gefallen. Ich hätte beinahe gesagt "leben Sie wol", ich wolte aber sagen "reiten Sie wieder", denn das ist bei Ihnen eins. Wenn Sie gar nach Hof reiten, so hätten Sie den Vortheil, daß nicht nur Sie sondern auch [Ihre Freunde?] wol lebten und wahrhaftig unter denen[222] wär' auch etc.5
171. An?
[Kopie][Hof, Mai 1786]
Ich war nicht eher im Stande, einen Flekken in der Sonne gewahr zu werden, als bis ich selbst einen hineingemacht hatte. Ich habe ihn aus Kaffee ohne Rahm verfertigt.10
172. An Pfarrer Völkel in Schwarzenbach.
[Kopie][Hof, 27. Mai 1786. Sonnabend]
Wider meinen Willen lang' ich alzeit am Sonabend mit einem Briefe bei Ihnen an und vermehre an eben dem Tage meine Sünden, an dem andre sie bereuen. Dazu sind Sie gewis auch heute des15 Sündenvergebens so müde geworden, daß Sie sich schwerlich werden die Mühe geben wollen, auch noch dem armen Hasus diesen seinen Fehler zu erlassen. -- Ach lieber H. Pf[arrer] wie viel gäb' ich darum, wenn Ihnen heute Nacht folgendes mit unglaublicher Deutlichkeit geträumet hätte: "es wäre Sonabend Nachmittags etc. In diesem20 stünde -- es wäre als sähen Sie ihn noch vor sich -- Ich stelte darin aber zu weitläuftig vor, etc." Wahrhaftig Sie würden dan, wenn dieser Traum zur Wirklichkeit würde und dieser Brief ankäme, sich über die ganze Sache wundern, an die 3fache Eintheilung der Träume denken und mir es vergeben, daß ich am Sonabend geschrieben.... Dazu ist25 dieses Erdenleben ein so unbegreifliches, phantastisches und dabei schönes Räthsel, daß ich augenbliklich darüber nachdenken mus, nachdem ich mich geniest [?] habe etc.
173. An Buchhändler Maier in Hof.
[Kopie][Hof, 28. Mai 1786]30
Viele Nachtwandler verstanden sich blos aufs Klettern; aber einige waren auch mit der Seele thätig und machten zum Erstaunen aller Wachenden Predigten etc. Wahrhaftig ich und Sie müssen dar-
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gefallen. Ich hätte beinahe geſagt „leben Sie wol“, ich wolte aber ſagen „reiten Sie wieder“, denn das iſt bei Ihnen eins. Wenn Sie gar nach Hof reiten, ſo hätten Sie den Vortheil, daß nicht nur Sie ſondern auch [Ihre Freunde?] wol lebten und wahrhaftig unter denen[222] wär’ auch ꝛc.5
171. An?
[Kopie][Hof, Mai 1786]
Ich war nicht eher im Stande, einen Flekken in der Sonne gewahr zu werden, als bis ich ſelbſt einen hineingemacht hatte. Ich habe ihn aus Kaffee ohne Rahm verfertigt.10
172. An Pfarrer Völkel in Schwarzenbach.
[Kopie][Hof, 27. Mai 1786. Sonnabend]
Wider meinen Willen lang’ ich alzeit am Sonabend mit einem Briefe bei Ihnen an und vermehre an eben dem Tage meine Sünden, an dem andre ſie bereuen. Dazu ſind Sie gewis auch heute des15 Sündenvergebens ſo müde geworden, daß Sie ſich ſchwerlich werden die Mühe geben wollen, auch noch dem armen Haſus dieſen ſeinen Fehler zu erlaſſen. — Ach lieber H. Pf[arrer] wie viel gäb’ ich darum, wenn Ihnen heute Nacht folgendes mit unglaublicher Deutlichkeit geträumet hätte: „es wäre Sonabend Nachmittags ꝛc. In dieſem20 ſtünde — es wäre als ſähen Sie ihn noch vor ſich — Ich ſtelte darin aber zu weitläuftig vor, ꝛc.“ Wahrhaftig Sie würden dan, wenn dieſer Traum zur Wirklichkeit würde und dieſer Brief ankäme, ſich über die ganze Sache wundern, an die 3fache Eintheilung der Träume denken und mir es vergeben, daß ich am Sonabend geſchrieben.... Dazu iſt25 dieſes Erdenleben ein ſo unbegreifliches, phantaſtiſches und dabei ſchönes Räthſel, daß ich augenbliklich darüber nachdenken mus, nachdem ich mich genieſt [?] habe ꝛc.
173. An Buchhändler Maier in Hof.
[Kopie][Hof, 28. Mai 1786]30
Viele Nachtwandler verſtanden ſich blos aufs Klettern; aber einige waren auch mit der Seele thätig und machten zum Erſtaunen aller Wachenden Predigten ꝛc. Wahrhaftig ich und Sie müſſen dar-
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gefallen. Ich hätte beinahe geſagt „leben Sie wol“, ich wolte aber
ſagen „reiten Sie wieder“, denn das iſt bei Ihnen eins. Wenn Sie gar
nach Hof reiten, ſo hätten Sie den Vortheil, daß nicht nur Sie
ſondern auch [Ihre Freunde?] wol lebten und wahrhaftig unter denen
wär’ auch ꝛc. 5
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[Hof, Mai 1786]
Ich war nicht eher im Stande, einen Flekken in der Sonne gewahr
zu werden, als bis ich ſelbſt einen hineingemacht hatte. Ich habe ihn
aus Kaffee ohne Rahm verfertigt. 10
172. An Pfarrer Völkel in Schwarzenbach.
[Hof, 27. Mai 1786. Sonnabend]
Wider meinen Willen lang’ ich alzeit am Sonabend mit einem
Briefe bei Ihnen an und vermehre an eben dem Tage meine Sünden,
an dem andre ſie bereuen. Dazu ſind Sie gewis auch heute des 15
Sündenvergebens ſo müde geworden, daß Sie ſich ſchwerlich werden
die Mühe geben wollen, auch noch dem armen Haſus dieſen ſeinen
Fehler zu erlaſſen. — Ach lieber H. Pf[arrer] wie viel gäb’ ich darum,
wenn Ihnen heute Nacht folgendes mit unglaublicher Deutlichkeit
geträumet hätte: „es wäre Sonabend Nachmittags ꝛc. In dieſem 20
ſtünde — es wäre als ſähen Sie ihn noch vor ſich — Ich ſtelte darin
aber zu weitläuftig vor, ꝛc.“ Wahrhaftig Sie würden dan, wenn dieſer
Traum zur Wirklichkeit würde und dieſer Brief ankäme, ſich über die
ganze Sache wundern, an die 3fache Eintheilung der Träume denken
und mir es vergeben, daß ich am Sonabend geſchrieben.... Dazu iſt 25
dieſes Erdenleben ein ſo unbegreifliches, phantaſtiſches und dabei
ſchönes Räthſel, daß ich augenbliklich darüber nachdenken mus, nachdem
ich mich genieſt [?] habe ꝛc.
173. An Buchhändler Maier in Hof.
[Hof, 28. Mai 1786] 30
Viele Nachtwandler verſtanden ſich blos aufs Klettern; aber
einige waren auch mit der Seele thätig und machten zum Erſtaunen
aller Wachenden Predigten ꝛc. Wahrhaftig ich und Sie müſſen dar-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 211. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/236>, abgerufen am 04.07.2024.
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