daß dieses auswärts bekanter wäre. Ich habe mit meinen Ohren die hiesigen Alumnen, die sich über müssigen [?] Ohrenkizel weit hinweg- sezen und den Schaden wol kennen, den sie unausbleiblich mit schönen Kastra[ten]tönen stiften würden, griechische und lateinische Arien singen hören. Glüklich ist die Stadt, die solche Schüler füttert und5 höret: noch glüklicher ist der Kantor, der sie lehret und volkommen im Stande ist, lateinisch und griechisch zu lesen. Leben Sie so gesund (damit ich Ihnen nach einiger Zeit vorwerfen kan, daß [Sie] wirklich daran schuld sind,) daß Ihre Gattin nicht gesund bleibt.
119. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach.[187]10
[Kopie][Hof, 28. Okt. 1785]
.....Verzeihen Sie der Geschwindigkeit der Antwort die Mängel derselben .. die vielen Kommata, diese Titularräthe unter den Unter- scheidungszeichen. Wir haben, da uns noch nicht der Sporn des Ver- legers auf dem Rükken sizt, so sehr nicht zu eilen und es ist besser, schnel15 drukken als schnel schreiben ...Mein Bruder nöthigt mich, ohne Vor- rede und ohne schöngeschweiftes Zugwerk zu sagen etc. -- mit der Ein- flechtung dieses Verworfenen ihre Aufsäze entstellen.
120. An Herder in Weimar.
[Nicht abgeschickt]20
P. P.
Mich kränket selbst ieder Brief, den ich in der Furcht des Misfallens an Sie schreiben mus. Ach ich hofte, mir durch mein Manuskript den Weg zur nähern Bekantschaft mit dem Man zu bahnen, den ich so liebe und bewundere; und iezt mus ich durch iedes neue Blat, das ich25 seinetwegen ablasse, Sie noch mehr von mir abzuwenden fürchten. Aber was kan ich nun dafür, daß ich die Fortsezung meines Fehlers nicht aufhalten kan? Denn ich mus Sie bitten mir zu antworten, fals Sie mein Mskpt gar nicht bekommen hätten, damit mir nicht durch die Länge der Zeit der Weg, es wieder aufzufinden, ganz versperret30 werde -- oder fals es Ihnen misfallen hätte, damit ich es verbessere oder verschikke -- oder fals Sie an dem Glükke desselben arbeiteten, damit ich Sie nicht mit einer undankbaren Ängstlichkeit beleidige und mich nicht damit quäle. Wäre meine Bitte zu zudringlich gewesen: so
12 Jean Paul Briefe. I.
daß dieſes auswärts bekanter wäre. Ich habe mit meinen Ohren die hieſigen Alumnen, die ſich über müſſigen [?] Ohrenkizel weit hinweg- ſezen und den Schaden wol kennen, den ſie unausbleiblich mit ſchönen Kaſtra[ten]tönen ſtiften würden, griechiſche und lateiniſche Arien ſingen hören. Glüklich iſt die Stadt, die ſolche Schüler füttert und5 höret: noch glüklicher iſt der Kantor, der ſie lehret und volkommen im Stande iſt, lateiniſch und griechiſch zu leſen. Leben Sie ſo geſund (damit ich Ihnen nach einiger Zeit vorwerfen kan, daß [Sie] wirklich daran ſchuld ſind,) daß Ihre Gattin nicht geſund bleibt.
119. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach.[187]10
[Kopie][Hof, 28. Okt. 1785]
.....Verzeihen Sie der Geſchwindigkeit der Antwort die Mängel derſelben .. die vielen Kommata, dieſe Titularräthe unter den Unter- ſcheidungszeichen. Wir haben, da uns noch nicht der Sporn des Ver- legers auf dem Rükken ſizt, ſo ſehr nicht zu eilen und es iſt beſſer, ſchnel15 drukken als ſchnel ſchreiben ...Mein Bruder nöthigt mich, ohne Vor- rede und ohne ſchöngeſchweiftes Zugwerk zu ſagen ꝛc. — mit der Ein- flechtung dieſes Verworfenen ihre Aufſäze entſtellen.
120. An Herder in Weimar.
[Nicht abgeſchickt]20
P. P.
Mich kränket ſelbſt ieder Brief, den ich in der Furcht des Misfallens an Sie ſchreiben mus. Ach ich hofte, mir durch mein Manuſkript den Weg zur nähern Bekantſchaft mit dem Man zu bahnen, den ich ſo liebe und bewundere; und iezt mus ich durch iedes neue Blat, das ich25 ſeinetwegen ablaſſe, Sie noch mehr von mir abzuwenden fürchten. Aber was kan ich nun dafür, daß ich die Fortſezung meines Fehlers nicht aufhalten kan? Denn ich mus Sie bitten mir zu antworten, fals Sie mein Mſkpt gar nicht bekommen hätten, damit mir nicht durch die Länge der Zeit der Weg, es wieder aufzufinden, ganz verſperret30 werde — oder fals es Ihnen misfallen hätte, damit ich es verbeſſere oder verſchikke — oder fals Sie an dem Glükke deſſelben arbeiteten, damit ich Sie nicht mit einer undankbaren Ängſtlichkeit beleidige und mich nicht damit quäle. Wäre meine Bitte zu zudringlich geweſen: ſo
12 Jean Paul Briefe. I.
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hieſigen Alumnen, die ſich über müſſigen [?] Ohrenkizel weit hinweg-
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Kaſtra[ten]tönen ſtiften würden, griechiſche und lateiniſche Arien
ſingen hören. Glüklich iſt die Stadt, die ſolche Schüler füttert und 5
höret: noch glüklicher iſt der Kantor, der ſie lehret und volkommen im
Stande iſt, lateiniſch und griechiſch zu leſen. Leben Sie ſo geſund (damit
ich Ihnen nach einiger Zeit vorwerfen kan, daß [Sie] wirklich daran
ſchuld ſind,) daß Ihre Gattin nicht geſund bleibt.
119. An Aktuar Vogel in Schwarzenbach. 10
[Hof, 28. Okt. 1785]
.....Verzeihen Sie der Geſchwindigkeit der Antwort die Mängel
derſelben .. die vielen Kommata, dieſe Titularräthe unter den Unter-
ſcheidungszeichen. Wir haben, da uns noch nicht der Sporn des Ver-
legers auf dem Rükken ſizt, ſo ſehr nicht zu eilen und es iſt beſſer, ſchnel 15
drukken als ſchnel ſchreiben ...Mein Bruder nöthigt mich, ohne Vor-
rede und ohne ſchöngeſchweiftes Zugwerk zu ſagen ꝛc. — mit der Ein-
flechtung dieſes Verworfenen ihre Aufſäze entſtellen.
120. An Herder in Weimar.
20
P. P.
Mich kränket ſelbſt ieder Brief, den ich in der Furcht des Misfallens
an Sie ſchreiben mus. Ach ich hofte, mir durch mein Manuſkript den
Weg zur nähern Bekantſchaft mit dem Man zu bahnen, den ich ſo
liebe und bewundere; und iezt mus ich durch iedes neue Blat, das ich 25
ſeinetwegen ablaſſe, Sie noch mehr von mir abzuwenden fürchten.
Aber was kan ich nun dafür, daß ich die Fortſezung meines Fehlers
nicht aufhalten kan? Denn ich mus Sie bitten mir zu antworten, fals
Sie mein Mſkpt gar nicht bekommen hätten, damit mir nicht durch
die Länge der Zeit der Weg, es wieder aufzufinden, ganz verſperret 30
werde — oder fals es Ihnen misfallen hätte, damit ich es verbeſſere
oder verſchikke — oder fals Sie an dem Glükke deſſelben arbeiteten,
damit ich Sie nicht mit einer undankbaren Ängſtlichkeit beleidige und
mich nicht damit quäle. Wäre meine Bitte zu zudringlich geweſen: ſo
12 Jean Paul Briefe. I.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert.
Weitere Informationen …
Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:
Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen).
Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956, S. 177. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/jeanpaul_briefe01_1956/202>, abgerufen am 25.07.2024.
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