] führte eine Justiz bei sich, die in einem Goliathsstok und in einem Hermaphroditen bestand; der alles wagt und iedem Waghals trozt -- um Bewunderung zu säen und zu ernten; er schlug die Mosis Decke über seine Stralen und10 spielte Arons Kalb, das nachher die Verläumdung aus Gold in [293]Pulver verwandelte -- du soltest eher zurük als vorwärts datiren -- ich schlug bei Wirth eine Professur aus und verschiebe den Antrit der schwarzenbacher; ich hospitire bei ihm .. Ich wolte, er bräche diesen Brief auf: so säh' er, daß ich hinter seinem Rücken es schreibe, daß ich15 mit dem Sinnen-Pentateuch geniesse. -- Die Polygraphie nicht in Oligo- und Agraphie verwandeln. -- Der Skiagraphie des Konzerts, in dessen Langweile die Ante et Post Ewigkeit hineinzubringen wäre, gehört eine lustigere Stunde und ein längerer Brief. -- auf wie viele Dinge du das Beichtsiegel aufdrükst -- nicht deine Bekantschaft mit20 Feder, sondern [deine] Bekantwerdung mit ihm -- Deine Sonnenfinster- nisse sollen in Hof unsichtbar bleiben; begehrst du auch Verhehlung deiner Mittagshöhe: so befiehl es -- Wenn ich dich einen Esel, und den weissen ein Genie nente: so würdest du doch die Figur der Inversion verstehen. Wenn du sagtest: ich gehörte unter das bleierne und25 arsenikalische Zeitalter und unter die devalvirten Menschen .... ich wolte die Widerlegung deiner hypochondrischen Aphorismen an- genehmer einkleiden -- Erläutere meine Gesinnungen nicht aus meinem Spas, sondern diesen aus ienen -- lasse mich in Pres- und Zensur- freiheit schreiben.30
293. An Schreinert in Leipzig.
[Kopie][Hof, 22. Nov. 1789]
Wären Luftschiffe bessere Kabriolets: so wär' ich mit einer solchen Luftgondel oben vor Ihrem Fenster angelandet und [hätte] von den 2 Freunden den einen wiedergefunden, da der andre ienseits der Erde35 ist. -- Ich verschob den Brief, weil er einen andern Inhalt haben solte
ehelichen Werks, [ein] apokryphiſches Kind; das Glüksrad mahlt für ihn lauter Amben und Ternen hervor. — Ich wünſche mir nicht Glük zu meinem nüchternen Kopf, indes du deinen in einem Zechgelag vol mathematiſcher ꝛc. Kentniſſe vol bekömſt. Ich werde mir von dir (auſſer in Sachen, die über deinen mehr als 180° habenden [?]5 Horizont liegen) verſprechen laſſen, daß du mir alzeit Recht giebſt, damit ich mit dir diſputiren kan ..... Reinhard [?] führte eine Juſtiz bei ſich, die in einem Goliathsſtok und in einem Hermaphroditen beſtand; der alles wagt und iedem Waghals trozt — um Bewunderung zu ſäen und zu ernten; er ſchlug die Moſis Decke über ſeine Stralen und10 ſpielte Arons Kalb, das nachher die Verläumdung aus Gold in [293]Pulver verwandelte — du ſolteſt eher zurük als vorwärts datiren — ich ſchlug bei Wirth eine Profeſſur aus und verſchiebe den Antrit der ſchwarzenbacher; ich hoſpitire bei ihm .. Ich wolte, er bräche dieſen Brief auf: ſo ſäh’ er, daß ich hinter ſeinem Rücken es ſchreibe, daß ich15 mit dem Sinnen-Pentateuch genieſſe. — Die Polygraphie nicht in Oligo- und Agraphie verwandeln. — Der Skiagraphie des Konzerts, in deſſen Langweile die Ante et Post Ewigkeit hineinzubringen wäre, gehört eine luſtigere Stunde und ein längerer Brief. — auf wie viele Dinge du das Beichtſiegel aufdrükſt — nicht deine Bekantſchaft mit20 Feder, ſondern [deine] Bekantwerdung mit ihm — Deine Sonnenfinſter- niſſe ſollen in Hof unſichtbar bleiben; begehrſt du auch Verhehlung deiner Mittagshöhe: ſo befiehl es — Wenn ich dich einen Eſel, und den weiſſen ein Genie nente: ſo würdeſt du doch die Figur der Inverſion verſtehen. Wenn du ſagteſt: ich gehörte unter das bleierne und25 arſenikaliſche Zeitalter und unter die devalvirten Menſchen .... ich wolte die Widerlegung deiner hypochondriſchen Aphoriſmen an- genehmer einkleiden — Erläutere meine Geſinnungen nicht aus meinem Spas, ſondern dieſen aus ienen — laſſe mich in Pres- und Zenſur- freiheit ſchreiben.30
293. An Schreinert in Leipzig.
[Kopie][Hof, 22. Nov. 1789]
Wären Luftſchiffe beſſere Kabriolets: ſo wär’ ich mit einer ſolchen Luftgondel oben vor Ihrem Fenſter angelandet und [hätte] von den 2 Freunden den einen wiedergefunden, da der andre ienſeits der Erde35 iſt. — Ich verſchob den Brief, weil er einen andern Inhalt haben ſolte
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ehelichen Werks, [ein] apokryphiſches Kind; das Glüksrad mahlt für
ihn lauter Amben und Ternen hervor. — Ich wünſche mir nicht Glük
zu meinem nüchternen Kopf, indes du deinen in einem Zechgelag vol
mathematiſcher ꝛc. Kentniſſe vol bekömſt. Ich werde mir von dir
(auſſer in Sachen, die über deinen mehr als 180° habenden [?] 5
Horizont liegen) verſprechen laſſen, daß du mir alzeit Recht giebſt,
damit ich mit dir diſputiren kan ..... Reinhard [?] führte eine Juſtiz
bei ſich, die in einem Goliathsſtok und in einem Hermaphroditen
beſtand; der alles wagt und iedem Waghals trozt — um Bewunderung
zu ſäen und zu ernten; er ſchlug die Moſis Decke über ſeine Stralen und 10
ſpielte Arons Kalb, das nachher die Verläumdung aus Gold in
Pulver verwandelte — du ſolteſt eher zurük als vorwärts datiren — ich
ſchlug bei Wirth eine Profeſſur aus und verſchiebe den Antrit der
ſchwarzenbacher; ich hoſpitire bei ihm .. Ich wolte, er bräche dieſen
Brief auf: ſo ſäh’ er, daß ich hinter ſeinem Rücken es ſchreibe, daß ich 15
mit dem Sinnen-Pentateuch genieſſe. — Die Polygraphie nicht in
Oligo- und Agraphie verwandeln. — Der Skiagraphie des Konzerts,
in deſſen Langweile die Ante et Post Ewigkeit hineinzubringen wäre,
gehört eine luſtigere Stunde und ein längerer Brief. — auf wie viele
Dinge du das Beichtſiegel aufdrükſt — nicht deine Bekantſchaft mit 20
Feder, ſondern [deine] Bekantwerdung mit ihm — Deine Sonnenfinſter-
niſſe ſollen in Hof unſichtbar bleiben; begehrſt du auch Verhehlung
deiner Mittagshöhe: ſo befiehl es — Wenn ich dich einen Eſel, und den
weiſſen ein Genie nente: ſo würdeſt du doch die Figur der Inverſion
verſtehen. Wenn du ſagteſt: ich gehörte unter das bleierne und 25
arſenikaliſche Zeitalter und unter die devalvirten Menſchen .... ich
wolte die Widerlegung deiner hypochondriſchen Aphoriſmen an-
genehmer einkleiden — Erläutere meine Geſinnungen nicht aus meinem
Spas, ſondern dieſen aus ienen — laſſe mich in Pres- und Zenſur-
freiheit ſchreiben. 30
[293]
293. An Schreinert in Leipzig.
[Hof, 22. Nov. 1789]
Wären Luftſchiffe beſſere Kabriolets: ſo wär’ ich mit einer ſolchen
Luftgondel oben vor Ihrem Fenſter angelandet und [hätte] von den
2 Freunden den einen wiedergefunden, da der andre ienſeits der Erde 35
iſt. — Ich verſchob den Brief, weil er einen andern Inhalt haben ſolte
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/303>, abgerufen am 25.11.2024.
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