zeihende und helfende Humanität. Ich bin mit der freudigen und liebenden Hochachtung, die man dem Wolthäter seines Kopfes und Herzens zolt, warlich mehr als
Ew. Magnifizenz gehorsamster Diener5 Richter
[Adr.] Des Herrn Generalsuperintendent Herder etc. in Weimar. Frei.
234. An Hermann in Göttingen.
[Kopie][Töpen, 2. Nov. 1788]10
Du bist auf der 3ten Region und siehest nach der aufgehenden Sonne der Kentnisse, ich bin in der waldigten und habe Essen und Dumheit genug. -- Wie man in Wien aus kezerischen Büchern kezerische Blätter ausbrent: so lass' ich ihn mit Auslassung des Kezerischen deine Briefe[263] hören. -- Summe von 2100 fl. ein Nenner, von dem du ein Zählergen15 erhältst -- male einem Tantalus keine Küchenstükke vor und beuge lieber den Fruchtast nieder, damit ich etwas erhasche -- dein Durchfal, worin du [die] lezten höfischen Reliquien von dir warfest -- der Ton in deinem Briefe verhält sich zu deinem in Hof wie der Ton der Harmo- nika wenn man sie spielt zu dem wenn man sie läutet oder rüttelt --20 trenne dich mit den Gedanken von der Erde, worauf du wohnst und sie wird dir wie einem Mondbewohner schimmernd scheinen und nicht drekkig -- ich schreibe nachlässig mit der Feder und dem Kopfe.
235. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Theuerster Herr Pfarrer
25
Ich könte diesen Brief in 3 Worte fassen: aber in 300 ists besser; Lange machts in seinem geistlichen Recht, welches Sie nebst meiner närrischen Wenigkeit noch vor dem Abzuge nach Arzberg sehen sollen, auch so, ob er gleich in den Sachen vortreflich ist.
Wenn der h. Antonius den Fischen und Dominikus den Eseln30 predigte: so werden Sie in Arzberg diese Heilige in 1 Person vereinen und glüklich sein, wenn der Kaplan zu den leztern und der Super- intendent zu den erstern Thieren gehört. Trogenprediger glaubt das
zeihende und helfende Humanität. Ich bin mit der freudigen und liebenden Hochachtung, die man dem Wolthäter ſeines Kopfes und Herzens zolt, warlich mehr als
Ew. Magnifizenz gehorſamſter Diener5 Richter
[Adr.] Des Herrn Generalſuperintendent Herder ꝛc. in Weimar. Frei.
234. An Hermann in Göttingen.
[Kopie][Töpen, 2. Nov. 1788]10
Du biſt auf der 3ten Region und ſieheſt nach der aufgehenden Sonne der Kentniſſe, ich bin in der waldigten und habe Eſſen und Dumheit genug. — Wie man in Wien aus kezeriſchen Büchern kezeriſche Blätter ausbrent: ſo laſſ’ ich ihn mit Auslaſſung des Kezeriſchen deine Briefe[263] hören. — Summe von 2100 fl. ein Nenner, von dem du ein Zählergen15 erhältſt — male einem Tantalus keine Küchenſtükke vor und beuge lieber den Fruchtaſt nieder, damit ich etwas erhaſche — dein Durchfal, worin du [die] lezten höfiſchen Reliquien von dir warfeſt — der Ton in deinem Briefe verhält ſich zu deinem in Hof wie der Ton der Harmo- nika wenn man ſie ſpielt zu dem wenn man ſie läutet oder rüttelt —20 trenne dich mit den Gedanken von der Erde, worauf du wohnſt und ſie wird dir wie einem Mondbewohner ſchimmernd ſcheinen und nicht drekkig — ich ſchreibe nachläſſig mit der Feder und dem Kopfe.
235. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Theuerſter Herr Pfarrer
25
Ich könte dieſen Brief in 3 Worte faſſen: aber in 300 iſts beſſer; Lange machts in ſeinem geiſtlichen Recht, welches Sie nebſt meiner närriſchen Wenigkeit noch vor dem Abzuge nach Arzberg ſehen ſollen, auch ſo, ob er gleich in den Sachen vortreflich iſt.
Wenn der h. Antonius den Fiſchen und Dominikus den Eſeln30 predigte: ſo werden Sie in Arzberg dieſe Heilige in 1 Perſon vereinen und glüklich ſein, wenn der Kaplan zu den leztern und der Super- intendent zu den erſtern Thieren gehört. Trogenprediger glaubt das
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zeihende und helfende Humanität. Ich bin mit der freudigen und
liebenden Hochachtung, die man dem Wolthäter ſeines Kopfes und
Herzens zolt, warlich mehr als
Ew. Magnifizenz
gehorſamſter Diener 5
Richter
[Adr.] Des Herrn Generalſuperintendent Herder ꝛc. in Weimar.
Frei.
234. An Hermann in Göttingen.
[Töpen, 2. Nov. 1788] 10
Du biſt auf der 3ten Region und ſieheſt nach der aufgehenden Sonne
der Kentniſſe, ich bin in der waldigten und habe Eſſen und Dumheit
genug. — Wie man in Wien aus kezeriſchen Büchern kezeriſche Blätter
ausbrent: ſo laſſ’ ich ihn mit Auslaſſung des Kezeriſchen deine Briefe
hören. — Summe von 2100 fl. ein Nenner, von dem du ein Zählergen 15
erhältſt — male einem Tantalus keine Küchenſtükke vor und beuge
lieber den Fruchtaſt nieder, damit ich etwas erhaſche — dein Durchfal,
worin du [die] lezten höfiſchen Reliquien von dir warfeſt — der Ton
in deinem Briefe verhält ſich zu deinem in Hof wie der Ton der Harmo-
nika wenn man ſie ſpielt zu dem wenn man ſie läutet oder rüttelt — 20
trenne dich mit den Gedanken von der Erde, worauf du wohnſt und
ſie wird dir wie einem Mondbewohner ſchimmernd ſcheinen und nicht
drekkig — ich ſchreibe nachläſſig mit der Feder und dem Kopfe.
[263]
235. An Pfarrer Vogel in Rehau.
Theuerſter Herr Pfarrer 25
Ich könte dieſen Brief in 3 Worte faſſen: aber in 300 iſts beſſer;
Lange machts in ſeinem geiſtlichen Recht, welches Sie nebſt meiner
närriſchen Wenigkeit noch vor dem Abzuge nach Arzberg ſehen ſollen,
auch ſo, ob er gleich in den Sachen vortreflich iſt.
Wenn der h. Antonius den Fiſchen und Dominikus den Eſeln 30
predigte: ſo werden Sie in Arzberg dieſe Heilige in 1 Perſon vereinen
und glüklich ſein, wenn der Kaplan zu den leztern und der Super-
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/274>, abgerufen am 25.07.2024.
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