Tölners teologische Untersuchungen der zweite Band -- dürft' ich mir's von Denenselben ungebunden ausbitten, wenn es noch nicht gebunden wäre
Spalding vom Wert der Gefüle im Christentum
Die zweite Abteilung von Jerusalems Briefen über die mosaischen5 Schriften
Usong von Haller
den Chrysal.
Ich würde nicht so frei gewesen sein, und Dieselben sobald wieder um andere Bücher gebeten haben, da ich selbst noch etliche noch nicht10 zurükgegeben, wenn ich nicht von H. Aktuar Vogel gehört hätte, daß Dieselben so gütig gewesen wären, zu meinen Übungen im Denken Anmerkungen zu machen. Wie erfreut war ich, von Denenselben eine so un[verhofte?] Güte zu geniessen. Es [war] viel Güte [von] Denen- selben, diese Sachen nur zu lesen; aber es ists noch mer, daß Dieselben15 sie sogar verbessern. Ich erwarte Dero [Anmerkungen], die [ich] mir ehestens [?] gehorsamst ausbitte, mit der grösten Ungeduld [und] mit der Freude, die [ich] schon zum voraus empfinde, wenn ich ein gutes Buch erwarte. Die übrigen Bücher werde ich selbst nächstens Denen- selben übermachen.20
6. An Rektor Werner in Schwarzenbach.
[Konzept][Leipzig, Ende Mai 1781]
Ich bin gesund in Leipzig angelangt. Die Stad ist schön; wenn man eine Stad schön nennet, die grosse Häusser und lange Gassen hat -- für mich ist sie noch einförmig. Und die herliche Gegend -- die Sie mir25 versprachen -- die find' ich um Leipzig herum nicht. Überal ein ewiges Einerlei -- keine Täler und Hügel -- völlig entblöst von dem Reize, der mir die Gegend, wo Sie noch wonen, sonst so angenem machte. In vielen Sachen ist's so hier, wie Sie mir vorausgesagt haben -- in andern aber ist's anders. Für 18 Pfennige kan ich zu Mittage essen.30 Ferner: Beim Rektor Klodius hab' ich die Inskripzion ganz geschenkt [7]bekommen -- und eben so die Kollegien. Für mein schönes Zimmer brauch' ich nur 16 rtl. zu zahlen -- aber dafür mus ich zu Meszeiten allemal ausziehen. Auch die Studenten -- die gemeinen Leute sind so höflich, so polirt, wie Sie mir gesagt haben. Allein in folgendem35
Tölners teologiſche Unterſuchungen der zweite Band — dürft’ ich mir’s von Denenſelben ungebunden ausbitten, wenn es noch nicht gebunden wäre
Spalding vom Wert der Gefüle im Chriſtentum
Die zweite Abteilung von Jeruſalems Briefen über die moſaiſchen5 Schriften
Uſong von Haller
den Chryſal.
Ich würde nicht ſo frei geweſen ſein, und Dieſelben ſobald wieder um andere Bücher gebeten haben, da ich ſelbſt noch etliche noch nicht10 zurükgegeben, wenn ich nicht von H. Aktuar Vogel gehört hätte, daß Dieſelben ſo gütig geweſen wären, zu meinen Übungen im Denken Anmerkungen zu machen. Wie erfreut war ich, von Denenſelben eine ſo un[verhofte?] Güte zu genieſſen. Es [war] viel Güte [von] Denen- ſelben, dieſe Sachen nur zu leſen; aber es iſts noch mer, daß Dieſelben15 ſie ſogar verbeſſern. Ich erwarte Dero [Anmerkungen], die [ich] mir eheſtens [?] gehorſamſt ausbitte, mit der gröſten Ungeduld [und] mit der Freude, die [ich] ſchon zum voraus empfinde, wenn ich ein gutes Buch erwarte. Die übrigen Bücher werde ich ſelbſt nächſtens Denen- ſelben übermachen.20
6. An Rektor Werner in Schwarzenbach.
[Konzept][Leipzig, Ende Mai 1781]
Ich bin geſund in Leipzig angelangt. Die Stad iſt ſchön; wenn man eine Stad ſchön nennet, die groſſe Häuſſer und lange Gaſſen hat — für mich iſt ſie noch einförmig. Und die herliche Gegend — die Sie mir25 verſprachen — die find’ ich um Leipzig herum nicht. Überal ein ewiges Einerlei — keine Täler und Hügel — völlig entblöſt von dem Reize, der mir die Gegend, wo Sie noch wonen, ſonſt ſo angenem machte. In vielen Sachen iſt’s ſo hier, wie Sie mir vorausgeſagt haben — in andern aber iſt’s anders. Für 18 Pfennige kan ich zu Mittage eſſen.30 Ferner: Beim Rektor Klodius hab’ ich die Inſkripzion ganz geſchenkt [7]bekommen — und eben ſo die Kollegien. Für mein ſchönes Zimmer brauch’ ich nur 16 rtl. zu zahlen — aber dafür mus ich zu Meszeiten allemal ausziehen. Auch die Studenten — die gemeinen Leute ſind ſo höflich, ſo polirt, wie Sie mir geſagt haben. Allein in folgendem35
<TEI><text><body><divtype="letter"n="1"><list><pbfacs="#f0028"n="6"/><item>Tölners teologiſche Unterſuchungen der zweite Band — dürft’ ich<lb/>
mir’s von Denenſelben ungebunden ausbitten, wenn es noch<lb/>
nicht gebunden wäre</item><lb/><item>Spalding vom Wert der Gefüle im Chriſtentum</item><lb/><item>Die zweite Abteilung von Jeruſalems Briefen über die moſaiſchen<lbn="5"/>
Schriften</item><lb/><item>Uſong von Haller</item><lb/><item>den Chryſal.</item></list><lb/><p>Ich würde nicht ſo frei geweſen ſein, und Dieſelben ſobald wieder<lb/>
um andere Bücher gebeten haben, da ich ſelbſt noch etliche noch nicht<lbn="10"/>
zurükgegeben, wenn ich nicht von H. Aktuar Vogel gehört hätte, daß<lb/>
Dieſelben ſo gütig geweſen wären, zu meinen Übungen im Denken<lb/>
Anmerkungen zu machen. Wie erfreut war ich, von Denenſelben eine<lb/>ſo un<metamark>[</metamark>verhofte?<metamark>]</metamark> Güte zu genieſſen. Es <metamark>[</metamark>war<metamark>]</metamark> viel Güte <metamark>[</metamark>von<metamark>]</metamark> Denen-<lb/>ſelben, dieſe Sachen nur zu leſen; aber es iſts noch mer, daß Dieſelben<lbn="15"/>ſie ſogar verbeſſern. Ich erwarte Dero <metamark>[</metamark>Anmerkungen<metamark>]</metamark>, die <metamark>[</metamark>ich<metamark>]</metamark> mir<lb/>
eheſtens <metamark>[?]</metamark> gehorſamſt ausbitte, mit der gröſten Ungeduld <metamark>[</metamark>und<metamark>]</metamark> mit<lb/>
der Freude, die <metamark>[</metamark>ich<metamark>]</metamark>ſchon zum voraus empfinde, wenn ich ein gutes<lb/>
Buch erwarte. Die übrigen Bücher werde ich ſelbſt nächſtens Denen-<lb/>ſelben übermachen.<lbn="20"/></p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divtype="letter"n="1"><head>6. An <hirendition="#g">Rektor Werner in Schwarzenbach.</hi></head><lb/><notetype="editorial"><metamark>[</metamark>Konzept<metamark>]</metamark></note><dateline><hirendition="#right"><metamark>[</metamark>Leipzig, Ende Mai 1781<metamark>]</metamark></hi></dateline><lb/><p>Ich bin geſund in Leipzig angelangt. Die Stad iſt ſchön; wenn man<lb/>
eine Stad ſchön nennet, die groſſe Häuſſer und lange Gaſſen hat — für<lb/>
mich iſt ſie noch einförmig. Und die herliche Gegend — die Sie mir<lbn="25"/>
verſprachen — die find’ ich um Leipzig herum nicht. Überal ein ewiges<lb/>
Einerlei — keine Täler und Hügel — völlig entblöſt von dem Reize,<lb/>
der mir die Gegend, wo Sie noch wonen, ſonſt ſo angenem machte. In<lb/>
vielen Sachen iſt’s ſo hier, wie Sie mir vorausgeſagt haben — in<lb/>
andern aber iſt’s anders. Für 18 Pfennige kan ich zu Mittage eſſen.<lbn="30"/>
Ferner: Beim Rektor Klodius hab’ ich die Inſkripzion ganz geſchenkt<lb/><noteplace="left"><reftarget="1922_Bd#_7">[7]</ref></note>bekommen — und eben ſo die Kollegien. Für mein ſchönes Zimmer<lb/>
brauch’ ich nur 16 rtl. zu zahlen — aber dafür mus ich zu Meszeiten<lb/>
allemal ausziehen. Auch die Studenten — die gemeinen Leute ſind ſo<lb/>
höflich, ſo polirt, wie Sie mir geſagt haben. Allein in folgendem<lbn="35"/><lb/></p></div></body></text></TEI>
[6/0028]
Tölners teologiſche Unterſuchungen der zweite Band — dürft’ ich
mir’s von Denenſelben ungebunden ausbitten, wenn es noch
nicht gebunden wäre
Spalding vom Wert der Gefüle im Chriſtentum
Die zweite Abteilung von Jeruſalems Briefen über die moſaiſchen 5
Schriften
Uſong von Haller
den Chryſal.
Ich würde nicht ſo frei geweſen ſein, und Dieſelben ſobald wieder
um andere Bücher gebeten haben, da ich ſelbſt noch etliche noch nicht 10
zurükgegeben, wenn ich nicht von H. Aktuar Vogel gehört hätte, daß
Dieſelben ſo gütig geweſen wären, zu meinen Übungen im Denken
Anmerkungen zu machen. Wie erfreut war ich, von Denenſelben eine
ſo un[verhofte?] Güte zu genieſſen. Es [war] viel Güte [von] Denen-
ſelben, dieſe Sachen nur zu leſen; aber es iſts noch mer, daß Dieſelben 15
ſie ſogar verbeſſern. Ich erwarte Dero [Anmerkungen], die [ich] mir
eheſtens [?] gehorſamſt ausbitte, mit der gröſten Ungeduld [und] mit
der Freude, die [ich] ſchon zum voraus empfinde, wenn ich ein gutes
Buch erwarte. Die übrigen Bücher werde ich ſelbſt nächſtens Denen-
ſelben übermachen. 20
6. An Rektor Werner in Schwarzenbach.
[Leipzig, Ende Mai 1781]
Ich bin geſund in Leipzig angelangt. Die Stad iſt ſchön; wenn man
eine Stad ſchön nennet, die groſſe Häuſſer und lange Gaſſen hat — für
mich iſt ſie noch einförmig. Und die herliche Gegend — die Sie mir 25
verſprachen — die find’ ich um Leipzig herum nicht. Überal ein ewiges
Einerlei — keine Täler und Hügel — völlig entblöſt von dem Reize,
der mir die Gegend, wo Sie noch wonen, ſonſt ſo angenem machte. In
vielen Sachen iſt’s ſo hier, wie Sie mir vorausgeſagt haben — in
andern aber iſt’s anders. Für 18 Pfennige kan ich zu Mittage eſſen. 30
Ferner: Beim Rektor Klodius hab’ ich die Inſkripzion ganz geſchenkt
bekommen — und eben ſo die Kollegien. Für mein ſchönes Zimmer
brauch’ ich nur 16 rtl. zu zahlen — aber dafür mus ich zu Meszeiten
allemal ausziehen. Auch die Studenten — die gemeinen Leute ſind ſo
höflich, ſo polirt, wie Sie mir geſagt haben. Allein in folgendem 35
[7]
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/28>, abgerufen am 04.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.