Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.erschaffen mus, als an einem, wo er es nur sehr vermehren Meine dritte Bitte ist, daß Sie mir, sobald als es Ihre vermehrten[212] Euer Wolgeboren20 gehors. Diener [Spaltenumbruch] Hof im Voigtlande den 7 März 1786. [Spaltenumbruch] J. P. F. Richter N. S. Was macht meine Satire über die menschlichen Tugenden? Verte. Nachnachschrift: eben da ich das Paket auf die Post schikke: hör' ich,25 155. An Oerthel in Töpen. Lieber Oerthel, 30Deinen Hudibras hätt' ich dir eher geschikt; aber ich konte ihn den erſchaffen mus, als an einem, wo er es nur ſehr vermehren Meine dritte Bitte iſt, daß Sie mir, ſobald als es Ihre vermehrten[212] Euer Wolgeboren20 gehorſ. Diener [Spaltenumbruch] Hof im Voigtlande den 7 März 1786. [Spaltenumbruch] J. P. F. Richter N. S. Was macht meine Satire über die menſchlichen Tugenden? Verte. Nachnachſchrift: eben da ich das Paket auf die Poſt ſchikke: hör’ ich,25 155. An Oerthel in Töpen. Lieber Oerthel, 30Deinen Hudibras hätt’ ich dir eher geſchikt; aber ich konte ihn den <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0226" n="201"/><hi rendition="#g">erſchaffen</hi> mus, als an einem, wo er es nur ſehr <hi rendition="#g">vermehren</hi><lb/> könte. Ich gäbe aber verſchiedenes darum, wenn nicht mit iedem Ver-<lb/> gnügen die Nachgeburt eines Misvergnügens verknüpfet wäre: was<lb/> hilft es z. B. Ihnen, daß Sie das Vergnügen erlanget, ein Profeſſor<lb/> geworden zu ſein? Der Nachtheil komt leider bald genug hinterdrein,<lb n="5"/> indem ich nämlich wirklich eine Bitte an Sie thue. Hier ſend’ ich<lb/> Ihnen Satiren, die noch im Stande der Natur ſind, weil ich mich, ſo<lb/> lange ich noch keinen Verleger habe, ans Poliren derſelben nicht<lb/> bringen kan. Daß Sie ihnen einen zuführten, da es in Prag doch<lb/> wol leichter iſt, wäre meine zwote Bitte; und meine erſte, daß Sie<lb n="10"/> ſelbige zu beurtheilen würdigten. Kein Verleger, das bin ich über-<lb/> zeugt, nimt ſie auf das Wort ſeines eignen Geſchmakkes an, weil dieſe<lb/> Leute insgeſamt nur für die poſſenhafte Kranziſche Satire ſtimmen;<lb/> aber vielleicht thut es einer doch, wenn er ſieht, daß ſein Geſchmak dem<lb/> Ihrigen widerſpricht.<lb n="15"/> </p> <p>Meine dritte Bitte iſt, daß Sie mir, ſobald als es Ihre vermehrten<note place="right"><ref target="1922_Bd#_212">[212]</ref></note><lb/> Geſchäfte verſtatten, zu ſchreiben die Güte haben; und meine lezte,<lb/> daß Sie mir ſie alle verzeihen. Leben Sie wol und glauben Sie ſtets,<lb/> daß ich immer mit der gröſten Hochachtung bin</p><lb/> <closer> <salute> <hi rendition="#et">Euer Wolgeboren<lb n="20"/> gehorſ. Diener</hi><lb/> <cb/> <date> <hi rendition="#left">Hof im Voigtlande den 7 März 1786.</hi> </date> <cb/> <hi rendition="#right">J. P. F. Richter</hi> </salute> </closer><lb/> <postscript> <p>N. S. Was macht meine Satire über die menſchlichen Tugenden?</p> </postscript><lb/> <postscript> <p> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Verte.</hi> </hi> </p><lb/> <p>Nachnachſchrift: eben da ich das Paket auf die Poſt ſchikke: hör’ ich,<lb n="25"/> daß man hier nach Prag nur das Drittheil frankiren kan. Ich wil Sie<lb/> alſo blos mit dieſem Briefe geplaget haben und ich hoffe, daß Sie<lb/> meine zwote Bitte vielleicht ohne das Paket befriedigen können.</p> </postscript> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>155. An <hi rendition="#g">Oerthel in Töpen.</hi></head><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et">Lieber Oerthel,</hi> </salute> </opener> <lb n="30"/> <p>Deinen Hudibras hätt’ ich dir eher geſchikt; aber ich konte ihn den<lb/> Ottos, die ihn bei mir ſahen, nicht abſchlagen … Der Trogenprediger,<lb/> bei dem ich ſchon zweimal war, hat mir den Fontenelle mitgegeben....<lb/> Der Pfarrer Gehring, der bisher, wie ſogar ſeine Feinde behaupten,<lb/> ein ſchlichter proſaiſcher Nar geweſen, hat ſich ſehr vervolkomt und<lb n="35"/><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [201/0226]
erſchaffen mus, als an einem, wo er es nur ſehr vermehren
könte. Ich gäbe aber verſchiedenes darum, wenn nicht mit iedem Ver-
gnügen die Nachgeburt eines Misvergnügens verknüpfet wäre: was
hilft es z. B. Ihnen, daß Sie das Vergnügen erlanget, ein Profeſſor
geworden zu ſein? Der Nachtheil komt leider bald genug hinterdrein, 5
indem ich nämlich wirklich eine Bitte an Sie thue. Hier ſend’ ich
Ihnen Satiren, die noch im Stande der Natur ſind, weil ich mich, ſo
lange ich noch keinen Verleger habe, ans Poliren derſelben nicht
bringen kan. Daß Sie ihnen einen zuführten, da es in Prag doch
wol leichter iſt, wäre meine zwote Bitte; und meine erſte, daß Sie 10
ſelbige zu beurtheilen würdigten. Kein Verleger, das bin ich über-
zeugt, nimt ſie auf das Wort ſeines eignen Geſchmakkes an, weil dieſe
Leute insgeſamt nur für die poſſenhafte Kranziſche Satire ſtimmen;
aber vielleicht thut es einer doch, wenn er ſieht, daß ſein Geſchmak dem
Ihrigen widerſpricht. 15
Meine dritte Bitte iſt, daß Sie mir, ſobald als es Ihre vermehrten
Geſchäfte verſtatten, zu ſchreiben die Güte haben; und meine lezte,
daß Sie mir ſie alle verzeihen. Leben Sie wol und glauben Sie ſtets,
daß ich immer mit der gröſten Hochachtung bin
[212]
Euer Wolgeboren 20
gehorſ. Diener
Hof im Voigtlande den 7 März 1786.
J. P. F. Richter
N. S. Was macht meine Satire über die menſchlichen Tugenden?
Verte.
Nachnachſchrift: eben da ich das Paket auf die Poſt ſchikke: hör’ ich, 25
daß man hier nach Prag nur das Drittheil frankiren kan. Ich wil Sie
alſo blos mit dieſem Briefe geplaget haben und ich hoffe, daß Sie
meine zwote Bitte vielleicht ohne das Paket befriedigen können.
155. An Oerthel in Töpen.
Lieber Oerthel, 30
Deinen Hudibras hätt’ ich dir eher geſchikt; aber ich konte ihn den
Ottos, die ihn bei mir ſahen, nicht abſchlagen … Der Trogenprediger,
bei dem ich ſchon zweimal war, hat mir den Fontenelle mitgegeben....
Der Pfarrer Gehring, der bisher, wie ſogar ſeine Feinde behaupten,
ein ſchlichter proſaiſcher Nar geweſen, hat ſich ſehr vervolkomt und 35
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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