Wir lesen iezt alle als wären wir in England und schon unter dem Galgen und wolten uns davon loslesen. -- wir lassen diesen Brief vorausreiten... Ich wil Sie im Postskript wieder daran erinnern.5 Postskript: ich bitte Sie nochmals um die Adresse.
[272]250. An A. G. von Spangenberg in Venzka.
[Kopie][Töpen, 25. März 1789]
Dieser Titel (schäzbarster Freund) wäre [mir?] lieber als Ihr adelicher. -- den Roman von Venzka nach Töpen schikken: ich werde10 die entgegengesezte Reise machen, wenn Sie mir werden geschrieben haben, ob Ihre societes harmoniques das Herz haben, den Bus-, Bet- und Fasttag zu einem Freuden-, Spiel- und Musiktag zu machen.
251. An Christian Otto.
[Kopie][Töpen, 2. April 1789]15
Ich sas gestern 2 Stunden auf der Marterbank und zu den 2 Graden der Tortur kam noch der 3te, daß der Bote nichts mit hatte. Gieng es dir eben so?
252. An Pfarrer Vogel in Arzberg.
Töpen den 2 Apr. 89.20
Theuerster Herr Pfarrer,
Ich lege meinen Schul- und Theaterßepter weg und laufe wieder in die Koulisse meiner Studirstube. Oerthel bittet mich daher, die Bücher die ich verliehen, wieder in seine Bibliothek zusammenzurufen. Sie werden daher die Güte haben, dem Boten die örthelischen zu geben.25
Jezt können Sie in täglicher Furcht leben, daß ich mich wie ein Gespenst in Arzberg sehen lassen werde, besonders im dasigen Pfar- hause. Diesem Gespenst werden Sie Ihre Seele verschreiben sollen; und da Sie ein schlechter Exorzist sind: so werden Sie's wol eine Nacht im Hause behalten müssen.30
Sie haben doch meinen neulichen und den Bekmannischen Brief erhalten?
249. An Buchhändler Beckmann in Gera.
[Kopie][Töpen, 25. März 1789]
Wir leſen iezt alle als wären wir in England und ſchon unter dem Galgen und wolten uns davon losleſen. — wir laſſen dieſen Brief vorausreiten... Ich wil Sie im Poſtſkript wieder daran erinnern.5 Poſtſkript: ich bitte Sie nochmals um die Adreſſe.
[272]250. An A. G. von Spangenberg in Venzka.
[Kopie][Töpen, 25. März 1789]
Dieſer Titel (ſchäzbarſter Freund) wäre [mir?] lieber als Ihr adelicher. — den Roman von Venzka nach Töpen ſchikken: ich werde10 die entgegengeſezte Reiſe machen, wenn Sie mir werden geſchrieben haben, ob Ihre societés harmoniques das Herz haben, den Bus-, Bet- und Faſttag zu einem Freuden-, Spiel- und Muſiktag zu machen.
251. An Chriſtian Otto.
[Kopie][Töpen, 2. April 1789]15
Ich ſas geſtern 2 Stunden auf der Marterbank und zu den 2 Graden der Tortur kam noch der 3te, daß der Bote nichts mit hatte. Gieng es dir eben ſo?
252. An Pfarrer Vogel in Arzberg.
Töpen den 2 Apr. 89.20
Theuerſter Herr Pfarrer,
Ich lege meinen Schul- und Theaterſzepter weg und laufe wieder in die Kouliſſe meiner Studirſtube. Oerthel bittet mich daher, die Bücher die ich verliehen, wieder in ſeine Bibliothek zuſammenzurufen. Sie werden daher die Güte haben, dem Boten die örtheliſchen zu geben.25
Jezt können Sie in täglicher Furcht leben, daß ich mich wie ein Geſpenſt in Arzberg ſehen laſſen werde, beſonders im daſigen Pfar- hauſe. Dieſem Geſpenſt werden Sie Ihre Seele verſchreiben ſollen; und da Sie ein ſchlechter Exorziſt ſind: ſo werden Sie’s wol eine Nacht im Hauſe behalten müſſen.30
Sie haben doch meinen neulichen und den Bekmanniſchen Brief erhalten?
<TEI><text><body><pbfacs="#f0283"n="258"/><divtype="letter"n="1"><head>249. An <hirendition="#g">Buchhändler Beckmann in Gera.</hi></head><lb/><notetype="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note><dateline><hirendition="#right"><metamark>[</metamark>Töpen, 25. März 1789<metamark>]</metamark></hi></dateline><lb/><p>Wir leſen iezt alle als wären wir in England und ſchon unter dem<lb/>
Galgen und wolten uns davon losleſen. — wir laſſen dieſen Brief<lb/>
vorausreiten... Ich wil Sie im Poſtſkript wieder daran erinnern.<lbn="5"/>
Poſtſkript: ich bitte Sie nochmals um die Adreſſe.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head><noteplace="left"><reftarget="1922_Bd#_272">[272]</ref></note>250. An A. G. <hirendition="#g">von Spangenberg in Venzka.</hi></head><lb/><notetype="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note><dateline><hirendition="#right"><metamark>[</metamark>Töpen, 25. März 1789<metamark>]</metamark></hi></dateline><lb/><p>Dieſer Titel (ſchäzbarſter Freund) wäre <metamark>[</metamark>mir?<metamark>]</metamark> lieber als Ihr<lb/>
adelicher. — den Roman von Venzka nach Töpen ſchikken: ich werde<lbn="10"/>
die entgegengeſezte Reiſe machen, wenn Sie mir werden geſchrieben<lb/>
haben, ob Ihre <hirendition="#aq">societés harmoniques</hi> das Herz haben, den Bus-,<lb/>
Bet- und Faſttag zu einem Freuden-, Spiel- und Muſiktag zu machen.</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>251. An <hirendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/><notetype="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note><dateline><hirendition="#right"><metamark>[</metamark>Töpen, 2. April 1789<metamark>]</metamark></hi></dateline><lbn="15"/><p>Ich ſas geſtern 2 Stunden auf der Marterbank und zu den 2 Graden<lb/>
der Tortur kam noch der 3<hirendition="#sup">te</hi>, daß der Bote nichts mit hatte. Gieng es<lb/>
dir eben ſo?</p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>252. An <hirendition="#g">Pfarrer Vogel in Arzberg.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#right">Töpen den 2 Apr. 89.</hi></dateline><lbn="20"/><opener><salute><hirendition="#et">Theuerſter Herr Pfarrer,</hi></salute></opener><lb/><p>Ich lege meinen Schul- und Theaterſzepter weg und laufe wieder in<lb/>
die Kouliſſe meiner Studirſtube. Oerthel bittet mich daher, die Bücher<lb/>
die ich verliehen, wieder in ſeine Bibliothek zuſammenzurufen. Sie<lb/>
werden daher die Güte haben, dem Boten die örtheliſchen zu geben.<lbn="25"/></p><p>Jezt können Sie in täglicher Furcht leben, daß ich mich wie ein<lb/>
Geſpenſt in Arzberg ſehen laſſen werde, beſonders im daſigen Pfar-<lb/>
hauſe. Dieſem Geſpenſt werden Sie Ihre Seele verſchreiben ſollen;<lb/>
und da Sie ein ſchlechter Exorziſt ſind: ſo werden Sie’s wol eine Nacht<lb/>
im Hauſe behalten müſſen.<lbn="30"/></p><p>Sie haben doch meinen neulichen und den Bekmanniſchen Brief<lb/>
erhalten?</p><lb/></div></body></text></TEI>
[258/0283]
249. An Buchhändler Beckmann in Gera.
[Töpen, 25. März 1789]
Wir leſen iezt alle als wären wir in England und ſchon unter dem
Galgen und wolten uns davon losleſen. — wir laſſen dieſen Brief
vorausreiten... Ich wil Sie im Poſtſkript wieder daran erinnern. 5
Poſtſkript: ich bitte Sie nochmals um die Adreſſe.
250. An A. G. von Spangenberg in Venzka.
[Töpen, 25. März 1789]
Dieſer Titel (ſchäzbarſter Freund) wäre [mir?] lieber als Ihr
adelicher. — den Roman von Venzka nach Töpen ſchikken: ich werde 10
die entgegengeſezte Reiſe machen, wenn Sie mir werden geſchrieben
haben, ob Ihre societés harmoniques das Herz haben, den Bus-,
Bet- und Faſttag zu einem Freuden-, Spiel- und Muſiktag zu machen.
251. An Chriſtian Otto.
[Töpen, 2. April 1789] 15
Ich ſas geſtern 2 Stunden auf der Marterbank und zu den 2 Graden
der Tortur kam noch der 3te, daß der Bote nichts mit hatte. Gieng es
dir eben ſo?
252. An Pfarrer Vogel in Arzberg.
Töpen den 2 Apr. 89. 20
Theuerſter Herr Pfarrer,
Ich lege meinen Schul- und Theaterſzepter weg und laufe wieder in
die Kouliſſe meiner Studirſtube. Oerthel bittet mich daher, die Bücher
die ich verliehen, wieder in ſeine Bibliothek zuſammenzurufen. Sie
werden daher die Güte haben, dem Boten die örtheliſchen zu geben. 25
Jezt können Sie in täglicher Furcht leben, daß ich mich wie ein
Geſpenſt in Arzberg ſehen laſſen werde, beſonders im daſigen Pfar-
hauſe. Dieſem Geſpenſt werden Sie Ihre Seele verſchreiben ſollen;
und da Sie ein ſchlechter Exorziſt ſind: ſo werden Sie’s wol eine Nacht
im Hauſe behalten müſſen. 30
Sie haben doch meinen neulichen und den Bekmanniſchen Brief
erhalten?
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/283>, abgerufen am 25.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.