des Bleibens zu ersezen ... Da man sich leichter um als in eine Pfarre schreiben kan: so wird wol Ihre Feder ihr Sabbatsiahr feiern und vom Raffiniren ausruhen: allein andre Leute verbieten das. Die gelehrte Geselschaft wil zum Bau einer Monatsschrift auch Ihre Hand ansprechen. Aber auch ohne den Wekker einer Miniatursynode möcht'5 ich Sie zum Schreiben, wenn nicht fürs Publikum doch vorher fürs Pult und mich, aufgerüttelt haben.. Bekman beut Ihrer Bibliothek die seinige an. Da Ihnen die Hände einerlei sein werden, in die Sie Ihren Beutel für Bücher ausleeren: so bitt' ich, bevölkern Sie die[271] öden Hände und gönnen Sie ihm von Ihren Bücherlieferungen10 1/2, 1/4, , . Überkömt Sie das Bedürfnis eines Verlegers: so werden Sie mit Vortheil den Verleger Lübek gegen diesen umtauschen. [Bekman] drukt nicht nur allen Teufel sondern auch sogar Arbeiten des Teufels.
Ihr Brief siecht ausser [an] der Kürze auch noch an dem Fehler,15 daß er nicht -- zu lesen ist: ich dachte anfangs, Sie hätten in Sym- pathetische Dinte eingetunkt und hielt ihn ans Feuer, damit die Buchstaben hervorkämen; aber stat der Buchstaben wurde nichts schwarz als das Papier. Der Himmel gebe, daß Ihre gelbe Dinte so viele Protokolle und andre Banknoten schreibt, bis so viel erschrieben20 ist, daß eine schwarze geholt wird: blos Ihrer Exzerpten und Manu- skripte wegen, wovon ich die ersteren bei Ihrem Leben lesen und die andern nach Ihrem Tode ediren wil. -- Wenn Sie ein Buch begehren, das mein ganzes philosophisches Gebäude umgebauet hat und dessen Tiefsin und Behauptungen gleich selten sind: so kaufen Sie... Die25 Berliner fuhren zwar aus ihren Hundshütten heraus und in des besagten Philosophen Beine hinein: aber Sie wissen schon, daß Hunds- gebelle eben so gut einen Gast als einen Dieb ansagt und eben sowol den Überbringer dieses Briefs anmelden kan als -- im Monat März den Schreiber desselben, Ihren etc.30
248. An Christian Otto.
[Kopie][Töpen, 21. März 1789]
Der alte Dessauer hat das Philanthropin, woran ich stehe, noch nicht aufgehoben. -- da mich meine sieche Fuszähe nicht nach Hof lässet oder trägt.35
17 Jean Paul Briefe. I.
des Bleibens zu erſezen … Da man ſich leichter um als in eine Pfarre ſchreiben kan: ſo wird wol Ihre Feder ihr Sabbatsiahr feiern und vom Raffiniren ausruhen: allein andre Leute verbieten das. Die gelehrte Geſelſchaft wil zum Bau einer Monatsſchrift auch Ihre Hand anſprechen. Aber auch ohne den Wekker einer Miniaturſynode möcht’5 ich Sie zum Schreiben, wenn nicht fürs Publikum doch vorher fürs Pult und mich, aufgerüttelt haben.. Bekman beut Ihrer Bibliothek die ſeinige an. Da Ihnen die Hände einerlei ſein werden, in die Sie Ihren Beutel für Bücher ausleeren: ſo bitt’ ich, bevölkern Sie die[271] öden Hände und gönnen Sie ihm von Ihren Bücherlieferungen10 ½, ¼, , . Überkömt Sie das Bedürfnis eines Verlegers: ſo werden Sie mit Vortheil den Verleger Lübek gegen dieſen umtauſchen. [Bekman] drukt nicht nur allen Teufel ſondern auch ſogar Arbeiten des Teufels.
Ihr Brief ſiecht auſſer [an] der Kürze auch noch an dem Fehler,15 daß er nicht — zu leſen iſt: ich dachte anfangs, Sie hätten in Sym- pathetiſche Dinte eingetunkt und hielt ihn ans Feuer, damit die Buchſtaben hervorkämen; aber ſtat der Buchſtaben wurde nichts ſchwarz als das Papier. Der Himmel gebe, daß Ihre gelbe Dinte ſo viele Protokolle und andre Banknoten ſchreibt, bis ſo viel erſchrieben20 iſt, daß eine ſchwarze geholt wird: blos Ihrer Exzerpten und Manu- ſkripte wegen, wovon ich die erſteren bei Ihrem Leben leſen und die andern nach Ihrem Tode ediren wil. — Wenn Sie ein Buch begehren, das mein ganzes philoſophiſches Gebäude umgebauet hat und deſſen Tiefſin und Behauptungen gleich ſelten ſind: ſo kaufen Sie... Die25 Berliner fuhren zwar aus ihren Hundshütten heraus und in des beſagten Philoſophen Beine hinein: aber Sie wiſſen ſchon, daß Hunds- gebelle eben ſo gut einen Gaſt als einen Dieb anſagt und eben ſowol den Überbringer dieſes Briefs anmelden kan als — im Monat März den Schreiber deſſelben, Ihren ꝛc.30
248. An Chriſtian Otto.
[Kopie][Töpen, 21. März 1789]
Der alte Deſſauer hat das Philanthropin, woran ich ſtehe, noch nicht aufgehoben. — da mich meine ſieche Fuszähe nicht nach Hof läſſet oder trägt.35
17 Jean Paul Briefe. I.
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><p><pbfacs="#f0282"n="257"/>
des Bleibens zu erſezen … Da man ſich leichter <hirendition="#g">um</hi> als <hirendition="#g">in</hi> eine Pfarre<lb/>ſchreiben kan: ſo wird wol Ihre Feder ihr Sabbatsiahr feiern und<lb/>
vom Raffiniren ausruhen: allein andre Leute verbieten das. Die<lb/>
gelehrte Geſelſchaft wil zum Bau einer Monatsſchrift auch Ihre Hand<lb/>
anſprechen. Aber auch ohne den Wekker einer Miniaturſynode möcht’<lbn="5"/>
ich Sie zum Schreiben, wenn nicht fürs Publikum doch vorher fürs<lb/>
Pult und mich, aufgerüttelt haben.. Bekman beut Ihrer Bibliothek<lb/>
die ſeinige an. Da Ihnen die Hände einerlei ſein werden, in die Sie<lb/>
Ihren Beutel für Bücher ausleeren: ſo bitt’ ich, bevölkern Sie die<noteplace="right"><reftarget="1922_Bd#_271">[271]</ref></note><lb/>
öden Hände und gönnen Sie ihm von Ihren Bücherlieferungen<lbn="10"/>
½, ¼, <formulanotation="TeX">\nicefrac {1}{16}</formula>, <formulanotation="TeX">\nicefrac {1}{100}</formula>. Überkömt Sie das Bedürfnis eines Verlegers: ſo<lb/>
werden Sie mit Vortheil den Verleger Lübek gegen dieſen umtauſchen.<lb/><metamark>[</metamark>Bekman<metamark>]</metamark> drukt nicht nur allen Teufel ſondern auch ſogar Arbeiten<lb/>
des Teufels.</p><lb/><p>Ihr Brief ſiecht auſſer <metamark>[</metamark>an<metamark>]</metamark> der Kürze auch noch an dem Fehler,<lbn="15"/>
daß er nicht — zu leſen iſt: ich dachte anfangs, Sie hätten in Sym-<lb/>
pathetiſche Dinte eingetunkt und hielt ihn ans Feuer, damit die<lb/>
Buchſtaben hervorkämen; aber ſtat der Buchſtaben wurde nichts<lb/>ſchwarz als das Papier. Der Himmel gebe, daß Ihre gelbe Dinte ſo<lb/>
viele Protokolle und andre Banknoten ſchreibt, bis ſo viel erſchrieben<lbn="20"/>
iſt, daß eine ſchwarze geholt wird: blos Ihrer Exzerpten und Manu-<lb/>ſkripte wegen, wovon ich die erſteren bei Ihrem Leben leſen und die<lb/>
andern nach Ihrem Tode ediren wil. — Wenn Sie ein Buch begehren,<lb/>
das mein ganzes philoſophiſches Gebäude umgebauet hat und deſſen<lb/>
Tiefſin und Behauptungen gleich ſelten ſind: ſo kaufen Sie... Die<lbn="25"/>
Berliner fuhren zwar aus ihren Hundshütten heraus und in des<lb/>
beſagten Philoſophen Beine hinein: aber Sie wiſſen ſchon, daß Hunds-<lb/>
gebelle eben ſo gut einen Gaſt als einen Dieb anſagt und eben ſowol<lb/>
den Überbringer dieſes Briefs anmelden kan als — im Monat März<lb/>
den Schreiber deſſelben, Ihren ꝛc.<lbn="30"/></p></div><lb/><divtype="letter"n="1"><head>248. An <hirendition="#g">Chriſtian Otto.</hi></head><lb/><notetype="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note><dateline><hirendition="#right"><metamark>[</metamark>Töpen, 21. März 1789<metamark>]</metamark></hi></dateline><lb/><p>Der alte Deſſauer hat das Philanthropin, woran ich ſtehe, noch<lb/>
nicht aufgehoben. — da mich meine ſieche Fuszähe nicht nach Hof läſſet<lb/>
oder trägt.<lbn="35"/></p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">17 Jean Paul Briefe. <hirendition="#aq">I.</hi></fw><lb/></body></text></TEI>
[257/0282]
des Bleibens zu erſezen … Da man ſich leichter um als in eine Pfarre
ſchreiben kan: ſo wird wol Ihre Feder ihr Sabbatsiahr feiern und
vom Raffiniren ausruhen: allein andre Leute verbieten das. Die
gelehrte Geſelſchaft wil zum Bau einer Monatsſchrift auch Ihre Hand
anſprechen. Aber auch ohne den Wekker einer Miniaturſynode möcht’ 5
ich Sie zum Schreiben, wenn nicht fürs Publikum doch vorher fürs
Pult und mich, aufgerüttelt haben.. Bekman beut Ihrer Bibliothek
die ſeinige an. Da Ihnen die Hände einerlei ſein werden, in die Sie
Ihren Beutel für Bücher ausleeren: ſo bitt’ ich, bevölkern Sie die
öden Hände und gönnen Sie ihm von Ihren Bücherlieferungen 10
½, ¼, [FORMEL], [FORMEL]. Überkömt Sie das Bedürfnis eines Verlegers: ſo
werden Sie mit Vortheil den Verleger Lübek gegen dieſen umtauſchen.
[Bekman] drukt nicht nur allen Teufel ſondern auch ſogar Arbeiten
des Teufels.
[271]
Ihr Brief ſiecht auſſer [an] der Kürze auch noch an dem Fehler, 15
daß er nicht — zu leſen iſt: ich dachte anfangs, Sie hätten in Sym-
pathetiſche Dinte eingetunkt und hielt ihn ans Feuer, damit die
Buchſtaben hervorkämen; aber ſtat der Buchſtaben wurde nichts
ſchwarz als das Papier. Der Himmel gebe, daß Ihre gelbe Dinte ſo
viele Protokolle und andre Banknoten ſchreibt, bis ſo viel erſchrieben 20
iſt, daß eine ſchwarze geholt wird: blos Ihrer Exzerpten und Manu-
ſkripte wegen, wovon ich die erſteren bei Ihrem Leben leſen und die
andern nach Ihrem Tode ediren wil. — Wenn Sie ein Buch begehren,
das mein ganzes philoſophiſches Gebäude umgebauet hat und deſſen
Tiefſin und Behauptungen gleich ſelten ſind: ſo kaufen Sie... Die 25
Berliner fuhren zwar aus ihren Hundshütten heraus und in des
beſagten Philoſophen Beine hinein: aber Sie wiſſen ſchon, daß Hunds-
gebelle eben ſo gut einen Gaſt als einen Dieb anſagt und eben ſowol
den Überbringer dieſes Briefs anmelden kan als — im Monat März
den Schreiber deſſelben, Ihren ꝛc. 30
248. An Chriſtian Otto.
[Töpen, 21. März 1789]
Der alte Deſſauer hat das Philanthropin, woran ich ſtehe, noch
nicht aufgehoben. — da mich meine ſieche Fuszähe nicht nach Hof läſſet
oder trägt. 35
17 Jean Paul Briefe. I.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 257. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/282>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.