Jean Paul: Dritte Abteilung Briefe. In: Jean Pauls Sämtliche Werke. Historisch-kritische Ausgabe. Abt. 3, Bd. 1. Berlin, 1956."Eine Neuigkeit, die vielleicht noch nicht bis nach Hof gekommen. "Meine Bücher vermehr' ich täglich und mit der Zeit hoff' ich eine "Ich schrieb dir einmal: ich könte dir nur Hausmanskost vor- Ich kan nur Eine Seite beschreiben, wie man am Anfange der Ich weis, einen geschriebenen Spas verzeiht man eher als einen Vom Doppelmaier hab' ich Schilderungen gehöret, die ihn zum „Eine Neuigkeit, die vielleicht noch nicht bis nach Hof gekommen. „Meine Bücher vermehr’ ich täglich und mit der Zeit hoff’ ich eine „Ich ſchrieb dir einmal: ich könte dir nur Hausmanskoſt vor- Ich kan nur Eine Seite beſchreiben, wie man am Anfange der Ich weis, einen geſchriebenen Spas verzeiht man eher als einen Vom Doppelmaier hab’ ich Schilderungen gehöret, die ihn zum <TEI> <text> <body> <div type="letter" n="1"> <pb facs="#f0165" n="141"/> <p>„Eine Neuigkeit, die vielleicht noch nicht bis nach Hof gekommen.<lb/> „Der Prof. Klodius iſt tod. Ich erwarte ein kleines Leichengedicht auf<lb/> „ihn von dir: denn du muſt nun anfangen, in Verſen dich zu üben und<lb/> „er iſt ein Gegenſtand, der zum Glük ſo gros nicht iſt, als daß du mit<lb/> „deinen unausgewachſenen Flügeln noch nicht zu ihm hinaufkönteſt.<lb n="5"/> </p> <p>„Meine Bücher vermehr’ ich täglich und mit der Zeit hoff’ ich eine<lb/> „hübſche anſehnliche <hi rendition="#g">iuriſtiſche</hi> Bibliothek aufſtellen zu können, der<lb/> „ich eine andere ſatiriſche Bibliothek, welche dich zum Verf. hat, gegen<lb/> „über ſezen werde. Du wirſt dem Hiob gleichen, der nach allen Ver-<lb/> „ſuchungen und nach allem Kreuztragen, doch noch Söhne und Töchter<lb n="10"/> „zeugte.</p><lb/> <p>„Ich ſchrieb dir einmal: ich könte dir nur <hi rendition="#g">Hausmanskoſt</hi> vor-<lb/> „ſezen. Dieſer Brief trägt gar nur <hi rendition="#g">Schaueſſen</hi> auf. Wenn ich heute<lb/> „nachläſſiger und unpolirter als ſonſt ſchreibe: ſo verdien’ ich einiges<lb/> „Lob dafür: denn ich habe deinen Briefſtyl mir zum Muſter vor-<lb n="15"/> „geſtellet, der was Konſtrukzion und Wolklang angeht kaum nach-<lb/> „läſſiger ſein könte. Lebe wol, unſere wechſelſeitigen Scherze thun<lb/> „unſerer Freundſchaft nichts.“</p><lb/> <p>Ich kan nur Eine Seite beſchreiben, wie man am Anfange der<lb/> Buchdrukkerei nur auf Eine Seite drukte.<lb n="20"/> </p> <p>Ich weis, einen geſchriebenen Spas verzeiht man eher als einen<lb/> geſagten; aber wenn du wüſteſt daß ich mehrere Scherze aufopfere als<lb/> niederſchreibe und nicht dem Geſchmakke, ſondern der Freundſchaft auf-<lb/> opfere: ſo würdeſt du völlig dem Feinde Luthers, dem Tezel gleichen,<note place="right"><ref target="1922_Bd#_150">[150]</ref></note><lb/> der eine Ablaskrämerei trieb und mithin auch Sünden gegen die<lb n="25"/> Freundſchaft gern vergab.</p><lb/> <p>Vom Doppelmaier hab’ ich Schilderungen gehöret, die ihn zum<lb/> ſchlechteſten Menſchen machen. Wer wird im kalten Rusland die<lb/> erſtarte Schlange in ſeinen Buſen wieder nehmen und ſie erwärmen,<lb/> damit ſie ihn ſteche? — Die Materialien zu ſeinem Buche von der<lb n="30"/> Spiesglastinktur hat ihm der Apotheker Fiſcher vorgeſtrekket. —<lb/> Stelle dir vor: der Doppelmaier wolte einmal ein Buch drukken laſſen,<lb/> das lauter mediziniſche Erfahrungen enthielt, die er ſich alle ſelbſt er-<lb/> ſonnen hatte und von denen keine wirklich war. Er las das Buch ſeinen<lb/> Freunden vor: und doch iſt dies noch kein ſchwarzer <hi rendition="#g">Flek</hi> zu ſeinem<lb n="35"/> Karakter, ſondern blos eine einzige krumme Linie im Umriſſe deſſelben.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [141/0165]
„Eine Neuigkeit, die vielleicht noch nicht bis nach Hof gekommen.
„Der Prof. Klodius iſt tod. Ich erwarte ein kleines Leichengedicht auf
„ihn von dir: denn du muſt nun anfangen, in Verſen dich zu üben und
„er iſt ein Gegenſtand, der zum Glük ſo gros nicht iſt, als daß du mit
„deinen unausgewachſenen Flügeln noch nicht zu ihm hinaufkönteſt. 5
„Meine Bücher vermehr’ ich täglich und mit der Zeit hoff’ ich eine
„hübſche anſehnliche iuriſtiſche Bibliothek aufſtellen zu können, der
„ich eine andere ſatiriſche Bibliothek, welche dich zum Verf. hat, gegen
„über ſezen werde. Du wirſt dem Hiob gleichen, der nach allen Ver-
„ſuchungen und nach allem Kreuztragen, doch noch Söhne und Töchter 10
„zeugte.
„Ich ſchrieb dir einmal: ich könte dir nur Hausmanskoſt vor-
„ſezen. Dieſer Brief trägt gar nur Schaueſſen auf. Wenn ich heute
„nachläſſiger und unpolirter als ſonſt ſchreibe: ſo verdien’ ich einiges
„Lob dafür: denn ich habe deinen Briefſtyl mir zum Muſter vor- 15
„geſtellet, der was Konſtrukzion und Wolklang angeht kaum nach-
„läſſiger ſein könte. Lebe wol, unſere wechſelſeitigen Scherze thun
„unſerer Freundſchaft nichts.“
Ich kan nur Eine Seite beſchreiben, wie man am Anfange der
Buchdrukkerei nur auf Eine Seite drukte. 20
Ich weis, einen geſchriebenen Spas verzeiht man eher als einen
geſagten; aber wenn du wüſteſt daß ich mehrere Scherze aufopfere als
niederſchreibe und nicht dem Geſchmakke, ſondern der Freundſchaft auf-
opfere: ſo würdeſt du völlig dem Feinde Luthers, dem Tezel gleichen,
der eine Ablaskrämerei trieb und mithin auch Sünden gegen die 25
Freundſchaft gern vergab.
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Vom Doppelmaier hab’ ich Schilderungen gehöret, die ihn zum
ſchlechteſten Menſchen machen. Wer wird im kalten Rusland die
erſtarte Schlange in ſeinen Buſen wieder nehmen und ſie erwärmen,
damit ſie ihn ſteche? — Die Materialien zu ſeinem Buche von der 30
Spiesglastinktur hat ihm der Apotheker Fiſcher vorgeſtrekket. —
Stelle dir vor: der Doppelmaier wolte einmal ein Buch drukken laſſen,
das lauter mediziniſche Erfahrungen enthielt, die er ſich alle ſelbſt er-
ſonnen hatte und von denen keine wirklich war. Er las das Buch ſeinen
Freunden vor: und doch iſt dies noch kein ſchwarzer Flek zu ſeinem 35
Karakter, ſondern blos eine einzige krumme Linie im Umriſſe deſſelben.
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(2016-11-22T14:52:17Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Markus Bernauer, Matthias Boenig: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2016-11-22T14:52:17Z)
Weitere Informationen:Die digitale Edition der Briefe Jean Pauls im Deutschen Textarchiv basiert auf der von Eduard Berend herausgegebenen III. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe mit den Briefen Jean Pauls. Die Bände werden im Faksimile und in getreuer Umschrift ohne Korrekturen vollständig zugänglich gemacht. Nicht aufgenommen, da in der hier gewählten Präsentation kaum nutzbar, sind Berends umfangreiche Register über die III. Abteilung in Band III/9, die in das elektronische Gesamtregister über die Briefe von und an Jean Paul eingegangen sind. Das bedeutet: Aufbewahrungsorte von Handschriften sowie veraltete Literaturverweise blieben ebenso bestehen wie die Nummern der von Jean Paul beantworteten Briefe oder der an ihn gerichteten Antworten, Nummern, die sich auf die Regesten in den digitalisierten Bänden beziehen und nicht auf die neue IV. Abteilung mit den Briefen an Jean Paul (s. dort die Konkordanzen). Eine andere, briefzentrierte digitale Edition der Briefe Jean Pauls ist derzeit als Gemeinschaftsprojekt der Jean-Paul-Edition und der Initiative TELOTA in Vorbereitung. Die Metadaten dieser Ausgabe sowie veraltete Verweise in den Erläuterungen werden dort so weit als möglich aktualisiert. Die Digitalisierung wurde durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert.
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