hier an: erst auf den Sonabend lässet sie mich los und dan werd' ich bei Ihnen sein. Mein Antheil an der Beantwortung etc. ist der... Sie geben mehr als ich bitte; ich verlangte blos Ihren Rath und Sie [190]ertheilen mir auch Ihren Beistand. Indessen wil ich hoffen, daß Sie auch noch einige niederschlagende Pulver für Ihre Gattin zurük-5 behalten, da die Rache, die mir angedrohet worden, das Blut derselben so sehr aufwiegeln mus. Doch ist mir diese Rache lieber als die Liebe andrer Menschen. Ich komme, weil man Damen, die in den Um- ständen sind, in allem wilfahren mus, es sei nun daß sie Kreide essen oder nur am H. Richter sich rächen wollen.... und schneiden Sie nicht10 auf das Kerbholz, das schon meine anglisirten Sitten und Reden füllen, auch noch die Sünde eines vernachlässigten Briefes... Warum sol man die, die das Dunkle geniessen können, denen aufopfern, die es nicht vermögen. Man tische beiden auf.
124. An Oerthel in Töpen.15
Hof den 5 Nov. 85 [Sonnabend]
Lieber Örthel,
Ich sehe dich also erst in Schwarzenbach; denn heute mus ich dahin. Hier ist dein herlicher Eberhard, der mir noch besser gefallen als Eulers Briefe. Wenn seine ganze Physik auch so herlich ist, so les' ich sie bei dir.20
Die Ottos sind nun gänzlich mit dir ausgesöhnet oder vielmehr nur der Kaufman; denn die andern waren nicht mit dir zerfallen. Wenn dein Herder ankomt: so lasse mir es wissen; ich reise diesem Manne nach von Schwarzenbach nach Töpen. Begehrest du von den Büchern, die ich von Rehau erhalten, unter meiner Abwesenheit einige: so25 komme her. Ich habe iezt den Zizero des Garve -- Schroekhs al- gemeine Biographie 2ten Th. bei den Ottos -- Dictionnaire des portraits historiques, Anecdotes des hommes illustres -- etc.
Dein Kamerarius hat zweimal die Todesangst ausstehen müssen. Dein Bote trug ihn nebst meinem Mobiliarvermögen zu Gulden.30 Der Junge des Gulden, den der Kamerarius an nichts erinnerte als an seine Verdammung, sezte ihn in das Makulaturkästgen bei (wie etwan im Bambergischen die Missethäter, deren Tod beschlossen worden, in gewisse Kästen gesperret werden) und mein Bruder rettete den grossen Gelehrten, dessen Verbrechen, fals er ia deren einige35 begangen, längst veriähret sind, eben von einer nahen Viertheilung.
hier an: erſt auf den Sonabend läſſet ſie mich los und dan werd’ ich bei Ihnen ſein. Mein Antheil an der Beantwortung ꝛc. iſt der... Sie geben mehr als ich bitte; ich verlangte blos Ihren Rath und Sie [190]ertheilen mir auch Ihren Beiſtand. Indeſſen wil ich hoffen, daß Sie auch noch einige niederſchlagende Pulver für Ihre Gattin zurük-5 behalten, da die Rache, die mir angedrohet worden, das Blut derſelben ſo ſehr aufwiegeln mus. Doch iſt mir dieſe Rache lieber als die Liebe andrer Menſchen. Ich komme, weil man Damen, die in den Um- ſtänden ſind, in allem wilfahren mus, es ſei nun daß ſie Kreide eſſen oder nur am H. Richter ſich rächen wollen.... und ſchneiden Sie nicht10 auf das Kerbholz, das ſchon meine angliſirten Sitten und Reden füllen, auch noch die Sünde eines vernachläſſigten Briefes... Warum ſol man die, die das Dunkle genieſſen können, denen aufopfern, die es nicht vermögen. Man tiſche beiden auf.
124. An Oerthel in Töpen.15
Hof den 5 Nov. 85 [Sonnabend]
Lieber Örthel,
Ich ſehe dich alſo erſt in Schwarzenbach; denn heute mus ich dahin. Hier iſt dein herlicher Eberhard, der mir noch beſſer gefallen als Eulers Briefe. Wenn ſeine ganze Phyſik auch ſo herlich iſt, ſo leſ’ ich ſie bei dir.20
Die Ottos ſind nun gänzlich mit dir ausgeſöhnet oder vielmehr nur der Kaufman; denn die andern waren nicht mit dir zerfallen. Wenn dein Herder ankomt: ſo laſſe mir es wiſſen; ich reiſe dieſem Manne nach von Schwarzenbach nach Töpen. Begehreſt du von den Büchern, die ich von Rehau erhalten, unter meiner Abweſenheit einige: ſo25 komme her. Ich habe iezt den Zizero des Garve — Schroekhs al- gemeine Biographie 2ten Th. bei den Ottos — Dictionnaire des portraits historiques, Anecdotes des hommes illustres — ꝛc.
Dein Kamerarius hat zweimal die Todesangſt ausſtehen müſſen. Dein Bote trug ihn nebſt meinem Mobiliarvermögen zu Gulden.30 Der Junge des Gulden, den der Kamerarius an nichts erinnerte als an ſeine Verdammung, ſezte ihn in das Makulaturkäſtgen bei (wie etwan im Bambergiſchen die Miſſethäter, deren Tod beſchloſſen worden, in gewiſſe Käſten geſperret werden) und mein Bruder rettete den groſſen Gelehrten, deſſen Verbrechen, fals er ia deren einige35 begangen, längſt veriähret ſind, eben von einer nahen Viertheilung.
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geben mehr als ich bitte; ich verlangte blos Ihren Rath und Sie
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auch noch einige niederſchlagende Pulver für Ihre Gattin zurük- 5
behalten, da die Rache, die mir angedrohet worden, das Blut derſelben
ſo ſehr aufwiegeln mus. Doch iſt mir dieſe Rache lieber als die Liebe
andrer Menſchen. Ich komme, weil man Damen, die in den Um-
ſtänden ſind, in allem wilfahren mus, es ſei nun daß ſie Kreide eſſen
oder nur am H. Richter ſich rächen wollen.... und ſchneiden Sie nicht 10
auf das Kerbholz, das ſchon meine angliſirten Sitten und Reden
füllen, auch noch die Sünde eines vernachläſſigten Briefes... Warum
ſol man die, die das Dunkle genieſſen können, denen aufopfern, die es
nicht vermögen. Man tiſche beiden auf.
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124. An Oerthel in Töpen. 15
Hof den 5 Nov. 85 [Sonnabend]
Lieber Örthel,
Ich ſehe dich alſo erſt in Schwarzenbach; denn heute mus ich dahin.
Hier iſt dein herlicher Eberhard, der mir noch beſſer gefallen als Eulers
Briefe. Wenn ſeine ganze Phyſik auch ſo herlich iſt, ſo leſ’ ich ſie bei dir. 20
Die Ottos ſind nun gänzlich mit dir ausgeſöhnet oder vielmehr nur
der Kaufman; denn die andern waren nicht mit dir zerfallen. Wenn
dein Herder ankomt: ſo laſſe mir es wiſſen; ich reiſe dieſem Manne
nach von Schwarzenbach nach Töpen. Begehreſt du von den Büchern,
die ich von Rehau erhalten, unter meiner Abweſenheit einige: ſo 25
komme her. Ich habe iezt den Zizero des Garve — Schroekhs al-
gemeine Biographie 2ten Th. bei den Ottos — Dictionnaire des
portraits historiques, Anecdotes des hommes illustres — ꝛc.
Dein Kamerarius hat zweimal die Todesangſt ausſtehen müſſen.
Dein Bote trug ihn nebſt meinem Mobiliarvermögen zu Gulden. 30
Der Junge des Gulden, den der Kamerarius an nichts erinnerte als
an ſeine Verdammung, ſezte ihn in das Makulaturkäſtgen bei (wie
etwan im Bambergiſchen die Miſſethäter, deren Tod beſchloſſen
worden, in gewiſſe Käſten geſperret werden) und mein Bruder rettete
den groſſen Gelehrten, deſſen Verbrechen, fals er ia deren einige 35
begangen, längſt veriähret ſind, eben von einer nahen Viertheilung.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
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Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/205>, abgerufen am 25.07.2024.
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