Zieh daraus eine Folge. Da seine [Ottos] Brüder die Unter- stüzung errathen müssen, weil sie sich für deine Seitenlehnen halten -- da er dir iede dankbare Abhängigkeit als die von ihm er-5 sparen wil -- da er sich und dir deine Unterstüzung erschwert: so schrieb ich etc. daß der medizinische Sieg deiner Kentnisse über ihre Bekantschaft etc. zweifelhaft sei. Und da nur die triumphiren durften, die eine gewisse Zahl getödtet zu haben beschwören konten: so trium- phirst du nicht. -- Zu ihrer Freude über deinen Zugang zu Delius10 geselte sich eine wünschende Hofnung, daß seine Tochter deinen Zugang nicht erlauben sondern verdienen möchte. Unterstreiche das Wort Tochter.... Zu andern mus man sagen: sei was du scheinst; zu dir: scheine was du bist. Erdulde noch einmal wie ein Man das Alpdrükken des Schiksals: es wird dich einmal iemand bei Namen nennen, du15 wirst die Augen aufschlagen und stat der quetschenden Gespenster die Sonne erblikken -- Frage deine leisern Empfindungen, ob nicht eine[259] Rache für die O[ttoische] Verzögerung die Stimme zum Einfal des Davonlaufens mit giebt...Die gebratne Taube einer Erbschaft flog ihm [?] in den Mund..... Tridrama: Streit des Erzengels Michael20 mit den Teufeln um den Leichnam des Heerführers Moses... Es sol mich der T. todt oder lebendig holen, wenn mich nicht gereut ein Wort zu seiner Vertheidigung gesagt zu haben, nicht weil ich über- zeugt bin sondern weil ich Sie nicht überzeugt und nicht beweisen konte, daß 2 · 2 = 4 ist.25
227. An Christian Otto.
[Kopie][Töpen, 25. Juli 1788. Freitag]
Denn den Sontag geh' ich und der Merkur nach Rehau. Was den Protektor von der Vogelwiese anlangt: so ist es auch seine Pflicht, ob er gleich wie ein Planet ein Jahr lang regieret und mithin vermöge30 eines erwiesenen Regale wenig und langsam lesen kan -- das[mal] eine Ausnahme zu machen und dem schnellen Hirschen nachzuahmen, den er essen wil.
Da meine Mutter auf den Zettel d[er] Subsidiengeld[er] d[en] Post[en] v[om] heu[tigen] Jakobi zu sezen vergessen: so thu' du es.35
226. An Herman in Erlangen.
[Kopie][Töpen, 20. Juli 1788]
Zieh daraus eine Folge. Da ſeine [Ottos] Brüder die Unter- ſtüzung errathen müſſen, weil ſie ſich für deine Seitenlehnen halten — da er dir iede dankbare Abhängigkeit als die von ihm er-5 ſparen wil — da er ſich und dir deine Unterſtüzung erſchwert: ſo ſchrieb ich ꝛc. daß der mediziniſche Sieg deiner Kentniſſe über ihre Bekantſchaft ꝛc. zweifelhaft ſei. Und da nur die triumphiren durften, die eine gewiſſe Zahl getödtet zu haben beſchwören konten: ſo trium- phirſt du nicht. — Zu ihrer Freude über deinen Zugang zu Delius10 geſelte ſich eine wünſchende Hofnung, daß ſeine Tochter deinen Zugang nicht erlauben ſondern verdienen möchte. Unterſtreiche das Wort Tochter.... Zu andern mus man ſagen: ſei was du ſcheinſt; zu dir: ſcheine was du biſt. Erdulde noch einmal wie ein Man das Alpdrükken des Schikſals: es wird dich einmal iemand bei Namen nennen, du15 wirſt die Augen aufſchlagen und ſtat der quetſchenden Geſpenſter die Sonne erblikken — Frage deine leiſern Empfindungen, ob nicht eine[259] Rache für die O[ttoiſche] Verzögerung die Stimme zum Einfal des Davonlaufens mit giebt...Die gebratne Taube einer Erbſchaft flog ihm [?] in den Mund..... Tridrama: Streit des Erzengels Michael20 mit den Teufeln um den Leichnam des Heerführers Moſes... Es ſol mich der T. todt oder lebendig holen, wenn mich nicht gereut ein Wort zu ſeiner Vertheidigung geſagt zu haben, nicht weil ich über- zeugt bin ſondern weil ich Sie nicht überzeugt und nicht beweiſen konte, daß 2 · 2 = 4 iſt.25
227. An Chriſtian Otto.
[Kopie][Töpen, 25. Juli 1788. Freitag]
Denn den Sontag geh’ ich und der Merkur nach Rehau. Was den Protektor von der Vogelwieſe anlangt: ſo iſt es auch ſeine Pflicht, ob er gleich wie ein Planet ein Jahr lang regieret und mithin vermöge30 eines erwieſenen Regale wenig und langſam leſen kan — das[mal] eine Ausnahme zu machen und dem ſchnellen Hirſchen nachzuahmen, den er eſſen wil.
Da meine Mutter auf den Zettel d[er] Subſidiengeld[er] d[en] Poſt[en] v[om] heu[tigen] Jakobi zu ſezen vergeſſen: ſo thu’ du es.35
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226. An Herman in Erlangen.
[Töpen, 20. Juli 1788]
Zieh daraus eine Folge. Da ſeine [Ottos] Brüder die Unter-
ſtüzung errathen müſſen, weil ſie ſich für deine Seitenlehnen
halten — da er dir iede dankbare Abhängigkeit als die von ihm er- 5
ſparen wil — da er ſich und dir deine Unterſtüzung erſchwert: ſo
ſchrieb ich ꝛc. daß der mediziniſche Sieg deiner Kentniſſe über ihre
Bekantſchaft ꝛc. zweifelhaft ſei. Und da nur die triumphiren durften,
die eine gewiſſe Zahl getödtet zu haben beſchwören konten: ſo trium-
phirſt du nicht. — Zu ihrer Freude über deinen Zugang zu Delius 10
geſelte ſich eine wünſchende Hofnung, daß ſeine Tochter deinen Zugang
nicht erlauben ſondern verdienen möchte. Unterſtreiche das Wort
Tochter.... Zu andern mus man ſagen: ſei was du ſcheinſt; zu dir:
ſcheine was du biſt. Erdulde noch einmal wie ein Man das Alpdrükken
des Schikſals: es wird dich einmal iemand bei Namen nennen, du 15
wirſt die Augen aufſchlagen und ſtat der quetſchenden Geſpenſter die
Sonne erblikken — Frage deine leiſern Empfindungen, ob nicht eine
Rache für die O[ttoiſche] Verzögerung die Stimme zum Einfal des
Davonlaufens mit giebt...Die gebratne Taube einer Erbſchaft flog
ihm [?] in den Mund..... Tridrama: Streit des Erzengels Michael 20
mit den Teufeln um den Leichnam des Heerführers Moſes... Es ſol
mich der T. todt oder lebendig holen, wenn mich nicht gereut ein
Wort zu ſeiner Vertheidigung geſagt zu haben, nicht weil ich über-
zeugt bin ſondern weil ich Sie nicht überzeugt und nicht beweiſen
konte, daß 2 · 2 = 4 iſt. 25
[259]
227. An Chriſtian Otto.
[Töpen, 25. Juli 1788. Freitag]
Denn den Sontag geh’ ich und der Merkur nach Rehau. Was den
Protektor von der Vogelwieſe anlangt: ſo iſt es auch ſeine Pflicht, ob
er gleich wie ein Planet ein Jahr lang regieret und mithin vermöge 30
eines erwieſenen Regale wenig und langſam leſen kan — das[mal]
eine Ausnahme zu machen und dem ſchnellen Hirſchen nachzuahmen,
den er eſſen wil.
Da meine Mutter auf den Zettel d[er] Subſidiengeld[er] d[en]
Poſt[en] v[om] heu[tigen] Jakobi zu ſezen vergeſſen: ſo thu’ du es. 35
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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
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Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/270>, abgerufen am 25.07.2024.
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