Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.Trogenprediger ist nun vertrunken; und das Schlimste ist, daß Prükner Lebe wol lieber Oerthel. Der arme Franz ist mit der Krankheit in hohem Grade vergiftet,10 [Spaltenumbruch]
[Hof] den 20 August 86 [Sonntag]. [Spaltenumbruch]
Richter 182. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach. [Kopie][Hof, 23. Aug. 1786]um Ihnen im ersten Augenblikke des Gefühles zu melden, daß der15 Trogenprediger iſt nun vertrunken; und das Schlimſte iſt, daß Prükner Lebe wol lieber Oerthel. Der arme Franz iſt mit der Krankheit in hohem Grade vergiftet,10 [Spaltenumbruch]
[Hof] den 20 Auguſt 86 [Sonntag]. [Spaltenumbruch]
Richter 182. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach. [Kopie][Hof, 23. Aug. 1786]um Ihnen im erſten Augenblikke des Gefühles zu melden, daß der15 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0244" n="219"/> Trogenprediger iſt nun vertrunken; und das Schlimſte iſt, daß Prükner<lb/> die Raffinerien (denn ich wil lieber fremde miſſen als keine eignen<lb/> machen können) iezt nicht (um den halben Preis) an ſich handeln kan,<lb/> wie er anfangs wolte. Ich habe mithin ſchlechterdings keine andere<lb/> Wahl vor mir, als entweder ohne Feuer und wenig zu machen oder dich<lb n="5"/> um einen Gulden zu bitten: ſo wehe es mir thut. Ich kan kein Wort<lb/> mehr ſagen; und morgen ſeh’ ich (aber nicht ohne den Otto) entweder<lb/> dich oder die Katalogen und das Uebrige.</p><lb/> <p>Lebe wol lieber Oerthel.</p><lb/> <p>Der arme Franz iſt mit der Krankheit in hohem Grade vergiftet,<lb n="10"/> an der der Oberland verſchiedenemale nicht geſtorben iſt.</p><lb/> <closer> <cb/> <salute> <date> <hi rendition="#left"><metamark>[</metamark>Hof<metamark>]</metamark> den 20 Auguſt 86 <metamark>[</metamark>Sonntag<metamark>]</metamark>.</hi> </date> <cb/> <hi rendition="#right">Richter</hi> </salute> </closer> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>182. An <hi rendition="#g">Aktuar Vogel in Schwarzenbach.</hi></head><lb/> <note type="editorial"><metamark>[</metamark>Kopie<metamark>]</metamark></note> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, 23. Aug. 1786<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <p>um Ihnen im erſten Augenblikke des Gefühles zu melden, daß der<lb n="15"/> Kolos und Rieſe unter den Königen gefallen iſt: noch unter keiner<lb/> Krone war ein ſolcher Kopf und unter keinem Sterne ſchlug ein<lb/> ſolches Herz..... <metamark>[</metamark>Oerthel<metamark>]</metamark> in deſſen Namen ich Ihnen für den medi-<lb/> ziniſchen Antheil, den Sie an ſeiner Geneſung nehmen, aufs wärmſte<lb/> danken ſol... Allein ich wolte es wol beſchwören, daß dieſer und ich<lb n="20"/> und Sie ſelbſt über die mediziniſche Dreieinigkeit (denn wie es nach den<lb/> Theologen 3 Tode giebt, ſo ſind die Höfer auch auf 3 Aerzte ſtolz,<lb/> dieſe 3 Weiſen aus Morgenland) das irrigſte Urtheil fällen. Wir<lb/> würden ſie gewis mehr ſchäzen, wenn wir immer erführen, wie un-<lb/> zählige Perſonen durch ihre Hände den gefährlichſten Krankheiten<lb n="25"/> entrinnen, indem ſie von ihnen durch wenige Rezepte entweder in den<lb/> Himmel oder in die Hölle verpflanzet werden, wo man ungemein<lb/> geſund iſt und wo ſogar die vornehmſten Leute nicht die Franzoſen<lb/> haben, des Teufels nicht zu erwähnen, der eine Natur hat wie Eiſen.<note place="right"><ref target="1922_Bd#_231">[231]</ref></note><lb/> Dies iſt die wahre Radikalkur, die oft den gröſten Aerzten mislingt;<lb n="30"/> aber wahrhaftig eine bloſſe Palliativkur iſts, wozu es andre und auch<lb/> Sie ſelbſt zu bringen vermögen, und ſo ſehr ich auch Ihre mediziniſche<lb/> Kentnis ehre, ſo muthmaſſ’ ich doch immer, daß Ihre Pazienten, wenn<lb/> Sie ſie auch auf 5 ꝛc. 30 Jahre hergeſtellet hätten, am Ende doch mit<lb/> Tod abgehen. Der D. hingegen iſt ein Charon, der ieden für ein billiges<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [219/0244]
Trogenprediger iſt nun vertrunken; und das Schlimſte iſt, daß Prükner
die Raffinerien (denn ich wil lieber fremde miſſen als keine eignen
machen können) iezt nicht (um den halben Preis) an ſich handeln kan,
wie er anfangs wolte. Ich habe mithin ſchlechterdings keine andere
Wahl vor mir, als entweder ohne Feuer und wenig zu machen oder dich 5
um einen Gulden zu bitten: ſo wehe es mir thut. Ich kan kein Wort
mehr ſagen; und morgen ſeh’ ich (aber nicht ohne den Otto) entweder
dich oder die Katalogen und das Uebrige.
Lebe wol lieber Oerthel.
Der arme Franz iſt mit der Krankheit in hohem Grade vergiftet, 10
an der der Oberland verſchiedenemale nicht geſtorben iſt.
[Hof] den 20 Auguſt 86 [Sonntag].
Richter
182. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach.
[Hof, 23. Aug. 1786]
um Ihnen im erſten Augenblikke des Gefühles zu melden, daß der 15
Kolos und Rieſe unter den Königen gefallen iſt: noch unter keiner
Krone war ein ſolcher Kopf und unter keinem Sterne ſchlug ein
ſolches Herz..... [Oerthel] in deſſen Namen ich Ihnen für den medi-
ziniſchen Antheil, den Sie an ſeiner Geneſung nehmen, aufs wärmſte
danken ſol... Allein ich wolte es wol beſchwören, daß dieſer und ich 20
und Sie ſelbſt über die mediziniſche Dreieinigkeit (denn wie es nach den
Theologen 3 Tode giebt, ſo ſind die Höfer auch auf 3 Aerzte ſtolz,
dieſe 3 Weiſen aus Morgenland) das irrigſte Urtheil fällen. Wir
würden ſie gewis mehr ſchäzen, wenn wir immer erführen, wie un-
zählige Perſonen durch ihre Hände den gefährlichſten Krankheiten 25
entrinnen, indem ſie von ihnen durch wenige Rezepte entweder in den
Himmel oder in die Hölle verpflanzet werden, wo man ungemein
geſund iſt und wo ſogar die vornehmſten Leute nicht die Franzoſen
haben, des Teufels nicht zu erwähnen, der eine Natur hat wie Eiſen.
Dies iſt die wahre Radikalkur, die oft den gröſten Aerzten mislingt; 30
aber wahrhaftig eine bloſſe Palliativkur iſts, wozu es andre und auch
Sie ſelbſt zu bringen vermögen, und ſo ſehr ich auch Ihre mediziniſche
Kentnis ehre, ſo muthmaſſ’ ich doch immer, daß Ihre Pazienten, wenn
Sie ſie auch auf 5 ꝛc. 30 Jahre hergeſtellet hätten, am Ende doch mit
Tod abgehen. Der D. hingegen iſt ein Charon, der ieden für ein billiges 35
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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