Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956.doch kälter. Daher scheint es, daß du der Sonne ähnlichst. Leb wol den Dienstag. [Gegen] Seiler in Leipzig hatte ich einen voreiligen Verdacht; er 107. An Pfarrer Vogel in Rehau. [Hof, 11. (?) Juni 1785]P. P. Hochzuverehrender Herr Pfarrer, Ihren neulichen Brief zeugte ein sehr mislaunigter Augenblik: mit10 Sie hätten leicht errathen können, daß H. v. Örthel die A. D. B. Die Bücher, um die ich Sie bitte, sind: A. Deutsche Bibliothek 59. Band. Jerusalems Betrachtungen über die natürliche Religion. Bako's Versuche. Die Fabeln des La Fontaine. Zweiter oder Dritter Theil.35 doch kälter. Daher ſcheint es, daß du der Sonne ähnlichſt. Leb wol den Dienſtag. [Gegen] Seiler in Leipzig hatte ich einen voreiligen Verdacht; er 107. An Pfarrer Vogel in Rehau. [Hof, 11. (?) Juni 1785]P. P. Hochzuverehrender Herr Pfarrer, Ihren neulichen Brief zeugte ein ſehr mislaunigter Augenblik: mit10 Sie hätten leicht errathen können, daß H. v. Örthel die A. D. B. Die Bücher, um die ich Sie bitte, ſind: A. Deutſche Bibliothek 59. Band. Jeruſalems Betrachtungen über die natürliche Religion. Bako’s Verſuche. Die Fabeln des La Fontaine. Zweiter oder Dritter Theil.35 <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <p><pb facs="#f0191" n="166"/> doch <hi rendition="#g">kälter.</hi> Daher ſcheint es, daß du der Sonne ähnlichſt. Leb wol<lb/> und beſſer als der kranke und arme Herman.</p><lb/> <p>den Dienſtag.</p><lb/> <p><metamark>[</metamark>Gegen<metamark>]</metamark> Seiler in Leipzig hatte ich einen voreiligen Verdacht; er<lb/> gab das Manuſkript von ſelbſt Herman zurük.<lb n="5"/> </p> </div><lb/> <div type="letter" n="1"> <head>107. An <hi rendition="#g">Pfarrer Vogel in Rehau.</hi></head><lb/> <dateline> <hi rendition="#right"><metamark>[</metamark>Hof, 11. (?) Juni 1785<metamark>]</metamark></hi> </dateline><lb/> <opener> <salute> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">P. P.</hi><lb/> Hochzuverehrender Herr Pfarrer,</hi> </salute> </opener><lb/> <p>Ihren neulichen Brief zeugte ein ſehr mislaunigter Augenblik: mit<lb n="10"/> nichts waren Sie darin zufrieden und mit Ihrem Buche ſogar nicht.<lb/> Das arme Kind! Für Ihre Zufriedenheit kan es nur die Zufriedenheit<lb/> derer entſchädigen, die es kennen lernen werden. Aber wenn komt es<lb/> zu mir? zu iederman geht es iezt, und nur mich ſchlieſſet es aus?<lb/> Zulezt raffinir’ ich über Raffinerien. Übrigens laſſen Sie ſich von einer<lb n="15"/> Täuſchung nicht berükken, die nur zu oft den Autor gegen ſein Buch<lb/> einnimt. Er wil nämlich ſein Buch bei ieder Durchleſung ſchön finden,<lb/> die er doch vielleicht ſchon zum 10, 12<hi rendition="#sup">ten</hi> male wiederholet. Allein keine<lb/> Schönheiten halten einen ſo häufigen Genus aus und das beſte Buch<lb/> verliert für uns durch Wiederkäuung ſeinen Wolgeſchmak. Glauben<lb n="20"/> Sie daher nicht, daß Ihr Buch, deſſen Reize auf den Vater wenig<lb/> Eindruk machen, auch uns andere unempfindlich laſſen müſſe; wir ſind<lb/> ia nicht der Vater, ſondern die Liebhaber des Mädgens.</p><lb/> <p>Sie hätten leicht errathen können, daß H. v. Örthel die A. D. B.<lb/> unter der Bedingung, die Bezahlung aufzuſchieben, nicht annehmen<lb n="25"/> <note place="left"><ref target="1922_Bd#_176">[176]</ref></note>könne: da ſein Wort ſo viel Ihnen ſein kan, als der wirkliche Beſiz<lb/> der D. Bibl., ſo mus es Ihnen gleichgültig ſein, ob das Buch bei<lb/> ihm oder bei Ihnen wohnet, weil in beiden Fällen ſowol der <hi rendition="#g">Kauf</hi><lb/> gewis, als die <hi rendition="#g">Bezahlung</hi> aufgeſchoben iſt. Dieſe Antwort muſte<lb/> ich wieder ſelber bei ihm abholen und geſtern bekam ich ſie.<lb n="30"/> </p> <p>Die Bücher, um die ich Sie bitte, ſind:</p><lb/> <list> <item>A. Deutſche Bibliothek 59. Band.</item><lb/> <item>Jeruſalems Betrachtungen über die natürliche Religion.</item><lb/> <item>Bako’s Verſuche.</item><lb/> <item>Die Fabeln des La Fontaine. Zweiter oder Dritter Theil.<lb n="35"/> </item><lb/> </list> </div> </body> </text> </TEI> [166/0191]
doch kälter. Daher ſcheint es, daß du der Sonne ähnlichſt. Leb wol
und beſſer als der kranke und arme Herman.
den Dienſtag.
[Gegen] Seiler in Leipzig hatte ich einen voreiligen Verdacht; er
gab das Manuſkript von ſelbſt Herman zurük. 5
107. An Pfarrer Vogel in Rehau.
[Hof, 11. (?) Juni 1785]
P. P.
Hochzuverehrender Herr Pfarrer,
Ihren neulichen Brief zeugte ein ſehr mislaunigter Augenblik: mit 10
nichts waren Sie darin zufrieden und mit Ihrem Buche ſogar nicht.
Das arme Kind! Für Ihre Zufriedenheit kan es nur die Zufriedenheit
derer entſchädigen, die es kennen lernen werden. Aber wenn komt es
zu mir? zu iederman geht es iezt, und nur mich ſchlieſſet es aus?
Zulezt raffinir’ ich über Raffinerien. Übrigens laſſen Sie ſich von einer 15
Täuſchung nicht berükken, die nur zu oft den Autor gegen ſein Buch
einnimt. Er wil nämlich ſein Buch bei ieder Durchleſung ſchön finden,
die er doch vielleicht ſchon zum 10, 12ten male wiederholet. Allein keine
Schönheiten halten einen ſo häufigen Genus aus und das beſte Buch
verliert für uns durch Wiederkäuung ſeinen Wolgeſchmak. Glauben 20
Sie daher nicht, daß Ihr Buch, deſſen Reize auf den Vater wenig
Eindruk machen, auch uns andere unempfindlich laſſen müſſe; wir ſind
ia nicht der Vater, ſondern die Liebhaber des Mädgens.
Sie hätten leicht errathen können, daß H. v. Örthel die A. D. B.
unter der Bedingung, die Bezahlung aufzuſchieben, nicht annehmen 25
könne: da ſein Wort ſo viel Ihnen ſein kan, als der wirkliche Beſiz
der D. Bibl., ſo mus es Ihnen gleichgültig ſein, ob das Buch bei
ihm oder bei Ihnen wohnet, weil in beiden Fällen ſowol der Kauf
gewis, als die Bezahlung aufgeſchoben iſt. Dieſe Antwort muſte
ich wieder ſelber bei ihm abholen und geſtern bekam ich ſie. 30
[176] Die Bücher, um die ich Sie bitte, ſind:
A. Deutſche Bibliothek 59. Band.
Jeruſalems Betrachtungen über die natürliche Religion.
Bako’s Verſuche.
Die Fabeln des La Fontaine. Zweiter oder Dritter Theil. 35
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Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe von Jean Paul. Berlin-Brandenburgische Akademie zu Berlin: Bereitstellung der Texttranskription.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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