die Niedrigkeit des Werkzeugs benimt dem Adel des Geschäfts nichts. Der Dünger verunstaltet den Duft und den Puz der Blume nicht, die an ihm saugt. Noch mehr (Sie werden sagen nichts mehr) der Kaffee z. B. oder der Wein hebt weniger die Seele als er blos den Wider- stand der Materie entkräftet, der sie niedergezogen hatte: er beflügelt5 sie nicht, sondern befreiet sie nur, und schnallet ihr nicht sowol wächserne Schwungfedern an als [er] an den ihrigen den bindenden Faden durch- schneidet. Wenn Sie mich widerlegen: so widerlegen Sie auch sich; denn diese meine Meinung machen Sie auch in Ihren alten Briefen an mich zur Ihrigen. Ich gieng neulich Ihre dikke Brieftasche an mich mit10 wahrem Vergnügen durch, machen Sie einen Extrakt daraus, so haben Sie [den] 3ten Theil Ihrer Raffinerien. Sie solten nicht ganz aus der Autoren-Zunft springen, und was machen ...
5) La continuation des Lettres de M. Vogel, pasteur de Rehau.
Hier folget noch eine Einladung. Die Gelehrten sezen so lange [in15 die] Bücherlotterie, bis sie selbst eine veranstalten. Leben Sie wol, der Sie nirgends als auf der Kanzel predigen.
208. An Trogenprediger Müller.
[Kopie][Töpen, Anfang 1788]
Da Sie den Raum weniger verschwenden können als [ein] Advokat,20 dessen Hand auf einer fuga vacui ist: so könten Sie einigen durch die [248]Verwandlung der Noten in Par[enthesen] erkargen --. Diese Stärke gebietet und arbeitet in seiner Phantasie, die Bilder auf Bilder schlichtet -- nimt das politische und höfliche Joch nicht auf -- Alle despotische Nazionen sind Knechte der Höflichkeit: daher sinds die25 Britten nicht -- Weniger Geburt als Verdienst ordnet den Rang und die abstehenden Stände berühren einander durch Ehe und Umgang -- Er liebt die grosse Natur in seinen Parks und erträgt die niedere in seinen Komödien -- Seine Grosmuth gestehen sogar die, die er überfället und ausleert -- Seine Leidenschaften zugegraben, aus30 d[enen] ein Funke ein Gewitter macht .... Aber warum krizle ich seinen Karakter? Shakesp[eare] hat ihn ia gemalet. -- kan diesem Haufen eher etwas rauben als zollen -- Dies sind meine Noten, für die Sie mir danken, wenn Sie mir sie verzeihen.
die Niedrigkeit des Werkzeugs benimt dem Adel des Geſchäfts nichts. Der Dünger verunſtaltet den Duft und den Puz der Blume nicht, die an ihm ſaugt. Noch mehr (Sie werden ſagen nichts mehr) der Kaffee z. B. oder der Wein hebt weniger die Seele als er blos den Wider- ſtand der Materie entkräftet, der ſie niedergezogen hatte: er beflügelt5 ſie nicht, ſondern befreiet ſie nur, und ſchnallet ihr nicht ſowol wächſerne Schwungfedern an als [er] an den ihrigen den bindenden Faden durch- ſchneidet. Wenn Sie mich widerlegen: ſo widerlegen Sie auch ſich; denn dieſe meine Meinung machen Sie auch in Ihren alten Briefen an mich zur Ihrigen. Ich gieng neulich Ihre dikke Brieftaſche an mich mit10 wahrem Vergnügen durch, machen Sie einen Extrakt daraus, ſo haben Sie [den] 3ten Theil Ihrer Raffinerien. Sie ſolten nicht ganz aus der Autoren-Zunft ſpringen, und was machen …
5) La continuation des Lettres de M. Vogel, pasteur de Rehau.
Hier folget noch eine Einladung. Die Gelehrten ſezen ſo lange [in15 die] Bücherlotterie, bis ſie ſelbſt eine veranſtalten. Leben Sie wol, der Sie nirgends als auf der Kanzel predigen.
208. An Trogenprediger Müller.
[Kopie][Töpen, Anfang 1788]
Da Sie den Raum weniger verſchwenden können als [ein] Advokat,20 deſſen Hand auf einer fuga vacui iſt: ſo könten Sie einigen durch die [248]Verwandlung der Noten in Par[entheſen] erkargen —. Dieſe Stärke gebietet und arbeitet in ſeiner Phantaſie, die Bilder auf Bilder ſchlichtet — nimt das politiſche und höfliche Joch nicht auf — Alle deſpotiſche Nazionen ſind Knechte der Höflichkeit: daher ſinds die25 Britten nicht — Weniger Geburt als Verdienſt ordnet den Rang und die abſtehenden Stände berühren einander durch Ehe und Umgang — Er liebt die groſſe Natur in ſeinen Parks und erträgt die niedere in ſeinen Komödien — Seine Grosmuth geſtehen ſogar die, die er überfället und ausleert — Seine Leidenſchaften zugegraben, aus30 d[enen] ein Funke ein Gewitter macht .... Aber warum krizle ich ſeinen Karakter? Shakeſp[eare] hat ihn ia gemalet. — kan dieſem Haufen eher etwas rauben als zollen — Dies ſind meine Noten, für die Sie mir danken, wenn Sie mir ſie verzeihen.
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z. B. oder der Wein hebt weniger die Seele als er blos den Wider-
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ſie nicht, ſondern befreiet ſie nur, und ſchnallet ihr nicht ſowol wächſerne
Schwungfedern an als [er] an den ihrigen den bindenden Faden durch-
ſchneidet. Wenn Sie mich widerlegen: ſo widerlegen Sie auch ſich; denn
dieſe meine Meinung machen Sie auch in Ihren alten Briefen an
mich zur Ihrigen. Ich gieng neulich Ihre dikke Brieftaſche an mich mit 10
wahrem Vergnügen durch, machen Sie einen Extrakt daraus, ſo
haben Sie [den] 3ten Theil Ihrer Raffinerien. Sie ſolten nicht ganz
aus der Autoren-Zunft ſpringen, und was machen …
5) La continuation des Lettres de M. Vogel, pasteur de Rehau.
Hier folget noch eine Einladung. Die Gelehrten ſezen ſo lange [in 15
die] Bücherlotterie, bis ſie ſelbſt eine veranſtalten. Leben Sie wol, der
Sie nirgends als auf der Kanzel predigen.
208. An Trogenprediger Müller.
[Töpen, Anfang 1788]
Da Sie den Raum weniger verſchwenden können als [ein] Advokat, 20
deſſen Hand auf einer fuga vacui iſt: ſo könten Sie einigen durch die
Verwandlung der Noten in Par[entheſen] erkargen —. Dieſe
Stärke gebietet und arbeitet in ſeiner Phantaſie, die Bilder auf
Bilder ſchlichtet — nimt das politiſche und höfliche Joch nicht auf —
Alle deſpotiſche Nazionen ſind Knechte der Höflichkeit: daher ſinds die 25
Britten nicht — Weniger Geburt als Verdienſt ordnet den Rang und
die abſtehenden Stände berühren einander durch Ehe und Umgang —
Er liebt die groſſe Natur in ſeinen Parks und erträgt die niedere in
ſeinen Komödien — Seine Grosmuth geſtehen ſogar die, die er
überfället und ausleert — Seine Leidenſchaften zugegraben, aus 30
d[enen] ein Funke ein Gewitter macht .... Aber warum krizle ich
ſeinen Karakter? Shakeſp[eare] hat ihn ia gemalet. — kan dieſem
Haufen eher etwas rauben als zollen — Dies ſind meine Noten,
für die Sie mir danken, wenn Sie mir ſie verzeihen.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/259>, abgerufen am 25.07.2024.
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